Unbekannte oder auch vergessene Autoren die es wert sind, dass man sie kennenlernt.

  • Immer noch eins meiner Lieblingsbücher, aber leider schon vergriffen und nur noch in Antiquariaten erhältlich:


    Kirsten Thorup "Himmel und Hölle"


    Kurzbeschreibung:
    Maria, die Tochter der exotischen, mit hellseherischen Fähigkeiten begabten Jasmin und des knauserigen Wohnungsspekulanten Bols, will über sich Klarheit gewinnen. Sie verläßt die Eltern, die sie zu einer Gegeinvirtuosin ausbilden lassen wollen, und zieht zu dem bisexuellen Kellner Jonni, der ihr aber auf die Dauer kein Partner sein kann. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten in oder außerhalb der Gesellschaft kommt sie mit Hippies, studentischen Revoluzzern und Aussteigern aller Art in Berührung. Ihr Weg kreuzt wiederholt den der ehemaligen Sprechstundenhilfe Fräulein Andersen, die als Inhaberin eines Stundenhotels unerwartete Erfahrungen mit sich und ihrer Umwelt macht, und führt schließlich zu dem Taxichauffeur John, dessen nüchterne und kritische Weltsicht sie so fdasziniert, dass sie seine Frau wird.
    Die mit dem realen Geschehen verbundenen Träume und Reflexionen der Romanfiguren bilden einen reizvollen Kontrast zur Gesellschaftlichen wirklichkeit der sechziger Jahre in Kopenhagen.



    Nachdenklich und gleichzeitig herrlich skurill schildert die Autorin die Hippiezeit in Dänemark und Marias Erfahrungen mit selbsternannten Gurus, Homosexuellen, Prostituierten und Drogen. Die Charaktere sind einfach köstlich, bis ins Detail interessant gezeichnet und es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen.
    Im Buchhandel ist dieser Roman leider vergriffen, aber ich hab noch andere Bücher von Kirsten Thorup bei Amazon gefunden, die sich nicht minder interessant anhören. Wenn mein SuB wieder etwas niedriger geworden ist, werde ich da vielleicht mal anknüpfen.


    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • @Britt....das scheint mir wirklich ein ganz spezielles Buch zu sein, danke für Deine Vorstellung :wave


    **********



    Wer erinnert sich noch an Hugo Ball?


    SEIN LEBEN, SEINE WERKE



    Ich selber kenne vor allem seinen Lebensweg. ;-) Von den meisten seiner Bücher habe ich nur gerade Auszüge mitbekommen. Aber eine Reihe von Gedichten kenne ich und ebenso eine gute Anzahl von Briefen. Seine Hesse-Biografie habe ich gelesen, die er gerade noch zu Hesses 50 Geburtstag fertig stellen konnte. An diesem Geburtstagsfest konnte Ball, der wichtigste Freund Hesses zu jener Zeit, leider bereits nicht mehr teilnehmen, weil er schwer krank war und wenige Monate darauf auch starb.
    Die Hesse-Biografie war das erfolgreichste Werk Balls....obwohl er noch eine ganze Reihe andere, bemerkenswerte (lt. informierten Fachleuten) Bücher geschrieben hat.
    Diese Biografie wird von Hesse-Kundigen als eine sehr fundierte Biografie anerkannt....ich selber fand sie einfach nur "furztrocken" :grin Und logischerweise ist sie unvollständig, da Hesse ja noch weitere 35 Jahre gelebt hat.


    HERMANN HESSE
    SEIN LEBEN UND SEIN WERK
    Hugo Ball


    Klappentext:
    Aus dem Konflikt von Zeit und Kultur gelingt Hugo Ball die Deutung manches grossartigen Widerspruchs, den wohl der eine oder andere Leser der Hesseschen Bücher festzustellen meint. Das macht die Lektüre dieses eigenwilligen, klugen und lebensnahen Buches zu einem heute seltenen Genuss. (Hermann Kasack)



    Edits: bisschen Text ergänzt und Fehler korrigiert :rolleyes

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  • Anscheinend dürfte es sich lohnen, Curt Riess für sich zu entdecken.
    DIE GESCHICHTE DES SELTSAMSTEN DORFES DER WELT habe ich daher soeben bestellt.


