Blue fasste einen Entschluss. „Ich gehe hinein,“ sage sie.
Ihr war der Gedanke gekommen, dass sie vielleicht in einen Mythos graten war.
398 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Faerie Lord
Übersetzt von: Martin Ruben Becker
Verlag: DTV, München (Dezember 2007)
ISBN-13: 978-3-423-24637-8
Die „Faerie-Reihe“ und ihre Bände:
1. „Das Elfenportal“; Eulenrezi
2. „Der Purpurkaiser“; Eulenrezi
3. „Der Elfenpakt“; Eulenrezi
4. „Der Elfenlord“;
Kurzinhalt / Klappentext
Zwei Jahre ist es her, daß Henry das letzte Mal Kontakt zum Elfenreich hatte. Damals war er voller Panik abgehauen, als Blue ihm einen Heiratsantrag gemacht hatte. Doch nun stehen plötzlich Pyrgus und Nymph vor seiner Tür und brauchen Hilfe. Denn das Elfenreich wird von einer seltsamen Krankheit bedroht, die die Betroffenen durch Fieberschübe rapide altern lässt und immer mehr Todesopfer fordert. Pyrgus ist infiziert, und auch Mister Fogarty ist betroffen, sein Zustand ernst, doch er weigert sich hartnäckig, das Elfenreich zu verlassen. Also macht Henry sich auf, um ihn zur Rückkehr zu bewegen. Doch kaum angekommen, gerät er mitten rein ins Abenteuer. Denn Mister Fogarty hat von einem möglichen Rettungsszenario geträumt, und Madame Cardui versucht auf ihre Weise, aus Traum Wirklichkeit werden zu lassen, indem sie Henry mithilfe eines »Transporters« in die Wüste katapultiert. Eine aufregende Suche beginnt ...
Über den Autor
Herbie Brennan schrieb seinen ersten Roman mit Mitte Zwanzig. Seitdem hat er unzählige Bücher für Kinder und Erwachsene veröffentlicht, die in mehr als fünfzig Ländern und in einer Gesamtauflage von über 7,5 Millionen Exemplaren erschienen sind. Neben dem Schreiben entwickelt er Spiele und Computer-Software und arbeitet für das Radio. Er lebt in County Carlow, Irland.
In seinem Buchblog schreibt er sinngemäß zum Abschluß der Faerie-Serie, daß er keine Ahnung habe, was er mit dem Rest seines Lebens nun anfangen solle. Nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, kann ich das sehr gut nachvollziehen.
Hier der Link zum Wikipedia-Eintrag Herbie Brennan.
Zur offiziellen Faerie-Wars Homepage geht es mit diesem Link (in englischer Sprache)
Und hier klicken für Herbie Brennans Website (auch in englischer Sprache)
Und schließlich hier klicken für den Buchblog von Herbie Brennan (natürlich auch in englischer Sprache).
Es gibt auch eine DTV-Seite zu den Elfenbüchern von Herbie Brennan - die in deutscher Sprache.
Meine Meinung
... wobei „aufregend“ ein sehr mildes Wort im Vergleich zu dem ist, was dann folgt. Dieses Buch - der vierte und (leider) abschließende Band über die Elfenwelt, über Blue und Henry, Nymphalis und Pyrgus, Madame Cardui und Mr Fogarty, und wie sie alle noch heißen - ist für mich rätselhaft. Zumindest nach dem ersten Lesedurchgang, dem allerdings mit Sicherheit weitere folgen werden. Denn Brennan hat hier ein Finale hingelegt, wie ich es noch nie gelesen habe. Das betrifft sowohl die Dramaturgie der ganzen Reihe wie auch das Buch selbst, welches wie ein gut geschnittener Film die Szenen zu einem Teppich verwebt, der alle offenen Fäden miteinander verflicht, neue einführt und auch diese überaus gekonnt mit den alten verbindet, um letztlich in eine Auflösung (im besten Sinne des Wortes) zu münden, die mich staunend, zufrieden, innerlich zur Ruhe gekommen und nachdenklich zurückgelassen hat.
Für meine Begriffe hat das Buch bzw. die Geschichte mehrere Ebenen. Zum einen funktioniert es als verdammt gut erzählte Geschichte. Und zwar sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene.
Für Erwachsene, weil wir es mit einer „ausgewachsenen“ Handlung zu tun haben, und ein Teil der Hauptpersonen Erwachsene sind. So sind für alle Altersgruppen Identifikationsfiguren reichlich vorhanden.
