Der Büchereulen-Adventskalender 2007

  • 20. Dezember 2007 von Heaven



    Weihnachts-Tiramisu


    200g Sahne
    250g Mascarpone
    250g Quark (Magerquark)
    100g Zucker
    1 Pck Vanillezucker
    200g Spekulatius
    200g Printen (ohne Schokoglausur)
    eine Handvoll gefüllter Lebkuchenherzen
    400g Tiefkühl-Beerenmischung
    2 EL Kakao



    Zubereitung:


    Sahne steif schlagen, Mascarpone, Quark, Zucker und Vanillezucker verrühren, Sahne unterheben.
    In eine eckige Auflaufform ca. 3 EL von der Creme verteilen, darüber eine Schicht Printen legen.
    Die Beeren darauf verteilen. Man kann gut mit den gefrorenen Früchten schon am Vorabend zubereiten, es zieht dann gut durch. Darauf eine dichte Schicht Spekulatius, die wieder mit der Mascarpone-Masse bedeckt wird.
    Die gefüllten Lebkuchenherzen klein hacken und darüber streuen. Anschließend dick mit Kakao bepudern.
    Das Ganze am besten über Nacht gut im Kühlschrank durchziehen lassen.



    Guten Appetit :mahlzeit !

  • 21. Dezember 2007 von deny



    21.12 17:39
    Chatroom: Weihnachten ist Doof
    User im Raum: Hexe
    Sternenfänger betritt den Raum
    Sternenfänger: Hey
    Hexe: Hey
    Sternenfänger: Was machst du denn hier?
    Hexe: Chatten? :D
    Hexe: wo wohnst du?
    Sternenfänger: ich frag mich gerade wieso du in einem Raum bist der „Weihnachten ist doof“ heißt.
    Sternenfänger: Ich komm aus München und du?
    Hexe: Weil Weihnachten scheiße ist.
    Hexe: ich komm auch aus München.
    Sternenfänger: cool!
    Sternenfänger: also ich mag Weihnachten. Wieso magst dus nicht?
    Hexe: wechseln wir das Thema. Wie alt bist du?
    Sternenfänger: 30
    Hexe: ich bin 28
    Sternenfänger: Ich wäre gerne wieder so jung ;)
    Hexe: So alt bist du doch nicht *lol*
    Sternenfänger: stimmt, was machst du so?
    Hexe: chatten und musik hören und du?
    Sternenfänger: ich chatte auch. *lol* aber ich arbeite neben her auch.
    Hexe: Du kannst nebenher arbeiten
    Sternenfänger: Ja, steh aber gerade ein bisschen auf dem schlauch.
    Hexe: Und was machst du wenn der Schlauch läuft?
    Sternenfänger: Schreiben
    Hexe: Also bist du ein Schriftsteller?
    Sternenfänger: Nicht ganz J
    Hexe: Kann ich was von dir lesen?
    Sternenfänger: eher nicht.
    Hexe: Schade
    Sternenfänger: Was machst du so beruflich?
    Hexe: Ich arbeite als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei
    Sternenfänger: Uhh, macht dir der Job Spaß? *Sternenfänger freut sich, weil draußen die Wehnachtsbeleuchtung so schön leuchtet.
    Hexe: Ja der job macht Spaß… findest du nicht, dass es total kindisch ist, wenn man sich über die Weihnachtsbeleuchtung freut?
    Sternenfänger: Nein finde ich nicht. Ich finde es schön!
    Hexe: lass mich Raten: du trinkst gerade Tee, isst Lebkuchen und/oder Plätzchen und hörst Weihnachtsmusik.
    Sternenfänger: Tja, du hast recht!
    Hexe: Du galubst doch sicher noch an den Weihnachtsmann.
    Sternenfänger: da muss ich dich enttäuschen, an den Weihnachtsmann hab ich noch nie geglaubt.
    Hexe: Ach du scheiße, ich muss noch einkaufen. treffen wir uns wieder?
    Sternenfänger: Warum nicht… Und ich glaub ich komm jetzt auch ganz gut mit meiner Arbeit zurrecht. Morgen, selbe Zeit?
    Hexe: wie wäre es so um Acht?
    Sternenfänger: Ja des geht auch! Cu2morrow.
    Hexe: Cu 2


