So lebe ich jetzt von Meg Rosoff

  • Originaltitel


    How I Live Now


    Inhalt


    Daisy, 15 und aus New York, reist nach England auf's Land, um bei der Schwester ihrer Mutter und deren Kindern die Ferien zu verbringen. Daisys Mutter ist bei ihrer Geburt verstorben und Daisy weiß fast nichts über sie. Die neue Frau des Vaters erwartet ein Kind, mag Daisy nicht und will sie gerne nicht zu Hause haben. Außerdem scheint ein Krieg auszubrechen, aber Daisy wird trotzdem weggeschickt. Als sie ankommt verliebt sie sich verbotener Weise in ihren Cousin. Bald verreist Daisys Tante und kann durch den Ausbruch des Krieges nicht mehr ins Land zurückreisen. Zunächst erleben die Kinder eine sorglose Zeit (Daisy und Edmond kommen sogar richtig zusammen), aber dann wird ihre Haus/Farm beschlagnahmt und die Mädchen und Jungs getrennt und erleben jeweils die Schrecken des ominösen Krieges ...


    Über Meg Rosoff



    Bevor Meg Rosoff (geb. 1956) anfing zu schreiben, arbeitete sie in vielen verschiedenen Jobs, unter anderem im Verlagswesen und in der Werbung. 1989 zog sie von New York nach London, wo sie heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt.
    Auf Deutsch ist bereits auch ein zweites Buch erschienen "Was wäre wenn" (Just in case) und auf Englisch erschien dieses Jahr ihr neustes Buch "What I was."


    Meine Meinung


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich das Buch einordnen soll. Meine erste Erwartung, dass "So lebe ich jetzt" *Reiches-Amerikansiches-Großstadtmädchen trifft Englisches-Landleben*- Geschichte ist. Hm nicht ganz, denn Daisy findet sich recht schnell in der neuen Lage ein. Dann habe ich erwartet, dass es sich um ein Familiendrama mit mysteriösen Familiengeheimnissen handelt. Immerhin lernt Daisy in England das erste mal mehr über ihre Mutter kennen, aber auch hier wurde meine Erwartung nicht erfüllt. Über die Mutter gibt es nicht viel zu sagen.
    Meine dritte Erwartung war, dass "So lebe ich jetzt" um die verbotene Liebesbeziehung zwischen zwei Cousins handeln würde und die Kontroverse darüber. Daisy wird am Flughafen von ihrem 14 jährigen, rauchenden, verruchten Cousin per Jeep abholt. Das deutet schon mal auf Lawbreaker hin und Daisy fühlt sich auch sofort angezogen. Die beiden fangen ja auch eine Liebesbeziehung an, aber die wird rein gar nicht beschrieben.
    Am Anfang werden bei Daisys andere Cousins ebenfalls Andeutungen auf späteres merkwürdiges Verhalten gemacht. Ich dachte, dass die Cousine, Piper, sich als schlimm herausstellen wird, was aber auch nicht zutrifft.
    Ich finde außerdem den Verlauf der Handlung recht unzufriedenstellend. Als Daisy und Piper getrennt werden von den Jungs, müssen sie schließlich alleine den Weg nach Hause finden und wandern einige Kapitel lang durch die Gegend. Ist das Buch also doch ein Abenteuer Buch?
    Letztlich fand ich den im Hintergrund spielenden Krieg sehr bizarr. "So lebe ich jetzt" spielt in der Gegenwart, in der ein Krieg ausbricht. Meg Rosoff möchte allerdings nicht näher beschreiben, wer Krieg gegen England und die USA führt. Wer sind die fremden Soldaten? Wieso ist überhaupt Krieg? Es geht nur ganz abstrakt um eine Kriegssituation in England und den USA. Ich habe sonst wenig Probleme mir Kriegssituationen vorzustellen, sei es in historischen Büchern oder Büchern, die in der Zukunft oder in einer ganz anderen Welt passieren. Bei "So lebe ich jetzt" hat mich aber dieses Unkonkrete bei der Beschreibung des Krieges sehr gestört.

  • Dies ist das Cover der englischen Originalausgabe. Ich habe das Buch übrigens als Audiobook gelesen von Amber Sealey gehört. Das Audiobook an sich kann ich empfehlen. Das Englisch ist sehr leicht zu verstehen und es macht Spaß der Schauspielerin zu zuhören.