Für Jugendliche, weil ein Gutteil der Protagonisten altersmäßig jung sind, und weil zwar nicht in unbedingt einfacher, aber allzeit sehr gut verständlicher und ausgefeilter Sprache erzählt wird. Die auch an den Stellen, an denen es Grausamkeiten oder unangenehme bis traurige Dinge zu berichten gibt, eine Form wahrt, die bedenkenlos für Jugendliche geeignet ist. An keiner Stelle habe ich es als eklig oder abstoßend empfunden, auch wenn einige Begebenheiten beschrieben werden, die dieses Prädikat verdienen. Brennan ist ein wahrer Meister des Wortes (und, das sei erwähnt, die Übersetzung macht einen sehr guten Eindruck).
Interessant übrigens, daß die Handlungsträger altersgemäß handeln, und auch ihre Fehler und Schwächen haben. Henry ist nicht der strahlende Held, er ist ein Junge an der Schwelle zum Mannesalter; dem einen entwachsen, im anderen noch nicht angekommen. Sehr schön werden (nicht nur bei ihm) immer wieder die inneren Konflikte und Zweifel beschrieben. Selten habe ich Gedankengänge so gut und absolut überzeugend dargestellt gefunden wie hier. Es ist, als ob Film und Buch zu einer Einheit, zu etwas ganz neuem vermischt worden wären; eine einmalige Synthese. Ich hatte das Gefühl, Henry (oder Blue oder wen auch immer) förmlich zu sehen und gleichzeitig an seinen Gedanken teilzuhaben. Ich sah ihn Handeln und wußte, welche Gedankengänge, welche Zweifel, Sorgen, Ängste und Nöte ihn zu genau diesem Handeln bewegt hatten. Und warum er überhaupt nicht anders handeln konnte, als er es denn tat. Und ich konnte so unglaublich gut nachfühlen, warum er bisweilen A dachte, aber B sagte, und bisweilen tat. Aber nicht immer haben Sachzwänge oder Vernunft etwas mit richtigem, rechten Handeln zu tun. Etwas, was heute leider allzuoft vergessen wird.
Und was in der, ich möchte sagen, Metaebene schließlich entscheidend wird. Denn unversehens gelangen wir (wie Blue im obigen Zitat) zu der Erkenntnis, daß wir in einem Mythos gelandet sind. Einem Mythos, der etliche unserer (westlichen) Mythen zitiert, abwandelt, kombiniert, Altes wie Neues vereint und Henry und Blue damit in eine Queste schickt, nach der nichts mehr so sein wird wie zuvor. Ein Abenteuer, das weit mehr als ein Abenteuer ist. Eine Heldenreise für einen, der niemals ein Held sein wollte.
“Ein Priester hat mir einmal erzählt, dass die Alten Götter glauben, die Leben von Sterblichen würden gelebt werden, um bestimmte Geschichten nachzuspielen. Manchmal mischen sie sich ein, um sicherzugehen, dass die Geschichten so ausgehen, wie sie ausgehen sollen - wie sie vom Schicksal vorgesehen sind, nehme ich an.“
Das Schicksal hatte viel vorgesehen für Blue und Henry, Nymph und Pyrgus, Die bemalte Dame und Mr Fogarty, Chalkhill und Brimstone, nicht zu vergessen Lord Hairstreak. Jetzt, wo ich sie für immer ver- und ihrem Schicksal überlassen muß, überkommt es mich ein bißchen wehmütig. Aber die Bücher stehen ja wohlbehalten im Regal. Eine Rückkehr nach Faerie ist somit jederzeit möglich. Und wer weiß - vielleicht ist irgendwo doch ein Portal zu finden, das die Gegenwelt mit Faerie verbindet. Ich würde keine Sekunde zögern, es zu durchschreiten.
Kurzfassung:
Das grandiose Finale einer absolut genialen Buchreihe.
Edit. Ich hatte gestern schon ausgelesen; heute die letzten 70 Seiten zusammen mit meiner Tochter (11 Jahre). Von der Sprache und dem Fortgang der Geschichte her ist der "Elfenlord" (wie auch die drei vorherigen Bände) für Kinder bzw. Jugendliche geeignet. Das, was hinter der eigentlichen Geschichte, was zwischen den Zeilen steht, werden jedoch wohl nur ältere Jugendliche bzw. Erwachsene erfassen können. Brennan hat mit dem "Elfenportal" eine Fantasy-Story begonnen und ist mit dem "Elfenlord" in einer mythologischen Erzählung angekommen. Wenn ich für irgend etwas den Begriff "Große Literatur" benutzen wollte, dann hier.
PS. Ich habe das Buch hier mit einsortiert, weil auch die ersten drei Bände unter "Kinder- und Jugendbücher" stehen.