Krimi regional

  • Hallo Leute,


    mich beschäftigt die Tage - ich lese gerade "Der Tote im Tann" von Hannes Wildecker, erschienen im Verlag Matergloriosa, Trier - die Frage der Regionalgeschichten.


    Da bietet der Emons Verlag eine Auswahl vom Aachen Krimi bis hin zum Stuttgarter Krimi an; da gibt es die Eifelkrimis und den Tatort Niederrhein - und eben den Tatort Hunsrück.


    Die Verlage mögen so was anscheinend.
    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass mit Büchern, die einen derartigen Stempel aufgedrückt bekommen mehr umgesetzt werden kann.


    Heimatgeschichten. In Ordnung. Das interessiert von vorne herein nur solche, die sich eh für diese Region interessieren (wie regional ist so eine Region?). Oder das Buch ist so gut geschrieben, dass es um seiner selbst Willen gekauft wird.


    In der Saarbrücker Zeitung wurde vor ein paar Jahren ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein bestimmter Kriminalroman im Saarland spielt. Obwohl der Kommissar ein Hamburger, und nichts typisch saarländisches in diesem Buch zu lesen war, obwohl man das doch hätte vermuten können. Orte und Handlung hätten genauso gut aus und in Hessen sein können. Also eine Mogelpackung.


    Wie denken die Schreiber hier über diese Art des Schreibens und der Vermarktung?
    Lohnt es sich wirklich einen Regionalroman zu schreiben? Oder erhöht es einfach nur die Chancen gedruckt zu werden?


    Wie sehen die Leser das?
    Ist das für euch ein Grund so ein Buch zu kaufen?
    Noch anders gefragt: Würdet ihr ein Buch unbedingt lesen wollen, nur weil es in eurer Gegend spielt?
    Wie genau müsste sich dann der Autor an die Lokalität halten?
    Müsste das Ärztehaus auch wirklich an dem benannten Fleck stehen?

  • Hi,


    habe vor ein paar Jahren einige Krimis aus der Köln-Krimi Reihe gelesen. Seinerzeit wirklich gekauft, weil sie hier in Köln spielen und ich neugierig war, ob ich die Schauplätze kenne.


    Wenn ein Autor bewusst Köln als Schauplatz wählt, ist es mir schon wichtig, dass der Dom nicht plötzlich in Ehrenfeld steht ;-)
    Ich erwartet also , dass der Autor sich genauestens an die Lokalitäten hält.


    Viele Grüße


    Anke

  • Ich mag in Deutschland spielende Bücher generell nicht so gerne, viel lieber sind mir andere Länder (und Zeiten).
    Und ein Buch, das in Städten spielt, die ich kenne, würde ich auch nicht wollen - eben weil ich diese Orte schon kenne ;-)
    Ich lese doch, um was anderes zu erleben als den täglichen Alltag. :-)

  • Ich als Leser mag Regionalkrimis. Respektive, Romane, deren Schauplätze ich kenne. Ich guck mir auch mit Vorliebe den heimischen Tatort an. Kenn ich die Locations? Seh ich sogar jemanden als Statisten, den ich kenne? Ah guck, da ist der Bäcker! Und meine Stadtbahnlinie!


    Das ist so ein gewisser Heimvorteil beim Lesen. Ich hab vor einiger Zeit eine Antho mit Stuttgart-Krimis gelesen, da spielte ein Fall in Esslingen. Und *da* kenne ich mich wirklich gut aus. Der Detektiv verfolgt den Ganoven quer durch die Altstadt. Ich kannte dort jedes Eck, es war wie im Film ... oder als würde ich den beiden selber hinterherwetzen.


    Doch, das gibt dem Leseerlebnis nochmal eine zusätzliche Qualität.


    Es sollte natürrrrlich nicht so sein, dass der Krimi nur mit Ortskenntnis funktioniert. Ich hab auch schon mit Vergnügen so genannte Regionalkrimis gelesen von Städten, in denen ich meiner Lebtag noch nicht war.


