Armut in Deutschland

  • Zitat

    Original von Seestern
    Von "Armut" in Deutschland zu sprechen, halte ich auch für übertrieben. Die "Armen" hier können sich vielleicht keinen Urlaub/Auto/schicke Klamotten und andere Luxusgüter leisten, verhungert ist aber auch noch keiner, zumindest nicht aus diesem Grund.


    Der Kostenaufstellung zufolge sollten sich Sozialhilfe-Empfänger zumindest Auto und Kleidung leisten können. Wenn ich mich recht erinnere ist sogar ein "Kulturzuschlag" in Hartz4 eingerechnet, sodass sich Langzeitarbeitslose ab und an eine Zeitschrift oder einen Theatherabend finanzieren können. Wenn ich bedenke, die BRD geht davon aus, dass sich ein Zivildienstleistender von knapp mehr als sieben Euro pro Tag ernähren kann, dann wird besagte Leistung kaum nennenswert sein, aber zumindest signalisiert sie, dass es eine Differenz zwischen relativer und absolut Armut gibt.

    Man muß noch Chaos in sich tragen, um einen tanzenden Stern gebären zu können.


    - Nietzsche -

  • Das ist jetzt Polemik. Natürlich ist 60% des Durchschnittseinkommens in Dubai etwas anderes als in Deutschland und in Deutschland noch etwas anderes als in Mosambique. Aber genau darum wird Armut und Reichtum ja als Protzentsatz des Durchschnittseinkommens definiert und nicht als absolute Zal.

  • Das ist keine Statistik, das ist Logik. Mit dem was ein reicher Mann in Deutschland verdient, kann er in Dubai Klos putzen gehen und mit dem was ein Hartz IV Empfänger bekommt könnte er in manchem Staat dieser Erde mit Butler und Koch im eigenen Haus leben.

  • Ich bin etwas erschrocken, wie geübt wir darin sind, unsere Probleme wegzudrücken!
    Natürlich gibt es echte Armut in Deutschland. Wenn sich Menschen ihre Grundversorgung kaum selbst im Laden kaufen können, wenn es Eltern nicht möglich ist, ihren Kindern die Dinge zu kaufen, die sie brauchen - von dem ganz zu schweigen, was sie gern hätten. Wenn Kinder darum gehänselt werden, weil sie abgelegte Klamotten aus der Kleiderkammer tragen müssen, dmit irgendwie der Hauch von Markenklamotte geht, wenn Klassenfahrten nicht drin sind und nen Eis bei einem Spaziergang nur dann möglich ist, wenn Papa auf die Bratwurst verzichtet. Dann nenne ich das Armut und finde das unerträglich!


    Den Vergleich mit anderen Ländern allein am Einkommen festzumachen, funktioniert ja nicht. Da muss schon klar sein, wie die Preise sind...


    Verhungern tut deswegen noch die absolute Minderheit, weil Tafeln und andere caritative Vereine das Schlimmste abfangen. - In aller Regel ohne kommunale oder staatliche Förderung und ehrenamtlich... Die Arbeit dieser Leute kann nicht hoch genug gerühmt werden. Und die Politiker, die heute den Armutsbericht erklären und morgen ihre Diäten erhöhen sollten sich sehr auf ihre Glaubwürdigkeit befragen!

  • Muß dieser Neidschwachsinn jetzt wieder sein? Wir haben einen Haufen depperter Politiker, entweder Berufsversager oder Machtgeilis, weil niemand der auf ordentliche Art und Weise sein Geld verdienen kann bereit ist einen so schlecht bezahlten Job mit 80 Stunden Woche auszuüben und deswegen lauter seltsame Gestalten in den Parlamenten sitzen- die gescheiterten Existenzen und die machthungrigen Psychos sollen die Gesellschaft retten. Sieh dir allein Herrn Schröder an- der verdient jetzt ein vielfaches als als Bundeskanzler, hat trotzdem geweint als er seinen Job verloren hat, weil er der Psychodroge Macht verlustig gegangen ist. Wenn Politiker das tun, was alle anderen auch tun, nämlich sich an der Gehaltssteigerung orientieren, den die Gewerkschaften für die Staatsbediensteten durchgesetzt haben, dann ist das von den Politikern Raffgier und von den Angestelten im öffentlichen Dienst das durchsetzen berechtigter Interessen :pille