    22.12 . 22.00
    Chatroom: Weihnachten ist Doof
    User im Raum: Hexe; Sternenfänger
    Sternenfänger: Wir chatten schon zwei stunden…
    Hexe: Na und?
    Sternenfänger: ich hab des nur noch nie gemacht. So lang
    Hexe: Muss der große Weihnachtsliebende Sternenfänger ins bett?
    Sternenfänger: lol Nein Muss er nicht.
    Hexe: achso und wo waren wir.
    Sternenfänger: Als ich als kleines Kind erfahren habe, das meine Eltern die Geschenke Bringen und nicht das Chriskind
    Hexe: genau erzähl weiter:D



    22.12. 23.45
    Chatroom: Weihnachten ist Doof
    User im Raum: Hexe; Sternenfänger
    Sternenfänger: ich, muss jetzt wirklich gehen
    Hexe: Nen bleib noch. Muss morgen wieder arbeiten
    Sternenfänger: dann musst du auch gehen!
    Hexe: stimmt hdggggdl(oh Gott, ich hätte niemals gedacht, dass ich so was mal schreibe.) Kommst du morgen?
    Sternenfänger: Ich dich auch und ich komm morgen so um zwanzig uhr?
    Hexe: okay ciao
    Sternenfänger: Tschüss
    Hexe hat den Raum verlassen


    23.12 20.01
    Chatroom: Weihnachten ist manchmal doof.
    User im Raum: Hexe
    Sternenfänger betritt den Raum
    Sternenfänger: Hey Hexe, ich hab erst nach „weihnachten ist doof“ gesucht, aber nicht gefunden.
    Hexe: ich dachte ich mach dir mal ne Freude und schreibe ein „manchmal“ dahinter.
    Sternenfänger: Das ist dir gelungen. Und was hast du heute so gemacht?
    Hexe: Vieles…


    23.12.22.15
    Hexe: des Lied ist genial, thx fürs schicken *hexe mag Gitarren*
    Sternenfänger: Da kommt mir ne Idee: Was machst du morgen so?
    Hexe: weiß nicht, Warum?
    Sternenfänger: Du wolltest doch wissen, was meine Arbeit ist. Dann komm morgen einfach um 18.00 Uhr in die Christus Kirche.
    Hexe: *hexe ist kurz am übelegen* ja kann ich machen.
    Sternenfänger: Okay sehen wir uns da, ich muss nämlich gehen
    Hexe: warte mal, woran erkenn ich dich?
    Sternenfänger: Das wirst du
    Sternenfänger verlässt den Raum
    Hexe: natoll
    Patrizia wusste nicht, warum sie überhaupt zu der Christuskirche ging. Sie wusste überhaupt nicht was sie dort erwartete, außer vielleicht ein Weihnachtsgottesdienst. Vielleicht weil dieser „Sternenfänger“ ihr Herz, mehr oder weniger, gefangen hat.
    Sie schaute sich das Informationsblatt an. Die Predigt würde „Markus Kleist“ halten.
    Sie nahm sich ein Liedblatt und trat in die Haupthalle der Kirche. Sie war voller Menschen. Wie sollte sie da „Sternenfänger“ treffen. Doch sie hatte keine Zeit zu überlegen, da die Orgel zu spielen begann.
    Sie ließ den sehr feierlichen Gottesdienst über sich ergehen. Eigentlich fand Patrizia ihn sehr schön. Und sie hatte fast Spaß dabei, die ganzen Weihnachtslieder zu singen.