  • Kurzbeschreibung
    Trudi Montag hat die Gabe des Zweiten Gesichts, sie sieht in die Vergangenheit und in die Zukunft. In ihrem Kopf entstehen Geschichten, die zu den Geheimnissen der Menschen vorstoßen, zu den Unterströmungen, den Strudeln, die einen herunterziehen. Geschichten, die uns mit einer unendlichen Vielfalt von Farben umspülen. Geschichten, die sind wie der Fluß, den Trudi so liebt, und dessen Stimmungen und Geheimnisse, dessen Töne und Gerüche vermutlich nie schöner beschrieben worden sind. "Die Andere" ruft, am Beispiele einer kleinen Stadt, deutsches Schicksal zwischen 1915 und 1952 ins Gedächtnis. Seine überwältigende Stoffülle, der Reichtum konkreter Details, die für das Ganze der Wirklichkeit stehen, sein Realismus und seine lyrisch verdichtete Sprache verleihen dem Buch eine fast magische Qualität.


    Dieses Buch hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ob man die Protagonistin als "Schwester von Oskar Mazerath" sehen könnte, wie die "Die Zeit" schreibt, kann ich nicht sagen, nur, dass das Buch außergewöhnlich ist und ich es auch nach vielen Jahren noch gut in Erinnerung habe.

  • Ich warne Dich Herr Palomar....aus eigener Erfahrung kann ich Dir nur eines sagen: die unglaublich spannenden Geschichten rund um dieses Tessiner Dorf, mit all jenen Grössen und "Halbgrössen" der europäischen Kulturgeschichte die dort über kürzere oder längere Zeit verweilten, die können Dir ganz gehörig "den Aermel reinziehen".....will sagen: Du wirst einfach nie mehr fertig mit all den weiterführenden Büchern, auf die Du dann stösst, die Du auch unbedingt noch lesen musst....es ist so, wie wenn Du einen Stein ins Wasser wirfst, all die Wellen, die er auslöst, dieser Stein....


    Eines davon ist Untenstehendes....einfach mal so zum Anfangen, nebst und ergänzend zu dem Buch von Curt Riess :grin


    Nachtrag: ich könne einen recht reichhaltigen Thread eröffnen mit all meinen Ascona-Büchern :lache

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  • Herr Palomar....


    Und als kleinen Vorgeschmack :grin auf das was Dich in Sachen Tessin und im Besonderen Ascona erwartet, hier noch ein Link zu einer ganz tollen, seeeeehr ergiebigen Seite---->TicinARTE


    ....und als ich nun selber wieder mal einen Blick auf diese I-Net-Seite geworfen habe, entdeckte ich - nebst einer neuerschienenen Biografie über die Malerin Werefkin - folgendes Buch (auch eine Neuerscheinung), welches ich sofort, blitzartig nächste Woche über unseren Dorfbuchladen bestellen werde....


    Kurzbeschreibung
    Als braungebrannter Millionär, der in den 30er-Jahren mit seinem schnittigen Motorboot voller junger Grazien den Lago Maggiore durchpflügte, ist Max Emden (1874 1940) im Tessin in Erinnerung geblieben. Vergessen ist, wie der Hamburger Kaufhaus-Pionier zuvor sein Imperium aufbaute, das selbst mit Tietz-Hertie und Karstadt wetteiferte. 1927 hatte Emden genug vom Hamburger Schmuddelwetter und zog ins Tessin, wo er fortan mit einer rätselhaften Schönen auf seiner Insel vor Ascona lebte. Francesco Weltis Buch ist sechzig Jahre nachdem die Brissago-Inseln fürs Publikum geöffnet wurden die erste Biografie des exzentrischen Hamburger Grosskaufmanns. Sie lüftet natürlich auch das Geheimnis der jungen Schönen an der Seite des Kunstsammlers und Multimillionärs.


    Über den Autor
    Francesco Welti, geboren 1965 in Bellinzona, aufgewachsen in Kreuzlingen. Parallel zum Studium in Konstanz ab 1988 als Journalist im Thurgau tätig. 1992 Übernahme des damaligen Pressebüros Thurgau mit zwei Partnern, 1996 als Redaktor zur Tessiner Zeitung nach Locarno, 1999 2000 bei der Nachrichtenagentur sda im Büro Lugano, danach Chefredaktor der Tessiner Zeitung, heute als Korrespondent für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften und als Weinbauer in Minusio TI tätig.

