Kurzbeschreibung:
Was ist ein Spukhaus? Eine Touristenattraktion natürlich, mit Kettengerassel und geköpften Ahnherren. Aber Hill House ist anders. Etwas sehr Eigenwilliges geht hier um und attackiert seine Besucher, zerrt nicht so sehr an ihren Nerven als an den losen Fransen ihres Charakters. Ein kleines, aber kompetentes Forschungsteam findet sich zusammen, um der Sache auf den Grund zu gehen: Dr. Montague, ein gelehrter Anthropologe auf den Spuren okkulter Phänomene; Theodora, eine lebenslustige Thelepathin; Eleanor, vertraut mit Poltergeistern und hellhörig für die leisen Regungen in alten Gemäuern; und Luke, der Erbe des Hauses.
Hill House entwickelt ein sehr individuelles Verhältnis zu seinen Bewohnern; es studiert und beobachtet sie seinerseits - und es scheint sie ungern wieder fortzulassen. Das Unheimlichste an dieser Geschichte ist, dass alles mit rechten Dingen zugeht: Am Ende ist das Unglaubliche geschehen, aber es bieten sich zahllose Erklärungen an, und das Geheimnis ist dichter denn je.
Sonstiges:
Originalsprache: Amerikanisch
Originaltitel: "The Haunting of Hill House"
Übersetzung: Wolfgang Krege
Erscheinungsjahr: 1959
Seitenanzahl (Diogenes): 294
Laudatoren:
"Wenn sie diese herrliche Schauergeschichte nachts in einem einsamen Haus lesen, fragen Sie sich, sowie sie das Licht ausgemacht haben, garantiert, ob Sie auch wirklich allein in diesem Raum sind." (The New York Times)
Meine Meinung:
Dieses Buch ist stellenweise richtig unheimlich. Wenn man "Spuk in Hill House" liest, dann erschreckt man sich bei jedem Geräusch, und wenn es ein kleines Knarren der Dielen ist. Ich habe es allein im Halbdunkel gelesen. Und es hat mich so manchmal richtig gegruselt.
Shirley Jackson hat ihre Charaktere auf unterschiedlichste Weise auf das unheimliche Haus reagieren lassen. Und gerade auf Eleanor hat es einen bedrohlichen Einfluss. Gleichzeitig durchliest man schaurige und übernatürliche Ereignisse: Schritte nachts auf dem Flur; Eiseskälte, welche unter dem Türspalt emporsteigt; Leises Geplapper im Nebenraum; Scharren vor der Tür; Botschaften an den Wänden, geschrieben mit Blut...
Man taucht in die Psyche der Protagonistin ein. Und bald weiss man nicht mehr zu unterscheiden, ob das Haus nun ein böses Spiel ohne Entkommen spielt, oder ob durch die dämonische Atmosphäre der Villa den Charakteren einfach nur der Bezug zur Wirklichkeit entzogen wird. Denn immer tiefer zieht es sie in seinen Bann....
Bald ist der Leser ratlos, denn die Geschehnisse spielen sich immer auf der schmalen Grenze zwischen Rationalität und Unerklärlichem ab.
In diesem Buch wurde Grusel mit einzelnen Horror-Elementen auf geschickte Weise verpackt. Jackson hat viel Platz für Eigeninterpretation gelassen. Und dadurch wird das Buch auch so unendlich gespenstisch. Denn der Leser wird gezwungen, sich in das Geschehen hineinzudenken. Und beizeiten gibt es auch für ihn kein Davonkommen mehr.
"Spuk in Hill House" wurde 2X verfilmt:
- einmal 1963 von Robert Wise unter dem Titel "The Haunting" mit Richard Johnson, Julie Harris und Claire Bloom in den Hauptrollen (nah am Roman)
- und 1999 als Remake von Jan de Bont unter dem Titel "Das Geisterschloß" mit Liam Neeson, Lili Taylor und Catherine Zeta-Jones