'Die Glocken von Vineta' - Seiten 555 - Ende

  • Zitat

    Original von Charlie
    Bezueglich Anton und Bole habe ich in der Szene, in der sie ihn um Hilfe bittet, etwas andeuten wollen (dass er z.B. zu ihr sagt "ich kann nichts fuer EUCH tun"), aber die eigentliche Information fuer den Leser ausspare. Da war ich vielleicht etwas zu sparsam? (Habe auch noch einen Satz spaeter gestrichen, weil er mir zu offensichtlich vorkam).


    Das "euch" bezog ich in dem Fall auf ihre im sterben liegende Mutter. Ich hatte mich im ersten Moment auch über das "euch" gewundert, aber dann eine Seite weiter vor geblättert wo eben stand, dass ihre Mutter dem Tode nahe ist.


    Die Szene mit Jakub hab ich jetzt nochmals gelesen. Ich kann nun in etwa nachvollziehen, wie er sich zusammenreimt, dass Bole bei seiner Mutter war und ihr von seinem Verrat erzählt hat (hatte er vielleicht versucht sie zu überzeugen mit ihm zu kommen? Oder wollte er nur jemandem "beichten"?). Aber woher er die plötzliche Eingebung hat, dass Anton Boles Sohn ist, bleibt mir weiterhin schleierhaft. ?( Hat das vielleicht damit zu tun, dass er weiß er muss bald sterben und da klären sich irgendwie die Gedanken?


    Edit:
    Ich weiß jetzt nicht mehr auswendig ob es in diesem oder im vorhergehenden Abschnitt war, aber Natalia ist ja wirklich eine Waflerin. Das war mir gar nicht bewußt :wow Ich dachte dieses "doppelte Abbild" von Vineta im Meer ist nur so ein "Traumgebilde" vor ihrem inneren Auge. Aber sie sieht das Wafelbild der zum Untergang bestimmten Stadt. Bin da jetzt gerade erst durch den wikipedia-Artikel drauf gekommen:
    "Dabei gab es eine Warnung: Drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor dem Untergang der Stadt erschien sie über dem Meer mit allen Häusern, Türmen und Mauern als farbiges Lichtgebilde. Die Ältesten rieten allen Leuten daraufhin, die Stadt zu verlassen, denn sehe man Städte, Schiffe oder Menschen doppelt, so bedeute das immer den Untergang."

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Als ich das Ende von Kapitel 16 las, habe ich das Buch zur Seite gelegt und überlegt, ob ich die Kraft habe, weiterzulesen. Dass Natalias und Antons Schmerz (aus ihrer Sicht) sich nicht unmittelbar anschloss, hat mir geholfen. Erst ganz am Schluss des nächsten Kapitels treffen wir auf Anton, der sich selbst verletzt, da musste ich an Natalia denken, die das ja auch gemacht hat, um den an andere Schmerzen nicht zu denken.
    Strahles Motivation konnte ich schon nachvollziehen. Er ist ja selbst kein gebürtiger Wende und versucht daher, noch wendischer als ein Wende zu sein um sich zu integrieren. Später macht er sich zum Sprecher eines Gottes, der bisher eher im Hintergrund stand und konnte sich so einen (wenn auch eher negativen) Platz in der Gesellschaft Vinetas erringen.
    Jakubs Tod hat mich sehr berührt. Ich hätte mir für ihn gewünscht, dass er alles zum Ende bringen kann, was er sich vornimmt. Auch die Szenen mit Oda und Witsach haben mir sehr gefallen, am stärksten fand ich aber die Szene, in der sich Warti von den beiden schlafenden Alten verabschiedet.
    Der Schluss ist sehr stark. Warti und Natalia sind im Tod vereint, Bole überlebt und muss damit leben, er jedesmal, wenn Vineta erwähnt wird, an seine Schuld erinnert wird.
    Leider konnte ich arbeitsbedingt dem Roman nicht die Aufmerksamkeit geben, die er verdient hat. Aber in den Lesestunden, die ich mir nehmen konnte, hat er mir geholfen, Abstand zu gewinnen von der Welt da draußen. Ich freue mich schon darauf, den Roman noch einmal mit der dazu erforderlichen Muße und sicher auch noch mehr Hintergrundinformationen zu Vineta, dass ich durch dieses Buch kennen lernen durfte, zu lesen.
    Danke liebe Charlie für die Begleitung der Leserunde und dass ich Dich persönlich kennenlernen durfte. Ich habe in diesem Jahr viele gute Bücher gelesen, "Die Glocken von Vineta" ist mein persönliches Highlight und ich freue mich schon sehr auf "Twelfth Night".