  • Zitat

    Original von licht
    Ich bin etwas erschrocken, wie geübt wir darin sind, unsere Probleme wegzudrücken!
    Natürlich gibt es echte Armut in Deutschland. Wenn sich Menschen ihre Grundversorgung kaum selbst im Laden kaufen können, wenn es Eltern nicht möglich ist, ihren Kindern die Dinge zu kaufen, die sie brauchen - von dem ganz zu schweigen, was sie gern hätten. Wenn Kinder darum gehänselt werden, weil sie abgelegte Klamotten aus der Kleiderkammer tragen müssen, dmit irgendwie der Hauch von Markenklamotte geht, wenn Klassenfahrten nicht drin sind und nen Eis bei einem Spaziergang nur dann möglich ist, wenn Papa auf die Bratwurst verzichtet. Dann nenne ich das Armut und finde das unerträglich!


    Den Vergleich mit anderen Ländern allein am Einkommen festzumachen, funktioniert ja nicht. Da muss schon klar sein, wie die Preise sind...


    Verhungern tut deswegen noch die absolute Minderheit, weil Tafeln und andere caritative Vereine das Schlimmste abfangen. - In aller Regel ohne kommunale oder staatliche Förderung und ehrenamtlich... Die Arbeit dieser Leute kann nicht hoch genug gerühmt werden. Und die Politiker, die heute den Armutsbericht erklären und morgen ihre Diäten erhöhen sollten sich sehr auf ihre Glaubwürdigkeit befragen!


    Das kann ich nur :write
    Es ist beschämend für 'Staat und Gesellschaft die Armut so sträflich zu ignorieren. Es kann und darf nicht sein, dass in einem reichen Land arme Kinder keine Seltenheit mehr sind. Und erst recht nicht sein, diese Kinder und deren Familien im Regen stehen zu lassen. Es kann und darf nicht sein, dass der Geldbeutel der Eltern über die Zukunft eines Kindes entscheidet. Und es darf nicht sein, das alte Menschen, hungern müssen, um sich lebenswichtige Medikamente kaufen zu können.


    Und ich rede hier nicht von azsozialen Familien, die ihr Geld versaufen (Obwohl auch denen geholfen werden muss - alleine damit aus die Kinder eine Chance haben)


    Ich sehe auch die Armut in anderen Ländern, auch in sog. Industrieländern. Sicher könnte man davon sprechen auf hohen Niveau zu jammern. Aber es geht erst mal hier um den innerdeutschen Vergleich. Und bei uns in Deutschland sieht Armut anders aus wie in Mosambique.

  • Wobei das Bild des auf die Batwurst verzichtenden Papas in meiner Realität die Ausnahme ist- dazu würe ich mir dann vier Kinder vorstellen, damits wieder passt. Realistischer- vll. auch nur in meiner eingeschränkten Sicht - ist Papa der sagt wenn ich nur 1200€ netto verdienen kann und davon dann alles über 900€ der Alten für die Bälger geben muß gehe ich lieber zur ARGE, da komme ich ohne Arbeiten auf 780€ und ab und an irgendwo Schwarzarbeiten, ibt so 200-300 € im Monat, die kann ich behalten und die EX, soll die doch sehen, wie sie mit den Kindern durchkommt.


    Ohne Tafel allerdings ginge es hier in Leipzig gar nicht.

  • Zitat

    Original von lichtVerhungern tut deswegen noch die absolute Minderheit, weil Tafeln und andere caritative Vereine das Schlimmste abfangen.


    Wobei die Tafeln sehr zweifelhaft sind, dahinter steckt McKinsey und das Ziel ist den Sozialstaat (oder die Reste davon) zu beseitigen.


    Ansonsten scheint mir Armut in westlichen Ländern politisch sogar gewünscht zu sein.

  • Zum Thema Neid: ich gönne jedem, der hohe Verantwortung trägt ein ordentliches Einkommen, das auch so hoch ist, dass eine sehr solide Unabhängigkeit gewährleistet ist und eventuelle Bestechungsversuche schon gewisse Höhen haben müssen um entsprechend attraktiv zu sein. Nur sollte dennoch ein gewisses Maß eingehalten werden, wenn Diäten erhöht werden... Und jeder, der heute die Armut bejammert und morgen für kräftige Diätenerhöhungen plädiert, sollte sehr gründlich nachdenken, was er da tut.


