'Im Land der weißen Wolke' - Seiten 557 - 682

  • Gwyn konnte ihren Schwiegervater gerade noch davon abhalten, seine eigene Enkeltochter zu vergewaltigen. Gut, dass er Schwiegertochter von Anfang an begehrt hat, konnte ich nachvollziehen.
    Das er aber nun auch noch ein Auge auf seine Enkeltochter geworfen hat, finde ich von der Dramaturgie her zu überzogen. Die Figur des Gerald wird zusehends eindimensionaler. Schade eigentlich. Ich mag Personen, die sowohl gute als auch schlechte Seiten haben. Bislang sind alle entweder nur gut oder nur böse.

  • Mag schon sein, dass Gerald Warden etwas eindimensional erscheint, aber so unlogisch kommt mir sein Vergewaltigungsversuch seiner Enkeltochter nicht vor.


    Er war in meinen Augen schon immer ein gewalttätiger und herrschsüchtiger Mann und ist jetzt sehr verbittert, dass seine Familie auseinander zufallen droht.
    Und sein Alkoholkonsum hat sicher sein übriges getan, um seine Hemmungen abzubauen und verschärft so seine schrecklichen Charakterzüge.


    Was mich etwas stört, ist, dass Paul ein so durch und durch schlechter Mensch ist/dargestellt wird.
    Sicher ist er das geworden, denn er hat ja nur Ablehnung von seiner Mutter erfahren und hat sich seinen Großvater als Vorbild genommen.


    Aber, wie schon erwähnt, ist das schon sehr heftig, wie ablehnend sich Gwyn gegenüber Paul verhält.
    Irgendwie denkt man doch, ein gewisses Mass an Mutterliebe müsste Gwyn für ihren Sohn aufbringen können.
    An dieser Stelle ist mir das dann doch etwas zu Schwarz-Weiss: die über alles geliebte Tochter Fleur und der verhasste Sohn Paul.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Dass Gwyn ihn Paul nicht lieben kann, und dass Paul sich dadurch nicht zum Besten entwickelt hat, finde ich nachvollziehbar. Was mich ein wenig verwiirt hat, ist, dass erwähnt wird, dass er nichts gutes von den Maori denkt wie sein Großvater, er dann aber wiederum so viel mit seiner Ziehschwester unternimmt. Nachdem er quasi bei den Maori aufgewachsen ist, erscheinen mir Vorurteile gegen sie auch nicht wirklich schlüssig.


    Nun wird also James gejagt, und Fleur erfährt in der Notsituation, dass er ihr Vater ist. Schön, dass sie ihre Mutter durchschaut und erkennt, dass sie James liebt, obwohl diese es bestreitet.


    Ein wenig zu vorhersehbar und ein wenig viel Zufall war mir dann die Begegnung zwischen Fleur und James. Eben noch erzählt Gwyn, dass sie im Hochland eine Nadel im heuhaufen ist und schon hat Fleur eine andere Nadel im heuhufen gefunden, kaum ist sie losgeritten. Und dann finden auch die Jäger direkt James und fast auch Fleur, das ging mir alles zu schnell, keiner musste groß suchen.


    Ich hoffe, James kann sich befreien, ich rechne da schwer mit Gwyn, hoffentlich kann sie ihm helfen.


    Daphne hat es also geschafft, ihren eigenen Plan wahrzumachen und Fleur hat glücklicherweise auch Ruben schnell gefunden, schön, dass sie heiraten werden.


    Ich bin wirklich gespannt, wie es weitergeht, abgesehen von den kleinen Kritikpunkten gefällt es mir immer noch sehr gut und hat mich gefesselt. Mal schauen, ob ich es heute nacht schaffe, ins Bett zu gehen, bevor ich durch bin. :lache

  • Zitat

    Original von Bookworm
    Ein wenig zu vorhersehbar und ein wenig viel Zufall war mir dann die Begegnung zwischen Fleur und James. Eben noch erzählt Gwyn, dass sie im Hochland eine Nadel im heuhaufen ist und schon hat Fleur eine andere Nadel im heuhufen gefunden, kaum ist sie losgeritten. Und dann finden auch die Jäger direkt James und fast auch Fleur, das ging mir alles zu schnell, keiner musste groß suchen.