  • Also ich fand die Geschichte eigentlich gut, aber ich wusste vor dem Lesen schon, in welche Richtung es gehen würde, weil ich eine Rezension darüber gelesen hatte. Wenn man nur das Cover sieht und den Klappentext liest, denkt man an eine romantische und vielleicht nachdenkliche Geschichte. Schnell wird man auf die Fährte geführt, dass es um eine Liebesgeschichte geht - und liegt dann damit doch recht falsch.
    Geht man mit der richtigen Erwartung an das Buch ran, ist es - glaube ich - viel interessanter und eben auch tragischer.
    Ich fand es teilweise atmosphärisch sehr dicht und dadurch stellenweise unglaublich traurig.

  • Ich fand das Buch irgendwie langweilig und wenig ergreifend. So konnte man sich den krieg auch nciht recht vorstellen, was natürlich immer schwer aber hier umöglich ist!

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


  • Erstausgabe 2004 TB 2005


    Die Ich-Erzählerin, die fünfzehnjährige Elizabeth, ist ein schwieriges Kind. Magersüchtig aus Trotz, voll Haß auf Stiefmutter, abwechselnd auf Provokations - und Verweigerungskurs verbrachte sie den Großteil ihres Lebens damit, von einem Psychiater zur nächsten Therapeutin zu wandern. Nun wird sie aus den USA nach England abgeschoben (findet sie), zu ihrer Tante, der Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Elizabeth erwartet nicht viel von diesem Aufenthalt.
    Was sie gleich bei ihrer Ankunft vorfindet, verschlägt ihr ziemlich die Sprache. Nicht nur ist alles anders, als gewohnt, es ist so anders, daß sie bald den Boden unter den Füßen verliert. Da sind zunächst einmal die gleichaltrigen Vettern Edmond und Isaac, die Zwillinge, der siebzehnjährige Vetter Osbert und die neunjährige Kusine Piper. Edmond fährt Auto und raucht, Isaac sagt kaum ein Wort, sondern scheint sich mit Edmond quasi telepathisch zu verständigen. Osbert muß den Mann im Haus ersetzen und wirkt sehr fern und erwachsen. Piper dagegen ist von der ersten Minute an so zutraulich und liebevoll, daß Elizabeth gar nicht auf den Gedanken kommt, ihre übliche Abwehrhaltung einzunehmen.
    Auch Tante Penn verhält sich ganz anders als erwartet. Sie stellt keine zudringlichen Fragen, es gibt keine Kommentare über Elizabeths merkwürdiges Verhalten beim Essen und auch nicht, als sie sich ausbittet, Daisy genannt zu werden. Tante Penn hat Wichtigeres im Kopf, sie ist an der Vorbereitung eines Friedenskongresses beteiligt. Daß sie Daisy aufrichtig liebt, verblüfft das Mädchen aber am meisten.
    Die Kinder, allen voran Daisy, genießen eine Sommerzeit im ländlichen England, die alle Zeichen einer echten Idylle aufweist. Es ist ein neues Leben für Daisy, ihre Welt und ihre Weltsicht verändert sich grundlegend, vor allem, als sie sich Hals über Kopf in Vetter Edmond verliebt. Hier beginnt eine überwältigend schöne Liebesgeschichte zwischen Teenagern, der keine Grenzen mehr gesetzt sind, als Tante Penn zu ihrem Kongreß fährt und die Kinder für einige selige Sommerwochen sich selbst überlassen sind.


    Das Idyll endet brutal, Krieg bricht aus, England wird von Feinden besetzt. Die Kinder versuchen einige Wochen lang, sich allem fernzuhalten, aber die Ereignisse überrollen sie. Sie werden evakuiert und getrennt in Gastfamilien untergebracht. Daisy und Piper bleiben zusammen. Sie haben nur ein Ziel: wieder nach Hause zu kommen. Der Weg dorthin wird eine der schrecklichsten Erfahrungen Daisys, aber auch als sie das Ziel erreicht haben, ist das Glück nicht sicher. Sechs Jahre später muß sie noch einmal zurückkehren und noch einmal unter Mühen um das ringen, was sie sich wirklich wünscht. So lebt sie jetzt.