    Wenn es bei den Tatorten funktioniert, dass jede Region ihre Lokalmatadoren hat, warum sollte es bei Romanen nicht klappen?

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Erst einmal vielen Dank für eure Antworten.


    Hallo Leserättin,


    Zitat

    Und ein Buch, das in Städten spielt, die ich kenne, würde ich auch nicht wollen - eben weil ich diese Orte schon kenne Augenzwinkern


    Aber das ist doch, oder sollte doch der Reiz von Regionalgeschichten sein, den Ort erkennen und sich mit ihm identifizieren können, ganz wie Vandam schreibt.


    Deshalb bin ich nun auch ein wenig vom Tatort Hunsrück enttäuscht: ich finde die genannten Orte auf der Landkarte nicht.
    Und da wären wir bei der Antwort von Bouquineur. Die Kirche im Dorf. Fragt sich nur in welchem Dorf. Der Autor hat Trier und Hermeskeil (klar, gibt es) benannt. Und er hat versucht Fremdenverkehrswerbung zu machen : "Der Hunsrück ist schön." Prima, aber warum ist er schön? Was ist das Besondere an ihm?


    Tatort Münster oder die Serie "Wilsberg" im ZDF kennt ihr wahrscheinlich alle. Vor ein paar Jahren war ich in Münster, übers Wochenende. Wenn ich Lieffers oder Lansink in Aktion sehe, dann erkenne ich die Örtlichkeiten. Dort war ich spazieren; oder dort habe ich gegessen; oder dort spielt sich sein Antiquariat ab ...


    Gut - Dörfer, kleine Städte zu zeigen oder authentisch rüber zu bringen ist nicht leicht; ohne den zugehörigen Menschen auf die Füße zu treten. Aber ist nicht gerade das der Reiz? Etwas, was sich in einem kleinen Ort abspielt so zu bringen, dass es sich auch nur dort abspielen könnte, etwas ganz spezifisches, aber ohne die Leute zu verunglimpfen?


    Ich habe mit dem Gedanken gespielt eine Kleinstadt zum Hauptschauplatz zu machen und die Örtlichkeit nicht zu verändern. Die Polizei sollte dort residieren, wo sie ist. Nur das Innenleben und die Menschen, die genannt werden, sollten fiktiv sein. Aber kommt man da nicht in Gefahr, dass die Leute das dann für bare Münze nehmen?


    Oder ist es da wirklich einfacher seine eigene Kleinstadt in die Pampa zu setzen und sich seine Bewohner zusammenreimen und mit den bestehenden zu koppeln, etwa Zappe zwischen Köln und Bonn setzen und ein Eigenleben entwickeln lassen und Köln und Bonn mit ein zu beziehen?
    Ist es dann noch ein Regionalkrimi?
    Klar, aber kein echter - oder?
    Verstehe, doch lieber alles in der Großstadt spielen lassen. Wäre auch verkaufsfördernder ...

  • Wenn es wirklich authentisch rueberkommt, sind Regionalkrimis/geschichten durchaus interessant fuer mich als Leser. Wilsberg steht da fuer mich ganz obenan, weil ich eben Muenster kenne. Und ich hab wirklich laut gelacht, wenn ich typisch muenstersche Momente erkannte. Ich hab nur einmal eine Fernsehsendung sehen koennen und fand es nicht soooo gut, weil das sehr typisch lokale zugunsten des bundesweiten Publikums sehr eingeschraenkt war.


    Gut geschrieben und authentisch ist es z.B. auch, wenn ein Ort so beschrieben wird, dass man sofort weiss wo es ist, obwohl der Name des Ortes (noch) nicht genannt wurde. Das ist mir auch mit Kehrers Krimi Killer nach Leipzig sehr positiv aufgefallen. Oder auch bei Rebecca Gables Beschreibungen der Normandie in Das zweite Koenigsreich sehr gut gelungen, so gut, dass es auch deswegen mein Lieblingsbuch dieser Autorin ist.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Charly
    Wie sehen die Leser das?


