Schon mal was von Cyano-Bakterien oder Plattentektonik gehört, von Organismen auf Siliziumbasis oder von Black Smokern? Nein, wir sind nicht in einer Folge von Star Trek, in der immer das Besatzungsmitglied ohne Namen, aber dafür in rotem Jersey gewandet, einen plötzlichen, gewaltsamen Tod stirbt. Zwar geht es in "Anybody out there?" auch ums Sterben, aber es geht in erster Linie um eine faszinierende Suche nach Leben.
Welche Vorraussetzungen braucht das Leben? Macht die Suche nach extraterrestrischem Leben überhaupt Sinn, oder ist unsere eigene Existenz von so glücklichen Zufällen abhängig gewesen, dass auf anderen Planeten die Entwicklung von Organismen mehr als unwahrscheinlich ist?
Die Autorin nimmt den Leser auf eine Reise in die Vergangenheit mit; in die Vergangenheit der Erde und in die Frühzeit der Entstehung des Sonnensystems. Denn in den atomaren Hochöfen neugeborener und wieder verlöschender Sterne, werden wichtige Bausteine des Leben wie wir es kennen, wie z. B. Kohlenstoff, produziert. Die Reise führt uns weiter in die Tiefsee, an einen der unwirtlichsten Orte, die wir uns auf unserem Planeten nur vorstellen können. Dort, in unmittelbarer Umgebung schwefelproduzierender Unterwasserschlote, gedeiht unter so hohem Druck, dass selbst kochendes Wasser keine Blasen werfen kann, eine geradezu unvorstellbare Vielfalt an Fauna; weitab vom für uns normalerweise so essentiellen Sonnenlicht.
Dagmar Röhrlich begleitet Wissenschaftler aus den verschiedensten Wissensgebieten rund um den Globus auf der Suche nach Leben und seinen zugrundeliegenden Parametern. In leicht verständlichen und spannenden Episoden gibt sie einen Einblick in den derzeitigen Kenntnisstand der Wissenschaft, wie das Leben entstanden sein könnte und ob die Bedingungen anderswo im Universum ähnlich oder auch ganz anders geartet sein können bzw. müssten, um Leben wie wir es uns vorstellen hervorzubringen.
Eines wird während der Lektüre deutlich: Unser Planet ist außergewöhnlich. Es gibt eine geradezu unglaubliche Vielzahl von Variablen, die genau zum richtigen Zeitpunkt, in exakt der notwendigen Art und Weise zusammengetroffen sind, um Flora und Fauna so zu evolutionieren, wie wir es heute vorfinden. Außerhalb der Biosphäre der Erde ist das Universum, zumindest soweit unsere derzeitigen Messmethoden reichen, ein unwirtlicher Ort. Doch, wie auch einige der Beispiele aus dem Buch zeigen, findet das Leben anscheinend auch unter den ungewöhnlichsten Bedingungen einen Weg. Es bleibt also spannend, denn unser Verständnis für die Bausteine und die Anfangsbedingungen unserer eigenen Existenz reicht noch nicht sehr weit. Die Suche geht also weiter.
Ein empfehlenswertes Buch in jeder Hinsicht. Leider ist der Titel mehr als irreführend, denn letztlich geht es nicht um die Suche nach neuen Welten, selbst die Suche nach außerirdischem Leben wird nur als Aufhänger für eine faszinierende Schnitzeljagd nach den Ursprüngen des Lebens auf der Erde hergenommen, weil man natürlich erst einmal wissen muss, was auf der Erde zur Entwicklung von Organismen beigetragen hat, bevor man sich daran macht, diese Erkenntnisse auf eine Suche im All anzuwenden. Eine tolle Wissenschaftslektüre, hochinteressant und auch für den bisher in diesem Genre unbedarften Leser keine schwere Kost.
Bitte mehr davon! Die Erde ist gewaltig. Es gibt noch viel zu entdecken.
Gruss,
Doc