Leben wir in einer Des-Informationsgesellschaft?

  • Zitat

    Original von Heike
    Natürlich ist es eine perfekte Gesellschaft, in der sich alle ihrer Rechte und Pflichten bewusst sind und diesen auch nachkommen, aber eine Demokratie ist eine verdammt wackelige Angelegenheit, wenn das Interesse daran nur noch als Privatangelegenheit betrachtet wird. Es GIBT politische/ gesellschaftliche Alternativen, in denen politisches Engagement nicht "notwendig" ist und die gar nicht so abwegig sind, dass wir sie zu unseren Lebzeiten noch miterleben müssen - die mir aber zum großen Teil nicht gefallen, da mit ihnen nicht nur unsere Pflichten als Staatsbürger, sondern auch unsere Rechte als ebensolche verloren gehen.


    Damit führst Du die ursprüngliche Diskussion/Frage aber hin zur Frage nach politischer Verantwortung (und damit natürlich verbunden die notwendigen Kenntnisse) von Staatsbürgern. Und das hat mMn nur am Rande mit der Ausgangsfrage zu tun, oder ich hab das falsch verstanden.


    Zitat


    Doc, ich bin enttäuscht von dir :grin


    Leider habe ich manchmal diese Außenwirkung. :-)
    Dafür weiß ich ziemlich viel über Daredevil und Batman, wenn's drauf ankommt.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Damit führst Du die ursprüngliche Diskussion/Frage aber hin zur Frage nach politischer Verantwortung (und damit natürlich verbunden die notwendigen Kenntnisse) von Staatsbürgern. Und das hat mMn nur am Rande mit der Ausgangsfrage zu tun, oder ich hab das falsch verstanden.


    Na ja, ich beschäftige mich immer noch mit der Frage, welches Wissen Allgemeingut sein sollte und inwieweit Allgemeinbildung Privatsache ist. Unter dem Punkt hatte ich mal die Kenntnis der Funktion des Bundesrats genannt.


    Zitat


    Doc, ich bin enttäuscht von dir :grin


    Leider habe ich manchmal diese Außenwirkung. :-)
    Dafür weiß ich ziemlich viel über Daredevil und Batman, wenn's drauf ankommt.


    Und du meinst, das ersetzt das Wissen über den ostanatolischen Grundsäbelschleifer?[SIZE=7] Ist das eigentlich ein Feind oder ein Verbündeter von Rucksackboy? [/SIZE] :chen


    Viele grüße
    heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Heike ()

  • Zitat

    Original von Heike
    Na ja, ich beschäftige mich immer noch mit der Frage, welches Wissen Allgemeingut sein sollte und inwieweit Allgemeinbildung Privatsache ist. Unter dem Punkt hatte ich mal die Kenntnis der Funktion des Bundesrats genannt.


    Ok.
    Wobei ich die Formulierung "Wissen als Allgemeingut" schon ein bisschen verwirrend finde - im Zusammenhang mit der Ausgangsdiskussion. Wie Du ja schon geschrieben hast, steht zumindest in unseren Breitengraden nahezu jedem eine Vielzahl an Informationsbeschaffungsmethoden zur Verfügung. Allgemeinbildung auf breiter Bevölkerungsbasis ist ein hehres Ziel, nur wer soll dafür Sorge tragen, wenn nicht jeder Einzelne selbst? Und da sind wir schon wieder bei der Verantwortung des Individuums für sich und der Gesellschaft in der man leben möchte (übrigens eine schöne Kampagne, wer es noch nicht kennt). Wie also sollte eine "Wissensmobilisierung" aussehen, wenn sich nun der eine oder andere mit weniger statt mehr zufrieden gibt?


    Zitat


    Und du meinst, das ersetzt das Wissen über den ostanatolischen Grundsäbelschleifer?


    Nein, das ist ein schweres Versäumnis meinerseits und lässt mich im Zusammenhang mit der Wahl in der Schweiz nachdenklich werden - über mich, mein sinnentleertes Leben und die vielen unglücklichen Momente, in denen ich am Preußischen Herrenhaus vorbeiflaniert bin. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich eines Tages mit meinem Idol Rucksackboy besprechen muss.


    Gruss,


    Doc

  • Also....ich habe etwas Mühe mit dem Thread-Titel.


