Der Eine - Gebrauchslyrik zur Adventszeit

  • Nachdem es Wilma schon so treffend formuliert hat: Um die Weihnachszeit herum, juckt es vielen Leuten in den Fingern. So auch mir. :-) Angeregt durch die vielen besinnlichen Postings im Weihnachtshasser-Thread und tagtäglich unseren Adventskranz vor Augen, habe ich folgende Zeilen zusammengestolpert.




    Der Eine



    In heiliger Nacht geboren
    unterm leuchtend Sternenband
    zum Herrn der Welt erkoren
    im gelobten, fernen Land


    Die Zahl der Herren ist Legion
    für Macht und Geld zu unterdrücken
    doch dieser Eine auf dem Thron
    weiß die Menschen zu verzücken


    So wird gefeiert jedes Jahr
    dass uns der Eine ward geboren
    mit Lichterglanz und Gloria
    wir sind gerettet, nicht verloren




    Gruss,


    Doc

  • Umgehend an die Redaktion der Bäckerblume für Dezember 2008 schicken.
    Rüüührend.


    Vielleicht findet sich noch jemand unter den adventlichen Juckfingern, der uns einen Orgelsatz dazu komponiert?
    Gesungen mit dem Eulenchor bringt es bestimmt die härtesten Mägen zum Schmelzen.


    Man könnte es auch als Spruchband sticken und über dem Atzventzkrantz aufhängen.
    Oder ins Taschentuch, mit dem man sich die Tränen der Rührung abwischt.


    Und Du wirst damit die Herzen der deutschen Kindergärtnerinnen brechen, das ist mal klar. Ich höre es schon knirschen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Och nee, wie schön!!! :cry
    :anbet Das kommt in die engere Auswahl der "Heiligabend-unterm-Tannenbaum-Lektüre"


    Sei mutig und stell das in den Weihnachtshasser-Fred! :lache Büüüüttttte

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • @Doc


    In Deinem Gedicht ist für mich etwas zuviel Halleluja......


    ....aber in den Weihnachtshasser-Fred passt es hervorragend :grin

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Doc
    Also mir gefällt's. So als Weihnachtsmuffel.
    Nur mit der letzten Zeile holper ich mir irgendwie noch einen beim Lesen.
    Auch wenn's wie die Faust :lache auf's Auge passt, irgendwie isset noch nicht sch(n)ee genug.



    Zitat

    Original von Tom
    Sehr provokant. Vor allem die Behauptung, es gäbe nur diesen Messias. Jehova, Jehova! :musik :musik


    Stop! Stop, will you?! Stop that! Stop it!
    Now, look! No one is to stone anyone until I blow this whistle!


  • tja, hättste mal das geschribsel lieber in der anfängerautorenecke gepostet!


    bo :lache


    Edit: bo hat keine angst! und da er seine schnapszahl noch eine weile behalten will, wird er vorerst nur noch in der plauderecke zu finden sein! ;-)

    Es gibt nur einen Weg das herauszufinden...

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von bogart ()

  • Zitat

    Original von bogart
    tja, hättste mal das geschribsel lieber in der anfängerautorenecke gepostet!


    bo :lache


    :yikes


    @Doc: :knuddel1 ich fand´s schöööööön
    Denk dran, Weihnachten ist das Fest der LIEBE! Lass Bo leben :lache

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Auf Wunsch eines einzelnen nun doch eine etwas ausführlichere Würdigung:



    Gegen die Grundaussage ist selbstverständlich nichts einzuwenden. Wenn ich auch persönlich ein Freund von formal klarer strukturierten Gedichten bin (wenn schon Kreuzreim, dann auch bitte regelmäßiger Rhythmus), ist die diesbezügliche Unregelmäßigkeit hinnehmbar, vielleicht sogar originell.


    Ehrlich gesagt stört mich der Hauch von Kitsch in dem Gedicht. "Sternenband" wirkt künstlich, "erkoren" kirchlich altmodisch, der politisch interessante Beginn von Strophe 2 wirkt sprachlich unbeholfen, das Verb "verzücken" lässt mich schaudern. Stimmt das? Willst du wirklich sagen, dass der Eine uns zu verzücken weiß? Oder verzücken nicht vielmehr Sternenbänder und ähnlicher Zuckerguss? Strophe 3 gefällt mir am besten. Sie verdichtet Realität (Lichterketten) und Anspruch (Gloria - Ehre sei Gott), der Schlusssatz ist (theologisch) eine knappe Zusammenfassung des gesamten Evangeliums.


    Insgesamt für einen Nichtlyriker ein durchaus nicht untalentierter Ansatz ;-)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Könnt es sein, dass Doc inspiriert von meinem - wie hiess der barockdichter nochmal, den ich vor augen hatte... Opitz-ausflug - sich dachte, kann ich auch, und zwar mit links und obendrein auf den ersten anhieb: machen wir: Weihnachten, traditionell, 1880?


    Warum glaubt ihm eigentlich keiner, dass er es völlig ernst gemeint hat?


    Aber churchill... Sternenbänder, verzücken und erkoren... ist das nicht alltäglicher weihnachts-sprachgebrauch? und sonst alltäglicher auch? erkoren und verzücken verwend ich ziemlich oft beim reden... sagst du nie, wenn dich etwas (überhaupt nicht) begeistert: 'Ich bin verzückt' oder vor dem kühlschrank nach futter suchend: 'Ich erkiese... diese'?


    Ich finds nett... erinnert mich so an die gedichte, die wir zu weihnachten auswendig gelernt haben, um sie aufzusagen... richtig heimelig... Das gedicht riecht nach punsch und lebkuchen und frischem schnee.


    Und jetzt muss meinereiner glatt in den weihnachtshasster-thread gehen, dabei dachte ich, ich ignoriere weihnachten diesmal so völlig, dass ich auch christmas-free-zones umgehe.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )