Die Hostien-Industrie

  • Weihe im kath. Bereich, ich bin nur ein bißchen fachkundig.


    Die Hostien sind - sehr vereinfacht gesagt - nur Brot bis zur Wandlung. In der Wandlung (während der Messe) werden sie in den Leib Christi verwandelt (konsekriert ist m. W. der Fachausdruck). Das heißt, sie sind dann der Leib Christi. Und bleiben das auch für alle Zeit weiter, weshalb die nach der Kommunion übrig bleibenden Hostien auch im Tabernakel aufbewahrt werden.


    Aber für die richtigen theologischen Erklärungen (Stichwort "Transsubstantation" ) bin ich dann nicht mehr zuständig. Da muß dann in der Tat der Fachmann ran.
    :bruell churchill

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Beowulf, danke für deine Antwort.


    Zitat

    Original von licht
    Ergänzend dazu nur noch eine Frage Waldläuferlein: Wäre es wenn Deine Spenden für egal welche Organisation lax verwaltet und völlig unwirtschaftlicht ausgegeben werden?


    Ergänzend eine Antwort ans Lichtlein (oder lieber -chen ?():
    Es besteht ein Unterschied zwischen laxer Verwaltung und der Unterstützung traditioneller Manufakturen, mögl. Klöstern.
    Wäre es dir etwa egal, wen die Kirche kaufkräfig unterstützt?
    Wie wäre es mit z.B. Kamps-Hostien?
    Nein, mir ist es also nicht egal, was oder wer mit den Spenden finanziert wird, eben das ist ja der Punkt. ;-)

  • @ waldläufer: siehe oben. mir ist es nicht egal wen wir in den Gemeinden, für die ich Verantwortung trage, unterstützen.
    "Die Kirche" gibt es, wie Du weisst nur im theologischen Sinn.
    Von daher: wo liegt denn nun Dein Problem?

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Weihe im kath. Bereich, ich bin nur ein bißchen fachkundig.


    Die Hostien sind - sehr vereinfacht gesagt - nur Brot bis zur Wandlung. In der Wandlung (während der Messe) werden sie in den Leib Christi verwandelt (konsekriert ist m. W. der Fachausdruck). Das heißt, sie sind dann der Leib Christi. Und bleiben das auch für alle Zeit weiter, weshalb die nach der Kommunion übrig bleibenden Hostien auch im Tabernakel aufbewahrt werden.


    Aber für die richtigen theologischen Erklärungen (Stichwort "Transsubstantation" ) bin ich dann nicht mehr zuständig. Da muß dann in der Tat der Fachmann ran.
    :bruell churchill


    Du hast bereits alles richtig gesagt :-)
    Ich habe schon des öfteren Hostien aus dem Schrank in der Sakristei stibitzt und auch gegessen ;-) Übrigens geben wir unseren Erstkommunionkindern bereits bei den Proben zur Erstkommunion Hostien zu essen (selbstverständlich nicht konsekrierte ...), um einen magischen Effekt zu verhindern. Dann wissen sie schon, wie Hostien schmecken.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Nikana
    :wow Und ich hatte Angst, schon alleine beim Gedanken daran in die Hölle zu kommen! ;-)


    Nun ja. Ich bin im kirchlichen Dienst gelandet :gruebel

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Als ich das erste mal das Wort "Hostie" hörte, klang es für mich sehr schwer, bedrohlich und unangenehm. Wohl weil ich mit dem Wort "Harpie" etwass durcheinander brachte. Und als ich dann sah, wie der Pastor den Leuten mit seinen Fingern die Dinger in den Mund titschte, da musste ich würgen.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Heaven
    Als ich das erste mal das Wort "Hostie" hörte, klang es für mich sehr schwer, bedrohlich und unangenehm. Wohl weil ich mit dem Wort "Harpie" etwass durcheinander brachte. Und als ich dann sah, wie der Pastor den Leuten mit seinen Fingern die Dinger in den Mund titschte, da musste ich würgen.


    hm, das ist auch so ne Sache, irgendwo hat oben jemand was von Magie geschrieben, und das war es damals für mich, wie gesagt war schrecklich fromm, und musste den Leib des Herrn essen, fand ich schrecklich ich habs kaum heruntergebracht und gewartet bis sich das DIng im Mund fast alleine auflöste, bis ich dann zuhause meine Klöße bekam war es weg :wow


    Damals musste man ja auch noch nüchtern zur Kirche, die erste Zeit legte der Pfarrer die Oblate noch in den Mund, dann kam die Zeit, wo sie in deine Hand gelegt wurde und das Dingens selbst genommen hast.