    Des-Information heisst für mich eigentlich Fehl-Information.... Das hat meines Erachtens dann nichts mit Informations-Mangel zu tun.
    Aber vielleicht bin ich auf dem Holzweg....


    Ich habe eher das Gefühl, dass wir heute mit einer Ueberflut von Informationen bombardiert werden. Und ich könnte mir vorstellen, dass vor allem unser Unterbewusstsein sich irgendwann nur noch diejenigen Informationen herauspickt und speichert, die ihm wichtig erscheinen.


    Ach, ich gehöre übrigens auch zu denjenigen, die mit Fremdwörtern ihre liebe Mühe haben. Vor allem mit den englischen Begriffen, mit denen die heutige Jugend halt aufwächst.....Und auch den <Schlundgabelkneifer> ( :chen) kenne ich nicht. Aber ich wehre mich dagegen, mich deswegen geistig minderbemittelt oder gar weniger wert zu fühlen. Denn....


    ...irgendjemand muss doch auch noch diejenigen Arbeiten ausführen können und wollen, welche die meisten von uns nicht machen würden, obwohl sie auch enorm wichtig sind, wie zB. Toiletten, Strassen und auch das ganze Kanalisationssystem im Schuss halten, den Abfall wegführen, die Tiere alle schlachten, um sie dann für uns zu ansehnlichen Filetstücken und Würstchen verarbeiten ...... etc. pp.
    Ob denen allen nicht wurst sein kann, was es mit der Relativitätstheorie oder meinetwegen mit dem <Säbelschlundgreifer> für eine Bewandtnis hat? :gruebel


    Edit meint....für mich seis langsam aber sicher Zeit, ins Bett zu gehen :rolleyes :grin

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Zitat

    Original von Joan
    ...irgendjemand muss doch auch noch diejenigen Arbeiten ausführen können und wollen, welche die meisten von uns nicht machen würden, obwohl sie auch enorm wichtig sind, wie zB. Toiletten, Strassen und auch das ganze Kanalisationssystem im Schuss halten, den Abfall wegführen, die Tiere alle schlachten, um sie dann für uns zu ansehnlichen Filetstücken und Würstchen verarbeiten ...... etc. pp.
    Ob denen allen nicht wurst sein kann, was es mit der Relativitätstheorie oder meinetwegen mit dem <Säbelschlundgreifer> für eine Bewandtnis hat? :gruebel


    Sicher. Aber dennoch sind sie Teil dieser Gesellschaft, haben eine Stimme, mit der sie diese Gesellschaft mitformen können und haben vor allem die Möglichkeit, sich auch entsprechend zu informieren. Was einem Strassenkehrer vor hundert Jahren verwehrt geblieben wäre.
    Bildung muss nicht von dem Job abhängen, den man macht. Ein sehr guter Freund von mir verkauft im Kino Eintrittskarten, ist aber hochinteressiert an Bildung und ausgesprochen belesen.


    Die andere Frage war ja, was muss man wissen (worum es ja zuletzt ging). Dass man nicht "dumm" ist, wenn man den Brockhaus benutzt, haben wir ja inzwischen geklärt.


    Den Titel Des-Information in der Informationsgesellschaft habe ich gewählt, weil es mir darum ging zu diskutieren, ob wir durch die Fülle von Informationen, die tagtäglich auf uns einströmen, nicht eigentlich WENIGER informiert sind, obwohl wir Bildungs- und Informationschancen haben, von denen Generationen vor uns nur träumen konnten. Ob es ein Problem der Auswahl ist und "wichtiges" (=gesellschaftlich relevantes Wissen) verloren geht, weil eine Individualisierung des Wissenswerten stattfindet (dass man z.B. weiß, was Bauer Jürgen aus "Bauer sucht Frau" am liebsten zu Mittag isst, dafür aber nicht weiß, was der Bundesrat ist und tut).


    Und der Säbelschlundgreifer - ja, das ist doch der Hilfshansel des Grundsäbelschleifers. Der ist für die ostanatolischen Schlundschlucksäbel verantwortlich :chen


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
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    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Auch wenn es arrogant klingen mag, und ich auch weiß, dass das, was ich jetzt schreibe, nicht unbedingt "political correct" ist:


    Mich erschreckt schon, mit welchem durch Interessenlosigkeit begründeten Mangel an Wissen immer mehr Menschen auffallen. Und zwar nicht nur in gefilterten Umfragen.


    Im Prinzip könnte mir das egal sein. Aber wenn ich bedenke, dass diese Menschen Wahlen entscheiden, wird mir schlecht.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • churchill


    in meinen Augen ist es wenig sinnvoll, einen Wissensverfall zu beklagen und Forderungen ins Blaue hinein aufzustellen, was jemand wissen sollte, ohne solche Begriffe wie 'Wissen', 'Information', 'jemand' bzw. 'die Leute' zu definieren. Ganz wichtig wäre auch das Wort 'dumm'.


    Sonst bewegt man sich bei solchen Diskussionen in einem unbestimmten Assoziationsraum. Alle, die mitreden, verstehen etwas unter den Begriffe, reden aber eigentlich aneinander vorbei oder darum herum.
    Das kann man hier im Thread schön verfolgen, das Thema änderte sich mehrfach und ebenso oft wurde einfach nur das Gleiche wiederholt.



    Wenn wir nur mal Wissen als Wissen über politische Institutionen und die nach dem Papier gültige Verfaßtheit des Staats, in dem wir leben, gleichsetzen, wäre zu fragen, was es denn nützt, wenn ich weiß, was genau der Bundesrat ist.
    Wäre es nicht besser zu wissen, wie er funktioniert, wenn er tagt, und inwieweit und unter welchen politischen Bedingungen er tatsächlich eine Rolle spielt bei politischen Entscheidungen?
    Das wäre die Diskussion Sachwisssen- Wissen um Kontext


    Was die ursprüngliche Meldung über die Frage der Informationen per Tagesschau betrifft, so ist mir nicht klar, was sie aussagt.
    Für mich jedenfalls nicht, daß Zuschauerinnen und Zuschauer zu 'dumm' sind, sie zu begreifen.
    Hat mal jemand untersucht, ob das Zusammenwirken von Bild, Ton und gesprochenem Inhalt von uns Menschen tatsächlich so aufgenommen werden kann, daß wir daraus verläßliche Information entnehmen können?
    Nützt uns also diese Art der 'Wissens'Vermitlung?


    Wenn man Nachrichtensendungen über die letzten ca. 40 Jahren vergleicht, stellt man z.B. fest, daß die Sprecherinnen und Sprecher heute viel schneller sprechen, daß es bei weitem mehr Bilder gibt und daß die Übertragungen bunter und lauter geworden sind. Wir sind sehr viel merh Sinnesreizen ausgesetzt.
    Kann es also sein, daß ein Teil dessen, was da vorne vor sich geht, im Wortsinn an uns vorbeiflimmert?


    Die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) z.B. hat so etwas im Blick.
    Aber auch anderes.
    Es gab u.a. 2001 eine interessante Untersuchung, nach der eine Tendenz deutlich wurde, daß die Informationssendungen im TV abnehmen, die Unterhaltung zunimmt.
    Auch und gerade bei ARD/ZDF, deren Auftrag es de facto ist, einen hohen Anteil an Informationssendungen auszustrahlen.
    In der sog. Prime Time ( Joan : fernsehtechnischer Fachausdruck für Sendeplatz, also Zeit und Programmplatz der Ausstrahlung) liegt der Anteil der Informationssendungen der Öffentlich-Rechtlichen nur noch bei 15%.


    Das hieße, daß es tatsächlich viel mehr Information gibt als je zuvor, daß einem aber nur vorgegaukelt wird, daß man das Wissen über die vertrauten Kanäle auch erwerben kann.


    Ich muß zugeben, daß sich das mit meinen Erfahrungen deckt. Wenn ich wirklich über etwas Bescheid wissen will, gleich zu welchem Thema, bin ich ordentlich beschäftigt. Mit Internet, Lexika, Bibliotheksbesuchen. Mit Sortieren, nach wichtig und unwichtig. Mit Gesprächen mit Leuten, die sich auskennen.
    Wer hat diese Zeit und Energie?



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Alles richtig, magali. Widerspricht auch meinem (zugegebenermaßen außergewöhnlich emotinalen) Mini-Statement nicht.