    Das sehe ich genauso, immer wieder gibt es Zufälle, die sich zwar so ereignet haben könnten, aber doch recht unwahrscheinlich sind...


    Pauls Entwicklung habe ich geahnt. Das aus der Vergewaltigung erstandende Kind konnte nicht nett und freundlich sein... Man braucht ja noch jemand Bösen, da Gerald auf die Dauer mit seiner ständigen Trinkerei ein wenig eintönig wird. :rolleyes
    Paul ist einfach nur mies. Das kann man als unglaubwürdig bezeichnen, aber mir erscheint diese Person glaubwürdiger als zum Beispiel der rettende Engel George. Wie der seine Schwester hintergeht und verrät! :fetch Der wird noch für mehr Probleme sorgen, auch mit seiner Art gegenüber den Maori!


    Helen tritt irgendwie ein wenig zurück, ich habe das Gefühl, dass die Geschichte der Wardens sehr viel mehr Raum einnimmt, als die der O'Keefes, auch wenn die beiden Familien bald in eine übergehen werden...

  • Ich bin noch nicht ganz durch mit diesem Abschnitt. Aber nach wie vor gefällt mir das Buch ganz gut.


    Aber sollte es auf Seite 584 nicht heißen: "Und Ruben geht nächstes Jahr zur Universität..." Es steht im Buch Paul. Paul ist aber nach meiner Rechnung erst 11.


    Wenn wir schon mal bei den Fehlern sind... ;-)
    Und auf Seite 598: "Wir sehen uns bald" - Da steht im Buch "Wie.... ".


    Ich geh nun wieder :lesend

    Ich lese gerade:
    Drachenfrau von Hildegunde Artmeier

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Primavera ()

  • Zitat

    Original von bartimaeus


    Jetzt hast du dich selbst vertippselt: Dort steht "wie" :-)


    Danke bartimaeus. Da hab ich mich doch glatt auch vertippt. :bonk Aber im Buch "wie" passt doch nicht oder seh ich da den Bezug irgendwie falsch?

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Gwyn konnte ihren Schwiegervater gerade noch davon abhalten, seine eigene Enkeltochter zu vergewaltigen. Gut, dass er Schwiegertochter von


    Was mich bisschen gewundert hat, dass er nie auf die Idee gekommen ist, dass Fleur nicht seine Enkelin ist. Oder war das so unvorstellbar. Aber zum Glück weiß er davon ja nichts.


    Paul wird mir immer unsympathischer. Aber ohne Mutterliebe - was soll da schon rauskommen?


    Bin gespannt, wie es James ergeht. Ob er wohl lebend davon kommt? Ich hoffe es, aber sicher bin ich mir nicht.

  • Ja, Paul entwickelt sich immer mehr zum Ekel. Er hat ja auch keinen mit dem er reden könnte ... Gerald umgibt sich auch nur mit ihm um Gwyn eins auszuwischen ... Da Gwyn nie Muttergefühle und Liebe für Paul empfunden hat hat er da auch nicht viel zu erwarten ... und Fleur ist die Schwester, die von der Mutter über alles geliebt wird, also :der Feind! Er kommt mit Marema aus weil die ja (mehr oder weniger) in ihn verliebt ist und seine Launen an ihr abprallen ...

  • Zitat

    Original von Primavera
    Was mich bisschen gewundert hat, dass er nie auf die Idee gekommen ist, dass Fleur nicht seine Enkelin ist. Oder war das so unvorstellbar. Aber zum Glück weiß er davon ja nichts.


    Ich glaube, Gerald hat seinen Sohn wirklich nie gekannt und sich auch nie wirklich für ihn interessiert.


    Für ihn war er einfach eine Enttäuschung und soweit hat er wohl gar nicht gedacht.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Das :write ich so auch. Gerald Warden hatte für mich eine Art Scheuklappenblick. Seine Mitmenschen interessierten ihn gewiss nicht in ihrer Einzigartigkeit, sondern nur, wie sie für ihn funktionieren können. Das zeigt sich ja auch in seinem Bemühen, seiner Enkeltochter einen "passenden" Ehemann zu finden.


