Philip Roth - Der menschliche Makel

  • Der menschliche Makel von Philip Roth gehört mit Sicherheit zu den Büchern, die mich sehr beeindruckt haben.


    Inhalt laut Klappentext innen:
    Es ist Sommer 1998, der Sommer, in dem der amerikanische Präsident wegen einer sexuellen Affäre zum Gegenstand einer Hexenjagd wird. Ähnlich verfolgt von Heuchlern und Pharisäern fühlt sich Coleman Silk, Professor für Alt-Philologie an einer noblen Ostküsten-Universität. Erst bezichtigt man ihn des Rassismus - zwei Wörter genügen, um seine lange, brilliante Karriere zuschanden zu machen. Dann setzt es sich eine junge Kollegin in den Kopf, ihn als sexistischen alten Lüstling zu entlarven. Und schließlich wird er bedroht vom Ex-Mann seiner Geliebten - Faunia, halb so alt wie er, arbeitet als Melkerin und Putzfrau und kann zudem weder schreiben noch lesen. Colemans Frau, so glaubt er, haben seine Kollegen auf dem Gewissen, diese rechtschaffenen Saubermänner. Seine Kinder wenden sich empört von ihm ab, weil sie sein Verhältnis zu Faunia nicht billigen können. Der wahre Skandal ist aber ein ganz anderer: Fünfzig Jahre lang hat Coleman das große Geheimnis seines Lebens selbst vor seiner Frau gehütet, und nun, da es aufgedeckt wird, stehen alle Dinge in einem völlig neuen Licht da.
    Philip Roth erzählt in diesem grandiosen Roman die Geschichte eines Mannes, der sich selbst erfindet.


    ACHTUNG: Alle, die das Buch noch lesen wollen, sollten sich die Rezension aus "Das Buch der tausend Bücher" (steht auch bei Amazon) nicht ansehen, denn da ist ein Spoiler!


    Über den Autor:
    Philip Roth, 1933 in New Jersey geboren, erhielt 1991 zahlreiche Auszeichnungen für seine Romane, für Der menschliche Makel den PEN/Faulkner Award.


    Ich fand den Roman ausgezeichnet. Mir gefiel sowohl die Sprache des Autors als auch die vielseitige Geschichte. Und auch die überraschende Wendung, das Geheimnis Colemans, war für mich nicht vorherzusehen. Ein tolles Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen würde.


    Lg,

  • Zitat

    Original von Azrael
    ACHTUNG: Alle, die das Buch noch lesen wollen, sollten sich die Rezension aus "Das Buch der tausend Bücher" (steht auch bei Amazon) nicht ansehen, denn da ist ein Spoiler!


    Lg,


    Hallo,


    ich hoffe, es ist keine zuuuu blöde Frage, aber WAS bitte ist ein Spoiler?...Ich hab das jetzt schon ein paar Mal gelesen hier...und kann mit dem Begriff absolut nix anfangen....:help


    Gruß
    Baumbart

  • @ Baumbart: Wenn bei Rezensionen zu viel verraten wird (z.B. bei einem Krimi, wer der Mörder ist), dann ist das ein Spoiler. Bei diesem Roman z.B. wird das Geheimnis Colemans verraten, um das sich eigentlich das ganze Buch dreht und das man als Leser erst am Schluß erfährt. Nur dass manche Rezensenten (bei Amazon ist mir das schon öfter passiert) keine Rücksicht drauf nehmen, dass andere das Buch vielleicht selbst lesen wollen und in der Rezi gleich alles verraten, deshalb meine Warnung..


    Liebe Grüße,

  • Ich hab das Buch auch vor ein paar Wochen gelesen..
    mmh fand das Buch wirklich richtig KLASSE!


    Aber manchmal brauchte sogar ICH ein Fremdwörterbuch, die Sprache ist genial und WIE er Coleman geschrieben und ihm Leben eingehaucht hat.. phantastisch.. also diese Lebensgeschichte war wirklich von vorne bis hinten geplant und super geschrieben, auch seine Familie..


    aber DAS große Geheimnis, hab ich da jetzt was überlesen?


    SPOILER!!!!


    war es, weil er als schwarzer als weißer gelebt hatte?
    und überhaupt, "NUR" weil er Dunkle Gestalten gesagt hat, ist er rausgeflogen? aber gut..


    kann man echt lesen!

