Also einerseits soll die Handlung nicht vorhersehbar sein, aber andererseits die Gedankengänge nicht fehlinterpretierbar. Beides zusammen finde ich jetzt übertrieben.
Ich sehe das anders mit Helens Berufschancen: Eine Witwe und eine geschiedene Frau (Wer hätte sie überhaupt scheiden sollen? Klar, ein Richter in Christchurch. Aber da musste sie erst mal sein, und dann musste sie ihr Seelenleben vor einem wildfremden Mann ausbreiten - "Was wollen Sie denn, gute Frau? Wie es aussieht, sorgt Ihr Mann doch für Sie, er schlägt sie nicht übermäßig, er betrügt Sie nicht ... Dass er Ihnen kein Luxusleben bietet, können Sie ihm nicht vorwerfen ..." - alles völlig unmöglich für die prüde Helen.) waren damals zwei gänzlich verschiedene Schuhe. Einer Witwe griff man unter die Arme, sie wurde bedauert, aber einer Geschiedenen hing etwas von Halbwelt an.
Und was das Ausgebrannte angeht: Habt Ihr mal jahrelang Wasser aus einem Ziehbrunnen geholt? Den Ofen vor dem Heizen erst mal mit Holz auffüllen müssen, das dann nicht brannte, weil's feucht war? Bei Howards Arbeitsauffassung musste Helen es wahrscheinlich noch hacken ... Gemüse musste ausgebuddelt werden, Fleisch ausgenommen. Vor jedem Einkauf musste das Maultier gesattelt und über mehrere Meilen weit geritten werden. Das alles geht an die Substanz, da hat man irgendwann keine Energie mehr, sich mit einem Rundumschlag zu befreien, erst recht, wenn man auf die fünfzig zugeht und eben keine schnelle Verbesserung zu erwarten ist, sondern neue Demütigungen. Es ist schon sehr heroisch von Helen - aber sie braucht es wohl auch für ihr Selbstbewusstsein, um nicht gänzlich zu versinken - dass sie die Maorikinder unterrichtet. Aber es waren halt Maorikinder. Das wird ihr doch bei den Pakeha nicht als 'Berufserfahrung' angerechnet! Für mich war Helens Lage hoffnungslos, allenfalls hätte sie bei George unterkriechen können. Aber das hätte ihr Stolz nun erst recht nicht zugelassen.