Originaltitel: Nærmeste Pårørende (2006)
Btb 2007, 425 S.
4. Fall der Serie um die Journalistin Dicte Svendsen
Inhalt:
Der Århuser Journalistin Dicte Svendsen wird Filmmaterial zugespielt, auf dem zu sehen ist, wie einem Mann der Kopf abgeschlagen wird. Dicte wendet sich geschockt an die Polizei. Doch an deren Theorie von einem politisch motivierten Mord glaubt sie nicht. Warum hat man ausgerechnet ihr die grausigen Aufnahmen geschickt? Parallel zu den Ermittlungen der Polizei beginnt sie selbst nachzuforschen und muß erstaunt feststellen, dass sie den Ermordeten kannte.
Über die Autorin:
Elsebeth Egholm, geboren 1960, arbeitet als freie Journalistin und Autorin. Sie hat in Dänemark bereits mehrere Bücher veröffentlicht.
Meine Meinung:
Dies ist ein typisch skandinavischer Krimi in einer gelungenen Mischung aus Krimihandlung und nüchterner Alltagsschilderung. Ein wenig erinnert wurde ich an Liza Marklund und ihre Serie um die Journalistin Annika Bengtzon, die allerdings wesentlich karriereorientierter ist als Dicte Svendsen.
Nur wahrlich keine leichte Kost, mit der Egholm hier unterhält. Die Themen sind die Angst vor Terrorismus, Fremdenhass, Mord und Rache, Kindesmißbrauch. Daraus mixt die Autorin einen spannenden Krimi zusammen, der durch immer wieder neue Wendungen Gut und Böse nicht so leicht zuordnen lässt.
Polizei und Geheimdienst gehen von einem terroristischen Hintergrund aus und versuchen, Dicte die weitere Berichterstattung in ihrer Zeitung zu untersagen. Sie verschweigt der Polizei daraufhin einige Details und beginnt selbst zu ermitteln. Dieser Fall rührt nämlich an Dinge aus ihrer Vergangenheit, die sie lieber ruhen gelassen hätte. Auch privat plagen sie Sorgen. Ihre Tochter Rose hat eine nicht unkomplizierte Beziehung zu einem eingewanderten Pakistani.
Egholm zeigt viel Verständnis für ihre Figuren, geht behutsam mit ihnen um.
Leider ist es etwas schwer, in das Buch einzusteigen, da es besonders am Anfang sehr viel nur angedeuteten Bezug auf zurückliegende Ereignisse gibt, die der Leser dieses Bandes nicht kennen kann.
Die Autorin setzt wohl voraus, dass man die drei früheren Bände der Serie gelesen hat. Anders ist es nicht zu verstehen, dass sie nur sehr spröde nach und nach preisgibt, was die Leser der vorherigen Bände bereits wissen. Gerade dieses Wissen benötigt man aber, um ein Gefühl für die Personen zu entwickeln. Wenn man, wie ich, nur diesen Teil gelesen hat, ist es mühsam, die Beziehungen der Personen zueinander zu verstehen.
Insgesamt aber ein wirklich toller Krimi mit kleinen Abstrichen. Lesenswert! Für ungetrübten Lesegenuss empfiehlt es sich, unbedingt mit Band 1 der Serie zu beginnen.
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