Die Hostien-Industrie

  • [URL=http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,520131,00.html]Ein Cent für den Leib des Herrn[/URL]


    Der Konkurrenzdruck, das Schließen von Manufakturen zugunsten großer Produktionswerkstätten ist nicht unüblich. Im Kontext der Transsubstantiation wirkt es dann aber trotzdem bizarr.


    Irgendwie konnte ich euch dies nicht vorenthalten.

  • >>>so das Geheimnis, bleibt der Herr nicht so leicht am Gaumen kleben>>


    Oh je, du hast mir mit diesem Bericht leider wieder ein Kindheitstrauma heraufbeschworen, ich dachte jedesmal ich müsste am "Leib" des Herrn ersticken, weil ich dachte, den kann man doch nicht zerkauen und auch noch herunterschlucken.. :-(

  • tja, was will man dazu sagen. Ist es nicht logisch, dass es um die materiellen Dinge der Kirche auch sehr weltlich zugeht?


    Und wenn auf der anderen Seite die Kirchensteuergelder zu üppig ausgegeben werden, heißt es: die Kirche hat zu viel Geld.


    Ich bestelle meine Hostien übrigens nicht da, sondern bei einem guten kirchlichen Versandhandel (und bezahle pro Stück 16 cent incl Versandkosten).

  • hab doch glatt ein Komma vergessen; also 1000 Stück kosten ca 16 Euro, bei guter Handarbeit...

  • Zitat

    Original von licht
    hab doch glatt ein Komma vergessen; also 1000 Stück kosten ca 16 Euro, bei guter Handarbeit...


    Ah :-]
    Das klingt schon besser, denn 16 Cent klangen schon recht heftig für die Wasser/Mehl-Cracker.


    Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir im Kommunionsunterricht in ein kleines Kloster meiner Heimatstadt wanderten, wo sie selbst hergestellt wurden. Wir haben dann ganz fleißig den "Verschnitt" gefuttert, der nach dem Ausstanzen übrig blieb :lache

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Früher, als kleiner Junge, habe ich ja immer gedacht, dass Hostien in irgendeiner mysteriösen Zeremonie vom Himmel fallen. Ehrlich.


    Das ist ja niedlich, jedenfalls dachte wohl keins der Kinder damals dass die Dinger ganz ordinär von Menschenhand gebacken werden und auch noch Geld kosten..tja war schon ne geheimnisvolle Sache, Das :gruebel

  • Hm, ich war wohl ziemlich barbarisch als Kind, denn ich habe meine Mutter immer gefragt, wo man denn Hostien kaufen kann. Ich liebte Oblaten und habe die in der Weihnachtzeit immer komplett weggefuttert, bevor meine Mutter überhaupt einen Chance hatte, die zu verarbeiten. An Hostien wollte ich mich auch vergreifen. :lache Als Messdiener hätte ich das in einem unbeobachteten Moment auch gekonnt, ich wusste nämlich, wo die aufbewahrt wurden. Aber da hatte ich dann doch zuviel Respekt.


    Im Mittelalter wäre ich bei solchen Gedanken wohl als Heidenkind verbrannt worden.


    Eine Frage an unsere Pfarrer hier: Sind die Hostien, die ihr bekommt, bereits geweiht, oder macht ihr das selbst? Ich glaube mich dunkel zu erinneren, dass unser Pfarrer die mit Weihwasser besprenkelt hat, wenn eine neue Packung geöffnet werden musste, bin mir aber nicht mehr sicher. :gruebel

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Das ist ja niedlich, jedenfalls dachte wohl keins der Kinder damals dass die Dinger ganz ordinär von Menschenhand gebacken werden und auch noch Geld kosten..tja war schon ne geheimnisvolle Sache, Das :gruebel


    ?( Dann war ich wohl kein "normales" Kind; denn daß die von Menschenhand gebacken wurden, war mir eigentlich schon immer klar, geheimnisvoll fand ich das gar nicht. Nur den Unterschied zu Backoblaten (die ich für mein Leben gerne blank aß) habe ich als Kind nicht so recht verstanden.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Früher, als kleiner Junge, habe ich ja immer gedacht, dass Hostien in irgendeiner mysteriösen Zeremonie vom Himmel fallen. Ehrlich.