    Der bratwurstverzichtende Papa ist mit Sicherheit weit weniger die Ausnahme, als wir vielleicht ahnen. Ich kenne genügende davon - und die stehen sogar im Berufsleben, als Alleinverdiener. Oft merkt man davon gar nichts, weil man darüber nicht redet, aus Scham. Ich spüre es, wenn ich mit Eltern über Freizeiten und Gruppenfahrten rede. Ich höre da absonderlichste Begründungen, warum etwas nicht geht... Und was steht wirklich dahinter: Soziale Not und das trotz Beruf und Arbeit.
    Es macht mich traurig, dass das so ist. Und noch trauriger macht mich die Tabuisierung dieser Themen.


    Wenn dann sogar beide Elternteile ohne Arbeit sind, stellt sich ja leider oft genug weder die Frage nach dem Eis als auch die Frage nach der Bratwurst. Und diese Menschen erleben wir oft gar nicht mal mehr in der Öffentlichkeit, weil sie kaum je rausgehen. Warum: aus scham, nicht dazugehören zu können...

  • "Jammern auf hohem Niveau"???


    Zwei mal in der Woche fahre ich an der Tafel vorbei, wenn ich den Kleinen vom Kindergarten abhole. Da stehen die Leute bis auf die Straße, alte Leute, kleine Kinder, Menschen im Rollstuhl etc.
    Sagt das denen mal. :pille


    Schaut euch solche Szenen erst mal an, bevor ihr sowas schreibt.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Als ich heut früh das Haus verlassen habe, lag die Tageszeitung auf der Treppe. Auf der Titelseite steht groß, dass jeder 8.te in Deutschland arm ist.
    Es ist traurig.
    Wie kann es angehen, dass Familien in Armmut leben, obwohl einer oder beide Elternteile arbeiten gehen? Und wie kann unsere Regierung im gleichen Atemzug über Millionenspenden für´s Ausland und Diätenerhöhung diskutieren? Es wäre doch sinnvoller, erstmal die Armut im eigenen Land zu bekämpfen bevor man an Spenden denkt. Wenn ich am Monatsende knapp bei Kasse bin, kann ich auch nicht spenden, obwohl ich es manchmal möchte!


    Klar sollen Leute in verantwortungsvollen Positionen auch ein anständiges Gehalt beziehen, aber muss deswegen der Wachmann mit 700 Euro netto nach Hause gehen? Ich denke eher nicht. Klar ist es eine riesige Belastung für ein Unternehmen, mehr zu zahlen, aber hier sollte Vater Staat eventuell mehr Subventionen zahlen bevor das ganze Geld ins Ausland zur Entwicklungshilfe geschoben wird. :bonk

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • ähhmmm, gwen.
    ja, armut in Deutschland ist schlimm. aber wir sind nicht als Staat arm. (das macht das ganze vielleicht noch schlimmer) -


    Dass wir anderen ländern in akuter großer Not helfen, halte ich für absolut geboten und vordringlich.
    Wir können uns das auch leisten, auch wenn wir die armut im eigenen Land bekämpfen.
    Das Gebot der Stunde muss wohl lauten, das eine zu tun ohne das andere zu lassen. Und ich bin sicher, das geht!

  • Ich hab mich bisher still verhalten.....


    Will ich auch weiterhin tun.


    Klar haben wir keine wirkliche Armut in Deutschland, keine traurigen mit Fliegen besetzte Kinderaugen, keine aufgeblähten Bäuche, kein medizinischer Notstand.


    Trotzdem lade ich jeden, der der Meinung ist, so schlimm ist das doch alles nicht, gerne mal nach Köln Chorweiler ein. Die Osloer Str. dort ist ein wunderbares Beispiel für Armut in Deutschland.
    Ja die gibt es, nein verhungern tut da keiner, weil sich immer noch irgendwer kümmert oder dann doch irgendwo noch 50 Cent für ein Paket Nudeln aufgetrieben werden können.


