Was längst vergessen schien - Sara MacDonald

  • Verlag: Lübbe
    ISBN: 3-404-15211-5
    Seiten: 493
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 7,95
    ET: 10.2004


    Inhaltsangabe


    Manchmal ist es besser, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, Angst und Schmerz zu vergessen und an die Zukunft zu glauben ... In dem Haus der Tremains an der Küste von Cornwall haben drei Generationen gelebt: Fred mit seiner Frau Martha, ihre Kinder Anna und Barney und ihre Enkelin Lucy, die ihre Großeltern über alles liebt. Und sie ist es, die eines Tages auf dem Dachboden ein Geheimnis entdeckt: alte Papiere und das Tagebuch ihrer Großmutter. Plötzlich führen alle Fragen zurück in die Vergangenheit. Welchen Preis muss man für die Liebe zahlen, um den Schrecken zu vergessen? Ein wunderschöner und berührender Roman um Liebe und Krieg, Vertrauen und Enttäuschung, gestern wie heute...


    Meine Meinung


    „Was längst vergessen schien“ ist mein erster und bedauerlicherweise auch mein letzter Roman von Sara MacDonald. Die Kurzbeschreibung klingt unheimlich vielversprechend und spannend, nur leider konnte die Autorin meine Erwartungen nicht im Geringsten erfüllen.


    Sara MacDonalds Schreibstil ist äußerst gewöhnungsbedürftig. Sie schreibt im Präsens, ihre Sätze wirken abgehackt und es fehlt ihnen oft an Verben oder Subjektiven. Die Regel Subjekt-Prädikat-Objekt gilt für die Autorin nur selten. Ich musste weit über hundert Seiten lesen, um mich mit dem Stil abzufinden und mich nicht mehr daran zu stören. Die vielen Erzählperspektiven, ich habe sieben gezählt, die sehr schnell wechseln, haben mir das Eintauchen in die Geschichte bedeutend erschwert.
    Auch die Erinnerungen sind leider ungünstig und unübersichtlich eingeflochten, verwirrten mich oft und wirkten wie Blitzlichter, ein kurzes Aufflammen, aber eine Berührung des Lesers unmöglich machend.


    Die Figuren konnten mir leider gar nicht nah kommen, sie waren immer nur Schemen, die zwar etwas Tragisches erlebt hatten, konnten mich aber nie berühren. Keinen der Charaktere hatte ich deutlich vor Augen, keiner wirkte auf mich besonders facettenreich oder lebendig. Sie bildeten mit ihren Erlebnissen einfach nur eine Geschichte unter vielen, stachen durch nichts hervor, denn selbst das Geheimnis, war nichts Außergewöhnliches.


    Die Handlung wirkt durch die vielen Perspektivenwechsel und die kurzen Einschübe von Erinnerungen sehr unruhig und bildete erst am Ende ein Gesamtbild. Die ersten 180 Seiten waren recht ereignislos, die Autorin druckste um den heißen Brei herum und meinte vermutlich, den Roman damit besonders spannend zu gestalten. Für mich wurde es einfach nur zäh und ich habe mehrmals überlegt, ob ich das Buch nicht wieder weg legen sollte. Aber mich interessierte natürlich dann doch das ominöse Geheimnis, das Stück für Stück durch Erinnerungsfetzen gelöst wurde. Sicherlich ist das Geheimnis schrecklich und bedrückend und es gibt dafür nicht die richtigen Worte, allerdings habe ich mich mit dem Thema Drittes Reich lange auseinander gesetzt und da wirkt dieser Roman einfach nur wie einer unter vielen, der dieses Thema verarbeiten möchte.


    Allerdings hat Sara MacDonald sehr überzeugend dargestellt, dass jeder Hitlers Propaganda hätte verfallen können und sie hat auch versucht relativ wertungs- und urteilsfrei mit dem Thema umzugehen. Weiterhin sehr positiv an dem Roman ist, dass die Autorin versucht, die Figur Anna anhand ihrer Kindheit, der Verschwiegenheit der Eltern etc. zu erklären und anhand ihrer Erlebnisse aufzubauen. Dies ist Sara MacDonald wirklich gelungen, aber alle anderen Charaktere sind eher wie Figuren auf einem Schachbrett, die meisten austauschbar und verzichtbar.


