Mir war nach einer "sicheren Bank", als ich auf der Suche nach Lektüre vor meinem RUB stand, und Georgette Heyer hat mich mal wieder nicht enttäuscht.
Das Buch
Sir Waldo Hawkridge, reich und attraktiv, modisches und sportliches Idol der männlichen Jugend, hat von einem alten Onkel einen verwahrlosten Landsitz geerbt und reist dorthin, um sein Erbe in Augenschein zu nehmen. Die bisherige Haute Volaute des angrenzenden Dorfes ist sehr gespannt auf ihn und überschlägt sich mit Einladungen. Die werden bald auch auf seine beiden jüngeren Cousins ausgedehnt, und amouröse und andere Verquickungen bleiben nicht aus.
Die Autorin (Amazon)
Georgette Heyer, geboren am 16. August 1902, schrieb mit siebzehn Jahren ihren ersten Roman, der zwei Jahre später veröffentlicht wurde. Seit dieser Zeit hat sie eine lange Reihe charmant unterhaltender Bücher verfaßt, die weit über die Grenzen Englands hinaus Widerhall fanden. Sie starb am 5. Juli 1974 in London.
Meine Meinung
Ein weiterer liebenswürdiger Roman aus der Feder der Meisterin.
Daran auszusetzen habe ich nur zwei Dinge: Zum einen hat es außergewöhnlich lange gedauert, bis ich am Anfang all die Namen auseinanderhalten konnte. Das hat mir den Einstieg eher schwer gemacht, ich habe eine Weile gebraucht, bis sich das Heyer-Lesevergnügen einstellte. Und zum anderen sind mir einige der wichtigsten Personen einfach zu schwarzweiß gemalt. Sir Waldo ebenso wie Miss Trent sind mir einfach zu perfekt; sie haben den perfekten Charakter, treffen immer die richtigen Entscheidungen und haben entweder aus ihren Jugendsünden gelernt (Sir Waldo) oder verdienen wegen ihrer schicksalträchtigen Vorgeschichte noch mehr Sympathie (Miss Trent). Tiffany dagegen wird nur negativ dargestellt - sie ist wunderschön, hat aber ansonsten nichts, gar nichts, was für sie spricht. Da sind manche Nebenfiguren differenzierter gezeichnet, und da wird's dann gleich interessanter.
Positiv aufgefallen ist mir allerdings, wie Heyer "period detail" einstreut. Endlich dürfen sich ihre Figuren auch mal in der richtigen Welt bewegen - ein Ausflug auf die Straßen von Leeds gibt einen kurzen Einblick in das Leben der einfachen Leute zu der Zeit. Und an Dingen wie den gängigen Heilmitteln gegen Erkältung (war's glaub) merkt man ebenfalls, dass die Autorin sich sehr sicher in "ihrer" Zeit bewegt.
Für Heyer-Fans ein Muss. Für andere, die z.B. Jane Austen mögen, eine Empfehlung. Die Bücher sind nicht perfekt, aber bieten liebenswürdige Unterhaltung durchaus mit Niveau.