    Ich lese gern Regionalkrimis. Besonders wenn sie in Gegenden spielen, die ich kenne. Mir gefällt das, wenn ich genau weiß, wo die Personen gerade unterwegs sind. Dann müssen die Ortsbeschreibungen aber auch stimmen. Gleichzeitig muss aber die Stimmung passen. Wenn ich z.B. die Kommissar Kluftinger Krimis lese, fühle ich mich wie im Allgäu-Urlaub, da kommt für mich die Atmosphäre gelungen rüber. Vor kurzem habe ich einen Stuttgart-Krimi gelesen, da habe ich zwar den Stadtplan wieder erkannt, aber ansonsten kam wenig Stuttgart-Feeling auf. Da war ich enttäuscht.
    Wichtig für meinen Lesespaß ist aber auch, dass die Krimi-Handlung passt, nur der Regionalbezug allein reicht nicht.


    Ab und zu lese ich auch gern Regionalkrimis von Gegenden, die ich nicht kenne, die mir aber das Gefühl geben, die Region beim Lesen ein bißchen kennenzulernen. z.B. die Inselkrimis von Sandra Lüpkes.

  • Hallo Charly,


    ich möchte mich als betroffene Autorin zu Wort melden.


    Für den Start in die Verlagswelt kann ich Regionalkrimis uneingeschränkt empfehlen. Ich bekomme eine tolle Leserresonanz. Die Leute lieben es, wenn ich sie an der Hand nehme und durch unsere schöne Stadt führe. Sie verzeihen einem, wenn man das Mörderhaus erfindet, oder eine schöne Klinik auf den Berg setzt, wo sie nicht hingehört. Ich spiele auch gern mit realen Namen, lasse echte Personen auftreten, sitze in realen Restaurants... Das erfordert allerdings Fingerspitzengefühl, denn eigentlich sollte man jeden vorher um Erlaubnis fragen, ob er im Buch mitspielen will. Ich bin da etwas großzügig, wenn die Leute nur einen kurzen Auftritt haben. Für die Verwendung von Brenner's Parkhotel habe ich mir natürlich das Okay geben lassen, aber dass der Direktor mit echtem Namen auftritt und einen Satz sagt, war eine Überraschung für ihn.


    Baden-Baden ist allerdings eine kleine Stadt, und damit habe ich ein wenig zu kämpfen. Schon in der nächsten größeren Stadt Karlsruhe sitzen die nächsten regionalen Krimiautoren, so dass mein Verbreitungsgebiet also relativ klein ist. Das ärgert mich ein wenig, denn man kommt aus der Schiene nicht heraus. Die Verlage bieten Regionalkrimis nicht überregional an, bewerben sie nicht außerhalb der Region. Das ist erst einmal kein Problem, wenn man Anfänger ist, aber es bietet, gerade bei kleinen Orten, wenig Entwicklungsmöglichkeiten.


    Mit der Auflage kann ich eigentlich zufrieden sein, dank Mund-zu Mund-Propaganda und Eulen-Lob :kiss . Aber reich wird man nicht. Ich habe schon oft Durchhänger, wenn ich mir überlege, dass ich das ganze Jahr hart und fleißig arbeite und dann gerade mal 75 Cent pro Buch verdiene, und das auch noch versteuern muss. Davon kann ich noch nicht mal meine Krankenversicherung bezahlen.


    Umso mehr freut es einen, wenn man positive Resonanz erhält. Gerade an schlimmen Tagen trifft es sich oft, dass mir irgendein Unbekannter aus heiterem Himmel eine Mail schreibt und mir mitteilt, wie sehr er oder sie sich über meinen Krimi gefreut hat. Das motiviert.


    Ich stell hier mal einen Link ein, ist nicht ganz vollständig, aber vielleicht doch recht informativ für dich: http://www.inside-b.de/upload/Files/104_105_IB_1007.pdf

  • Zitat

    Original von Rita
    Die Verlage bieten Regionalkrimis nicht überregional an, bewerben sie nicht außerhalb der Region.