    Markus hatte Panik vor der Predigt. Er hoffte „Hexe“ würde sie gefallen. Er hatte sie extra für sie geändert. Aber da war es schon wieder Zeit auf die Kanzel zu steigen. Und die Predigt zu halten…


    Patrizia saß Markus Kleist auf die Kanzel steigen. Sie hatte einen älteren Pfarrer erwartet. Er war höchstens dreißig, und hatte blondes kurzes Haar. Und er begann die predigt:
    „Die letzten Tage habe ich gerätselt was ich Ihnen jetzt predigen soll. Meistens ist es ganz einfach. Aber an diesem Abend wollte ich etwas Besonderes erzählen. Und ich war auf Suche nach etwas Inspiration. Ich fand sie im Internet. In einer sympathischen Chatpartnerin namens „Hexe““
    Patrizia erschrak. Markus Kleist, war Sternenfänger?
    „Ich fand sie in einem Chatraum(an unsere Älteren Besucher, dort redet man mit Buchstaben, ähnlich wie beim Telefonieren) der „Weihnachten ist doof“ betitelt war. Der Titel passte in diesem Moment sehr, weil ich sehr genervt war, dass ich keine Predigt zu Stande bekam. Denn Gott hat mir keine Eingebung beschert, um die ich ihn schon seit Tagen gebeten hatte. Und wie sollte das gehen, ein Weihnachtsgottesdienst ohne Predigt.
    Aber ich hab mit Hexe geredet….“
    Patrizia hörte den Rest der Predigt an. Am Ende seiner Predigt sagte: „ Jesus Geburt war nur etwas Kleines gewesen. Aber hatte Großes bewirkt. Wie „Hexe“ bei mir. Natürlich ist meine Predigt nicht zu vergleichen mit dem was Jesus getan hat. Aber es zeigt, wie Gott aus etwas Unscheinbaren etwas Großes machen kann.“



    Markus stieg von seiner Kanzel herunter und führte den Gottesdienst zu Ende. Er stellte sich an die Tür und verabschiedete sich von den Besuchern. Er hatte gehofft „Hexe“ würde sich ihm zeigen. Aber sie kam nicht…


    Von: Hexe.M@web.de
    An: sternenfaenger@yahoo.de


    Lieber Markus.
    Ich bin’s Hexe, oder auch Patrizia (Ich fände es unfair wenn nur ich deinen Namen wüsste und du den Meinen nicht)
    Du fragst dich sicher, warum du mich nicht getroffen hast. Zu aller erst möchte ich sagen, dass mir deine Predigt sehr gut gefallen hat.
    Aber als ich dich dann da oben von uns erzählen hörte, wusste ich, dass es nicht geht.
    Vor zwei Jahren, kurz vor Weihnachten sind mein Verlobter und meine Mutter bei einem Autounfall gestorben.
    Deshalb hasse ich Weihnachten. Du hast mir wieder ein Stück „Weihnachtsfreude“ gegeben und dafür bin ich dir sehr dankbar. Aber ich habe Angst, davor was passiert wenn ich jetzt vor dir gestanden hätte. Ich habe Angst davor, was sich daraus entwickelt hätte.
    Ich würde dir jetzt gerne schreiben, das es mich freuen Würde dich zu treffen.
    Aber ich kann nicht
    Ich kann nicht…