    Liebe Grüße


    Nachtgedanken

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

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  • Liebe Nachtgedanken,


    wie schoen, Du hast's auch durchgelesen.
    Ganz ehrlich, diese Stani-Stelle ist mir auch am allerschwersten gefallen, ich war selbst heilfroh, dass ich den Zeitsprung geplant hatte.
    Danke, dass Du Dir trotz beruflicher Hektik (und Handwerker? Alles inzwischen einigermassen unter Dach und Fach? Bei uns immer noch nicht ...) die Zeit genommen hast, das Buch zu lesen und von Deinen Eindruecken zu erzaehlen. Natuerlich freut mich sehr, dass es Dir gefallen hat. Am meisten freue ich mich, dass Dir diese Parallele mit dem Verletzen aufgefallen ist.
    Und dass Du mir fuer Twelfthnight erhalten bleibst.


    Und naechstes Jahr kommst Du nochmal nach London, stimmt's? Ich wuerde mich riesig freuen, unser Treffen zu wiederholen und diesmal etwas auszudehnen.


    Paradise, Du hast ja schon mit dem Nachschlagen angefangen (und das mit dem Wafeln entdeckt)! Das ist ja klasse. Falls Dir noch jemand etwas zu Weihnachten schenken will - das Buch "Vineta" von Goldmann und Wermusch ist stilistisch gewoehnungsbeduerftig (wenn man sich dran gewoehnt hat, hat es aber etwas sehr Amuesantes - die zwei Herren schreiben sozusagen ihre Unterhaltungen mit), aber ich fand es ausgezeichnet verstaendlich, gut gegliedert und hochspannend (es war mein Einstieg in die Recherche und es gibt gute Hinweise zum Weiterforschen).


    Das mit dem "euch" sollte durchaus doppeldeutig, d.h. auch auf die Mutter beziehbar sein ... ich wollte nicht zu deutlich werden, habe dabei vielleicht uebertrieben?


    Fuer Jakub hatte ich mir gedacht, dass er sterbend zwei und zwei zusammenzaehlt und selbst darauf kommt. Die Aehnlichkeit zwischen Oda und Anton hatte ihn ja seit langem verfolgt, und er ist der einzige, der Oda als junge Frau scharf in Erinnerung hat.


    Noch einmal vielen Dank Euch beiden.
    Alles Liebe von Charlie

  • Charlie
    Danke nochmal für die Erklärung. Habs mir dann schon fast gedacht. Es heisst ja oft, dass man im Angesicht des Todes die Dinge viel klarer sehen kann, das trifft in Jakubs Fall dann wohl voll zu. Ich finde übrigens auch, dass Jakub und Oda ein schönes altes Paar sind. Sie dürfen zusammen ihren friedlichen Lebensabend geniesen und allein die Gegenwart des einen ist Trost und Frieden für den anderen. Stellenweise hat mich die alte Oda auch zum Lachen gebracht, sie mit ihrem: "Witsach mag keinen Fisch. Würdest du auch nicht mögen, wenn du ertrunken wärst." *lach* Sie ist konsequent die gute Frau. Bezüglich ihrer Einstellung zu Natalia fiel mir etwas ein, dass in dem Film "Die Dornenvögel" von Meggies Mutter gesagt wurde: "Es sind die Söhne auf die eine Mutter stolz ist, eine Tochter ist nur dazu verdammt die eigenen Fehler zu wiederholen." (sinngemäß) Auch Oda mag Natalia ja in erster Linie nicht, weil sie findet, sie wäre ihr zu ähnlich ist.


