Patricia Cornwell: Totenbuch

  • Die Gerichtsmedizinerin Kay Scapetta will sich eine neue Existenz als private Gerichtsmedizinerin aufbauen und gründet mit ihrer Nichte Lucy und ihrem alten Freund Pete Marino eine Praxis im Südstaaten-Nest Charleston. Der erste Auftrag lässt nicht lange auf sich warten: Zusammen mit ihrem Freund, dem ehemaligen FBI-Profiler Benton Wesley wird sie nach Rom gerufen, um der italienische Polizei bei der Aufklärung eines besonders brutalen Mordes an einer amerikanischen Tennisspielerin zu helfen. Zeitgleich wird aber auch in den Sümpfen um Charleston die böse zugerichtete Leiche eines kleinen Jungen gefunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Verbrechen? Und könnte die bekannte TV-Psychologin Dr. Marilyn Self etwas mit der Sache zu tun haben? Schon seit längerem bekommt sie E-Mails von einem Verrückten namens Sandman, der seine Untaten im Vorhinein ankündigt.


    Neben all dem hat es Scarpetta aber auch privat nicht gerade einfach: ihr alter Weggenosse Marino gerät auf Abwege, ihre langjährige Sekretärin ist unheilbar krank und ihre Beziehung zu Benton ist ein einziges Auf und Ab. So kämpft sie nicht nur an der vorderster Front gegen das Böse in der Welt, sondern auch um ihr kleines Stückchen privates Glück.


    An ihre ersten Romane kann der neue Thriller von Patricia Cornwell nicht anknüpfen. Auch wenn sie hier wieder mit interessanten Details aus der Spurensicherung aufwarten kann, wirkt der Fall viel zu konstruiert und leidenschaftslos. Die Anfeindungen der TV-Psychologin gegenüber Scarpetta sind mehr als fadenscheinig und die Personen in ihrer Umgebung reagieren übertrieben eifersüchtig und misstrauisch aufeinander. Vielleicht liegt es an dem Schreibstilwechsel - weg von der enthusiastischen Ich-Erzählerin, hin zu einem distanzierten Erzähler in der dritten Person -, dass man mit Cornwells Gerichtsmedizinerin seit einigen Büchern nicht mehr so richtig mitfiebern kann?


    Schade, wieder eine verpasste Chance, an die ersten spannenden Fälle von Kay Scarpetta anzuknüpfen.


    Mehr von Patricia Cornwell:
    Body Farm
    Defekt
    Die Dämonen ruhen nicht

  • Mir hat dieses Buch nicht sehr gut gefallen. Wenn ich da noch an die ersten Bücher von Frau Cornwell denke, könnte man fast meinen, dass dieser von einem anderem Autor geschrieben wurde.
    Ein gänzlich anderer Stil, und vom Inhalt und der Spannung her nicht mit den ersten Teilen zu vergleichen.


    Wer diesen Band als erstes lesen würde, tät die ersten nicht mehr lesen wollen.
    Die mir eigentlich lieb gewordenen Figuren, wie Lucy, Benton und auch Marino kommen ziemlich fad rüber.


    Fazit: eine große Enttäuschung

  • Ich kann mich Sisch und Sabine_D nur anschließen. Ich habe das Buch nach etwas mehr als der Hälfte weggelegt und war ziemlich enttäuscht.


    All die Personen, die ich aus früheren Romanen aus dieser Krimireihe kannte und die mir bislang immer durchweg sympathisch waren, reagierten und handelten in diesem Buch völlig fremd und für mich nicht nachvollziehbar. :-(

  • Zuende gelesen habe ich es schon, weil ich nun mal vom ersten Kay-Scarpetta-Roman an glühender Fan dieser Krimis bin, aber ich stimme euch vollkommen zu, dass die Bücher in den letzten Jahren sehr nachgelassen haben.
    Was ich total blöd finde (und auch überhaupt nicht verstehe) ist, warum Patricia Cornwell ab irgendeinem Buch - ich glaube es war "Die Dämonen ruhen nicht" - die Perspektive gewechselt hat.
    Konnte man sich vorher wunderbar mit der Protagonistin identifizieren, weil die Bücher in der Ich-Form geschrieben waren, hatte man plötzlich ohne jede Vorwarnung einen kilometerlangen Abstand, denn plötzlich fand man sich in der 3. Person wieder, und es hieß auf einmal nur noch "Scarpetta sagte dies, Scarpetta tat jenes..." - noch völlig unpersönlich durch die ausschließliche Verwendung des Nachnamens.


    Ich wüsste wirklich gern, was Cornwell sich dabei gedacht hat.