    Ich war nach der Kommunion immer fix und fertig, völlig vergeistigt und innerlich kaputt, ehrlich, hat mich als Kind jeden Sonntag extrem mitgenommen, boahhh :fetch

  • Zitat

    Original von Heaven
    Wenn ich das so lese, freue ich mich, dass ich nie in die Kirche musste. :grin


    Och es gab auch schönes, z.B. das Tauschen von Heiligen oder Totenbildchen :grin


    Hab ich schon erzählt glaub ich, gerade die Totenbildchen waren der Renner, so nach dem Motto, eh meiner wurde 86..ahh ich hab einen der war schon 90
    Quartett in der Kirche :grin

  • Zitat

    Original von churchill
    Ich habe schon des öfteren Hostien aus dem Schrank in der Sakristei stibitzt und auch gegessen ;-) Übrigens geben wir unseren Erstkommunionkindern bereits bei den Proben zur Erstkommunion Hostien zu essen (selbstverständlich nicht konsekrierte ...), um einen magischen Effekt zu verhindern. Dann wissen sie schon, wie Hostien schmecken.


    Wenn sie zu Hause Makronen machen, kennen sie ja schon die Hostien-Verwandte Backoblate ;-) Hab übrigens nachgeschaut, die Backoblaten, die ich für Makronen, Lebkuchen usw. nehme, enthalten zusätzlich Stärke. Schmecken so für sich alleine aber nach nichts, finde ich. :-)

  • Licht
    Mein Problem liegt im Nachvollziehen einiger Handlungsweisen der Kirche(n).
    Ja, natürlich muss die Kirche – jede einzelne - wirtschaften, das ist auch, was mir Beowulf sehr schön noch mal in Erinnerung gerufen hat. Nichtsdestoweniger ist es ein Unterschied, ob ich wirtschafte, oder ob ein ich mich wie ein Wirtschaftunternehmen verhalte. Nenn es einen Unterschied in der „Unternehmensphilosophie“ – wirtschafte ich, um Profit zu erzielen, oder wirtschafte ich, um Dinge zu finanzieren, die meine Existenz eigentlich im Grundverständnis bezeichnen. Im Falle der Kirche sind es eben andere Richtlinien/“Werte“, die mittels dieser Institution verkörpert werden, als ein Wirtschaftsunternehmen. Daher auch mein „Kamps-Hostien“ Beispiel.
    Mir stößt diese Handhabe nicht nur bei Kirchen auf, sondern auch bei anderen Institutionen wie Universitäten o.ä. Sie haben einen anderen Auftrag und sollten aufgrund dessen auch unabhängig von derlei Bestrebungen handeln. Dass dies im praktischen Leben gerne anders aussieht, legitimiert es nicht gleich.
    Ich hoffe, mein Punkt ist nun verständlicher geworden.

  • Zitat

    Original von Alexx61


    Och es gab auch schönes, z.B. das Tauschen von Heiligen oder Totenbildchen :grin


    Hab ich schon erzählt glaub ich, gerade die Totenbildchen waren der Renner, so nach dem Motto, eh meiner wurde 86..ahh ich hab einen der war schon 90
    Quartett in der Kirche :grin


    *räusper* ich habe in meinem "guten Mantel", den ich auch bei Beerdigungen anziehe, immer noch Totenbildchen.
    Aber ich tausche nicht mehr. :heiigenschein

  • Mien Problem liegt darin, möglichst genau zu entscheiden, welcher der vielen wichtigen kirchlichen Werte gerade im Vordergrund steht (wie an Beowulfs Beispielen bestens deutlich wird).
    Auch wir können den Euro nur einmal ausgeben und müssen entscheiden, wofür.
    Bei den Entscheidungen spielen jede Menge Fragen eine Rolle. Beispiele gefällig? :
    Unterstütze ich Firmen aus meiner Gegend?
    Unterstütze ich Firmen von Gemeindegliedern (und wenn ja, von welchem: ich habe im Ort zwei Gärtnereien, und zwei Tischlereien die von Gemeindegliedern geführt werden.)?
    Unterstütze ich Firmen, die nach ökologischen Gesichtspunkten arbeiten?
    Unterstütze ich Firmen, die fair traid betreiben?
    Gehe ich möglichst sparsam oder möglichst ethisch mit dem Geld um? - Die Antwort wird sich mit Sicherheit irgendwo in der Mitte bewegen.