    Gruss,


    Doc


    also, meine katholische Freundin in der Volkssschule hat mir erzählt, daß Hostien während der Messe in dieser silbernen Vase wachsen, die auf dem Altar steht.
    Fand ich faszinierend. Und überzeugend.
    Schließlich war sie katholisch. Und das waren merkwürdige Leute, hieß es in meiner Familie. Und nicht nur auf dem Flur. :grin



    :wave


    mafgali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von licht
    tja, was will man dazu sagen. Ist es nicht logisch, dass es um die materiellen Dinge der Kirche auch sehr weltlich zugeht?


    Nein. Warum? (Ehrlich gemeinte Frage).


    Die Kirche ist kein Wirtschaftsunternehmen. Und ich weiß auch nicht, warum sie dies sein sollte.

  • Zitat

    Original von Nikana
    Hm, ich war wohl ziemlich barbarisch als Kind, denn ich habe meine Mutter immer gefragt, wo man denn Hostien kaufen kann. Ich liebte Oblaten und habe die in der Weihnachtzeit immer komplett weggefuttert, bevor meine Mutter überhaupt einen Chance hatte, die zu verarbeiten. An Hostien wollte ich mich auch vergreifen.


    Was ist denn - vom Verwendungszweck einmal abgesehen - überhaupt der Unterschied zwischen Backoblaten (die Dinger habe ich auch, für Makronen, z. B.) und Hostien? Das ist doch der gleiche oder zumindest ähnliche Teig, oder?

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Die Kirche ist kein Wirtschaftsunternehmen. Und ich weiß auch nicht, warum sie dies sein sollte.


    Das ist sicher richtig, aber in Zeiten knapper Ressourcen muß auch in der Kirche wirtschaftlich gedacht werden.


    Es gibt schliesslich nicht nur einen Ausgleich zwischen reichen und armen Gemeinden- so hat nicht jede Gemeinde Grundbesitz, der sich verpachten oder vermieten lässt andere Gemeinden haben große Forsten, die verpachtet sind und Einnahmen erbringen, die die Kosten des laufenden Haushaltes weit übersteigen. Haushalt als Stichwort- die Gemeinde muß einen Haushaltsplan aufstellen wie eine weltliche Gemeinde- und da geht es dann um solche Fragen wie: geht ein Beamer für die Junge Gemeinde zu finanzieren oder kaufen wir den gemeinsam mit der Nachbargemeinde im Tauschhandel? Oder kann man die Treppenhäuser in der Kirche jetzt removieren oder doch nicht- nachdem gerade der Diebstahl der Fallrohre und Fensterbretter an der Kirche 2.800€ Schaden verursacht hat- hat die Gemeinde Geld für Überwachungskameras und will sie sowas überhaupt? Ist Geld für ein großes Konzert des Chores da, wegen der Musikbegleitung und der Solisten hat das Weihnachtsoratorium letztes Jahr eine kräftige Unterdeckung erzielt- ist das eine vorrangige geistliche Aufgabe mit Kirchenmusik oder Unterhaltung? Was ist mit der besonderen Beziehung unserer Kirche mit Schumann, wasi st uns das finanziell wert?


    Ganz davon abgesehen, dass so ein Pfarrer auch noch Chef von Mitarbeitern ist, die er führen muß oder eine Kirchgemeinde einen Friedhof besitzt, der ebenfalls wirtschaftlich so geführt werden muß, dass irgendwann die Kapelle und die Leichenhalle saniert werden können. Bei großen Gemeinden (so in Bayern) kannst du da wahrscheinlich von einer Bilanzsumme von 1,5- 2 Millionen Euro reden. (Auch wenn da nicht im handelsrechtlichen Sinne bilanziert wird).


