Auch große Männer waren irgendwann mal kleine Jungen. Das ist im Normalfall so selbstverständlich wie uninteressant. Eigentlich mag das kaum einer lesen. Anders ist es bei großen Männern, die außer groß auch berühmt geworden sind. Da wird es schon spannender. "Hat der etwa auch Dummheiten gemacht und wurde ausgeschimpft von seiner Mutter?", könnte jemand fragen um am Ende festzustellen, daß auch berühmte Menschen im Herzen ganz normale Menschen sind.
Nun, von Dummheiten lesen wir in dieser kleinen Autobiographie nichts, jedenfalls von keiner, die Erich Kästner angestellt hat. Er wollte seiner Mutter nie auch nur den kleinsten Kummer bereiten, denn er hatte sie sehr lieb und sie war sehr stolz auf den kleinen Erich und mühte sich nach Leibeskräften, damit der einzige Sohn eine ordentliche Bildung bekam. Da konnte er sie nicht enttäuschen.
Kästners kleines Büchlein beschreibt die Geschichten seiner Kinder- und Jugendjahre. Er nimmt uns mit in die kleine Welt Dresdens vor der Zerstörung und er erzählt uns von dem Leben einfacher Menschen zu dieser Zeit. Wir erleben kein junges Genie, keinen Überflieger, keinen Haudrauf - aber bei aller Liebe auch kein Muttersöhnchen.
Die Sprache des Büchleins besticht durch ihren liebevollen augenzwinkernden Erzählton, der einfach aber beiweitem nicht billig ist.
Ein wunderbares Buch für alle Kästner-Fans, ein genauso wundervolles Buch für alle, die schöne Erzählungen lieben.
Einziges Manko der TB-Ausgabe: es gibt keine Illustrationen.
Trotzdem: Beste Empfehlung