Ich schließe mich - ungewöhnlich genug für mich, gerade bei historischen Romanen in letzter Zeit - den positiven Kritiken an.
Das Buch hat bei mir übers Wochenende geradezu einen Lesesog ausgeübt. Ich fand es wunderbar zum schnellen, aber intensiven Weglesen. Irgendwie hat es mich neugierig gemacht und mein Interesse geweckt, so das ich immer weiter lesen wollte. So sehr ich eine schöne Sprache à la Viola Alvarez ( ) oder Rebecca Gablè schätze, fand ich Falconers Sprachstil hier sehr passend. Wie Ratta schon schrieb, ist der Autor hart zu seinen Figuren und schont sie nicht. Für uns heute unvorstellbare Rechtsvorstellungen werden hier ohne Effekthascherei dargestellt und gut in die Handlung integriert. Das Nachwort geht nochmal auf die historischen Dinge informativ ein.
Ganz großer Pluspunkt: es gibt kaum Liebesgedöns! Zwar wird Arnau geliebt und er liebt, oft unglücklich, aber es ist schlicht und ohne deutliche Szenen beschrieben. Und trotzdem glaubhaft.
Ganz ohne Kritik gehts aber auch bei mir nicht: keine der Figuren ist mir wirklich nahe gekommen. Selbst Arnau blieb für mich unnahbar. Auch da kann ich mich Ratta nur anschließen. Oft hab ich mich gefragt, wieso eine der Personen so handelte wie sie es tat. Die tiefen Hindergründe blieben in Verborgenen. Manchmal kann man es sich denken, aber meist haben sie mich erstaunt. Woher z.B. Juans Verbitterung kam, ist mir ein Rätsel.
Und vor allem die Frauen vernachlässigt der Autor. Sie sind am flachsten geraten.
Aber das hindert mich nicht, "Die Kathedrale des Meeres" als einer der besten historischen Romane zu bezeichnen, die ich in den letzten beiden Jahren gelesen habe.
Ich gebe, besonders wegen des Lesesogs, 9 Punkte.