    Sie klickte auf „Senden“


    Ende

  • 22. Dezember 2007 von blaustrumpf



    Miese Stimmung herrschte im Wald, dabei war schon der vierte Adventssamstag.
    „So kann das nicht weitergehen“, beklagte sich der Fuchs, als ihm der Hase „Gute Nacht“ sagen wollte. „Wir hocken alle herum, als wären die Planierraupen zugange. Aber im Winter kommen doch keine. Was ist nur los mit uns?“
    „Keine Ahnung“ sagte der Hase. Seine Nase zuckte. Der Nachbar roch mal wieder heftig nach Hühnerstall. Doch das sollte ja nicht seine Sorge sein. „Es ist jedenfalls immer so im Herbst. Sobald die Forstarbeiter durch die Tannenschonung gehen und Bäume markieren, ist es Essig mit der guten Laune im Herbstlaub. Kurz nachdem es drüben auf der Gänsefarm ruhig wird, wird es bei uns laut. Jedes Wochenende das Gleiche. Wenn es dann noch schneit, ist es gleich ganz aus mit dem Waldfrieden. Was diese Menschen sich eigentlich dabei denken? Aber das weiß wohl eh kein vernünftiges Tier.“
    „Genau“, sagte der Fuchs. „Und ich finde, so kann das einfach nicht weitergehen.“
    Der Meinung war der Hase auch und so baten sie alle zur Krisensitzung. Eine große Gesellschaft versammelte sich unter den Bäumen, sogar die Wildkatze und die Elster kamen.
    Nachdem der Fuchs die Sitzung eröffnet hatte, fragte er, ob jemand wisse, was los sei. Zuerst regte sich niemand. Nur die Wildkatze leckte sich genüsslich die Schulter. Dann sah sie hoch und sagte: „Es ist doch jedes Jahr so. Erst die Bäume. Dann die Gänse. Bald darauf fällt der Schnee und die Wanderer trampeln durch den Wald. Dann kommen die Holzfäller. Und zwei, drei Tage später so ein paar Idioten, die auf der Lichtung bei der großen Tanne ein paar Tische aufstellen, mit großen Kesseln. Wenn es dann Abend wird, riecht es komisch. Und schon ist die Lichtung voll von Leuten, viele mit ihren Jungen.“
    „Ja, genau, quiekte ein Eichhörnchen, das verschlafen aus seinem Nest auf die Versammlung herunterschaute. „Die haben dann so bunte Sterne an Stangen dabei. Die leuchten. Also, die Sterne. Nicht die Menschenjungen. Und die Großen werden immer lauter, je mehr sie von dem Zeugs aus den Töpfen trinken. Den Kleinen wird das bald langweilig. Irgendwann fangen ein paar an zu weinen und kurz danach ist der Spuk vorbei.“ Dem Eichhörnchen war deutlich anzumerken, wie sehr es die Aufmerksamkeit genoss. Anmutig sprang es auf einen Ast und sprudelte seinen Bericht nur so heraus. „Was noch in den Töpfen ist, kippen sie in den Schnee und schon sind alle wieder weg. Bis zum nächsten Wochenende. Jeden Winter schleppen sie das an, dieses Teufelszeugs.“
    „Das muss wirklich ein Zaubertrank sein“, meinte der Hase. „Ich habe letztes Jahr was davon probiert. Und auf einmal war der Wald doppelt. Ich hatte ordentlich Mühe, heim zu finden.“
    „Und du hast vielleicht geschnarcht in der Nacht“, sagte seine Frau, während die Hasenkinder kicherten.
    „Zur Sache, bitte“, rief der Fuchs. „Die Lage ist ernst. Es ist schlimm genug, dass die Menschen die Waldesruhe vom Frühling an bis weit in den Herbst stören. Aber jetzt, wo viele von uns Winterschlaf halten, ist es wirklich die reine Belästigung. Und dieses sinnlose Abholzen von jungen Tannen! Was soll denn das?“
    „Keine Ahnung“, röhrte der Hirsch. „Auf jeden Fall nervt es, auch ohne Winterschlaf. Es muss endlich was geschehen! Wirklich! Wir müssen etwas unternehmen! Ich bin dabei! Unbedingt!“
    Nicht nur die Wildkatze hielt sich die Ohren zu. Der Hirsch hatte ja Recht, aber war das wirklich nötig, dass er seine Meinung so lautstark vertrat? Als er schwieg, schienen die Töne noch in der Luft zu schweben. Allerdings waren sie doch ein wenig melodiöser. Und mehrstimmig klangen sie auch.
    „Das sind die Menschen“, meldete die Elster, die dem Lärm vergebens hatte in die Höhe entfliehen wollen. „Sie singen.“
    „Auch das noch“, sagte die Wildkatze. „Alle Jahre wieder.“

