Die Kathedrale des Meeres - Ildefonso Falcones

  • Ich schließe mich - ungewöhnlich genug für mich, gerade bei historischen Romanen in letzter Zeit - den positiven Kritiken an.


    Das Buch hat bei mir übers Wochenende geradezu einen Lesesog ausgeübt. Ich fand es wunderbar zum schnellen, aber intensiven Weglesen. Irgendwie hat es mich neugierig gemacht und mein Interesse geweckt, so das ich immer weiter lesen wollte. So sehr ich eine schöne Sprache à la Viola Alvarez ( :anbet ) oder Rebecca Gablè schätze, fand ich Falconers Sprachstil hier sehr passend. Wie Ratta schon schrieb, ist der Autor hart zu seinen Figuren und schont sie nicht. Für uns heute unvorstellbare Rechtsvorstellungen werden hier ohne Effekthascherei dargestellt und gut in die Handlung integriert. Das Nachwort geht nochmal auf die historischen Dinge informativ ein.


    Ganz großer Pluspunkt: es gibt kaum Liebesgedöns! Zwar wird Arnau geliebt und er liebt, oft unglücklich, aber es ist schlicht und ohne deutliche Szenen beschrieben. Und trotzdem glaubhaft.


    Ganz ohne Kritik gehts aber auch bei mir nicht: keine der Figuren ist mir wirklich nahe gekommen. Selbst Arnau blieb für mich unnahbar. Auch da kann ich mich Ratta nur anschließen. Oft hab ich mich gefragt, wieso eine der Personen so handelte wie sie es tat. Die tiefen Hindergründe blieben in Verborgenen. Manchmal kann man es sich denken, aber meist haben sie mich erstaunt. Woher z.B. Juans Verbitterung kam, ist mir ein Rätsel.
    Und vor allem die Frauen vernachlässigt der Autor. Sie sind am flachsten geraten.


    Aber das hindert mich nicht, "Die Kathedrale des Meeres" als einer der besten historischen Romane zu bezeichnen, die ich in den letzten beiden Jahren gelesen habe.


    Ich gebe, besonders wegen des Lesesogs, 9 Punkte.

  • Schön dieser Lesesog, wenn er einen packt. Ich weiß, was du meinst, Darcy!
    Leider hat er mich bei diesem Buch gar nicht gepackt. Ich habe mich eher etwas gequält. Weiß auch nicht, woran es lag. Wahrscheinlich habe ich mir mehr Information über den Bau selber erwartet, weil ich diese Meisterwerke der mittelalterlichen Baukunst sehr bewundere.
    "Die Säulen der Erde" waren da eher mein Geschmack. Ich freue mich schon auf die Leserunde im Herbst, Sylli.

  • Ich hab den Roman schon öfter in der Buchhandlung in Händen gehalten und konnte mich nie zum Kauf durchringen.
    Jetzt hab ich es in der Bücherei ausgeliehen und völlig in einem Zug durchgelesen!


    Ich bin kein totaler Fan von historischen Romanen aber dieser hat mir gut gefallen! Ich hatte zwar während des Lesen extreme Probleme mit den spanischen Namen (weil ich eigentlich gerne wüsste wie man sie richtig ausspricht), aber ich hab mich sehr bemüht mir die Namen zu merken.


    Die Zeiten damals waren grausam und die fehlende Bildung und die Allmacht der Kirche und des Adels konnten einem "normalen" Bürger wirklich das Leben vermiesen.
    Ich hab auch einiges gelernt, wie zB die Sonderstellung Barcelonas und die Möglichkeit "Frei" zu werden, wenn man ein Jahr und einen Tag in Barcelona lebt!
    Ich liebe gotische Kathedralen und jetzt habe ich erst recht Lust nach Barcelona zu kommen und mir ganz speziell Santa Maria del Mar anzusehen!
    Die Hauptfigur hat mich sehr beeindruckt, vorallem sein Wille sich nicht unterkriegen zu lassen, frei zu bleiben. Sei Überlebenswille, sein Druchhaltevermögen (allein schon als Lastenträger schon während seiner Jugend), sein schlechtes Gewissen (als er seine Frau betrügt), die Konsequenz daraus in den Krieg zu ziehen, die Pest zu überleben und immer wieder neue Berufe zu erlernen. Gleichzeitig bleibt er aber menschlich und versucht dort zu helfen, wo er kann. Das Ende zeigt auch, dass Gutes durch Gutes vergolten wird und das eigentlich der Wille Gottes ist! Egal was Kirche oder Obrigkeit sagen.


    Ein gelungener Roman, ich hab jetzt noch ein wenig im Netz gestöbert und einige Fakten nachgelesen und das mag ich, wenn ich selbt ein wenig nachforschen will und gewisse Dinge aus einem Buch dadurch bestätigt werden.


    9 von 10 Punkten

    Who is Keyser Soze?