    Leben müssen will ich dort trotzdem niemals, weil LEBEN ist da nicht möglich, da ist nur überleben möglich und zwar mit Pissegeruch im Treppenhaus einem Aufzug, der ständig im 23igsten Stock hängt. Mit Kindern die sich ihr Spielzeug aus dem Müll angeln, mit Müttern die aus Angst vor den Nachbarn die Wohnung nur im Ausnahmefall verlassen, mit Menschen, die tatsächlich Dinge essen, die andere weggeworfen haben. Mit Wohnungen die so verdreckt sind, daß mir täglich das Kotzen kommt......
    aber nein, Armut haben wir hier in Deutschland nicht, wo kämen wir denn da hin.
    Arm ist man ja erst, wenn man kurz vorm Hungertod steht und mitleidheischend in eine Misereor Kamera guckt.....WACH WERDEN LEUTE!

  • Zitat

    Original von Babyjane
    , kein medizinischer Notstand.


    ähhmmm .... darüber ließe sich lange diskutieren.



    Zitat

    Original von Babyjane
    WACH WERDEN LEUTE!


    darüber nicht! :write

  • Zitat

    Original von Gwen
    Wie kann es angehen, dass Familien in Armmut leben, obwohl einer oder beide Elternteile arbeiten gehen? Und wie kann unsere Regierung im gleichen Atemzug über Millionenspenden für´s Ausland und Diätenerhöhung diskutieren? Es wäre doch sinnvoller, erstmal die Armut im eigenen Land zu bekämpfen bevor man an Spenden denkt. Wenn ich am Monatsende knapp bei Kasse bin, kann ich auch nicht spenden, obwohl ich es manchmal möchte!


    Ich finde auch, dass jeder, der (in Vollzeit) arbeitet, am Ende des Monats genug Geld haben sollte, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können und nicht jeden Cent viermal umdrehen muss. Hier wäre es eine Lösung, einfach mehr für die Leistung des Arbeitnehmers zu zahlen.


    Aber es sind ja nicht nur Menschen von Armut betroffen, die arbeiten. Hartz IV ist das vom Staat festgelegte Existenzminimum und wer davon lebt, gilt in Deutschland als arm (relative Armut). Aber was soll man dagegen tun, wenn man nicht denen, die arbeiten, die Motivation dazu nehmen will? Ich bin schon dafür, dass Hartz IV regelmäßig an die Preissteigung angeglichen wird, aber das sind ja nur geringfügige Erhöhungen. Meines Erachtens kann man jemandem, der arbeitslos ist, nicht so viel zahlen, dass er sich irgendwelche Luxusgüter oder Urlaube finanzieren kann. Es ist die Grundsicherung, mehr nicht. Der Staat sollte vielmehr daran arbeiten, dass niemand dauerhaft darauf angewiesen ist.


    Und dass so viele Kinder betroffen sind tut mir Leid, aber diese Kinder sind leider von ihren Eltern abhängig. Wenn die Eltern ihr Leben nicht im Griff haben, ist es das Kind, das darunter leidet. Das Kind ist darauf angewiesen, dass die Eltern sich um es kümmern und ihm alles Wichtige für seine Zukunft mit auf den Weg geben. Wenn sie das nicht tun, hat das Kind nur in den wenigsten Fällen eine Zukunft fernab von Arbeitslosigkeit und Armut. Wenn die Eltern nicht genug Geld verdienen, hat das Kind keine Markensachen oder teuren Elektrogeräte; eben wie bei den Erwachsenen auch, nur dass die Kinder nichts dafür können. Wenn man Kindern irgendetwas zukommen lassen will, stehen da immer noch die Eltern zwischen und wenn die das Geld lieber für einen Fernseher verprassen, anstatt ihrem Kind was zum Anziehen zu kaufen, kann man nur sehr eingeschränkt handeln.


    Wenn der Staat noch zusätzlich die Kosten für den Bedarf des Kindes übernehmen würde, würden solche verantwortungslosen Eltern noch belohnt; das fällt also schon mal weg. Gibt man ihnen nur noch Einkaufsmarken, fühlen sie sich entmüdigt; das ist also auch nur begrenzt möglich.


    Darüber hinaus denke ich, dass viele Menschen es ausnutzen würden, wenn Kinder, die vom Staat leben müssen, anders behandelt werden, als Erwachsene. Die falschen Leute würden aus materialistischen Gründen Kinder bekommen und wenn man so etwas nicht fördern will, kann man meiner Meinung nach, abgesehen davon, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, leider nicht viel tun.


    Eddie

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

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