  • 23. Dezember 2007 von Pia



    Pipi – diesen Namen hatten ihre großen Geschwister ihr gegeben – war 4 Jahre alt, als es mal wieder galt sich ins Kinderzimmer zurückzuziehen, um auf das Christkind zu warten.
    Pipi kannte den Weihnachtsmann nicht und hielt den “Ho ho ho” schmetternden, weißbärtigen Mann, welcher im Supermarkt in der Vorweihnachtszeit Mandarinen verteilte, für einen armen, alten Opa, der damit seine Frau, seine 5 Kinder und seine 35 Enkel ernährte. Pipi tat der alte Mann immer sehr leid und nahm daher nie eine Mandarine von ihm an. Immerhin würde ihn das Stück Obst sicher eher sättigen, als sie, die am Abend eine leckere warme Mahlzeit bekommen würde.
    So wartete sie an diesem Abend wieder voller Vorfreude auf das Christkind, welches die Geschenke unter den Baum legte, die Kerzen am Baum entzündete und sich dann eilte, zum nächsten braven Kind zu gelangen. Ihr großer 17jähriger Bruder und ihre große 14jährige Schwester leisteten ihr dabei Gesellschaft und vertrieben sich die Zeit mit Musikhören. Pipi presste derweilen ihre kleinen Ohren an das Holzblatt der Tür und hielt die Luft an. Es hieß, wenn man sehr artig war, würde man die Glöckchen des Christkindes hören, während es die Geschenke verteilte. “Ich glaub, ich hab das Christkind gehört!”, hauchte sie kaum vernehmbar. Dann hörte sie es ganz deutlich – Es klingelte ein Glöckchen. “Jani, Mimi, ich hör das Christkind!”
    Erschrocken über den plötzlich Ausruf und die Lautstärke, mit der Pipi ihrer Freude Ausdruck schenkte, schraken ihre Geschwister hoch und starrten sie perplex an. Ihr großer Bruder murmelte etwas und Pipi entgegnete, mit dem Füßchen aufstampfend: “Ich hab keine Hallozinonen! Das ist das Christkind!”
    “Ach ja? Soll ich Dir beweisen, dass das nicht das Christkind ist?” Ihr Bruder öffnete langsam die Tür und schob Pipi in den Flur. Durch die Glastür des Wohnzimmers war eine ausgewachsene Person zu sehen und Pipi sah Ihren Bruder mit großen Augen an. “Das Christkind ist aber ganz schön groß!” Er lachte. “Das ist nicht das Christkind. Das ist Mama.”
    Pipi lief zurück in ihr Kinderzimmer und ließ sich vor ihrer großen Schwester auf die Knie fallen. “Mimi, Mama hilft dem Christkind. Darf ich das Christkind auch sehen, wenn ich groß bin?” Ihre große Schwester lachte.
    “Man darf das Christkind erst dann sehen, wenn man groß ist und immer ein liebes Kind war.” Pipi sah sie mit großen Augen an und drehte sich dann zu ihrem Bruder, der mit dem Rücken an der Tür lehnte und die Augen verdrehte.
    “Siehst Du Jani, ich kann das Christkind nur nicht sehen, weil ich noch so klein bin … und Du, weil Du nie lieb warst!”

  • 24. Dezember 2007 von polli



    In den letzten Tagen vor den Ferien ist bei uns an geordneten Schulbetrieb nicht zu denken: Die Kinder sind schrecklich aufgeregt und können vor lauter Vorfreude auf das Fest kaum noch ruhig auf ihren Plätzen sitzen. Jedes Jahr nehme ich mir vor, meiner Klasse die Weihnachtsgeschichte vorzulesen, ein paar besinnliche Weihnachtslieder zu singen und den letzten Tag mit Weihnachtsplätzchen und einer glücklichen Weihnachtsstimmung ausklingen zu lassen. Wie es tatsächlich am letzten Mittwoch war, das erzähle ich euch jetzt.


    Unser Ritual beginnt mit dem Anzünden der Kerzen am Adventskranz und dem Verteilen mehrerer Plätzchenschüsseln.


    "Wer möchte von euch die drei Kerzen anzünden?"


    Zwanzig Finger gehen in die Höhe. Ich entscheide mich für einen meiner wilden Jungs. Glücklich sprintet er an den Tischen vorbei nach vorn und wirft im Vorbeigehen mehrere Schultaschen um. Die Besitzer der Taschen schimpfen hinter ihm her. Das Kind schnappt sich die Streichhölzer und zündet mit viel Aufwand die Kerzen an. Robuste, dicke Modelle, die garantiert nicht umkippen.