    Und auch danke für den Buchtipp, werde mir das gleich mal vormerken. :wave


    Edit: Die Sagen und Märchen schau ich mir auch mal an. Kennst Du das auch Charlie? Würde mich interessieren, ob diese Sagen wirklich von Vineta handeln oder ob das nur der Namensaufhänger ist.

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    - Meister Yoda

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  • Ja, Paradise, aus diesem Buch habe ich die Sagenversion zitiert, die irgendwo im Vorschlagsthread sein muss.
    Das Buch ist recht schoen, ich habe es genossen. Es is ein recht repraesentativer Querschnitt durch die Ostsee-Sagenwelt. Allerdings ist es auch nichts Besonderes. Es gibt keine originellen Fundstuecke, jede Sage wird sozusagen angetippt, d.h. in der gaengigen Version gebracht. Und Deine Vermutung ist selbstredend voellig richtig: Vineta ist nur der Aufhaenger. Die von mir hier eingestellte Version ist die einzige, alle anderen werden nicht erwaehnt.
    Ein ordentliches Buch, wenn man Lust hat, die Ostsee-Sagenwelt kennenzulernen. Wenn man schon viele kennt und nach Unbekanntem und Abgewandeltem sucht, wird man aber leider nicht fuendig.


    Das von Dir eingestellte Zitat aus den "Dornenvoegeln" gefaellt mir ausgezeichnet! Ja, das passt zu Natalia und Oda. Ich kenne das Buch nicht, werde aber sofort danach suchen.


    Ueber Oda, Jakub und Witsach habe ich auch gelacht. Sie haben mir oft viel Spass gemacht, wenn ich die anderen Ebenen der Geschichte schwer ertraeglich fand.


    Alles Liebe von Charlie

  • Charlie
    Naja, du hättest entweder Stani oder Anton sterben lassen können. Anton brauchtest du nun noch als Unterstützung für Lara und Bole bei der Flucht. Da lag der kleine Kerl schon näher. Ich fand es nur so schade, dass Natalia das erste Mal im Leben etwas so Gefühlvolles erleben darf, dass nur positiv ist und dann nimmst du es ihr einfach wieder weg. In meiner Rangfolge der Brutalitäten schlug das noch den verletzten Kopf von Anton als 10-jährigen.


    Vielen Dank für deine nette und ausführliche Begleitung bei dieser Runde. Das lässt die Vorfreude für das nächste Lesen steigen. Ich freue mich schon mächtig auf die Diskussionen über Big H und seinem Gefolge. Schade, dass ich noch bis Juli warten muss.

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Ich freue mich schon mächtig auf die Diskussionen über Big H und seinem Gefolge. Schade, dass ich noch bis Juli warten muss.


    Super!
    Ich freu mich auch.
    (Und wir koennen ja bis dahin schon ein bisschen hinter den Kulissen unsere Big H Schwaermereien austauschen.)


    Ich dampfe jetzt in Eure Richtung und melde mich die Tage aus Berlin wieder.
    Bleibt alle vergnuegt und lasst Euch das Lesen nicht verbieten.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Mir hat jemand geraten, ich solle gnaedig sein und Natalia leben lassen. Abgesehen davon, dass ich das dramaturgisch falsch gefunden haette und mein Text mir dann auf einer symbolischen Ebene auseinandergebrochen waere (was er offenbar sowieso tut), haette ich es auch nicht gnaedig gefunden. Ich war der Ansicht, dass ihr nach dem Verlust ihres Kindes dieses Ende auch gelegen kam, dass sie Ruhe hatte.


    Charlie, genau SO habe ich es am Schluss auch empfunden - ihre Entscheidung ist für mich die Konsequenz aus Stanis Tod.
    Und ihre Geste, Warti den Mund zu verschließen, ihn dazu aufzufordern, bei ihr das gleiche zu tun, nimmt dieses Motiv wunderschön wieder auf. Und da hatte ich den Gedanken an ein Spiegelbild - zum ersten Mal bei den beiden.
    Toll!
    (und sehr bewegend)


    Ich habe Vin vor ein paar Tagen ausgelesen, werd aber erst so nach und nach dazu gekommen, alles zu posten und eine abschließende Rezi zu schreiben.
    Teils aufgrund meines Zeitplanes gerade, teils, weil ich noch das eine oder andere sacken lassen und ihm nachspüren muss.


    Eins aber schon als Fazit:
    Charlie, du hast da ein richtig großes Buch geschrieben.



    (*"Big H"-Fähnchen schwenk*)

  • Vielen Dank, Nicole!


    Ein solches Urteil von einer erfahrenen Autorin macht meinen Tag sehr schoen.


    Lass Dich nicht zu sehr hetzen, mach, wenn Du kannst, zwischendurch mal eine Atempause.
    Alles Liebe von Charlie

  • Nach dem ganzen Festtagsstress bin ich nun endlich dazu gekommen, "Vineta" fertig zu lesen.
    Inhaltlich wurde, wie immer, bereits vieles gesagt. Es tut mir auch wirklich leid, daß ich so hinterhergehinkt bin...


    Im letzten Teil steuerte nun also alles auf die große Katastrophe zu. Vielleicht lag es auch am Wetter, aber für mich war das klar der deprimierendste, aber auch der emotionalste Teil. Das Ende empfand ich dann als wirklich stimmig.


    Was mir seltsamerweise beim Lesen ins Auge gefallen ist, war folgender Satz (S. 638): "Meines Sommers Kirschwein bist du."
    Dabei musste ich sponatan an Ville Vallo & Natalia Avelon mit "Summer wine" denken : "Strawberries, Cherries and an angel's kiss in spring/My summer wine is really made from all these things" :-]


    Insgesamt ein wirklich praller, dichter Roman mit vielen sympathischen (und unsympathischen) Menschen, die mit all ihren Fehlern, Stärken und Schwächen dargestellt wurden.


    Vielen lieben Dank Charlie für die nette Leserundenbegleitung und die Mühe, die du dir gemacht hast. Bei "Twelfthnight" werde ich zwar wahrscheinlich nicht mit dabei sein (auch wenn ich weiß, daß dir das Buch besonders am Herzen liegt, aber mir liegt es leider thematisch nicht so ganz...), aber spätestens wenn es um den "Schwarzen Tod" und das Meer geht, bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Was mir seltsamerweise beim Lesen ins Auge gefallen ist, war folgender Satz (S. 638): "Meines Sommers Kirschwein bist du."
    Dabei musste ich sponatan an Ville Vallo & Natalia Avelon mit "Summer wine" denken : "Strawberries, Cherries and an angel's kiss in spring/My summer wine is really made from all these things" :-]


    Ja, genau da dran musste ich auch denken. :lache

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Das muss ich mal hoeren, das Lied!


    Vielen Dank fuers Lesen und fuer Dein nettes Fazit, Grottenolm.
    Dass Dir die Tudors weniger liegen, verdenke ich Dir selbstredend keinesfalls. Ich koennte mich z.B. sicher schwer dazu aufraffen, einen Roman zu lesen, der in Regency-England oder zur Zeit der franzoesischen Revolution spielt (zum Glueck habe ich es trotzdem einmal gemacht und dabei die herrliche "Tochter des Advokaten" entdeckt). Es gibt dazu eben viel zu viele Buecher, die zu uns sagen: Liess mich! Unbedingt! Jetzt.


    Ich wuerde mich aber sehr freuen, spaeter wieder mit Dir zu lesen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Charlie :
    eigentlich lese ich hauptsächlich phantastische Romane (am liebsten Steampunk), bei historischen Romanen muß dann einfach das Thema stimmen. Vineta als deine Version einer Sage war für mich so eine Art Zwischending und ich würde mich freuen, wenn du soetwas in diese Richtung noch einmal schreiben würdest. Aber das hattest du ja bereits angedeutet, oder?
    Ansonsten lese ich bei historischen Romanen v.a. Piratenromane, Abenteuer- und Entdeckerromane oder welche mit medizinhistorischen Hintergrund.

    Zitat

    Original von Charlie:
    Es gibt dazu eben viel zu viele Buecher, die zu uns sagen: Liess mich! Unbedingt! Jetzt.


    Ja, das stimmt leider (oder auch gottseidank!) :-]

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Eigentlich will ich diesen schönen Thread nicht zerschreddern und zu arg Off topic werden, aber naja, Charlie wird mir den kleinen Ausflug verzeihen, oder? :wave


    Herr Palomar :
    Ja, Die Differenzmaschine von Gibson/Sterling ist eindeutig Steampunk. Gelesen habe ich es allerdings nicht. Auch wenn mich diese Art der Phantastik sehr interessiert, habe ich längst nicht alles daraus gelesen (einfach weil auch nicht alle Geschichten gleich interessant für mich sind).


    Auf Wikipedia gibt es einen netten Artikel über Steampunk. Einige der genannten Bücher habe ich gelesen, z.B.


    -K.W. Jeter: Das Erbe des Uhrmachers
    -Philip José Farmer: Das echte Log des Phileas Fogg
    -Colin Greenland: Sophies Kurs
    -Rudy Rucker: Hohlwelt
    -Philip Pullman: Der Rubin im Rauch
    -Philip Pullman: Der Schatten im Norden
    -Philip Pullman: Der Tiger im Brunnen
    -Chris Wooding: Alaizabel Cray


    Einige dieser Bücher gibt es nur noch antiquarisch und nicht alle sind "reinrassiger" Steampunk, einige der genannten Bücher bringen auch nur steampunk-typische Motive ein. Und auch die Qualität der genannten Bücher ist nicht gleich gut.


    Zusätzlich gehören meiner Meinung nach noch folgende Bücher i.w.S. zum Steampunk:
    Jules Verne ist für mich quasi der Vater des Steampunks, deshalb also auf jeden Fall
    -Jules Verne: Reise zum Mittelpunkt der Erde
    -Jules Verne: 20000 Meilen unter dem Meer
    -Jules Verne: Reise um die Erde in 80 Tagen
    sowie
    -Tim Powers: Die Tore zu Anubis Reich
    -Thomas Finn: Der Funke des Chronos (hier ist es v.a. das Motiv der Zeitreise, angelehnt an H.G. Wells)
    -Philip Pullman: His dark materials (auch hier wurden nur einige Motive des Steampunk übernommen)


    Und mein absoluter Geheimlesetipp:
    -Kenneth Oppel: Wolkenpanther (engl. Airborn)
    -Kenneth Oppel: Wolkenpiraten (engl. Skybreaker)
    Beide Bände sind wirklich sehr, sehr gut. Im englischsprachigen Ausland hat der Autor bereits einige wichtige Preise gewonnen. In Deutschland ist, wenn überhaupt, nur seine Fledermaustrilogie bekannt. Besonders empfehlenswert ist seine Autorenhomepage (www.kennethoppel.ca), wobei besonders die beiden Microsites von Wolkenpanther und Wolkenpiraten sehr gut gemacht sind.


    Das war jetzt natürlich nur eine ganz subjektive Auswahl, ich bin sicherlich auch keine Fachfrau dieses Genres.