    Beim Treffen zwischen Fleur und James kam mir als erstes der Gedanke, dass es ja wohl doch einfach sei, jemanden im Busch zu finden. Oder wollte James seine Tochter treffen? Er schien sich doch auszukennen und hat sie bestimmt schon von weitem gesehen.

  • Es sind schon viele unwahrscheinliche Zufälle, aber die machen das Buch doch erst so richtig schön.


    Es wäre doch blöd zu lesen, das James in dem einen Tal mit den Schafen ist und Fleur direkt an ihm vorbeireitet, ohne ihn zu bemerken.
    Außerdem sind die Beiden auch nur durch die Hunde aufeinander aufmerksam geworden. Da stand doch was von einer optischen Täuschung in dem Buch.


    Gerald merkt wahrscheinlich nicht, dass Fleur nicht seine Enkelin ist, weil sie Gwyn wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Da würde ich auch nichts vermuten. Außerdem ist er so mit seinem Alkohol beschäftigt, dass er für sowas keine Zeit hat.


    Paul ist echt ein bösartiger kleiner Junge. Aber wer wäre nicht auf seine Schwester böse, wenn man wüßte, dass sie geliebt wird und man selbst nicht?


    Ein wirklich schönes und romantisches Buch, das förmlich nach einem Happy End schreit.

  • Schönes Gefühl, wenn ein Buch einen so richtig an sich bindet. Wenn man selber Hass auf die "Bösen" entwickelt und Rachegelüste hegt, wenn man sich schützend auf die Seite der Maori stellen möchte, wenn man sich über gelungene Fluchtversuche freut, sich über Hinterhältigkeiten und Vergewaltigungsversuche ärgert, wenn man auf das Überleben eines Freundes hofft oder die Stärke und Besonnenheit der liebgewonnenen Charaktere bewundert, dann weiß man, dass man so richtig in der Geschichte versunken ist.


    Ja, ich könnte auch das ein oder andere kritisieren (wieder mal das Thema "konstruierte Situation" contra "Wahrscheinlichkeit") oder über die Schwarz-Weiß-Malerei im Hinblick auf Paul und Fleurette sinnieren, aber eigentlich hat mich das gar nicht so wirklich gestört. Das ist halt die Freiheit, sie man einem Autoren lassen sollte. Da kann ich dann auch mal ein Auge zudrücken und mich einfach an der mitreißenden Geschichte erfreuen.


    So, und jetzt möchte ich wissen, wie Teil 1 endet. ;-)


    Viele Grüße :wave Xyrion

  • Ich will ich mal zu dem weiter gefassten Thema Wahrscheinlichkeit und unwahrscheinlichkeit im Roman und hier insbesondere im historischen Roman äussern, da hier so viel davon de Rede ist.


    Meine bescheidenen Ansicht nach ist das Problem jedes Romans, insbesondere dessen, der eine Entwicklung in der Historie (also nicht nur eine historische Person) zum Thema hat, das am Beispiel weniger Protagonisten alles dargestellt werden muß, was in der Zeit passiert ist. In der Realität- das sieht man sehr schön in diesem Buch- ist eben häufig über lange Zeit nichts passiert, als das die Zeit ereignislos verging. Andererseits muß um alles was an Entwicklung in Neuseeland zwischen 1850 und 1880 vorging an Entwicklung eben auch alles in den Familien Warden und O´Keefe vorkommen, sei es die wirtschaftliche Entwicklung der Schaf- und Rinderzucht, der Goldrausch, die Verstätterung, Walfang und Kohlegruben, die Auseinandersetzung mit den Maoris, Tod und Vergewaltigung, das ist alles historisch passiert aber nie- und das gilt jetzt für alle Romane dieser Art-in einer einzigen Familie. Das zwingt den Autor unwahrscheinlich klingende Entwicklungsstränge zu konstruieren, weil wahrscheinlich wäre eben gar nichts passiert und über gar nichts zu schreiben und damit gähnende Langeweile zu verbreiten können sich nur Literaturnobelpreisträger leisten.


    Deshalb erwarte ich von einem Roman, der die Entwicklung eines Landes am Beispiel einer Familiengeschichte erzählt nichts anderes und die Erwartungshaltung prägt den Lesegenuss.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich will ich mal zu dem weiter gefassten Thema Wahrscheinlichkeit und unwahrscheinlichkeit im Roman und hier insbesondere im historischen Roman äussern, da hier so viel davon de Rede ist.