    Ich hatte bewusst den Akzent auf "Interessenlosigkeit" gesetzt und die Rolle der Medien mal außen vor gelassen. Sehr oft höre ich, wenn von Politik, Wirtschaft etc. die Rede ist, den Satz "Das interessiert mich nicht", um gleich danach aus dem gleichen Mund Schimpfkanonaden auf Politiker, Manager etc. zu vernehmen, die wirklich von keinerlei Sachkenntnis getrübt sind. Die Schimpfkanonaden, meine ich ;-)


    Natürlich kann niemand über alles Bescheid wissen. Ich bin z.B. ein erschreckendes Beispiel für einen Menschen mit lediglich rudimentärem Wissen im Bereich der Naturwissenschaften. Damit kann ich leben. Auf der anderen Seite würde ich mich nicht für eine Jury zur Verfügung stellen, die irgendwelche naturwissenschaftlichen Arbeiten beurteilt... verstehst du meinen Ansatz?

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Hier wird immer auf Wissen gepocht und auf die einfachen Menschen mit Interessenlosigkeit geschimpft. Aber sind die wirklich interessenlos? Ich glaube nein. Viel eher hat jeder Mensch eine andere Aufnahmekapazität. Da sind einfach natürliche Grenzen gesetzt. Und diese Menschen füllen sich eher mit Wissen ab was ihnen im täglichen Leben hilft. Das erlebe ich in meiner Arbeit immer wieder.
    Wenn man denen mit für ihnen verständlichen Worten erklärt, dann begreifen sie auch.
    Aber wie sieht es in der Realität aus? Wissen wird heute doch oft mit Verstehen von Fachbegriffen verglichen. Man bekommt diese Worte in den Medien um die Ohren gehauen, trifft Menschen, die auf dieses Wissen um die Begriffe stolz sind und auch heftigst damit um sich werfen können und versteht kaum was sie eigentlich von einem wollen.



    churchill
    Schönes Beispiel mit der Natur. Nehmen wir mal die Magali, die ein ganz heller Kopf ist. Die staunt, was ich ihr zu ihren Pflanzen, die sie mühsam in ihrem Minigärtchen beackert, sagen kann. Aber dann kommt das Oemchen, die kein Studium belegt hat, aber dennoch ein ganz liebenswerter Mensch ist und lässt uns beide staunen, denn sie hat darüber echtes Fachwissen. Wissen, was sie im Leben täglich braucht. Wir beide nicht. Dafür haben wir wiederum unsere Bereiche, wo wir mit Fachtermini um uns werefen können und was die anderen beiden dann nicht so verstehen können.
    Trotzdem ist keine von uns dumm, keine desinteressiert und jeder hat das Wissen intus, was er im Leben dringend braucht.
    Bei Fachwissen, welches wir nicht benötigen, schaltet unser Hirn von ganz allein manchmal ab, auch wenn wir gern dem anderen zuhören. Aber unser Hirn braucht noch Speicherplätze für UNSEREN persönlichen Bereich.


    Wissen ist also eher eine relative Sache. Meiner Ansicht nach.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • War auch eher ergänzend gedacht, mein Beitrag und ein Versuch, ein paar Stränge zu verknüpfen.


    Und etwas vernünftiger zu werden :grin
    'Dumm' ist ein Reizwort für mich, die Verwendung hierzulande geschieht nämlich in der Form, daß sich ein Sprecher als Maß setzt und das Gegenüber abwertet.
    Dumm ist immer und grundsätzlich der andere.



    Interesselosigkeit ist ein Problem.
    Aber kann man nicht auch mal überlegen, worin sie begründet sein kann?
    Oben habe ich die Frage nach der Zeit gestellt, die man heute aufbringen muß, um sich verläßliche Informationen zu verschaffen.
    Heute morgen hörte ich in den Nachrichten (Radio), daß immer mehr Menschen hierzulande zwei Arbeitsplätze haben. Das heißt, sie arbeiten anteilig mehr Stunden, diese Stunden fehlen schon mal für alles, was es sonst noch gibt im Leben außer Arbeit.


    Informationsbeschaffung muß zudem gelernt sein. Das kommt nicht einfach so. Wer bringt einem das bei? Die Schule?
    Wenn man genauer hinschaut, lernt man in der Schule Antworten, fertiges Wissen.
    Was wir aber brauchen, sind Fragen.
    Wer lehrt einen, Fragen stellen?
    Und wer, damit zu leben, daß sie offen bleiben?