    Und für alle anderen: sorry, daß ich etwas vom Thema abgewichen bin! :grin


    Edit: Link enfernt

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

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  • Zitat

    Original von grottenolm
    aber naja, Charlie wird mir den kleinen Ausflug verzeihen, oder? :


    Aber selbstverstaendlich.
    Hab ich wieder was gelernt.
    Der Ausdruck Steampunk war mir bisher noch gar nicht begegnet.
    Kannst Du vielleicht noch ein, zwei Saetze dazu sagen, was dieses Genre auszeichnet?


    Vielen Dank und einen sehr schoenen Abend,
    Charlie

  • Charlie :
    ich kann dir nicht sagen was dieses Genre allgemein auszeichnet (das steht viel besser erklärt als ich das kann im verlinkten wikipedia-Artikel), aber ich kann dir gerne sagen was es für mich so interessant macht.
    Die Geschichten spielen meist in einem fiktiven, alternativen viktorianischen Zeitalter. Gerade diese Zeit ist in England für mich mit großem Entdecker- und Pioniergeist verbunden, das Empire hatte eine riesige Ausdehnung (die negativen Aspekte der englischen Kolonialpolitik wie z.B. ihr Sendungs- und Missionierungsbewußtsein klammere ich in diesem Zusammenhang mal aus).


    Wenn man 1820 jemanden gefragt hätte, wie die Zukunft in 50 Jahren wohl aussieht, hätte er wahrscheinlich ein Steampunk-Szenario geschildert (s. auch Jules Verne). Das bedeutet, daß der Dampfkraft und der Elektrizität eine große Bedeutung für die Zukunft zugesprochen wurde. Man nahm an, man könnte mit Hilfe dieser Dinge zukünftig alle Probleme lösen.
    Gleichzeitig war die Elektrizität vielen Menschen suspekt, sie hielten sie für Zauberei und Magie. So gibt es auch Steampunk-Romane in denen die Magie Realität ist und sich deren Anhänger mit fortschrittsgläubigen Wissenschaftlern um die Vorherrschaft streiten (s. z.B. Stehen Elboz´ Kit Stixby-Tetralogie).


    Während das Dampfkraft-Motiv eher so etwas wie Science fiction ist, ist das Magie-Motiv eher Fantasy und in einigen Steampunk-Romanen stehen sie gleichberechtigt nebeneinander. Für mich macht den Reiz aus, daß ich mir im viktorianischen Zeitalter beides hätte vorstellen können und auch eine Entwicklung der Menschheit in beide Richtungen.


    Ich hoffe, ich konnte meine Faszination einigermaßen verständlich rüberbringen. :grin


    Edit: Rechtschreibfehler verbessert

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

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  • Zitat

    Original von grottenolm
    Ich hoffe, ich konnte meine Faszination einigermaßen verständlich rüberbringen.


    Oh ja, sehr!
    Ich habe jetzt ein Bild und habe Deine Erklaerung sehr gern gelesen.



    Vielen Dank!


    Alles Liebe von Charlie

  • @ grottenolm und Paradise Lost


    Zitat

    Original von grottenolm
    Dabei musste ich sponatan an Ville Vallo & Natalia Avelon mit "Summer wine" denken : "Strawberries, Cherries and an angel's kiss in spring/My summer wine is really made from all these things"


    :write :-]


    @ grottenolm


    ich fand diesen Exkurs sehr spannend! Ich hatte den Begriff zwar schonmal gehört, konnte mir aber nicht wirklich was drunter vorstellen, ebenso wenig wie unter Cyberpunk - jetzt hab ich's aber geschnallt! :-] Danke dafür!! :wave


    @ topic


    Charlie,
    Du hast so schöne, weise Sätze in dem Buch. Einen habe ich mir besonders markiert:


    Ein neues Leben bekommt man ja nicht. Wie weit man auch fortgeht, es bleibt immer ein angefangenes. (Natalia, S. 566f)


    :anbet


    ich habe ja zwei Lieblingsstellen in diesem Teil - bei denen ich wirklich Tränen vergossen habe. Die eine ist auf S. 608ff, als Jakub zu Bole geht, seine Gedanken:


    Der Kleine aber, der die Welt nicht verstand, hing mir weinend am Wams, schlief mir in den Armen ein. Keiner, der das nicht erlebt hat, kann ermessen, wie allumfassend es ist. (S. 609)


    Mit letzter Kraft - und schafft es nicht mehr...