    Rosoffs Roman, ihre erster überhaupt, ist eine Geschichte gegen jede Erwartung. Es ist eine Geschichte um ein psychisch angeschlagenes junges Mädchen, es ist eine Teenager-Liebesgeschichte, es ist eine Geschichte von Freundschaft, Familie und vom Krieg. Es ist eine Geschichte von Sommerträumen in einer englischen Traumlandschaft. Zugleich ist es das alles nicht, weil Rosoff zwar einen Gutteil der gewohnten Versatzstücke verwendet, die zu derartigen Geschichten gehören, sie aber so einsetzt, daß sie sich gegen jede Erwartung auswirken. So entsteht etwas völlig Neues, eine Geschichte vom Überleben in einer Welt, deren grundsätzliche Fremdheit mit einem Schlag offenkundig geworden ist, und zwar auf allen Gebieten. Nichts ist mehr, wie es war, dem Vertrauten kann man nicht mehr trauen, die alten Regeln gelten nicht mehr, keiner kennt die neuen. Man kann nur versuchen, aber das Mißlingen kann eine schon beim nächsten Schritt einholen.


    Es gibt keine Autoritäten, die raten können. Die Ratschläge sind im besten Fall bruchstückhaft und nur über kurze Strecken tauglich. Manches kann retten, manches verpufft lautlos. Man muß selbst entscheiden, welche Mittel man einsetzt, das Versagen ist immer inbegriffen. Die Erwachsenen können eine nicht schützen, im Gegenteil, die Kinder müssen die Erfahrung machen, daß die Erwachsenen die ersten Opfer sind.


    Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist realistisch und magisch zugleich, Dystopie und Realität in einem, Rosoff spielt gekonnt auf dieser Klaviatur des Vermischens von Wirklichkeit und phantastischer Landschaft.
    Daisy ist keine sehr wortgewandte Berichterstatterin, ihre Sätze sind knapp, so manches würde sie lieber verschwiegen. Man spürte, wie sie streckenweise geradezu um Worte ringt, um das Schreckliche auszudrücken. Die Erkenntnisse fallen mit Wucht.


    Der Roman ist ein Lehrstück über Fremdheit, im eigenen Körper, in einer sich entfaltenden Gefühlswelt, in einer neuen Umgebung und schließlich in einer Welt, die von einem Krieg verwandelt wurde. Es sind die Schrecken der Teenagerzeit ins Gigantische erhoben, zugleich ist es eine sehr realistische Schilderung eines Lebens in Kriegszeiten. Auch hier beschreitet Rosoff neue Wege. Es sind nicht die bekannten Abläufe, es ist eine andersartige Kriegssituation. Mehrfach wird darauf hingewiesen, daß man mit den Erfahrungen aus den beiden großen Kriegen in Europa nichts anfangen kann. Überhaupt sind die Erfahrungen anderer nicht viel wert in diesem Buch, auch die Erwachsenen verzweifeln an dieser Erkenntnis. Das schockiert nicht nur die Figuren in dem Buch, es beunruhigt auch in wachsendem Maß bei der Lektüre.
    Daisy, Piper, Edmond und Isaac müssen ihre eigenen Erfahrungen machen, ihr Leben lernen, ohne die Sicherheit, daß je etwas daraus wird.
    Ein erstaunliches Buch, quer zu allem Gewohnten. Rosoff ist keine Schriftstellerin, sie ist ein Naturereignis auf dem an Bewegungen wahrhaft nicht armen Kontinent der Kinder - Jugendliteratur.



    Ich habe die verlockend schön gestaltete englische TB-Ausgabe gelesen, was mich allerdings störte, ist, daß die Plakette mit dem Hinweis auf eine Shortlist-Plazierung miteingedruckt war, also kein Aufkleber, den man ablösen und verschwinden lassen kann. Eine blöde Werbemasche, auch wenn sie farblich mitgestaltet ist.
    Sprachlich ist das Original überaus empfehlenswert, allerdings nicht ganz leicht zu lesen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Wahnsinn. Ich habe es in 2 Stunden durchgehabt und muss sagen, dass ich besser herankam als an "was wäre, wenn".
    Genau wie das gerade genannte Buch ist "so lebe ich jetzt" gleichzeitig schön, aber auch mit einer unglaublichen Wucht tieftraurig.
    Man weiß bei beiden Büchern jederzeit, dass demnächst irgendetwas ganz Blödes passiert, trotzdem trösten die tollen Figuren darüber hinweg.
    Wie man es schafft, so wunderbare und witzige Dialoge mit einer so traurigen Geschichte zu verbinden, ist mir vollkommen unklar- aber es klappt.
    Wie prophezeit, Magali, es flossen Tränen.
    Und es bleibt ein fieser Knoten im Bauch, bei dem man nicht weiß, ob er von den "soooo schöönen" oder "sooo gemeinen" Stellen herrührt.
    Ein schlimm-schönes oder schön-schlimmes Buch...

