Armut in Deutschland

  • Zitat

    Original von Oryx Ushuaia : Wenn man am Markt vorbeistudiert hat, ist doch der Staat nicht schuld.


    :pille Dann haben wir eine Einheitsbildung und das Studium ist nichts wert. Wir haben x-Juristen, die können gar nicht alle davon leben - deswegen versuchen sich einige auch an Massenabmahnungen. x-BWLer, das hat Deutschland auch gebraucht, bessere Buchhalter mit dem geistigen Niveau eines Mittags.

  • Mit diesem Smiley sollte man sparsam umgehen. Der spiegelt zu oft die eigene eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit.


    Natürlich ist eine Einheitsbildung abzulehnen, natürlich ist es gut wenn jeder studiert, was er kann und mag. Aber verantwortlich für diese Entscheidung ist in diesem Staat auch der, der diese Studienwahl trifft. Das mag in Diktaturen angenemer sein, da bekommt man gesagt brauchen wir nicht, darfst du nicht und hinterher ist der Arbeitsplatz garantiert- aber Freiheit ist eben auch nicht umsonst- sie kostet das Los der Eigenverantwortung.

  • Na ja, es stimmt schon, dass das System wertvolle Fähigkeiten von Leuten vergeudet, in dem Jobs wegrationalisiert werden.
    Manch einer ist sehr qualifiziert, bekommt die Stelle aber nicht, weil er kein Parteibuch hat, oder jmd. anderes bekommt die Stelle, weil er Beziehungen hat.
    Dann wundert sich manch einer, dass dann die Firma Pleite geht, der andere wäre eben besser gewesen.
    Oder (gerade in diesem Forum passend) viele können toll schreiben, die Verlage aber schicken Manuskripte ungelesen zurück. Das alles gehört m. Erachtens auch dazu.
    Traurig ist auch, dass der Status quo nur Naturwissenschaftler und Technike sucht, und die geistigen Dinge auf der Strecke bleiben.
    Ich meine: Ohne Philosophie und Kunst wäre unsere Zivilisation nicht so weit gekommen, leider ist das heute ein 'Strassenkehrer'-Studium.
    Ist das nicht auch etwas seltsam?

  • Zitat

    Original von Humpenflug



    21% der Studenten-Eltern haben ein Nettoeinkommen von 3000.- oder weniger. (Die anderen 79% entsprechend mehr)
    Selbst wenn ich die Elendsgrenze bei 5000.- netto ansetze, sind es noch 45%, die 5001.- oder mehr haben, um vor sich hin zu darben.


    Wie soll das denn gehen??

  • Eben im Zoorestaurant an der Kasse....


    Kleiner Junge legt Eisteetrinktütchen auf die Theke und abgezähltes Geld dazu.
    Die Kassiererin guckt ihn an.
    "Da fehln 10 cent!" schnoddert sie ihn an....
    Der Kleine dreht und windet sich, wirft seiner Mutter hilflose Blicke zu, die daraufhin desinteressiert in die andere Richtung guckt.
    Die Kassiererin...
    "Gehste nu die 10 Cent noch holen oder packstes wieder weg?"
    Die Mutter stiert immer noch aus dem Fenster und ignoriert ihren Sohn.


    Letzendlich hat der Traummann dann in die Tasche gelangt und die 10 Cent hervor gekramt und dem Zwerg "geliehen".


    Absolutes Armutszeugnis, die 10 Cent wird sie wohl noch irgendwie übriggehabt haben.....mir tat der Kleine unendlich leid...

  • caro : Wie bitte? Mein Zweitstudium war BWL und ich muss sagen, dass ich meine Minifirma nicht ohne das Rüstzeug führen könnte. Buchhalter machen ganz andere Dinge.


    In Deutschland hast Du ja eine Beschränkung, genannt Numerus clausus. Die gibt es in den meisten Ländern der Welt nicht.


    Surreal : Ich hätte gerne noch Kunstgeschichte studiert, aber so befasse ich mich privat damit, gehe manchmal in WE-Kurse und zeichne und fotografiere zur Entspannung.
    Aber was Philosophie und Naturwissenschaften angeht, da gab es grosse Denker, die beides vereint haben - so wie etwa Carl Friedrich von Weizsäcker oder Heisenberg.