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  • Und in Sachen Tessin - nicht nur auf Ascona bezogen - habe ich hier noch eine spezielle Empfehlung, ein ganz ausserordentliches, feines Buch....


    Kurzbeschreibung
    Hermann Hesse, Max Frisch, Carl Spitteler, Emmy Hennings, Friedrich Glauser, Piero Bianconi und Plinio Martini und viele andere haben zur Literatur des Tessin beigetragen. Dieser Literatur und der Landschaft hinter dem Text wird auf 35 Wanderungen und Spaziergängen nachgespürt. Entstanden ist ein Lesebuch zum Wandern und ein Wanderbuch zum Lesen, geschrieben von Autorinnen und Autoren aus der Deutschschweiz und dem Tessin.


    Beat Hächler, geboren 1962, ist Historiker und arbeitet seit 1992 als Kulturvermittler und Ausstellungsmacher im Stapferhaus Lenzburg. Er lebt in Bern und Roncos/A.

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  • Die Bücher von Sivbyllie Mulot haben mich sehr beeindruckt.


    Die Fabrikanten ist die Geschichte einer Familie, die in ihrem Familienbetrieb Holz verarbeit. Die Icherzählerin hatte ursprünglich andere Pläne, als die Firma zu übernehmen, da sie noch weitere Geschister hat, lässt sich dann aber doch von ihrem Verantwortungsgefühl für den Betrieb leiten. Sibylle Mulot erzählt sehr unterhaltsam und vermittelt dabei ganz nebenbei deutsche Nachkriegsgeschichte.


    Laut RP erzählt der Roman die Geschichte der Kahn-Werke im Schwarzwald.


    Zitat

    Die Geschichte der Familie Kahn ist ein spannend geschriebenes Stück Wirtschaftsgeschichte. Aber nicht nur das: Sibylle Mulot tut auch gesellschaftliche und politische Felder auf. Einzelne Familienmitglieder heiraten Leute mit jüdischen Wurzeln. Während des Zweiten Weltkriegs geraten diese in Schwierigkeiten, einige werden nach Theresienstadt deportiert. In den Kahn-Werken arbeiteten gleichzeitig viele Nichtarier, während die Firma auch für die Wehrmacht und das Hitler-Regime produziert. Dass es in der Familie auch immer wieder geschäftsuntüchtige Sprösslinge gibt oder solche, die sich den gesellschaftlichen Vorgaben nicht beugen wollen, macht die Geschichte zusätzlich spannend. Mulot zeichnet starke Frauen, die Männer kommen nicht immer gut weg. Zudem gibt es eine Künstlerfraktion in der Familie: eine Pianistin, einen Fotografen, eine Schriftstellerin.

  • Nachbarn erzählt die im Grunde einfache Geschichte eines französischen Dorfes, dessen Bewohner nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit ihren Erlebnissen aus der Zeit der deutschen Besetzung und der Résistance fertigzuwerden versuchen.


    In der kleinen Provinzstadt Parisey am Fuße der Vogesen gelten Sagen und Legenden mehr als die große Politik der Hauptstadt. Harmonie pflegt man besonders in der Rue St-Sauveur, wo die Notabilität des Ortes zu Hause ist: der Elektrizitätswerksdirektor Lorain, Bürgermeistar Gibet, Druckereibesitzer Delmont und einige mehr. Eher geduldet führen auch Mutter und Tochter Pasteur ein Schattendasein, seit Rene Pasteur in den letzten Kriegstagen auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Bis eines Tages bekannt wird, daß der Bürgermeister das Kreuz der Ehrenlegion erhalten soll. Da bricht einer sein Schweigen, und der Wahnsinn der letzten Kriegstage wird wieder lebendig.


    Eine Geschichte, erzählt mit dem poetischen Charme des 19. und der Eindringlichkeit des 20. Jahrhunderts.


    »Sibylle Mulot kratzt an der von vielen Denkmälern verkündeten Glorie der Resistance und schreibt den Parisonnes ein unliebsames Kapitel ins Stammbuch ihrer Geschichte. Daß diese Kleinstadtidylle daran nicht zerbricht, spricht für deren Lauterkeit und für das große Talent ihrer Schöpferin.« Ulrich Baron/ Rheinischer Merkur, Bonn
    amazon-Text

  • Helga Glaesener schreíbt unglaublich tolle Fantasy.
    Ich habe mal vor langen Jahren ihr Buch 'Im Kreis des Mael Duin' entdeckt und es ist immer noch eines der schönsten, die ich je gelesen habe.