  • Teert und federt mich. Das Buch habe ich weder gelesen noch wußte ich davon. Mein Süßer hat mir nur einen Zettel hingelegt ich soll mir einen Film ansehen. Und was denkt ihr wie der hieß?
    " Der menschliche Makel"
    Ja ich weiß die Bücher sind immer besser, da ausführlicher, aber der Film war sehr gut. Mir hat er gefallen.
    Schon die Anschuldigung am Anfang er sei rassistisch, ist ja der Lacher schlecht hin, wenn man bedenkt das er Jude ist. Und das i - Tüpfelchen war dann die Aufdeckung seines bestgehüteten Geheimnises. Einfach genial auch wieder Anthony Hopkins als COLEMAN SILK.
    Gruß oemchenli
    :wave

  • Ich mag den auch gerne sehen. Ich sage nur "Instinkt" und "Wiedersehen in Howardsend" und natürlich "Das Schweigen der Lämmer" einfach GENIAL.
    Gruß oemchenli
    :wave

  • oohhh ... das buch ist umwerfend. :-) ich liebe es, weil
    - es phantastisch geschrieben ist
    - die grundidee großartig ist
    - auf geniale weise zeitgeschichte mit der sehr ungewöhnlichen geschichte eines mannes verknüpft wird
    - es eins dieser bücher ist, die am ende mehr zettelchen als seiten drin haben. *g*
    - ich beim lesen so viel übers schreiben gelernt habe, dass es sehr schwierig ist, nicht alles wieder zu vergessen.
    :-]


    liebgruß
    berit

  • bin auf den schriftsteller in einer buchbesprechung für eines seiner anderen bücher aufmerksam geworden und habe mich aufgrund eurer rezis entschlossen, DER MENSCHLICHE MAKEL zu kaufen. ich hoffe, es ist nicht zu schwere kost, denn dafür bin ich ein wenig zu ...."unterbelichtet".. :-(
    Mal schauen...
    Vielen Dank für´s -Lust auf Lesen- machen.
    LIebe grüße
    sandra

    ***********ALLES GEHT VORÜBER. AUCH DAS.***********

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  • Ich habe nun auch endlich meinen SUB um dieses Buch verkleinert.
    Fazit: eine spannende, lehrreiche, gut geschriebene Geschichte, aber das wurde ja alles schon erwähnt.
    Nur noch soviel: Mich haben auch sehr die Nebenfiguren beeindruckt.
    Farley, den sein Vietnamtrauma und das Desinteresse seiner Umwelt und der Behörden an seinen Problemen zu dem macht, was er ist, scheint mir angesichts des Irakkriegs, mit seinen zehntausenden, schwer traumatisierten Veteranen, eine hochaktuelle Figur.
    Aber auch Delphine Roux. Die Zwänge des akademischen Lebens, vorallem in den Geisteswissenschaften, die Notwendigkeit, in mindestens jedem zweiten Satz die Begriffe "Intertextualität" und "Phänomenologie" anzubringen, haben mich doch sehr an die real existierende Germanistik erinnert.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallo,
    ich möchte hier ein Buch vorstellen, dass ich sehr empfehlen möchte. Ich weiß nicht, ob der Roman hier schon einmal vorgestellt wurde, finde ihn jedenfalls nicht.


    zum Buch:


    Aus der Amazon.de-Redaktion
    Im Sommer 1998, als der emeritierte Griechischprofessor Coleman Silk dem Ich-Erzähler seine Affäre mit der weitaus jüngeren Putzfrau Faunia Farley beichtet, denkt ganz Amerika "an den Penis des Präsidenten". Es ist der Sommer, in dem der Zigarrenakt Bill Clintons mit Monica Lewinsky ruchbar wird: Der Sommer der moralinsauren Vorwürfe und der scheinheiligen Reue also, in der "das Leben in all seiner schamlosen Schlüpfrigkeit Amerika wieder einmal in Verwirrung stürzte".
    Der Kenner des griechischen Dramas Coleman Silk ist selbst eine tragische Figur, die, wie ihr Präsident, öfters auch an fremde Frauen dachte. Und der Ich-Erähler ist der "anerkannte Schriftsteller" Mr. Zuckerman, der bald sein Buch Der menschliche Makel veröffentlichen will -- so geht es zu im neuen, doppelbödigen Roman von Philip Roth, in dem neben Sex natürlich auch das Judentum wieder eine zentrale Rolle spielt. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere ist Silk, der verdienstvolle Dekan einer amerikanischen Universität, über eine Bemerkung gegenüber zwei abwesenden Afroamerikanerinnen gestolpert, die ihn völlig zu Unrecht in den Verdacht des Rassismus brachte: eigentlich eher ein Aufzug des absurden Theaters, der allerdings eine "Chronologie der Schrecken" und irgendwie sogar den Tod von Silks Ehefrau nach sich zieht. Und dann kommt auch wieder Faunia ins Spiel, die mit Silk ein großes Geheimnis teilt.