    Man wird nicht einfach Pirat, weil man danach fragt!
    Monkey Island I

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  • Der Klappentext gibt keine Hinweise darauf, welch ein grausames Ungeheuer sich zwischen den Buchseiten versteckt hält. Dieses Ungeheuer ist ein Krieg, der über Englang hereinbricht, mitten in einem wundervoll-magischen Sommer voller Landleben, Blumenwiesen, Angelausflüge und voller Liebe, wovon Daisy in ihrem bisherigen Leben nicht allzu viel abbekommen hat. Sie wurde von ihrem Vater zu Verwandten nach England geschickt, ein magersüchtiges junges Mädchen, das nichts Gutes erwartet. Empfangen wird sie von einer Familie, in der ganz andere Dinge wichtig sind als zu Hause in New York, nämlich Achtsamkeit füreinander und ein Leben im Einklang mit der Natur. Sie schließt sie schnell ins Herz, weil sie gar nicht anders kann: die zutrauliche kleine Cousine Piper, die Zwillinge Isaac und Edmond, Vetter Osbert und Tante Penn, die keine blöden Fragen stellt, sondern Daisy nimmt wie sie ist. Mit Edmond verbindet Daisy bald etwas ganz besonderes: eine tiefe, reine, überwältigende Liebe.


    Alles hätte so schön sein können, wundervolle Wochen ohne Tante Penn, die zu einem Kongress gefahren ist, doch plötzlich erwacht das Ungeheuer und reißt alle in einem schrecklichen Strudel mit. In London gab es Bombenanschläge, Großbritannien wird von einer fremden Macht besetzt, es herrscht Krieg. Zuerst nehmen die Kinder wenig davon wahr, versuchen ihr unauffälliges Leben auf dem Land weiterzuleben, aber ihr Haus wird beschlagnahmt, sie werden getrennt und anderen Orten zugewiesen. Daisy bleibt nur noch Piper, die ihr Halt gibt und für die sie plötzlich verantwortlich ist. Die Mädchen versuchen, sich bis nach Hause durchzuschlagen, nie wissend, was als Nächstes passiert. Und es passieren grausame Dinge, Stromausfall und Nahrungsmittelknappheit sind noch die harmloseren unter ihnen. Doch Menschen sterben nun an Krankheiten, die im normalen Leben einfach zu behandeln sind, und sie sterben, weil es Massaker gibt und weil sie ohne Nahrung in die Wälder flüchten. Das Grauen steigert sich ins beinahe Unerträgliche. Die beiden Mädchen überleben. Zu Hause angekommen erkennen sie, dass sie noch nicht am Ziel sind. Sie müssen weiterkämpfen, bis eines Tages - vielleicht - alle wieder zusammen sein können.


    Die Hintergründe der Kriegsereignisse bleiben im Dunkeln. Dies wurde hier schon bemängelt, für mich ist das in Ordnung so: Ich-Erzählerin Daisy ist fünfzehn Jahre alt und interessiert sich wenig für die Welt, als sie noch die Möglichkeit hat, an Informationen zu kommen. Nach Ausbruch des Krieges gibt es nur noch Gerüchte, keine Chance, wirklich etwas zu erfahren. Daisy kann mir nur ihren eingeschränkten Wissensstand vermitteln. Ausgehend von der Fiktion einer Besetzung mitten im modernen Europa spielt Meg Rosoff konsequent durch, was das mit den Menschen machen würde. Sie lässt nichts aus, erspart uns nichts, macht es nur erträglicher dadurch, wie Daisy erzählt: mit einer gewissen Distanz, manchmal spröde, Bemerkungen einflechtend, die unter anderen Umständen als witzig durchgehen würden, und selbstironisch: Magersucht ist in Kriegszeiten einfach deplatziert.