    @BJ: Nette Geste.

  • Ich hab mich letztens ziemlich über einen Beitrag eines österreichischen Radiosenders geärgert. In der Adventszeit haben sie immer wieder Familien in Amrut vorgestellt, und um Spenden gebeten.


    Und dann war da dieser eine ganz spezielle Fall:
    Eine Salzburgerin mit einer kleinen Tochter.
    Lebt vom Arbeitslosengeld, und zwar wirklich am Existenzminimum.
    In der winzig kleinen Wohnung schimmeln die Wände und sogar der Kühlschrank, nachts wird die Heizung abgedreht, die Tochter ist jeden Winter krank. Sie hat nicht einmal ein eigenes Bett, sondern schläft mit ihrer Tochter auf einem kaputten Sofa.


    Nun war ich echt neugierig, warum denn die zwei in so einer Misere leben, und dann kam das:
    "Die Mutter gilt am Arbeitsmarkt als schwer vermittelbar - "


    Ja, warum denn?


    "-weil sie ihr Kind selbst aufziehen und versorgen will..."


    :yikes


    Das klingt ja sehr fürsorglich und ehrenvoll... ich meine, versteht sie denn nicht, was sie ihrem Kind damit antut? Immerhin geht es hier ja sogar um die Gesundheit ihrer Tochter!


    "Selbst wenn sie eine Teilzeitbeschäftigung annehmen würde, würde das wahrscheinlich nicht viel an der Gesamtsituation ändern".


    Da konnte ich echt nur mehr verständnislos den Kopf schütteln.
    Davor hat sie noch erzählt, sie könne nur dann einmal ordentlich im Supermarkt einkaufen, wenn ihr die Caritas etwas Geld schenkt.
    Ein verbessertes Lebensgefühl würde auch eine Halbtagsanstellung allemal bringen, und allein das wärs schon wert.
    Mit dieser Lebensweise tut sie ihrem Kind jedenfalls keinen Gefallen. Das Kind tagsüber in einem Hort zu lassen, und arbeiten zu gehen heißt doch nicht, es abzuschieben und nimmer wieder zu sehen.


    So etwas unterstütze ich nicht auch noch mit einer Geldspende.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Oryx
    Fand ich auch, allerdings hätte ich wetten können, daß die Mutter genau darauf spekuliert hat und das finde ich traurig.


    Dieses Phänomen kenne ich auch. Die Kinder tun mir auch immer am meisten leid. Den Eltern könnte ich immer :schlaeger. Aber es wird immer wieder Menschen geben, die die Hilfsbereitschaft anderer Leute ausnutzen. Daran werden wir wohl nichts ändern.


    @Sansomet


    Wie alt war das Kind denn?

  • Zitat

    Ushuaia : Wenn man am Markt vorbeistudiert hat, ist doch der Staat nicht schuld.


    Nee, der Staat ist daran nicht schuld daran was man als Studium wählt. Aber die Begabungen sind nun mal unterschiedlich, und wenn man keine Begabung für BWL, Jura oder Naturwissenschaften hat, sollte man halt lieber seine Finger davon lassen, anstatt Zeit und Geld zu vergeuden und sich durch so ein Studium zu quälen, das man dann höchstwahrscheinlich auch nicht besonders gut abschließt, und dann eben auch keine Stelle damit findet.

  • Ushuaia : Ich wollte das in meinem Post ausdrücken. Wenn ich heutzutage nicht gut bin in Technik NW etc. dann hab ich Pech gehabt. Das finde ich irgendwie schade.


    Sansonnet : Arbeiten gehen ist ok, aber wirklich nur halbtags, ein Kind braucht Eltern, ein Kind braucht seine Mutter.
    Eine Freundin von mir arbeitet als Assistentin des Chefs eines grossen Unternehmens hat wirklich Kohle ohne Ende, aber sie arbeitet bis 21 Uhr, die Kinder werden um 17 Uhr vom Vater aus dem Hort geholt, und der hat auch noch anderes zu Hause zu tun.
    Wozu hat die/haben die dann Kinder?


    Da ist weniger Geld glaube ich doch besser.

  • Surreal : Nein, nicht unbedingt. Aber da es wenige Stellen gibt, muss man entweder besonders gut/kreativ sein oder sich selbständig machen. Berufe im Sozialbereich werden in Zukunft sehr an Bedeutung gewinnen, dazu braucht man bspw. nicht unbedingt ein Studium


    Was die Zeit für Kinder angeht, so denke ich dass Mutter wie Vater wichtig sind, aber dass Qualität vor Quantität geht und dass Kinder in der Krippe auch gut sozialisiert werden, weil sie in einer Zeit, wo viele keine Geschwister mehr haben, den Umgang mit Gleichaltrigen lernen, sowie Rücksichtnahme, Teilen, Freude an gemeinsamen Spielen und Respekt gegenüber anderen Erwachsenen.
    Wenn ich sehe, was meine Töchter alles im Kindergarten lernen, dann kann ich ihnen das nicht unbedingt beibringen oder bereitstellen. Ein ausgebildeter Erzieher hat viel mehr Möglichkeiten auf die Bedürfnisse der Kleinen einzugehen als ein Naturwissenschaftler, der mit ihnen mal Memory spielt und ihnen abends Geschichten vorliest.

  • Zitat

    Original von Oryx


    Was die Zeit für Kinder angeht, so denke ich dass Mutter wie Vater wichtig sind, aber dass Qualität vor Quantität geht und dass Kinder in der Krippe auch gut sozialisiert werden, weil sie in einer Zeit, wo viele keine Geschwister mehr haben, den Umgang mit Gleichaltrigen lernen, sowie Rücksichtnahme, Teilen, Freude an gemeinsamen Spielen und Respekt gegenüber anderen Erwachsenen.
    Wenn ich sehe, was meine Töchter alles im Kindergarten lernen, dann kann ich ihnen das nicht unbedingt beibringen oder bereitstellen. Ein ausgebildeter Erzieher hat viel mehr Möglichkeiten auf die Bedürfnisse der Kleinen einzugehen als ein Naturwissenschaftler, der mit ihnen mal Memory spielt und ihnen abends Geschichten vorliest.


    :write :write :write


    ....aber zur Qualität gehört, dass der Vater das dann auch tut. Es gibt Studien über die "Wichtigkeit" von Vätern, die bestätigen, dass auch Wochendväter wie Fernfahrer für die Kinder wichtig sind- wenn sie ihrer Verantwortung gerecht werden.

  • Natürlich!


    Da meine Kleinen derzeit auf einem anderen Kontinent weilen, bleibt mir derzeit nur Skype, aber wenn sie mal ein halbes Jahr bei mir verbringen dürfen (und das rechne ich meiner Cousine sehr hoch an), dann gehe ich auch oft früher nach Hause und spiele und rede und übe mit ihnen und eine Gutenachtgeschichte ist Pflicht. Ich bin ja ganz vernarrt in die Bestien und das wissen sie auch und wickeln mich um den Finger. :schuechtern

  • Heute war es wieder in den Nachrichten:
    Jeder vierte in Deutschland ist von der Armut bedroht.


    Leute, Ihr solltet man in die Länder der sogenannten Dritten Welt gehen, dann wisst Ihr, was Armut bedeutet!

  • Zitat

    Original von BerndLeute, Ihr solltet man in die Länder der sogenannten Dritten Welt gehen, dann wisst Ihr, was Armut bedeutet!


    Und? Es geht um Deutschland und nicht um ein Dritte Welt Land. Armut ist politisch gewollt und kein notwendiges Übel.

  • Mir stößt das Wort Armut allerdings auch eher negativ auf.


    Im Gegensatz zu etlichen Ländern, wo Armut den Kampf ums nackte Überleben bedeutet, ist Armut in Deutschland ja noch auf verdammt hohem Niveau.


    Ich möchte damit nicht sagen, daß es in Deutschland nicht gravierende Einkommens- und Klassenunterschiede gibt.


    Aber Armut hat für mich ein anderes Gesicht.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Von "Armut" in Deutschland zu sprechen, halte ich auch für übertrieben. Die "Armen" hier können sich vielleicht keinen Urlaub/Auto/schicke Klamotten und andere Luxusgüter leisten, verhungert ist aber auch noch keiner, zumindest nicht aus diesem Grund.