    Stimmt, das hat mich echt gewundert, dass Deine Baden-Baden-Krimis hier in Stuttgart schon nur auf Nachfrage zu finden sind und nicht so richtig präsentiert werden. Klar ist Baden-Baden nicht gleich nebenan - aber so weit weg dann auch wieder nicht...

  • Hallo,


    eigentlich las ich meist amerikanische Krimis und Thriller, da die für mich einfach meisterhaft sind und ich noch niemals enttäuscht wurde.


    Aber ich habe inzwischen auch ein paar Regionalkrimis gelesen und muss sagen, dass es witzig ist, Orte wiederzuerkennen oder gar Lokalitäten.


    Charly
    bist du denn nicht bei den mörderischen Schwestern oder bei anderen Vereinigungen - da kommen immer ganz gut Krimilesungen zustande und das bringt auch wieder Verbreitung. Ich war z.B. beim Münchner Krimfestival schon auf einigen Lesungen und mir gefällt das meist sehr gut. Vor allem finden diese Krimilesungen in außergewöhnlichen Locations statt - Gefängniszelle, bei der Polizei, im Lesesaal der Pathologie usw. Tolle Events.


    Gruß
    Donny

    Ich liebe Bücher - ihren Geruch, sie anfassen - ich liebe Texte - mal Humor - mal Spannung pur - mal romantisch - mal frech

  • Ich sehe im Fernsehen auch gerne Tatorte, die an mir bekannten Orten spielen, oder freue mich, wenn ich bei amerikanischen Filmen ein Stück mir bekanntes Manhatten finde etc. Bei Büchern habe ich es nicht oft erlebt, dass mir bekannte Schauplätze vorkamen. Aber wenn, dann habe ich es gerne authentisch. Wenn man den Eindruck hat, ein Ort wurde willkürlich gewählt und wäre vom Namen her jederzeit austauschbar, obwohl die Geschichte angeblich dort spielt, dann ist das für mich zu platt.


    Rita, schade, dass deine Krimis nicht überregional angeboten werden. Aber wenn jede Familie in Baden Baden deine Bücher kauft, dann ist ja auch o.k. ;-)
    Schreibst du eigentlich hauptberuflich?


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Zitat

    Original von Judith


    Rita, schade, dass deine Krimis nicht überregional angeboten werden. Aber wenn jede Familie in Baden Baden deine Bücher kauft, dann ist ja auch o.k. ;-)
    Schreibst du eigentlich hauptberuflich?


    Grüßle,
    Judith


    Hallo Judith,


    wenn meine Bücher nicht überall überregional herumliegen, heißt es natürlich nicht, dass man sie nicht über Nacht überall beziehen kann. ;-) Wie gesagt, angesichts des Marketingkonzepts meines Verlages kann ich ausgesprochen zufrieden sein. Haushaltsabdeckung müsste mittlerweile wirklich bei 100 Prozent liegen. :-] Die Verkaufserwartungen des Verlages wurden jedenfalls bei weitem übertroffen, es muss stets binnen eines Jahres nachgedruckt werden, vom "Grandhotel" war schon nach drei Wochen die Hälfte der ersten Auflage weg.


    Ich denke auch, dass die Leute es honorieren, dass ich in Baden-Baden lebe, also weiß, wovon ich schreibe und was die Bewohner zwischen den Zeilen bewegt.


    Und ja, schreiben ist mein Hauptberuf, deshalb will ich irgendwann davon leben können.


    chiclana , das wiederum ist Sache des Buchhandels: Sie haben eine Partie geordert und super schnell verkauft - prima! Aber leider gibt dann keinen Grund nachzuordern, lieber wird jede Nachfrage einzeln bedient. Frag mich, warum. Ist eben so. Ich war schon sehr stolz, dass ich überhaupt beim Wittwer in Stuttgart auslag.