    Gern berichtete der Griechischprofessor den Studenten früher von Homers Achill, der aufgrund sexueller Zurückweisung zur "empfindlichsten Tötungsmaschine in der Geschichte der Kriegführung" mutierte. "In der Verletzung des phallischen Anspruchs beginnt die Dichtkunst", sagte er, "und genau aus diesem Grunde werden wir heute, beinahe dreitausend Jahre später, ebenfalls dort beginnen". Diese Verpflichtung hat Philip Roth mit seinem neuen großen Sittenporträt nach The Great American Novel eingelöst -- und das in der besten Manier, derer die US-Gegenwartsliteratur nach Clinton fähig ist. --Thomas Köster --


    zum Autor:
    Philip Roth erhielt 1997 für "Amerikanisches Idyll" den Pulitzerpreis. 1998 wurde er im Weißen Haus mit der National Medal of Arts geehrt, und 2002 wurde ihm die höchste Auszeichnung der American Academy of Arts and Letters verliehen, die Gold Medal, mit der unter anderem John Dos Passos, William Faulkner und Saul Bellow ausgezeichnet worden sind. Er hat zweimal den National Book Award erhalten, außerdem den PEN/ Faulkner Award und den National Book Critics Circle Award.
    Philip Roth ist der dritte lebende Amerikaner, dessen Werk in einer umfassenden, maßgeblichen Gesamtausgabe von Library of America herausgegeben wird. Der letzte der acht Bände soll 2003 erscheinen.


    meine Meinung:
    Ich finde es beeindruckend, wie Roth soziale Themen in einer Geschichte aufgreift, dabei aber beobachtend (nicht richtend) bleibt.
    Das Buch ist sehr vielschichtig und deshalb besonders anziehend.
    Ich kann es nur empfehlen.


    :wave Sam

  • Ich lese es gerade. Bisher gefällt es mir ganz gut. Abschließende Rezi kommt dann später.


    Ich wollte hier nur einmal das Nachwort der Übersetzerin Elke Schmitter in meiner Ausgabe (Spiegel) wiedergeben, daß das Buch dann vielleicht noch etwas verständlicher macht:


    Das "kleine Wort", das Colemann Silk beiläufig zu Beginn der Seminarsitzung ausspricht und das seine Karriere beendet, lautet im Original spooks.
    Im heutigen Sprachgebrauch bedeutet spook:
    1. Gespenst
    2. (im amerikanischen Gebrauch) Spion, bes. CIA-Agent


    Bis in die fünfziger Jahre war es jedoch darüber hinaus eine abfällige Bezeichnung für einen Schwarzen (und übrigens, von einem Schwarzen gebraucht, auch eine abfällige Bezeichnung für einen Weißen).


    Da es im Deutschen kein Wort gibt, das etwas Abwesendes, Unsichtbares bezeichnet und zugleich eine untergründige, vom Sprecher womöglich gar nicht inendierte Herabsetzung eines Schwarzen beinhaltet, habe ich spooks, um wenigstens das Moment der unbeabsichtigten rassistischen Verunglimpfung zu bewahren, mit "dunkle Gestalten" übersetzt.

  • Ich habe es soeben auch beendet und bin nur mäßig beeindruckt. Bis ca. zur Mitte ließ es sich noch ganz gut lesen, aber gegen Ende fand ich es dann doch sehr langweilig und uninteressant.
    Ich mußte mich dazu zwingen, es zu einem Ende zu bringen.


    Die Idee fand ich auch sehr gut. Aber vielleicht hätten es ein paar Seiten weniger genau so gut rüberbringen können.


    Wenn es hier für einige wirklich das beste Buch des Autors ist, dann werde ich zukünftig einen Bogen um Roth machen müßen :-(

  • Ich bin von diesem Buch endlos begeistert. Ein Buch zum niederknien. Philip Roth verbindet einen geschliffenen Schreibstil mit einer Geschichte, die sowohl durch die angesprochenen Themen als auch durch überraschende Wendungen punkten kann.

  • Nachdem ich durch die Leserunde das Buch gelesen habe, muss ich sagen es ist ein Buch das schon einen Eindruck hinterlassen hat.


    Mich hat u.a. Lester Farley und die nachhaltigen Wirkungen des Vietnamkrieges erschüttert, die tiefen psychologischen Auswirkungen bei den Soldaten, wenn sie wieder zu Hause sind. Da frage ich mich immer, diese Dinge sind doch teilweise bekannt, wie kann man sich dann freiwillig als Soldat in Kriegsgebiete melden? Ich habe schon von einigen gehört, das sie es wegen Geld machen, aber ist es das wirklich wert?


    Nach Beendigung des Buches hab ich widersprüchliche Gefühle. Auf der einen Seite bin ich froh das Buch ausgelesen zu haben, weil ich fand es teilweise doch sehr verwirrend und mir fehlte lange Zeit die Grundhandlung, es gab zu viele Sachen nebenbei. Wenn ich dann gedacht habe ich habe den roten Faden gefunden, wurde ich im nächsten Kapitel eines besseren belehrt.


    Auf der anderen Seite hat mich das letzte Kapitel aber wieder mit dem Buch versöhnt.
    Irgendwie passte wieder alles zusammen. Und Philip Roth versteht es wirklich anschaulich Personen und Situationen darzustellen. Ich werde sicherlich nicht gleich den nächsten Philip Roth in Angriff nehmen, aber auf jeden Fall wird es nicht mein letzter Roman von ihm gewesen sein, den ich lesen werde.


    7 von 10 Punkten

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)