    Im konkreten Fall werde ich also abwägen, ob ich die preiswertesten Hostien um jeden Preis haben will, damit ich mein Geld statt für kaum verständliche heilige Handlungen besser in die soziale Unterstützung bedürftiger Familien stecke, oder ob ich um jeden Preis den Unterhalt der denkmalschützenswerten Manufaktur im Kloster XYZ zu unterstützen gedenke... - Was ist wohl mein Auftrag als Kirche?
    Ich werde immer Kompromisse machen müssen bei diesen Entscheidungen.


    Dabei wirtschaften wir grundsätzlich nie, um Gewinn zu erzielen. Das dürften wir gar nicht. Vielmehr sind wir verpflichtet, jeden Euro für kirchliche Zwecke auszugeben - sprich, wir sind verpflichtet, das zu finanzieren, was unser Grundverständnis bezeichnet. - Allerdings nicht beim Einkauf von Waren. Nur zeigt sich hier erneut der Konflikt: Setze ich mein Geld für den Einkauf von Waren (, die zur Erfüllung unserer Aufgaben nötig sind,) ein, oder direkt für unsere Arbeit...
    Ich denke, das hat nur sehr wenig mit unternehmerischem Denken, sondern eher mit verantwortlichen Entscheidungen zu tun.


    Im Übrigen bindet alle Körperschaften öffentlichen Rechtes, also Kirchgemeinden und auch Unis das Recht, das uns zur Wirtschaftlichkeit zwingt. (Wenn ichs recht weiss, sind Unis noch schlechter dran, als wir Kirchen.)

  • Zitat

    Original von licht
    Ich denke, das hat nur sehr wenig mit unternehmerischem Denken, sondern eher mit verantwortlichen Entscheidungen zu tun.


    Im Übrigen bindet alle Körperschaften öffentlichen Rechtes, also Kirchgemeinden und auch Unis das Recht, das uns zur Wirtschaftlichkeit zwingt. (Wenn ichs recht weiss, sind Unis noch schlechter dran, als wir Kirchen.)


    Das ist die Theorie und der Hintergedanke.
    Dass Wirtschaftlichkeit dabei nicht heißt, nur marktrelevante Richtungen zu fördern (was manchmal sogar für längerfristige Zeiträume auch wirtschaftlich schädigend sein kann), wird nur zu gern vergessen. Ebenso kann Sponsoring auch nicht immer der gute Weg sein. Da spreche ich aber eher vom Ausverkauf der Unis als von Kirchen, und das führt vermutlich vom Thema weg.

  • Ich sehe das eher so, dass in der Praxis die Entscheidung nachher intransparent ist, wenn im Hinterzimmer des Gemeindebüros zwar die Köpfe geraucht haben und die Lösungen für die Zielkonflikte irgendwie Kompromisshaft gefunden wurden- leider häufig wie in der Politik nach dem Motto haust du meine Tante hau ich deine Tante (siehe churchills letzten Beitrag im Schreibwettbewerb)- aber das veröffentliche Ergebnis niemand versteht. (also z.B.- gut wir nehmen in den Pachtvertrag mit auf, dass kein genverändertes Futtermittel durch den Pächter angebaut werden darf, dafür schreiben wir dem Seniorenkreis nicht vor, dass er fair-gehandelten Kaffee verwenden muß, denn wir aber (mitsamt erklärendem Aufsteller) beim Gemeindefest ausschenken, weil zu diesem Behufe eine Einmalspende von Sönke eingehen wird oder so ähnlich..

  • Ich denke schon, dass es nicht einfach ist und man oft keine ganz klare Linie ziehen kann.
    Bei der Hostien-Manufaktur in Dresden hätte ich auch für die industriell gefertigten Oblaten gestimmt, denn es hängen keine Arbeitsplätze von dieser Entscheidung ab (wie ich las, arbeiten fast nur noch Ehrenamtliche dort), die Qualität der neuen Hostien ist z.T. für ältere Gebissträger vorteilhafter und sie sind preiswerter.
    Ich sehe mehr Vorteile als Nachteile.