    Man könnte auch fragen, ob die Art der Nachrichtenvermitlung heute nicht zur 'Interesselosigkeit' beiträgt.
    Wie oft wird über das Scheitern von allem berichtet, was nicht konform ist? Ich erinnnere an die G8-Gegner. An den Versuch, der GdL, einen eigenen Tarifvertrag zu bekommen. Sie wurden nur beschimpft.
    Abweichende Meinungen sind in der Berichterstattung vor allem negativ belegt.
    Wie ausführlich ist die Berichterstattung über den Alternativen Nobelpreis und was dahin führt? Ich meine, wenn mal kein US-Präsidentschaftskandidat daran beteiligt ist?


    Es gibt Tausende von tollen Projekten, bei uns und weltweit, die in winzigen Schrittchen dazu beitragen, daß nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird.
    Wer berichtet darüber? Vor allem, die sowieso schon damit zu haben. Die 'großen' Berichterstater selten und wenn ...
    Was sind wir alle, die bei so etwas mitarbeiten? Spinner und Emanzen, Maschinenstürmer, Warmduscher, Kommunisten, Terroristen, Gutmenschen. Allein daß ein Wort wie das letzte bei uns gang und gäbe ist, zeigt doch, daß da etwas ist, das nicht will, daß sich etwas verändert.


    Stelle ich einfach so in den Raum, wohlwissend, daß ich mich damit den Verschwörungsanhängern zugeselle.
    :grin


    Daß wir eine kaum entwickelte Gegenkultur haben hierzulande, keine Streikkultur, hat seine Gründe. Wir sind ein höchst konservatives Staatswesen.


    Klar kann ich mich aufregen, wenn jemand sagt: interessiert mich nicht, die Politiker sind alle korrupt.
    Zugleich aber liegt es in einem solchen Moment allein in meiner Hand, zu versuchen zu verstehen, warum mein Gegenüber so reagiert und zu versuchen, ein paar Kerzen aufzustecken.
    Ich empfinde die Menschen als hilflos, verängstigt. Zu vielen Zwängen ausgesetzt.
    Daher ihr Rückzug.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali : Desinformation waren z.B. 2 Statements von Dir:
    Prime time: Die Sendezeit mit dem meisten Publikum - üblicherweise von 20 bis 23 Uh
    Al Gore ist derzeit kein Präsidentschaftskandidat.


    Es ist manchmal schwierig zwischen wichtigen, einem selber wichtigen, Grundwissen, guter Allgemeinbildung und Fachwissen zu unterscheiden. Wir filtern unbewusst viel zu viel Information aus oder nehmen sie nurmehr partiell wahr.


    Was der Bundesrat dem Deutschen, ist dem US-Amerikaner sein Senat - auch wenn die Arbeitsweise nicht wirklich überinstimmt, kann der Gegenüber eine Ahnung bekommen.

  • Ich schließe aus dem Spiegel- Artikel nicht, dass die Leute immer doofer werden, sondern dass die Nachrichtenredaktionen nicht (mehr) genügend Zeit haben, die Informationen im Vorfeld für die Mehrheit verständlich aufzubereiten.


    Und das halte ich eher für ein Zeichen der Sparpolitik, Personalknappheit und Arbeitsverdichtung als für eins der Volksverdummung.


    Dass die Leut immer depperter werden, das haben vermutlich schon die alten Griechen und Römer behauptet. Ich vermute lediglich, dass sie nicht gescheiter werden.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Oryx


    bei meiner Definition zu Prime Time fehlt ein Stück, tatsächlich das 'Prime,' die 'beste' Sendezeit.
    Der deutsche Fachausdruck lautet Sendeplatz.


    Al Gore wird bei uns als 'Präsidentschaftskandidat' vermarktet, ehemalig hin oder her. So verkauft er sich am besten.


    Ich für mein Teil würde Menschen, die bei dem Wort 'Bundesrat' schon abwehren nicht auch noch mit dem US-Senat kommen. Sie fühlen sich bereits überfordert.


    Aber es ging mir nicht um die Frage der Vermittlung von Sachwissen.
    Sondern um Kontexte.