    Arbeite mich gerade durch ihre anderen Bücher, der schwarze Skarabäus ist zum Beispiel auch sehr schön.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • ...wobei ich helga glaesener weder als "unbekannt" noch als "vergessen" einstufen würde...

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Mir war zwar, es würde noch einen anderen Thread zu diesem Thema geben, aber da ich ihn nicht wiederfinde, hier ein Hinweis:


    Von Zeit zu Zeit les ich „die horen“ gern und hüte mich, sie abzutun. So manches kluge Wort ist da zu lesen. Und die Ausgabe 253 bietet für mich Aufregendes, heißt sie doch „Wiederentdeckungen“. Es geht um vergessene Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Die Beitragenden (je ein Kulturschaffender widmet sich einem Vergessenen) tragen wohlklingende Namen, es sind unter anderem dabei Kathrin Schmidt, Josef Haslinger, Lutz Graner, Wilhelm von Sternburg, Ruth Klüger und Clemens Meyer.


    Da ja nun, wie wir alle wissen, alle Theorie grau ist, liste ich neben den besprochenen Vergessenen auch meine eigenen Erfahrungen bzw. gestehe meine Unwissenheit (und vielleicht, so meine Hoffnung, kann man neugierig machen, aufs Heft und auf die Vergessenen):


    Immanuel Weißglas – aber der dürfte uns doch nicht unbekannt sein, da weiß man doch, wer das ist: Der, der das Wort prägte vom „deutschen Meister“, dem „Tod“. Doch, doch, das ist auch von Celan, aber Weißglas war früher diesem Mysterium auf der Spur, erheblich früher …


    Hermann Ungar - „Die Klasse“ kenne ich, die eine oder andere in Anthologien verzeichnete Erzählung wohl auch. Hat er mich denn gar nicht gereizt, ihm treu zu bleiben? Zu viel anderes kam wohl in den Blick.


    Leo Perutz – Er steht immer noch im Regal, aber ihn zu lesen verlangt von mir vor allen Dingen eines: Ruhe. Weil er uns zu genau kennt, und weil er zu genau beschreibt, was wir von uns selber gar nicht wissen wollen.


    Ernst Weiß – Kenn ich, lieb ich (besonders den Band „Die Kunst des Erzählens“), geb ich nicht mehr her.


    Peter Hille – Außer verstreuten Gedichten mir bedauerlicherweise unbekannt.


    Hermann Harry Schmitz – Mir gänzlich unbekannt.


    Franz Blei – Sein „Bestiarium literaricum“ ist ein Kabinettstück für sich, ein Band mit Essays findet sich im Regal. Er ist bemerkenswert klar im Ausdruck, er hat einen überaus scharfen Blick.


    Ludwig Hohl – Ach je. Ach ja. Ihn habe ich gelesen, weil ich ihn verwechselt habe. Mit Hohler. Schlimm, Schande über mich. Offensichtlich hat es mich nicht so beeindruckt, dass mich nach mehr von ihm verlangte.


    Oskar Loerke – Er hat Gedichte geschrieben, die mich nicht verlassen habe, seit ich sie gelesen habe. Wer weiß, was „jeder Baum“ ist, nämlich „Gott im Schlummer“, dem ist meine Zuneigung gewiss. Man hat gemeint, seine Gedichten in die Schublade „Naturlyrik“ schieben zu müssen, mir erscheint das eher fragwürdig.


    Ina Seidel – Ach Ina, wie konntest du nur? Musstest du dich so andienern bei den Nazis, bei Hitler? Dabei hattest du doch Anderes, Besseres zu sagen. Dass du als Kind deiner Zeit andere Themen in den Fokus rücktest wie wir, ist ja klar. Aber erzählen konntest du.


    Paul Zech – Tut mir leid, Fehlanzeige. Den Namen las man schon, allein, das wars. Aber Thomas Kunst hat dermaßen für ihn geworben, dass ich mir Kenntnis über ihn erwerben werde.