    Rosoff geht geschickt vor. Mit Alltagsproblemen wie der ungeliebten Stiefmutter, der Essensverweigerung und der besten Freundin Leah verankert sie den Beginn der Geschichte im realen Hier und Jetzt, lässt die LeserInnen sich sicher fühlen, nimmt sie mit ins Idyll, behält sie fest im Griff und lässt sie nicht flüchten, wenn es danach in eine Welt geht, die von Tag zu Tag grauenhafter wird. Daisy hält durch, sie erzählt die Geschichte bis zum Ende und macht weiter in einer veränderten Welt. So lebe ich jetzt - der Titel hätte nicht treffender gewählt werden können.


    Danke an eine bestimmte Eule, die mir den Rat gab, mit dem Buch vorsichtig zu sein: Es hat mich mitgenommen. Trotzdem bekommt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung: gut geschrieben, wichtiger Inhalt, zwingt zum Nachdenken. Aber man braucht noch mehr als bei anderen Büchern den richtigen Moment, um sich darauf einzulassen.

  • Wie schön, daß dieses Buch wieder mal zum Vorschein kommt!


    Ich habe die Gelegenheit genutzt, wieder das Cover des Buchs einzustellen, das ich gelesen habe und auf das sich auch meine Kritik bezieht. Zu sehen war inzwischen ein anderes, keine Ahnung, wie das dahin kam. :rolleyes



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Mir hat das Buch so gar nicht gefallen . Bis auf das Ende - das den schrecklichen Seelenzustand des armen Edmond, der Massaker und Co. mitansehen musste deutlich zeigt - konnte mich die Geschichte nicht überzeugen.


    Dazu ist die Geschichte einfach viel zu unrealistisch. Denn zeitlich ist sie im heute oder der nahen Zukunft angesetzt (Handys, Internet etc. ist vorhanden) und trotzdem ist dieser Krieg (von dem man nicht einmal weiß wer,was und warum da genau passiert) ungefähr so dargestellt wie zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Ein Krieg diesen Ausmaßes in heutiger oder zukünftiger Zeit läuft sicher nicht ohne Atombomben, Wasserstoffbomben, Biowaffen und was es heute noch alles furchtbares gibt, ab.
    Die Geschichte hätte mich überzeugen können, wenn das ganze in der Vergangenheit gespielt hätte (auch wenn es dann fiktiv bzw. in einer Parallelwelt spielen würde, da England ja schwer bombadiert aber nicht besetzt wurde im WK2). Aber so????


    Auch ist die Liebesgeschichte zwischen Edmond und Daisy etwas vage erzählt, plötzlich sind sie zusammen und zwar mit allem drum und dran. Fand ich seltsam und auch vage und ungenau erzählt. Und kaum haben sie sich (und reden davon das Cousin und Cousine sich nicht lieben dürften, jedenfalls nicht SO .... ähhhh.... sie sind KEINE Geschwister, Cousin und Cousine ist erlaubt, aber egal...) sind sie auch schon getrennt. Von Edmond und seinen Brüdern weiß man ab dann ewig nicht was mit ihnen passiert ist. Daisy wird Edmond erst wiedertreffen, wenn der Krieg Jahre später (!!) vorbei ist und Edmond schwer traumatisiert. Edmonds Zustand am Ende fand ich gut dargestellt - aber VIEL ZU KURZ.
    Ich denke, die Geschichte hätte besser funktioniert, wenn nicht Daisy und Piper die meiste Handlung des Buches zusammen durchgestanden hätte, sondern das Paar Edmond und Daisy. So hätte man die Liebe der beiden im Verlaufe der schlimmen Erlebnisse, die Veränderungen, schlimmen Auswirkungen Schritt für Schritt miterleben können.
    In der Form des Buches war das jedenfalls mal NIX. Schade :-(


    P.S. ARGH - ich war wieder zu doof zum klicken. Ich wollte 5 Punkte klicken und hab OK gedrückt BEVOR ich die Punkte änderte, hab also 10 P. vergeben ..... :vergrab
    CU
    Melanie

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

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  • KLAPPENTEXT:
    Die fünfzehnjährige New Yorkerin Daisy verbringt die Ferien bei ihren exzentrischen Verwandten in England, die idyllisch auf dem Land leben. Dort verliebt sie sich in ihren Cousin Edmond. Doch plötzlich bricht ein Krieg aus, und Daisy und Edmond werden getrennt. In den Wirren des Krieges versuchen sie zu überleben - und einander zu finden ...