    Sehr gestört hat mich die Angewohnheit der Autorin, alles zu pauschalisieren. Alle Deutschen müssten in den Urlaub fliegen, um effektiv ihrer Arbeit nachgehen zu können, war nur eine Pauschalaussage. Auch wenn ich etwa ab der Hälfte recht gut in der Geschichte drin war, hat mich der Roman nie richtig gepackt, ich habe immer wieder Kleinigkeiten gefunden, die mich störten, diese aber alle aufzuführen, würde den Rahmen der Rezension sprengen.


    Das Ende war enttäuschend. Einige Handlungsstränge wurden gar nicht beendet, andere wurden definitiv zu kurz und problemlos zu einem Ende gebracht. Das Geheimnis bietet unheimlich viel Konfliktpotential, das überhaupt nicht aufgegriffen wird. Ich hatte mir ausgemalt, welche Konsequenzen es haben würde, die Vergangenheit wiederzubeleben und hatte mit etwas ganz anderem gerechnet, als das, was die Autorin letztendlich daraus gemacht hat. Über 400 Seiten wird der Leser zur Auflösung des Rätsels getrieben, um am Ende doch enttäuscht zurück zu bleiben. Ein Zeitsprung von vielleicht fünf Jahren hätte dem Roman sicherlich für das Ende sehr gut getan, allein um so manche Handlung und Gedankengang zu beenden.


    Meine Bewertung


    4 von 10 Punkten

  • Huhu Cait,
    danke für diese ausführliche Rezi. Hätte ich sie geschrieben, wäre das genaue Gegenteil dabei raus gekommen.
    Ich habe diesen Roman vor einigen Wochen gelesen und mir hat er sehr gut gefallen. Es war seit langem Mal wieder ein Roman bei dem mir sogar die Tränen gekommen sind. Ich fand den Roman wirklich gelungen. Egal ob Anfang, Mitte, oder Ende, für mich ein rundherum super Buch.


    Deshalb meine Bewertung: 10 von 10 Punkten

  • Ich hab schon befürchtet, dass es an mir lag. ;-)
    Aber im Ernst, ich finde es immer wieder aufregend zu sehen, wie viele unterschiedliche Meinungen es zu einem Buch gibt. Ich hatte vorher einen Judith Lennox-Roman gelesen und ich glaube, mir liegt die Autorin mit ihrem Schreibstil einfach mehr. Wenn Du einen Sara MacDonald empfehlen kannst, der von Stil anders ist, dann würde ich mich sehr freuen, wenn Du mir einen Tipp gibst. Denn so ohne Empfehlung würde ich von der Autorin nichts mehr anrühren. :schnellweg

  • HI...
    Also ich hab das Buch auch gelesen und zwar in Deutsch und Englisch und fand es teilweise auch etwas komisch, so Satzstellungstechnisch, vorallem, da teilweise ganze Sätze fehlten.
    Aber das englische Buch war echt toll und auch nicht so schwierig zu lesen, abgesehen davon, dass es in Englisch war ;-).


    Die Gedankensprünge fand ich auch nicht so undurchsichtig, sie sind ja immer kursiv gekennzeichnet gewesen und am Ende fügte sich alles super zusammen.
    Aber solltest du bei diesem Buch Probleme gehabt haben, dann solltest du eher nicht "Come away with me" (Jenseits des Sommers) lesen, es sei denn du suchst Herausforderungen, da ist nämlich alles restlos durcheinander (nach ca. 100 Seiten hab ichs dann auf die Reihe bekommen:-))...aber trotzdem ist das Buch total toll und vor allem voll emotional!!! Es lohnt sich nach Anfangsschwierigkeiten also auf jeden Fall es zu lesen...