    Die Diskussion darüber welchen Meßwein für welches Geld da eingekauft wird, wird mitunter heftigst ausgetragen- muß es biologischer Anbau aus der Nachbarschaft sein, wegen der christlichen Verantwortung für die Schöpfung, oder darf es Landwein (billiger) aus der Pfalz sein- Chile oder Australien kommt nicht in Frage- oder ist es nicht gerade so, dass der Kauf von Chilenischen Wein die Armen in der dritten Welt unterstützt, also gerade christlicher Verantwortung der Hilfe durch Selbsthilfe entspricht- dann aber nur fair-trade versteht sich, so wie der Kaffe beim Gemeindefest. Soll der teure Fair- Tradekaffee besorgt werden, oder soll mehr Gewinn abfallen, der zur Unterstützung der armen Partnergemeinde in Lettland verwendet wird?


    Wirtschaftsunternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht also sicher nicht, aber Kostenoptimierungs- und Zilekonflikte jede Menge.


    Ehrlich gemeinte Antwort eines Kirchenvorstandsmitgliedes.

  • Zitat

    Original von Leserättin
    Was ist denn - vom Verwendungszweck einmal abgesehen - überhaupt der Unterschied zwischen Backoblaten (die Dinger habe ich auch, für Makronen, z. B.) und Hostien? Das ist doch der gleiche oder zumindest ähnliche Teig, oder?


    Hostien sind etwas dicker und haben einen kräftigeren Geschmack. Vielleicht ist bei einer Backoblate etwas Zucker dabei. Es könnte auch eine andere Mehlsorte sein, Backoblaten sind ja in der Regel schneeweiß und Hostien eher beige.

  • @ Leserättin & Nikana
    Im kath. Bereich (im evangelischen kenne ich mich nicht so aus) gibt es genaue Vorschriften über die Herstellung der Hostien. Folgendes habe ich dazu gefunden:


    Wikipedia sagt dies ganz allgemein
    Diese FAQ-Seite einer Hostienbäckerei beantwortet einige Fragen, u. a. auch nach dem Teig.
    Die Franziskanerinnen von Reute backen ebenfalls Hostien; hier kurze Informationen dazu.
    Das Evang. Diakonissenmutterhaus Bethanien sagt dies über Hostien.
    Und schließlich hier noch eine kath. Seite mit etwas ausführlicheren Erklärungen.


    Vielleicht werden damit einige Fragen beantwortet.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ beowulf, danke für die erschöpfende Klarstellung zu wirtschaftlichem Handeln auch in der Kirche.


    Ergänzend dazu nur noch eine Frage Waldläuferlein: Wäre es wenn Deine Spenden für egal welche Organisation lax verwaltet und völlig unwirtschaftlicht ausgegeben werden? - Allein aus dem Grund, dass sich die Kirchen im Wesentliche aus Spenden und Steuereinahmen - sprich aus Geldern des Gemeinwesens - finanzieren, ist ein sorgsamer und wirtschaftlicher Umgang ganz notwendig.


    edit: zur Weihe...


    Im Evangelischen Bereich sind die Oblaten ausserhalb der Abendmahlsfeier schlicht Oblaten und bedürfen keiner Weihe. Sie werden sorgsam behandelt, da sie für die besondere Aufgabe vorgesehen sind, klar, aber sie sind kein "heiliger" Gegenstand. Erst und lediglich im Vollzug der Mahlfeier werden sie zu dem Repräsentanten der Gegenwart Christi. So gesehen geschieht die Weihe während der Abendmahlsfeier.
    Im katholischen Bereich kenne ich mich nicht exakt genug aus, um präzies antworten zu können, da bitte ich fachkundigere.