Herausgegeben von Stefan Wieczorek
Sammlung Luchterhand, 2004, Taschenbuch, 143 Seiten
Rückseite:
Die bedeutendsten Hommagegedichte an Pablo Neruda und Würdigungen seines Werks – zusammengetragen von Stefan Wieczorek zum einhundertsten Geburtstag des Dichters:
Bertold Brecht, Hilde Domin, Hans Magnus Enzenberger, Karl Krolow, Heiner Müller, Peter Weiss u.a.
Zum Autor:
Stefan Wieczorek, geb. 1978 in Aachen, studierte Literaturwissenschaft und Soziologie in Marburg, Utrecht und Bochum und promovierte über Erich Arendt.
Meine Meinung:
Kurz über Pablo Neruda:
1904 geboren. Er war der größte Dichter Chiles und Literaturnobelpreisträger, aber auch Konsul Chiles, Gegner des Faschismus und Mitglied der kommunistischen Partei. Er unterstützte seine Freund Salvadore Allende im Wahlkampf. 1973 starb Pablo Neruda.
Viele kennen bestimmt den Film Der Postmann nach Antonio Skarmetas Roman „Mit brennender Geduld“, in dem Philippe Noiret Pablo Neruda so unglaublich gut darstellte.
Sehr bekannt ist auch Nerudas Autobiographie „Ich bekenne, ich habe gelebt“.
Zu seinen größten Gedichtssammlungen gehören neben dem Epos „Der große Gesang“ auch „Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung“ und „Die Verse des Kapitäns“
In diesem Buch findet man Gedichte Nerudas aus seinen Werken Buch der Abenddämmerung, Aufenthalt auf Erden, Der große Gesang, Die Trauben und der Wind, Elementare Oden, Extravaganzenbrevier, Seefahrt und Rückkehr, Buch der Fragen
Es handelt sich bei dieser hier vorliegenden Textsammlung „Ein Fest zu feiern und sich zu berauschen“ nicht um ein simples Pablo Neruda Lesebuch, sondern um Texte über Neruda und Gedichte, die durch sein Werk beeinflusst wurden, alle von deutschen Dichtern und Schriftstellern.
Dabei werden auch Gedichte von Pablo Neruda eingepflochten und anschließend Texte vorgestellt, die unmittelbar Bezug dazu nehmen. Das ist bei Brechts Friedenslied, das aus Nerudas „Holzfäller wach auf“ aus dem großen Gesang entstand.
Ebenfalls ist das bei Werner Bucher gut zu beobachten, der direkt Bezug zu Nerudas „Walking around“ nimmt.
Manche einzelne Verse inspirierten gleich mehrere Dichter, zum Beispiel Günter Grass und Elisabeth Borchers, die sich beide auf Nerudas blaue Veilchen beziehen.
Das Gegenüberstellen der Texte wirkt dann auch sehr stark, wenn die modernen Dichter Nerudas Themen anders wahrnehmen, etwa die Stadt Gdansk von Hugo Schanovsky.
Autoren wie Hans Magnus Enzenberger stellen Nerudas Werk und Bedeutung vor, bei Heiner Müllers glasklaren, unmittelbar einleuchtenden Erläuterungen zu Nerudas Canto General bleibt dem Leser der Mund offen stehen vor Staunen.
Sind Nerudas Gedichte auch übergroß, so beeindrucken mich viele schöne Gedichte, die unmittelbar von Neruda beeinflusst sind. Zum Beispiel Peter Weibels „Die glühende Geduld“ und die fantastische Hilde Domin, die die Einfachheit sucht und bei Neruda findet.
Das gilt natürlich auch für Rose Ausländer.
Man muss dem Herausgeber die Auswahl und Gegenüberstellung dieser Texte hoch anrechnen.
In seinem Nachwort Pablo Neruda und die deutschsprachige Poesie zieht Stefan Wieczorek stimmige Schlüsse. Einiges hätte ich ohne dass Nachwort nicht erkennen können. So ist das Neruda zugeschrieben letzte Gedicht eine Fälschung. Das spielt sogar noch im Nachruf auf Neruda von Erich Fried eine Rolle.
Auch dass Elke Erbs Gedicht aus einem zusammengekürzten Prosatext Nerudas stammt, ist interessant.
Ich möchte von den bisher noch nicht genannten Dichtern wenigstens noch ein paar Namen erwähnen, die mir in diesem Buch sehr positiv aufgefallen sind: Peter Schütt, Margarete Neumann, Jürgen Theobaldy und Paul Wiens.