    AUTORIN:
    (Quelle: Fischer)
    Bevor sie anfing zu schreiben, arbeitete Meg Rosoff in vielen verschiedenen Jobs, unter anderem im Verlagswesen und in der Werbung. 1989 zog sie von New York nach London, wo sie heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis. In Großbritannien stand sie mit "So lebe ich jetzt" lange auf der Bestsellerliste.


    EIGENE MEINUNG:
    "So lebe ich jetzt" ist - wie alle Bücher von Meg Rosoff - ein außergewöhnliches Buch. Es besticht nicht nur durch außerordentliche, fast schon extravagante Charaktere, sondern auch durch eine Handlung, die immer wieder für Überraschungen gut ist und sich mit keinem anderen Roman (den ich gelesen habe) vergleichen lässt.
    Die ist mittlerweile mein drittes Buch der Autorin, die mich immer wieder aufs neue verblüfft. Ich hatte dies mal allerdings etwas Schwierigkeiten den Zugang zur Geschichte zu finden. Zum einen, weil der Klappentext mich auf eine falsche Fährte bezüglich des Inhalts gelockt hat, zum anderen, weil ich lange Zeit das Gefühl hatte die Geschichte bzw. die Idee, die Botschaft dahinter nicht richtig zu verstehen. Doch einmal im Geschehen drin, nimmt mich Meg Rosoff wieder einmal gefangen.
    Daisy reist zu ihrer Tante Penn nach England. Ihr Aufenthalt dort ist ein bisschen eine Flucht vor der neuen Frau ihres Vaters und dem Baby, das die beiden erwarten, aber es ist auch die Möglichkeit die Familie ihrer Mutter kennen zu lernen, denn Penn ist die Schwester der Frau, die Daisy durch ihre Geburt umgebracht hat. Eine Schuld, die sie immer mit sich herum trägt.
    Bei ihrer Ankunft in England ist jedoch keine Tante dort, sondern nur ihre außergewöhnliche Kinderschar, vier an der Zahl, außerdem zwei Hunde und eine Art Hobbylandwirtschaft. Daisy hat endlich das Gefühl irgendwo angekommen zu sein, endlich zu leben. Denn schon bald wird sie im Kreis der Familie aufgenommen, spürt die Wärme von Menschen, denen sie wichtig ist. Zu ihrem Cousin Edmond jedoch baut sie eine besonders innige Beziehung auf, die schon schnell zu einer innigen Liebe anwächst.
    Doch dann kommt der Krieg, von dem alle schon seit Jahren reden. Stürmt über die Städte hinein und schleicht sich nach und nach bis aufs Land, wo Daisy, Edmond, Isaac, Osbert und Piper bisher ungestört in ihrer eigenen kleinen Welt gelebt haben. Und dann entfaltet dieser Krieg sich in all seiner Macht und Brutalität und saugt die Kinder mit Haut und Haaren auf.
    Außergewöhnlich ist auch das Setting des Buches. Bei dem Wort Krieg in Europa denkt man zu allererst an den zweiten Weltkrieg, doch der im Roman ist fiktiv, aber keineswegs harmloser. Meg Rosoff zeichnet mit klaren, eigentlich eher emotionslosen Worten, sehr eindringlich die Brutalität und Härte eines Krieges, der Leben kostet. Sowohl auf physischer, als auch auf psychischer Ebene. Schonungslos und ohne Hemmungen weist sie darauf hin, welche Auswirkungen diese sinnlosen Machtkämpfe auf die Menschen haben, die weder wissen worum es eigentlich genau geht und die erst Recht gar nichts dafür können.
    In dem dünnen Buch steckt so viel drin, über das man nachdenken muss, das bewegt, so dass die wenigen Worte einer Rezension keinesfalls ausreichen, um den Roman auch nur annähernd beschreiben zu können. Meg Rosoff ist einfach eine der Autorinnen, deren Gedankengänge man erleben muss.


    FAZIT:
    Erwartet hatte ich eine romantische Geschichte, in der zwei junge Menschen alles dafür tun zueinander zu finden. Bekommen habe ich einen Roman, der eindringlich, berührend und bedrückend ist und durch sein Szenario, das ohne sinnlose Ausschweifungen die Schwierigkeiten und Notlagen der Menschen darlegt, noch lange im Gedächtnis seiner Leser bleiben wird.