    Und auf S. 617, Natalia über Oda, nach allem, was war:


    Nur einen Menschen, der winkt, wenn ihr Schiff ablegt.


    Das geht bis ins Innerste, Charlie!!


    Mit Fortschreiten des letzten Teiles wurde mir besonders bewusst, dass der Sage nach ja Vineta untergegangen sein soll als Strafe für die Sünden ihrer Bewohner. Für Hochmut und moralischen Verfall.
    Und irgendwie fiel mir auch der Satz ein "Wer Wind sät, wird Sturm ernten."
    Alles beginnt ja eigentlich im Kleinen: das Erbe der Brüder wird nicht geteilt, der eine wird von der Mutter geliebt, der andere nicht. Warti wird von Jula geliebt, erwidert diese Liebe aber nicht. Sondern liebt Natalia. Bole liebt Jula, sie ihn aber nicht; dafür zeugt er mit Lenka unwissentlich Anton.
    Sowas kann in den besten Familien passieren. Und doch erwächst daraus über die Zeit das Unheil, das nicht nur die schuldig Gewordenen, sondern Unschuldige (Stani!!) und schließlich ganz Vineta in den Strudel des Untergangs hinabzieht. Wie eine Lawine, die beim Hinabrauschen immer stärker und mächtiger wird.


    Gleichzeitig fiel mir aber auch ein: wer andere des Hochmuts bezichtigt und der Verschwendungssucht - der trägt auch eine gehörige Portion Neid in sich. Und gerade dieses Motiv des Neides finde ich in diesem Roman ganz wunderbar und vielschichtig herausgearbeitet.

  • Liebe Nicole,


    mir bleibt nur, mich auch hier noch mal ganz herzlich bei Dir zu bedanken. Es ist sehr, sehr schoen, zu lesen, wie Du meinen Roman gelesen hast - wenn ich das lese, freu ich mich, ihn geschrieben zu haben.


    Diese Leserunde war ein Erlebnis fuer mich, das ich nicht vergessen werde.


    Ich nehme sehr viel daraus mit, viel mehr als ich erwartet haette.
    Es hat ungeuer viel Spass gemacht, mit Euch ueber meine Figuren und meine Geschichte zu reden. Ich hab ueber meinen Roman viel gelernt, das ich nicht wusste oder vergessen hatte. Und natuerlich freut's mich zum Springen, dass viele so nette Sachen ueber meinen ersten historischen Roman, der eine schwierige Geburt war, gesagt haben.
    Von Eurer Kritik habe ich aber mindestens ebenso profitiert. Manche (zu laut, zu schrill) kam an Stellen, wo ich sie erwartet und befuerchtet habe, andere kam ueberraschend und hat mir Schwaechen aufgezeigt, die ich allein nie entdeckt haette. Ich habe viel Stoff zum Nachdenken und Weiterarbeiten bekommen - und kann nur jedem Autor raten, eine solche Leserunde mitzumachen.


    Ich moechte mich bei Euch allen ganz herzlich fuer Eure Zeit, Euer Engagement, Eure Leseerfahrung, Eure klugen Gedanken, Eure Anerkennung und Eure Kritik bedanken. Ich werde sehr stolz sein, wenn ich in Zukunft wieder mit Euch lesen darf.


    Wenn es zu irgendeiner Zeit noch Fragen gibt, beantworte ich die natuerlich sehr gern.


    Einen schoenen Tag und alles Liebe,
    Charlie