    Meine bescheidenen Ansicht nach ist das Problem jedes Romans, insbesondere dessen, der eine Entwicklung in der Historie (also nicht nur eine historische Person) zum Thema hat, das am Beispiel weniger Protagonisten alles dargestellt werden muß, was in der Zeit passiert ist. In der Realität- das sieht man sehr schön in diesem Buch- ist eben häufig über lange Zeit nichts passiert, als das die Zeit ereignislos verging. Andererseits muß um alles was an Entwicklung in Neuseeland zwischen 1850 und 1880 vorging an Entwicklung eben auch alles in den Familien Warden und O´Keefe vorkommen, sei es die wirtschaftliche Entwicklung der Schaf- und Rinderzucht, der Goldrausch, die Verstätterung, Walfang und Kohlegruben, die Auseinandersetzung mit den Maoris, Tod und Vergewaltigung, das ist alles historisch passiert aber nie- und das gilt jetzt für alle Romane dieser Art-in einer einzigen Familie. Das zwingt den Autor unwahrscheinlich klingende Entwicklungsstränge zu konstruieren, weil wahrscheinlich wäre eben gar nichts passiert und über gar nichts zu schreiben und damit gähnende Langeweile zu verbreiten können sich nur Literaturnobelpreisträger leisten.


    Deshalb erwarte ich von einem Roman, der die Entwicklung eines Landes am Beispiel einer Familiengeschichte erzählt nichts anderes und die Erwartungshaltung prägt den Lesegenuss.


    :write
    Hätte ich nie besser sagen können.

  • Der ausgeglichene, nette Ruben und die selbstbewusste Fleur sind ein schönes Paar.
    Geschickt, wie ihre Liebesgeschichte beim Leser durch das heimliche Beobachten Pauls eingeführt wird.
    Paul tut mir Leid, er ist zwar ein kleiner Spanner und Verräter, aber er ist ja auch erst 11.
    Mit dem skrupellosen, versoffenen Gerald als Vaterfigur und von der Mutter verständlicherweise ungeliebt, hatte er kaum eine Chance sich besser zu entwickeln.


    Wie sich Gerald und Howard beide gegen Ruben wenden, zeigt, dass sie von gleicher Art sind.
    Ich habe für beide keine Sympathien mehr übrig.


    Weiter geht es bei mir auf Seite 600. :lesend

  • Das sogenannte"Konstruierte" gefällt mir gerade so.
    Ich fand es schön, dass sich Vater & Tochter endlich treffen konnten.
    Hoffentlich nicht zum letzten Mal.....


    Und die beiden Hunde kannten sich, können gut weit riechen, also ist es doch wieder logisch, dass sie sich treffen. :-]



    Das von Helen nicht mehr so viel kommt finde ich auch schade, nur was sollte kommen?
    Sie lebt noch immer mit Howard zusammen, denkt nicht daran, sich zu befreien (Wie auch) was soll groß passieren.
    Vielleicht kommt ja noch was im nächsten Abschnitt.


    Auch sehr schön wieder von Daphne & den Mädels zu lesen, wie geschickt sie sich aus den Fängen der Puffmutter "gerettet" hat und sich nun selbständig gemacht hat.
    Nur, dass sie in Fleur nicht Gwyn erkannt hat bei der Ähnlichkeit, fand ich etwas komisch.


    Und nun der vorerst letzte Abschnitt :-(
    Ich kann mich noch gar nicht von den Figuren lösen. Lange war ich nicht mehr so eingetaucht in einem Roman und konnte so mit den den Protagonisten mitleben.


    Es wird Zeit, dass der Mai bald kommt :grin

  • Auf den Gedanken, Daphne könnte Gwyn in Fleur erkennen, bin ich ehrlich gesagt, keine Sekunde gekommen. Schließlich liegen zwanzig Jahre zwischen den Begegnungen, Daphne kannte Gwyn gerade mal drei Monate und sie war erst 13. Und danach sah sie tausende Gesichter - allerdings hauptsächlich Männer, ganz absurd ist die Idee also nicht. Zumal Daphne ein hervorragendes Gedächtnis hat. Aber wie gesagt - bei mir hat's nicht 'klick' gemacht.

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