    Bruno Frank – Für ihn gilt, was ich zu Ernst Weiß sagte. Was aber nicht bedeutet, dass man die beiden vergleichen und in eine Linie stellen könnte. Weit gefehlt! Frank ist ein eleganter Parlierer, ihn zu lesen tut nicht so weh wie manchmal Weiß, aber es geht über den bloßen Begriff „Unterhaltungsliteratur“ doch wohl hinaus. Wer kennt nicht „Sturm im Wasserglas“ - das ist nämlich auch von ihm.


    Theodor Kramer – Trost muss her: Man kann nicht alles kennen.


    Adrienne Thomas – Da reicht ein Titel „Die Katrin wird Soldat“ - man lese das Buch nur einmal im Kontext zu Remarques „Im Westen nichts Neues“. „Reisen Sie ab, Mademoiselle“ ist ein weiterer ihrer Romane, ich kenne nur diese beiden, beide haben mit Krieg, mit Leid, mit Gewalt, mit Grausamkeit und Grauen zu tun. Wer „Der Rauch über Birkenau“ von Liana Millu schätzt, sollte „Reisen Sie ab, Mademoiselle“ sich nicht entgehen lassen.


    Louis Fürnberg – Ja … ach ja … „die Partei“ … Sein Fehler war, dass die Zeilen sich allzu genau auf eine Partei festlegen ließen. Die man nicht überall mochte, der man das beanspruchte Recht, Recht zu haben, nicht überall zubilligen mochte. Weitere Ausführungen verbieten sich an dieser Stelle. Jedenfalls: Von ihm habe ich nicht viel, nur zwei Bände Briefe und ein Buch über ihn, von Gerhard Wolf, das zählt vielleicht auch, weil er ihn zitiert, mehr als hin und wieder.


    Günther Weisenborn – Ja, ich meine: Nein. Will ich ihn kennenlernen? Ich weiß doch nicht.


    Manfred Streubel – Kenn ich nicht. Was natürlich nicht stimmt. Den Namen verband ich nicht mit dem „Fragment Bonhoeffer“ und auch nicht mit der „Stagnation“. Wo hab ich ihn gelesen? Ich weiß nicht mehr. Aber ich weiß, dass ich mehr von ihm lesen will. Unbedingt.


    Karl Mickel – Jemand erzählte mir von ihm, vor Jahren muss das gewesen sein. Aber sonst? Der Name tauchte irgendwo auf, wo mag das gewesen sein? In einer Biografie? Erinnerungen? Briefwechsel?


    Harald Gerlach – Einer, so sagt Wulf Kirsten, der Thüringen brauchte, Thüringen dichtete, Thüringen erwanderte usw. Einer, der Vorbilder hatte namens Bobrowski und Babel. Einer, den ich noch entdecken muss.


    Ralf-Günter Krolkiewicz – Ein Unterdrückter in der DDR, hab ich ihn denn jemals wahrgenommen, als er abgeschoben wurde? Bei der Büchergilde Gutenberg ist ein Band von ihm erschienen, sagt der Beitrag von Joachim Walther. Hab ich es bemerkt? Würd ich fragen, wenn ich hätte?


    Matthias BAADER Holst – Der Name steht da wirklich so. Mehr als der Beitrag von Peter Wawerzinek berichtet, weiß ich nicht.


    Reinhard Lettau - „Schwierigkeiten beim Häuserbauen“ steht im Fach, sein lakonisches, aber nicht unwitziges (oder muss man sagen: nicht unkomisches?) Erzählen hatte mir gefallen.


    Hubert Fichte – Ein Leseversuch in der letzten Schulklasse. Wir passten nicht zusammen und was Clemens Meyer erzählt, lässt mich vermuten, dass wir auch heute nicht zusammen passen.


    Thomas Valentin – Ist mir unbekannt.



    Ein schöner Band ist das, die Beiträge sind allesamt lesenswert, manchmal von Humor, manchmal von einem Hauch Bitterkeit umwoben, immer aber, das spürt und liest man, spricht da jemand, der weiß, wovon er spricht.


    Beim Betrachten der Regalwände fielen mir einige Namen auf, die vielleicht auch hätten vertreten sein können: Albrecht Goes zum Beispiel, und gibt es noch Leser für Ernst Barlach oder Sigrid Undset?

  • John Myers Myers mit seinem Buch "Die Insel Literaria." Grossartig geschrieben, unbekannt. Ich habe schlichtweg noch nie ein Buch gelesen, das schon auf der ersten Seite eine solch einprägsame Charakterisierung des Hauptprotagonisten aufwies. Manchmal so toll geschrieben, dass ich wirklich alles andere um mich vergass.


    Myers Myers' bekanntestes Werk ist der Fantasy-Roman Silverlock (dt. Die Insel Literaria). Darin entdeckt ein Schiffbrüchiger auf der Insel Commonwealth Of Letters Figuren aus Geschichte, Märchen und Sagen: Jede Figur des Buches – außer dem gestrandenen Helden A. Clarence Shandon – stammt aus einem anderen literarischen Werk. Der Roman wurde immer wieder neu aufgelegt. Mit der Fortsetzung The Moon's Fire-Eating Daughter ließ sich der Autor dennoch dreißig Jahre Zeit. Außerdem machte Myers Myers sich einen Namen als Fachmann für den Wilden Westen, er schrieb sowohl Sachbücher zu diesem Thema als auch Western-Romane.



    Engl. Titel "Silverlock"
    ISBN-13: 978-3404200634

    In der Schule fragten die Lehrer mich, was ich später werden wolle. Ich antwortete: Glücklich. Die Lehrer sagten, ich verstünde die Frage nicht. Ich sagte, sie verstünden das Leben nicht.


    John Lennon




    Test-Webseite für Bücher weit abseits des Mainstreams:

    aufwachen.bplaced.net

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  • Schön, dass dieser Thread nach so vielen Jahren wieder aus der Versenkung geholt wurde.


    Joan Aiken (1924-2004) ist sicher keine Unbekannte, aber in Vergessenheit geraten scheint sie mir hierzulande doch, obwohl sie eine Vielzahl an Kurzgeschichten, Mystery- als auch Fantasy-Romane seit den 1950ern verfasst hat. Die meisten ihrer Bücher sind nur noch second hand erhältlich.


    Aiken zeichnet sich durch ihren eindringlichen und schnörkellosen Stil aus und kann meines Erachtens guten Gewissens in einem Atemzug mit Daphne du Maurier genannt werden.


    Eines ihrer besten Werke ist sicherlich "Die Kristallkrähe" (1967), ein atmosphärisch dichter, feinsinniger Thriller.


    Übrigens gibt es eine sehr nette Website für die Autorin, auf die sich schon wegen der originellen Optik ein Abstecher lohnt: Klick

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Man kennt vielleicht noch die mehr oder weniger schlechten Filme, aber die zugrundeliegenden Romane sind leider in Vergessenheit geraten: Die Mabuse-Romane und Kurzgeschichten gehören für mich zum Besten, was das Thrillergenre insgesamt zu bieten hat! Bis heute haben diese unheimlichen Geschichten nichts von ihrer Faszination verloren, und so manch einer der heutigen "Spannungsschreiberlinge" sollte ob dieser Vorgaben vor Scham ob der eigenen Unfähigkeit im Boden versinken!

  • Zitat

    Original von Bodo
    Joan Aiken kenne ich noch von ihren großartigen Jugendbüchern "Geh... mach diesesundjenes"!


    Oja, ich habe die geliebt :anbet
    Und durch diese Jugendbücher, die mir mein Vater (der selbst in seinem Leben vielleicht zehn Bücher gelesen hat) aus irgendwelchen Gründen einfach so mal schenkte, bin ich über die "erwachsenen" Joan Aikens zu Jane Austen und letzlich zu George Eliot, meinem viktorianischen Liebling, gelangt.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Es steht augenscheinlich 3:1 für Joan Aiken und gegen mich.
    Gelesen habe ich Du bist ich. Die Geschichte einer Täuschung und ein Jane Austen Sequel.
    Beide Romane fand ich behäbig, langatmig und ohne Raffinesse, vor allem auch deswegen, weil ich die Romane von Jane Austen vorher kannte und eine entsprechend hohe Erwartungshaltung hatte.

  • 4:1


    Die Bücher von Joan Aiken habe ich auch gerne gelesen, sowohl die Krimis, als auch die Romane und Jugendbücher.


    Wobei das noch zu Studienzeiten und kurz danach war. Kann nicht beurteilen, ob sie mir heute noch so gut gefallen würden und bin mir auch nicht sicher, ob ich das ausprobieren möchte. ;-)


    P.S. Vielen Dank für den Link zu der gelungenen Seite über Joan Aiken. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

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