    Zu dem, was Du über Differenzieren zwischen Wissensarten sagst
    :write



    Vandam


    warum habe sie in den Readaktionen nicht mehr genügend Zeit? Wer bestimmt über Sparmaßnahmen, Personalabbau und Arbeitsverdichtung (auch ein Wort, wow!)?
    Der, der bestimmt, nimmt die Folge: weniger Information in Kauf.


    Meiner persönlichen Ansicht nach billigend. Mindestens.


    Ich finde übrigens , daß wir heute gescheiter sind.
    Wir können nämlich endlich erkennen, warum wir dumm sind.
    Pathologisch, physiologisch, psycholgisch, philosophisch, politisch, emotional, rational.
    Alles da.
    :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Dumm ist immer und grundsätzlich der andere.


    Immer und grundsätzlich? Naja, das kommt eben auf das Selbstverständnis und die Selbsterkenntnis jedes Einzelnen an. Und natürlich mit der Bereitschaft sich selbst nicht als zu wichtig zu empfinden.


    Zitat


    Wenn man genauer hinschaut, lernt man in der Schule Antworten, fertiges Wissen.


    Einspruch, zumindest teilweiser.
    Wie so oft im Leben, kommt es auch hier darauf an. Und zwar darauf wieviel Glück oder Pech man mit seinen Lehrern hat. Ich habe durchaus die Erfahrung gemacht, sowohl in der eigenen Schulzeit, wie bei meinen Töchtern, dass es durchaus engagierte Lehrer gibt, die ihre Schüler zum eigenen Denken, zum Fragenstellen ermutigen und sie darin anleiten.


    Zitat


    Was wir aber brauchen, sind Fragen.
    Wer lehrt einen, Fragen stellen?
    Und wer, damit zu leben, daß sie offen bleiben?


    Eltern und alle, die an der Aufzucht und Hege von Nachwuchs beteiligt sind. So einfach ist da die Antwort. Nur, wer bereits als Kind und Jugendlicher mitbekommt, wie spannend und hochdramatisch Wissen sein kann, bleibt neugierig - und das dann meist das ganze Leben lang.


    Zitat


    An den Versuch, der GdL, einen eigenen Tarifvertrag zu bekommen. Sie wurden nur beschimpft.


    Nun, da würde mich heute noch interessieren, wie man zu einer Forderung von 30% mehr Entlohnung gelangt? Mir ist das nie zufriedenstellend beantwortet worden. Aber das ist ein anderes Thema.


    Zitat


    Was sind wir alle, die bei so etwas mitarbeiten? Spinner und Emanzen, Maschinenstürmer, Warmduscher, Kommunisten, Terroristen, Gutmenschen. Allein daß ein Wort wie das letzte bei uns gang und gäbe ist, zeigt doch, daß da etwas ist, das nicht will, daß sich etwas verändert.


    Da wirfst Du mal eben ganz frisch und frei Vieles in einen Topf, was nicht in einen Topf gehört. Das könnte man als temperamentvoll bezeichnen, aber ebenso als propagandistisch.


    Zitat


    Zugleich aber liegt es in einem solchen Moment allein in meiner Hand, zu versuchen zu verstehen, warum mein Gegenüber so reagiert und zu versuchen, ein paar Kerzen aufzustecken.


    Das geht aber nur, wenn das Gegenüber das Licht auch sehen will. Und oft genug, bestens auch hier im Forum zu beobachten, pflegt man doch nur zu gerne Vorurteile und den geistigen Status Quo.


    Zitat


    Ich empfinde die Menschen als hilflos, verängstigt. Zu vielen Zwängen ausgesetzt.
    Daher ihr Rückzug.


    Und ich empfinde viele (nicht "die" pauschal) Menschen als unverbindlich, nur keine Verantwortung übernehmend, für sich, für andere. Zu wenigen Herausforderungen ausgesetzt.
    Daher ihr Unvermögen.


    Gruss,


    Doc


  • Ja, sehe ich auch so ... bei drastischen Personaleinsparungen ist das doch immer so, dass zu Gunsten des Profits die Qualität reduziert wird. Auch oft die Lebensqualität der Mitarbeiter. Aber idas ist jetzt wieder ein anderes Thema.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • @Doc


    Du hast sicher recht, wenn Du sagst, daß man zunächst von der eigenen Erfahrung ausgeht.
    Meine ist eben grundlegend anders als Deine. Sowohl in meiner eigenen Entwicklung als auch die spätere Erfahrung im Umgang mit Menschen.


