Modellfliegen – Marcel Möring

  • Novelle


    Luchterhand Literaturverlag, gebundene Ausgabe mit Lesebändchen,
    erschienen 2001, 128 Seiten


    Originaltitel: Modelvliegen
    Aus dem Niederländischen übersetzt von Helga van Beuningen.


    Handlung:
    »Als er in einer Anwandlung von plötzlichem Stolz seinen alten Job gekündigt und noch keinen neuen gefunden hatte, beschloß mein Vater, Modellflugzeuge zu bauen.« Mit diesem Beschluß beginnt für den zwölfjährigen David jene Zeit, die ihm stets als Paradies in Erinnerung bleiben wird. Er selbst hatte die Idee, als der Vermieter, ein launischer Puppendoktor, sich darüber beklagte, daß die Jungen heutzutage keine Modelle mehr zusammenbauen wollten, sondern sie am liebsten fix und fertig kaufen würden. Da Davids Vater, ein ehemaliger Pilot, und auch seine Mutter plötzlich ohne Arbeit sind, setzt sich die ganze Familie am Wohnzimmertisch zusammen, eine Kanne Tee auf dem Stövchen, und bastelt Dutzende von Flugzeugen pro Tag. Es folgt eine Zeit des Glücks und der Geborgenheit, die jedoch durch das Auftauchen eines unerwarteten Besuchers eine jähe Zäsur erfährt. Innerhalb kurzer Zeit erleben diese drei Menschen auf ganz unterschiedliche Weise, wie fragil ihre Idylle ist. Alte und neue Loyalitäten, Liebe und Haß fordern ihren Tribut und sorgen dafür, daß die Dinge nie mehr so sein werden, wie sie einmal waren. Mit spielerischer Leichtigkeit zeichnet Marcel Möring den Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein nach und zeigt, daß Erinnerung nicht nur Nostalgie wecken kann, sondern auch Glück.



    Zum Autor (Text von Random House):
    Marcel Möring wurde am 5. September 1957 in Enschede geboren und lebt mit seiner Familie in Rotterdam. Für seinen Roman "Mendels erfenis" erhielt er 1990 den Geertjan Lubberhuizenprijs, den Preis für das beste Debüt. 1992 bekam er für sein zweites Buch "Das große Verlangen" den AKO-Preis zugesprochen, die höchstdotierte literarische Auszeichnung Hollands.
    Mit dem 1998 bei Luchterhand erschienenen Roman "In Babylon" setzte Marcel Möring seinen Triumphzug fort: Die niederländischen Leser verliehen ihm die Goldene Eule, den repräsentativsten Publikumspreis. Das Buch stand auf der Longlist des Libris-Literaturpreises, mit dem in den Niederlanden der Roman des Jahres gekrönt wird. Seit seinem Debüt gilt Marcel Möring als einer der wichtigsten zeitgenössischen Autoren seines Landes.


    Zur Übersetzerin (Text von Random House)
    Helga van Beuningen ist die Übersetzerin von u.a. A.F.Th. van der Heijden, Margriet de Moor, Marcel Möring und Cees Nooteboom und wurde ausgezeichnet mit u.a. dem "Martinus-Nijhoff-Preis", dem "Helmut-M.-Braem-Preis" und dem "Else-Otten-Preis".



    Meine Meinung:
    Wenn man diese Novelle mal auf die Schnelle dazwischen schieben will, merkt man, dass dem Buch ein schnelles Lesen nicht so gut bekommt. Obwohl der Text nicht explizit verknappt ist, bleibt er unspektakulär und lebt doch so von Stimmungen, die beim flüchtigen Lesen oft entgehen.


    Der melancholische Ton des Erzählers über seinen Vater und seine Jugend ist interessant, ebenso wie die Grundidee des Zusammenbaus von Modellflugzeugen als berufliche Tätigkeit, die die ganze Familie zueinander hält. Allerdings halte ich die inhaltliche Umsetzung über das komplette Buch gesehen nicht für so glücklich, dazu gehört ganz besonders die märchenhafte Erzählhaltung in den späten Abschnitten.
    Aber es gibt immer wieder gute Stellen, die mich begeistern. Meine Lieblingsszene ist die im Restaurant, als der 12jährige David, der ein begeisterter und talentierter Koch ist, in einen Kochwettkampf mit dem Restaurantkoch gerät, den er auch tatsächlich gewinnt. Es gibt noch mehrere skurrile Szenen.
    Auch die Szenen mit dem Vater, der einst mit dem Flugzeug abstürzte und so Davids Mutter als Krankenschwester kennenlernte.
    Überhaupt sind die Dialoge in dieser Novelle stark, das gilt auch für das Ende als der Erwachsene David in einer festen Beziehung steht.


    Das alles sind hervorragende Abschnitte, aber für mich funktioniert der Zusammenhalt nicht immer. Das liegt allerdings wohl auch an meinen persönlichen Leseverhalten,
    Ich bin nicht ganz sicher, ob ich einen ganzen Roman in diesem Stil durchhalten kann, aber im Großen und Ganzen war ich mit Modellfliegen schon zufrieden.