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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von sollhaben ()

  • Das geht mir ganz ähnlich wie Dir, sollhaben!
    Fahre im Oktober zum dritten Mal nach Barcelona und werde mir die Kathedrale des Meeres auch mal genauer anschauen. - Allein die Entfernung vom ehemaligen Steinbruch am Montjuic ist ja so groß, dass man sich kaum vorstellen kann, wie die Steinmetze da schleppen mussten... :wave

  • Sylvi
    Ich habs für meinen Monatsgutschein runtergeladen, aber nur kurz den Anfang gehört. Ich mag den Sprecher sehr gern, er ist u.a. die deutsche Synchronstimme von Sam Neill (Hauptrolle in dem Mehrteiler "Merlin", Dr. Grant in Jurassic Park 1 und 3).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Sylvi
    Ich habs für meinen Monatsgutschein runtergeladen, aber nur kurz den Anfang gehört. Ich mag den Sprecher sehr gern, er ist u.a. die deutsche Synchronstimme von Sam Neill (Hauptrolle in dem Mehrteiler "Merlin", Dr. Grant in Jurassic Park 1 und 3).


    Danke für die schnelle Antwort,dann werde ich wohl auch mein nächstes Audiobuch-Guthaben damit einlösen.Liebe ja solche hist.Romane ;-)

  • Ich habe das Buch über einen - für mich wirklich langen - Zeitraum gelesen, weil es in dem Buch immer wieder Stellen gab, die mich fast gar nicht zu weiterlesen gereizt haben.
    Arnau's Zeit als Bastaixos hat mir wirklich gut gefallen, weil man an diesen Stellen an die Charaktere herangekommen ist.
    Ich fand es wirklich faszinierend "anzusehen", wie die Kathedrale alleine durch die Arbeit der Stadt Barcelona gewachsen ist und jeder Bürger freiwillig seinen Beitrag zum Bau geleistet hat.
    Zum Ende von Mittelteil an bis zum Ende dann gab es für mich immer wieder Stellen, wo alles nur ziemlich undeutlich dargelegt war (Nicht vom Beschriebenen her, sondern von meiner Auffassung her.), was mir leider gar nicht zugesagt hat.
    Was mir an diesem historischen Roman gut gefallen hat waren die vielen wirklichen Bezüge,

    die sehr informativ waren und mir ein äußerst detalliertes Bild von Barcelona, der Kathedrale des Meeres und den ganzen Bezügen zu den Menschen der damaligen Zeit gezeichnet hat.
    Insgesamt ist mir bei den vielen eingebauten Fakten aber die Geschichte zu kurz gekommen, die einfach in den Schatten gestellt wurde.

    Zitat

    Original von Darcy
    [...] keine der Figuren ist mir wirklich nahe gekommen. Selbst Arnau blieb für mich unnahbar. Auch da kann ich mich Ratta nur anschließen. Oft hab ich mich gefragt, wieso eine der Personen so handelte wie sie es tat. Die tiefen Hindergründe blieben in Verborgenen. Manchmal kann man es sich denken, aber meist haben sie mich erstaunt. Woher z.B. Juans Verbitterung kam, ist mir ein Rätsel.
    Und vor allem die Frauen vernachlässigt der Autor. Sie sind am flachsten geraten. [...]


    Diese Aussage muss ich leider unterschreiben. Wahrscheinlich ist es mir durch diesen fehlenden Bezug besonders schwer gefallen das Buch weiter zu lesen.
    Obwohl dieser nüchterne Schreibstil gut zu dem Buch und der Zeit passt, sowie auch zu der Geschichte, die der Autor nicht beschönigt hat, hatte das Buch für mich zu viele Ecken und Kanten, als dass ich sagen könnte, dass mich das Buch wirklich gepackt hat.
    Juan als Erwachsener (besonders seine Handlungsweise) ist bei mir nicht auf allzu großes Verständnis getroffen - ich habe einfach nicht verstanden, wieso er mein Inquisitor spielen zu müssen und am Ende... naja das Ende hab ich auch nicht so ganz verstanden.


    Guillem ist die einzige Person (mit Einschränkungen auch Mar, aber sie kam im Mittelteil einfach zu selten vor um einen Bezug zu ihr entwickeln zu können) in dem Buch zu dem ich sagen könnte "Du warst mir sympathisch" und das finde ich bei einem ansonsten so umfangreichen Buch einfach schade.

  • @ Aqualady


    Schade, dass Dir das Buch nicht so zugesagt hat. Ich hab´s gerne gelesen.
    Ist aber jetzt auch schon eine Weile her.
    Zu Juan:


  • Ich hoffe, ich konnte das jetzt halbwegs rekonstruieren, da ich das Buch schon vor einiger Zeit gelesen habe. :gruebel


    Viele Grüße von Anton :wave

  • Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, nur muß ich leider sagen, daß ich es doch nach über 300 Seiten weg gelegt habe. Wie schon gesagt wurde, fängt es am Anfang, meine Meinung nach, sehr schleppend an und mir wurde auch nach 300 Seiten nicht unbedingt klar, worauf das Buch eigentlich hinaus will. Die Handlung entwickelt sich sehr schleppend und irgendwann hatte ich leider gar nicht mehr richtig Lust weiter zulesen. Schade...

    Liebe Grüße,
    glücksbärchi


    Mein Name bei BT: nutellamaus86



    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne" (Jean Paul) :lesend

  • Ich war von der "Kathedrale des Meeres" auch absolut beigeistert.


    Daher freut es mich sehr, daß dieses Buch mit Ken Follett verglichen wird.
    Ich habe nämlich beide Bände zu Hause aber noch nicht gelesen.


    LG Märchenfee