    'Einfach' ist Dein Rückverweis aufs Elternhaus ganz bestimmt nicht, Eltern kommen in sehr unterschiedlichen Variationen vor, ihr Einfluß kann ebenso hinderlich bis direkt schädlich sein. Auch Kinder aus eher gleichgültigen oder sehr schwierigen Familienverhältnissen können lernen, Wissen zu schätzen.


    Das 'propagandistisch' zu meinen Aufzählungen der Beschimpfungen habe ich nicht ganz verstanden, es handelt sich, abgesehen von dem Wort 'Terrorist' einfach um die Schimpfwörter, die ich und die Menschen, denen ich mich politisch zugehörig fühle, zu hören bekamen und bekommen, wenn wir unsere Meinungen öffentlich machen. Es sind darüberhinaus nur die Beschimpfungen, die ich hier schreiben kann, ohne gegen die Forumsregeln in puncto 'sexistisch, rassistsich, obszön' zu verstoßen.
    Dazu muß man nur in die Tageszeitungen schauen. Oder Nachrichten hören. Tendenziöse und strikt konservative Berichterstattung ist auch unter JournalistInnen ein ganz wichtiges Thema. Die Zeitschrift des Fachverbands 'Menschen machen Medien' z.B. ist frei zugänglich und bietet interessante bis deprimierende eib´nblicke in die Schweierigkeiten der täglichen Berichterstattung.


    Man pflegt seinen/ihren 'geistigen' Staus quo? Ja, und?
    Weiterdiskutiert wird trotzdem, darauf kommt es doch wohl an.


    Ein großer Irrtum ist in meine Augen der Glaube, daß man sofort und umgehend etwas bewirkt, wenn man mal den Mund aufmacht.
    Menschen, die etwas bewegen wollen, brauchen vor allem Geduld. Das Ausmaß der benötigten Geduld wird immer wieder unterschätzt und zwar gewaltig.
    Viele denken, daß umgehend die Sonne aufgeht, wenn sie mal eine Unterschrift irgendwo darunter setzen. Und sind prompt enttäuscht, wenn sich gar nichts rührt. Daher dann oft das resignierende: Nützt ja doch nichts.


    Ich bin auch keineswegs der Ansicht, daß Menschen zu wenigen Herausforderungen ausgesetzt sind.
    Für mich ist es umgekehrt. Es sind zuviele Herausforderungen, aber es wurde nicht gelehrt, wie damit umgehen. Welche Schwerpunkte man setzen kann.
    Aber, wie gesagt, das stützt sich auf meine Erfahrung mit mir und mit anderen.


    Vielleicht habe ich auch nur ein rosarotes Menschenbild.
    Damit kann ich leben.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Immer und grundsätzlich? Naja, das kommt eben auf das Selbstverständnis und die Selbsterkenntnis jedes Einzelnen an. Und natürlich mit der Bereitschaft sich selbst nicht als zu wichtig zu empfinden.


    "Der gesunde Verstand ist die bestverteilte Sache der Welt, denn jedermann meint, damit so gut versehen zu sein, daß selbst diejenigen, die in allen übrigen Dingen sehr schwer zu befriedigen sind, doch gewöhnlich nicht mehr Verstand haben wollen, als sie wirklich haben." (Rene Descartes) :grin

  • magali : Da siehst Du mal, wie schlecht die Medien informiert sind oder verfälschend Nachrichten wiedergeben.


    Derzeit gibt es ja noch keinen einzigen Präsidentschaftskandidaten in den USA. Momentan läuft ja erst die Vorauswahl bei beiden Parteien.


    Warum nennen sie Gore nicht den ehemaligen VP der Clintonadministration? Oder kann sich niemand mehr daran erinnern?

  • Oryx


    der Akzent meines Satzes oben liegt auf 'verkaufen'.
    Die Medien sind nicht schlecht informiert, es ist die Art, wie sie Information an Mann und Frau bringen.
    Das 'ehemalig' kommt dann schon auch noch, was aber in den köpfen bleibt, ist Präsidentschaftskandidat = wichtig, ergo ist Gore wichtig.


    Information ist Ware. :grin


    Noch so ein Thema.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus