Was ist so toll am Mittelalter?

  • Ja, magali wir haben selten so gelacht als über dieses buch :lache
    Wir hatten im erscheinungsjahr grad Dendrochonologie als hilfswissenschaft, und haben dabei herausgefunden, dass ein römisches gebäude tatsächlich im herbst 16uz gebaut wurde. Wenn also die these von den zwei fehlenden dunklen jahrhunderten im frühmittelalter wahr wäre, und die geschichtsschreibung falsch, hätten die Römer nach unserem kalender das gebäude 200 jahre vorher bauen müssen, denn holzringe lügen nicht, die klimakurven und wachstumskurven einer region überlappen sich und lassen sich gut aneinander hängen, und weiter führen, ob jetzt jemand annalen in der gegend geführt hat, oder nicht, die bäume lügen nicht. Dann hätte es 200jahre keinen winter und keinen sommer und kein baumwachstum geben dürfen.


    Wenn dem so wäre, dass jahrhunderte fehlten, müssten alle neolithischen Pfahlbauten um jahrhunderte zu alt datiert sein, was aber nicht sein kann, weil die Thermoluminiszenz der quarzatome in der keramik die daten der Dendrochronologie bestätigt.
    So ein grosser fehler... 200 Jahre mittelalter + 300 Jahre spätantike wäre sogar mit der ungenauen C14 methode in so einem langen zeitraum nachweisbar, die nur zur kalibrierung benutzt wird, um zu bestätigen, dass man wirklich in der zeit ist, in der man mit seinem fund zu sein meint.


    Nach dem autor hätten etwa die leute im fränkischen gräberfeld von Krähfeld-Gellep nicht existieren dürfen, denn das war in den jahrhunderten, die er zu annihilieren versucht, grad in betrieb, und die horizontalstratigraphie, die modenabfolge und auch die wachstumsringe an den knochen lügen nicht.


    So ein buch kann nur wer schreiben, der sich weder mit dendrochronologie noch mit archäologie näher beschäftigt hat.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ein Leser, der Romane kauft, will unterhalten werden. Geht er in den Buchladen (oder auf amazon.de), weil er Fakten übers Mittelalter will, dann kauft er sich ein Fachbuch dazu.
    Sicher gibt es Romane, die sehr gut Wissen vermitteln (und man beim Mitraten beim Quiz dann weiß, wer sich im 15 Jahrh. bekriegte, wer Papst war, wer Kaiser, usw., wobei die gröbsten fakten dazu auch in Historicals stehen), aber ein Roman hat das Ziel, den Leser zu unterhalten.
    Ein Fachbuch dagegen dient nicht zur Unterhaltung (auch wenn es Spaß macht, es zu lesen, wenn einen das Thema interessiert), sondern zur Vermittlung von Wissen, Fakten, Erklärungen, etc.


    Und ich denke, die allermeisten Leser wissen das und greifen zu den Historischen, weil sie das Setting mögen und nicht, weil sie glauben, dass der Roman das Fachbuch ersetzt.


    Übrigens, warum wird hier "Die Nebel von Avalon" im Zusammenhang mit dem Mittelalter genannt? Der Roman spielt im 5. Jahrhundert und somit in der Antike ;-)

  • MagnaMater


    ha, hör mal, Illig stampft die Dendrochronologie in Grund und Boden!
    :lache


    Wenn solche Leute erst mal anfangen, bleibt kein Stein auf dem andern. Und kein Auge trocken.




    leserättin


    gilt nicht für England, dort setzt man das Mittelalter tatsächlich so ab Mitte des 5. Jh. an. (Dark Ages)


    Für mich trägt Artus sowieso eine ordentlich mittelalterliche Rüstung!
    Und Camelot ist eine echte Hochburg und sieht ungefähr so aus wie Neuschwanstein, bloß englischer.
    Jawoll.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Letztlich ist es piepwurscht, da auch die Geschichtsschreibung generell wenig zuverlässig ist, weil sie vom Gusto des Überliefernden/Auftraggebers und der Art der Überlieferung abhing. Ob man sich also die Vergangenheit qua Belletristik schönfärbt oder aus unzuverlässigen Quellen ein ebenso unrealistisches Bild zusammenstoppelt, ist letztlich schnuppe. ;-)

  • Tom


    mit dem kleinen Unterschied, daß Fachleute, wenn es sich um echte Fachleute handelt, nicht behaupten, daß sie die Wahrheit kennen, RomanautorInnen aber gern durchscheinen lassen, daß sie wüßten, wie es gewesen ist.


    :grin



    Ein Teil der Anziehungskraft beruht eben auch darauf, daß mithilfe der Romane Geheimnisse gelöst werden. Man Einblicke bekommt, vorgeblich, in Bereiche, die als verschlossen gelten.


    Und ein anderer darauf, daß Leute, die sich wenig mit dem Thema beschäftigen aus welchen Gründen auch immer - nicht jede und jeder kann die Vergangenheit studieren - sich selbst einreden, sie wüßten nun etwas mehr über bestimmte Vorgänge der Vergangenheit.
    Das darf man nicht unterschätzen.


    Und ein dritter, daß man gern auf der Couch sitzt und sich freut, daß man es heute so gut hat. Uh, war das gruselig früher.
    :lache



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Wo's in der dendrochronologie hapert sind spezielle nadelbäume (lärchen, tannen, fichten) und gebirgsbäume, die je nach höhenlage andere wuchsbedingungen vorfinden, und darauf haken sich kritiker gern mal ein...
    Was für ein glück, dass die eichenholzkurve des donauraums 8000 jahre lang durchgeht: kann sich keiner beschweren, selbe klimatische gegend, grosse übereinstimmung der ringe. Das ist so massiv, daran kann man jemanden aufhängen, Eiche eben.


    Und ich seh grad: seit meinem studium wurde die deutsche standard-kurve noch viiiiiiel länger :wow :yikesHohenheimer Jahrringkalender

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ich mag es eben nicht, wenn Leute es nötig haben, andere auszubooten und mit Wissen zu prahlen. Das soll doch hier keine wissenschaftliche Abhandlung werden, sondern eine Diskussion.

  • Surreal : Und was nutzt man in einer Diskussion, bei der es ja immerhin (u.a.) um geschichtliche Fakten geht? Doch Argumente, die günstigstenfalls auf Fakten, wissenschaftlichen Erkenntnissen, ergo Wissen basieren. Das mutet zuweilen wie Prahlerei an, vor allem, wenn man selbst nur über geringfügige entsprechende Kenntnisse verfügt, ist es aber nicht notwendigerweise tatsächlich. ( Waldlaeufer : Fünf Euro in die Tiefschlägekasse.)

  • Zitat

    Original von Surreal
    Ich mag es eben nicht, wenn Leute es nötig haben, andere auszubooten und mit Wissen zu prahlen. Das soll doch hier keine wissenschaftliche Abhandlung werden, sondern eine Diskussion.


    Wissenschaftliche Abhandlungen sehen anders aus.
    Ich seh jedenfalls auch keine Fußnoten.


    edit: Rest siehe Tom.

  • Historische Romane sollen weder an wissenschaftliche Abhandlungen erinnern noch den Fachbüchern Konkurrenz machen.


    Ich möchte darin nur einfach keine Sätze wie "Ey Mann, hol mal den Wagen!" (Und dabei meint er dann eine Kutsche) hören/lesen. ;-)


    Das paßt nicht. Zumindest soll das Gefühl vermittelt werden, dass man sich in einer anderen Epoche und nicht in Pinneberg Anno 2007 befindet; egal ob alle Darstellungen nun hunterprozentig korrekt sind oder nicht - die Sprache sollte schon berücksichtigt werden.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

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  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Historische Romane sollen weder an wissenschaftliche Abhandlungen erinnern noch den Fachbüchern Konkurrenz machen.


    Ich möchte darin nur einfach keine Sätze wie "Ey Mann, hol mal den Wagen!" (Und dabei meint er dann eine Kutsche) hören/lesen. ;-)


    Das paßt nicht. Zumindest soll das Gefühl vermittelt werden, dass man sich in einer anderen Epoche und nicht in Pinneberg Anno 2007 befindet; egal ob alle Darstellungen nun hunterprozentig korrekt sind oder nicht - die Sprache sollte schon berücksichtigt werden.



    Dir ist es also egal, ob die Romane historisch korrekt sind, Hauptsache sie vermitteln das Gefühl, als ob alles seine Richtigkeit hätte?


    Der Anspruch ist also nicht historische Genauigkeit, sondern lieber schön bunt? Es macht also nichts, wenn Herzog Wilhelm in der Schlacht bei Hastings seinen Vorderlader lädt und auf seinen schurkischen Widersacher zielt und eine Salve abfeuert, um seine Geliebte Johanna aus dessen Klauen zu befreien?


    Gruss,


    Doc

  • @Doc: Die "historischen Romane", die auch historisch korrekt sind, dürften sich ohnehin in der Minderheit befinden. Das ist doch auch in Ordnung. Meistens geht es sowieso um Liebesgeschichten im weitesten Sinne. Und da die mehr Spaß beim Lesen machen, wenn sie im possierlich-antiken Dingenskirchen spielen, statt im trübgrauen Berlin-Marzahn, siedelt man sie eben im antiken Dingenskirchen an. Der Leser hat dann auch noch das Gefühl, etwas zu lernen, wenn der Lernerfolg auch ein trügerischer sein mag. Schuld eigene. Es gibt auch massenweise Gegenwartsromane, die faktische Fehler enthalten. Das sind Geschichten. Nichts weiter. Und Autoren sind keine Geschichtslehrer, sondern Geschichtenerzähler.

  • Tom
    Natürlich erzählen Schriftsteller Geschichten, ohne Zweifel. Nur muss man doch einen Mindestanspruch haben, oder nicht? Oder soll wir uns zukünftig mit Gegenwarts-Romanen auseinandersetzen, in denen der Autor dem Leser erzählt, dass Berlin die Landeshauptstadt Bayerns ist und direkt an belgischen Grenze zu finden ist?
    Ich meine, wo ist da die Grenze? Ich lese doch auch gerne SciFi, auch gerne Fantasy, aber doch bitte nicht dort, wo es de facto in einer Geschichte nichts verloren hat. Aber ich weiß schon, wo das hinführt: Zehntausende von Leserinnen können nicht irren. Ist wie mit der Bild-Zeitung.



    Gruss,


    Doc

  • @Waldläufer: Ein getretener Hund bellt.


    beowulf : ...von hier oben sieht es auch nach Arroganz aus... :grin


    Tom : Dir ist schon klar, dass Du Ihr mit deiner Aussage "geringfügige Kentnisse" unterstellst - ohne sie zu kennen?


    @Waldläufer die Zweite: Klugscheissmodus bitte anzeigen.


    MagnaMater : Danke, dass Du nicht so reagiert hast, wie die Drei Herr(Damen)schaften, die wohl glaubten Dich (ritterlich :grin) verteidigen zu müssen.


    In der Tat sollten einige der Herrschaften bedenken, dass einige Mitglieder dieses Forums durchaus jung sind, oder aber aus anderen Berufsgruppen entstammen, ergo weder Historiker, noch Dendrochronologen sind. Von daher wäre es unter Umständen wünschenswert, der Allgemeinheit nicht bekannte Begriffe zunächst einzuführen.


    Zur allgemeinen Lese-Erleichterung wäre es ebenso wünschenswert, die Gebote der Rechtschreibung nicht über die Maße zu strapazieren. Ich denke dass es auch in den österreichischen Gelehrtenkreisen einen Hang zur korrekten Groß-/Kleinschreibung gibt. Auch ich mache sicher grammatikalische Fehler, aber ich bemühe mich wenigstens.


    Auch das Thema dieses Themas wird schon lange nicht mehr beachtet...dafür um so eifriger (ohne Angabe von Quellen) eine persönliche Anschauung des Mittelalters zur All-Weisheit erklärt - schön, zu sehen, dass dieses Forum sich auch nicht von anderen unterscheidet.


    Übrigens: Ein arroganter Mensch weiss, dass er gut ist - ein eingebildeter bildet sich eben nur ein etwas zu wissen - wo lag alles das Problem bei der Aussage von Surreal?


    Surreal : Nimm die Aussagen nicht so ernst, ich vermute die Herrschaften wollen nur spielen - oder aber sie fühlen sich einfach "wichtig" und "prominent" genug, Neulingen gegenüber herablassend aufzutreten. Nein, das glaube ich eher nicht. Warum sollte hier auch alles so funktionieren, wie in anderen Foren?


    ...und wer von euch hat nun in Geschichte promoviert?

    Dont argue with idiots.... they will bring you down to their level and beat you with experience!.

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