    Von mir durch den Fan-Bonus noch 5 Punkte, aber viel mehr kann ich auch nicht mehr zusammenkratzen. Schade! :rolleyes

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Ich habe mich jetzt auch "durchgelesen" und hätte das Buch ein paar Mal fast weggelegt, nur die Tatsache, daß ich Kay Scarpetta eigentlich sehr mag, hat mich weiterlesen lassen.


    Begeistert war ich nicht! Der ganze Fall bleibt irgendwie undurchsichtig und verschwindet fast ganz hinter den privaten Problemen der Protagonisten. Zwischen den einzelnen "Schicksalen" wird dermaßen hin und her gesprungen, daß man auch dort nicht richtig folgen kann.
    Am Ende hatte ich das Gefühl, die Autorin hätte gemerkt, daß sie da was übersehen hat und die Morde werden innerhalb von etwa 30 Seiten aufgeklärt, die Geschichte davor bleibt ein Fragezeichen. Leider.


    Schade eigentlich!
    Die früheren Romane habe mir besser gefallen!

    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

  • Ich bin ja auch Scarpetta-Fan, wobei ich die letzten Bücher - mangels Zeit - noch nicht gelesen habe.


    Aber was mich ja ziemlich erschreckt hat, ist die anstehende Verfilmung mit Angelina Jolie :yikes Die geht ja gar nicht, deswegen sollte ich die mir noch fehlenden Bücher wohl schleunigst lesen, bevor ich dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf bekomme :zwinker

  • Hab noch gar nicht gehört, daß da was verfilmt werden soll!


    Angelina Jolie? Ach du sch... ('tschuldigung!)!!!


    Eine Lara Croft ist Kay Scarpetta ja nun wirklich nicht und Angelina entspricht ja auch exakt der Beschreibung von Scarpetta... :fetch


    uert : Ja, les mal schnell noch die Bücher - damit Du den Film zerreißen kannst! ;o)

    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

  • Danke für die Rezi!


    Ich hatte das Buch eben bei Thalia in der Hand, wollte dann aber doch lieber erst mal hier nachlesen. Das neuste Buch soll ja wieder besser sein (und ich war nicht sicher ob es das ist), aber bei der Beschreibung bin ich dann doch froh, daß ich DAS hier liegengelassen habe.

    Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.
    Antoine de Saint-Exupéry 'Der kleine Prinz'

  • Mich hat so ziemlich alles in diesem Buch genervt. Die Hauptfiguren, die uns schon seit Jahren begleiten, können sich scheinbar überhaupt nicht leiden und reden ständig aneinander vorbei (wenn sie denn überhaupt miteinander reden). Ich verstehe ja, dass das Drama erzeugen soll, aber ich kann echt drauf verzichten. Mir wäre lieber, die Fälle an sich würden dafür mehr Spannung mit sich bringen.
    Was mich außerdem kolossal nervt ist diese verpasste Chance der Autorin, Kay Scarpette als starke Frauenfigur zu schreiben. Die ist teilweise so verhuscht und demütig, dass ich das Buch an die Wand klatschen möchte. Da gehen ihr die Männer teilweise tatsächlich an die Wäsche und sie sagt nichts und tut nichts und findet Entschuldigungen bei sich und sorry, dass ist einfach unrund charakterisiert. :bonk


    Ich werde die Reihe allerdings wohl trotzdem weiterlesen :grin


    Ich habe die Originalausgabe gelesen und vergebe ganz schlechte und auch so gemeinte 4 Punkte.


    .

  • Mir hat dieser Teil ein bisschen besser gefallen als der letzte. Aber von der Qualität der ersten Bände ist Cornwell mittlerweile meilenweit entfernt. Die eigentlichen Fälle werden immer mehr zur Nebensache oder werden lieblos heruntergeschrieben. Ich vermute, sie dienen nur noch dazu, ein Konstrukt zu bilden, in dem sich die Protagonisten in immer aberwitzigeren Situationen wiederfinden und immer alberner benehmen.
    Ich glaube auch, dass es der Figur Kay Scarpetta sehr geschadet hat, dass die Erzählweise von der 1. in die 3. Person gewechselt hat.

  • Zitat

    Original von Sisch
    Vielleicht liegt es an dem Schreibstilwechsel - weg von der enthusiastischen Ich-Erzählerin, hin zu einem distanzierten Erzähler in der dritten Person -, dass man mit Cornwells Gerichtsmedizinerin seit einigen Büchern nicht mehr so richtig mitfiebern kann?


    Bei mir ist das auf jeden Fall der Grund, dass ich die Reihe abgebrochen habe. "Das letzte Revier" war für mich leider auch das letzte Buch, das ich aus der Reihe gelesen habe. Mit "Die Dämonen ruhen nicht" habe ich angefangen, es dann aber abgebrochen. Das war für mich nicht mehr Patricia Cornwells Scarpetta.