  • Hallo Beatrix, Jürgen Kehrer schreibt gut, keine Frage, ich habe zehn Bücher von ihm im Regal stehen. Von ihm kann man eine Menge lernen.
    Ich durfte ihn bei einer Benefizveranstaltung, bei der Leonard Lansink die Schirmherrschaft hatte, kennen lernen (ich bin sicher, einen Tag später wusste er nicht mehr wer ich bin – bei der Masse an: darf ich vorstellen, das ist …). Einen Abend vorher haben beide in Münster aus einem Drehbuch gelesen, das war einfach phänomenal.


    Hallo chiclana, ich verstehe was du meinst. Umso dankbarer bin ich dir für deine Rückmeldung. Ich sehe das auch so. Menschen sind überall Menschen. Aber einen Heinz Becker kann es nur im Saarland geben.


    Hallo Rita, du machst mir Mut. Bisher habe ich nur Kurzgeschichten geschrieben. Es soll mein erster Roman werden. Und am besten kenne ich mich halt in meiner näheren Umgebung aus. Aber die Mentalität der Leute hier richtig wieder zu geben, das ist nicht ohne bis schwierig. Auch weil in diesem kleinen Land ziemlich viele Nationen vertreten und integriert sind, mit all den Mischformen. Trotzdem der Ureinwohner unverkennbar ist. Vielleicht lerne ich aus deinem Buch dazu.


    Hallo donny (da sieht man mal wieder wie klein das globale Dorf ist), ich denke nur halt, ein Regionalkrimi ließe sich besser vermarkten, wenn er nicht ausdrücklich als solcher deklariert wird. Wofür lebt der Autor in dieser Region, wenn es ihm nicht gelingt sein Buch dort auch bekannt zu machen?
    Ich könnte mir schon vorstellen, dass eine regionale Figur überregional Gefallen finden kann. Und freue mich zu hören, dass allgemein gehaltene oder allgemein bekannte Schauplätze nicht unbedingt vom Leser bevorzugt werden.
    Die Lokalitäten der Lesungen, die du schilderst, haben etwas für sich. Mein Frisör würde mich auch sofort lesen lassen.


    Hallo Judith, das ist ein wertvoller Hinweis, den du da gibst.

    Bisher ziehe ich die Lehre aus diesem Fred, die Lokalitäten so zu belassen wie sie sind, fiktive Charaktere mit den Eigenschaften der Ureinwohner auszustatten und sie in die Gesellschaft zu integrieren und sie dort ihr Unwesen treiben zu lassen. Uff. Leicht wird das nicht.


    Mittlerweile haben die Verlage nicht mehr so viel Geld für ein groß angelegtes Marketing. Es liegt – auch bei größeren Verlagen – immer mehr beim Autor sein Werk bekannt zu machen. Dazu eignen sich primär Lesungen und Foren wie dieses hier. Und durch Qualität zu überzeugen.

  • Hallo,
    nachdem ich drei Regios und einen Nichtregio veröffentlicht habe, komme ich auch zu dem Schluss: Regio lässt sich in gewisser Weise für den Newcomer leichter vermarkten. Die Lokalblätter sind wohlwollender, als wenn sie etwas über Hinterindien vorstellen sollen.
    Regio macht auch Spaß zu schreiben - nur eben nicht immer. Auch als Autorin möchte man ab und an verreisen und nicht nur auf der Scholle hocken. Darum aus Schreibsicht: ich mag Regios und Nichtregios gleich gerne.
    LG
    Gefion

  • Also mit einer guten Regionalgeschichte einsteigen, was aber nicht heißt, dass man nichts anderes schreiben sollte.


    Vielen Dank für deine Antwort, Gefion.
    Aus welcher Region sind deine Bücher? Würde es dir was ausmachen einen Link zu einem deiner Werke einzustellen?


    Einen Vorteil hat die Geschichte von vor der Tür: Autor braucht weniger Zeit zum Recherchieren.


    Ich bin auf Ritas Buch gespannt und darauf, wie sie echte und erfundene Charaktere verknüpft. Aber wahrscheinlich merke ich den Unterschied gar nicht.


    Ist es nicht ein Reiz an und für sich, in einem Buch Leute wieder zu erkennen, die es real gibt? Oder gibt es da Schwierigkeiten wenn man Tatsachen, die auch so und nicht anders in der Zeitung standen, im eigenen Buch verwendet?
    Zum Beispiel: Als Bürgermeister Claus den Kreisel für den Verkehr freigab, stürtzte ein stockbesoffener Passant auf ihn zu und wollte ihn küssen, erwischte aber die falsche Person und wurde daraufhin in Gewahrsam genommen.

  • Charly,


    streng genommen müsstest du Bürgermeister Claus fragen, ob er etwas dagegen hat, wenn er in deinem Buch namentlich auftaucht.


    Das Personenrecht wird immer strenger, und die Auswüchse arbeitswütiger Rechtsanwälte immer haarsträubender...


    Ich habe mich bei meinen Büchern an das Presserecht zum Thema "Recht am eigenen Bild" gehalten, das heißt, ich persönlich habe es für okay erklärt, wenn jemand am Rande eines anderen Ereignisses beobachtet, wie Bürgermeister Claus von einem unbekannten kusswütigen Passanten angefallen wird. Ich schreibe auch, dass Claus danach ins Cafe Capri am Leopoldsplatz geht und meine Ermittlerin meint, dass es dort den besten Kuchen der Stadt gibt.


    Nur so als Beispiel. Real waren hier also Bürgermeister Claus, das Cafe Capri und die Meinung über den besten Kuchen der Stadt. (Bis jetzt haben sich die anderen Cafes noch nicht beschwert und Bürgermeister Claus hat begeistert drei Bücher für die Verwandten gekauft.) Schwierig wird es, wenn du den genannten Kussvorfall nicht ganz am Rande erwähnst sondern zum Aufhänger oder zu einer größeren Aktion in deinem Buch hernimmst, den Bürgermeister vielleicht sogar noch verdächtigst, diese Sache -weil mitten im Wahlkampf - im Hintergrund gesteuert zu haben, oder wenn du im Cafe Capri ein Eis serviert bekommst, nach dem du anschließend tot zusammenbrichst....


    Da ich früher unseren Volontären an ihren Ausbildungstagen Presserecht beigebracht habe, traue ich mir ein bisschen Fingerspitzengefühl in dieser Sache zu. Aber ich kann dir sagen: Ich habe im "Grandhotel" den realen Namen eines realen Mordopfers genannt und deren Haus für drei Millionen verscherbelt usw... und habe kurz vor der Veröffentlichung erfahren, dass tatsächlich ein Presserechtsanwalt dieses Haus gekauft hatte. Also, da habe ich dann Blut und Wasser geschwitzt. (Ist aber gut gegangen.)

  • Während des Lesens ist es mir eigentlich ziemlich wurscht wo die Handlung spielt.
    Gerade beim Krimi muss der Ort des Geschehens nicht gerade bei mir um die Ecke sein - schlotter schlotter Angst! :lache


    Aber andersrum finde ich es ganz toll, wenn ich irgendwo in Urlaub bin und sehe irgendwelche Bauten oder Plätze und mir fallen dazu Bücher ein!

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Hallo zusammen.
    Ich vermeide es lieber, real existierende Personen zu nennen, bemühe mich, da bewusst Grenzen zu ziehen, damit sich niemand auf den Schlips getreten fühlt.
    Bei regio geht es mir eher um die Örtlichkeiten und um die Dinge, die die Region halt prägen. Und vorne im Buch eine Distanzierung von Realpersonen kann auch nicht schaden.


    Charly : Meine drei regios spielen in Flensburg und Schleswig, meine Heimat. Links zu den Romanen würde ich gerne setzen, weiß aber nicht wie. Kann also nur auf meine Homepage verweisen:
    www.gefionclausen.de
    LG
    Gefion