    "Während du LEISE und LANGSAM an deinen Platz zurückkehrst, Timo, fange ich mit der Weihnachtsgeschichte an."


    Timo hüpft mit Gepolter durch die Klasse und setzt sich.


    Ich beginne vorzulesen. Es wird still in der Klasse, ein kostbarer Moment.


    "...in jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen ..."


    Sheila meldet sich und sieht mich erwartungsvoll an. Da sie sonst eher zu den Kindern zählt, die nur selten etwas zum Unterrichtsgeschehen beitragen, halte ich es für richtig, sie zu unterstützen, wann immer sie etwas sagen möchte.


    "Sheila, was möchtest du erzählen?"


    Sie druckst etwas herum.


    "Duhu, Frau Müller, kann ich dich etwas fragen?"


    "Aber sicher, mein Kind."


    "Ist dir schon einmal das Gebiss rausgefallen?"


    Erwartungsvolles Schweigen in der Klasse.


    "Nein, das ist mir noch nicht passiert, ich habe kein Gebiss. Ich habe bis auf zwei Weisheitszähne alle meine Zähne, und die fallen nicht heraus."


    "Wirklich?"


    "Wirklich."


    "Ich möchte jetzt mit der Geschichte fortfahren."


    Kichern aus der Girlie-Ecke am Fenster. "Und wohin fährst du dann mit der Geschichte?"


    Ich ignoriere die Frage und lese weiter.


    Es kehrt Stille ein, zumindest an den vorderen Tischen.


    Als ich gerade mit lauter Stimme die Szene schildere, wie Maria und Josef frierend vor der Herberge stehen und durch das Fenster mit ansehen müssen, wie drinnen die Leute bei einem gemütlichen Kaminfeuer sitzen und sich aufwärmen, fällt mir auf, dass ich zum einen meinen Text längst zur Seite gelegt habe und frei heraus rede, was mir gerade in den Sinn kommt, zum anderen finde ich, dass ich derart eindringlich erzählen kann, dass ich den heimeligen Duft des Kaminfeuers in der Herberge wahrnehme. Eine tolle Lehrerin bin ich, echt!


    Es riecht angekokelt, Mist. Mein wilder Schüler hat die Streichholzschachtel an seinen Platz geschmuggelt und experimentiert unter der Bank vor sich hin. Ich nähere mich leise und schnappe mir Schachtel und Hölzer. Gerade noch mal gut gegangen!


    Die nächsten Minuten reden wir über Feuermelder, Grillunfälle und Weihnachtsbäume, die in Flammen aufgehen, und darüber, ob man, wenn man sich so richtig doll verbrannt hat, das Fleisch auch essen könnte, weil es ja jetzt nicht mehr roh ist.


    Wie es mit Maria und Josef ausgeht, werden wir heute nicht mehr erfahren. Dafür bekomme ich vier Narben von ganz furchtbaren Brandwunden und Verbrühungen gezeigt und dazu die passenden Geschichten erzählt. Ich finde, die Weihnachtsgeschichte ist ziemlich langweilig dagegen. Als alle Plätzchenschüsseln geleert sind und sich endlich so eine Art gesättigte Weihnachtsstimmung in der Klasse ausbreitet, nutze ich die Gelegenheit, ein Lied vorzuschlagen: "Engel auf den Feldern singen". Davon können meine Kinder zwar nur die erste Strophe auswendig, aber den Refrain mit dem Glohohoria singen sie mit Inbrunst. Ja, dieses Lied wollen sie unbedingt singen, aber ich soll die Gitarre aus dem Nebenraum holen. Mache ich gern. "Kannst du auch Rock?"


    "Ich kann alles spielen, aber im Moment wollen wir ein Weihnachtslied singen, und dazu passt Rock nicht ganz so gut."


    Von den Toten Hosen und ihrer Version von "Stille Nacht" erzähle ich besser nichts, sonst habe ich gleich ein Dutzend Möchtegern-Rockstars in der Klasse, die sich mit ihrer Luft-Rockgitarre auf den Boden fallen lassen und für die nächsten Chaostage üben.


    Meine Klasse singt so prächtig wie immer: Einstimmig und laut, sehr laut singen sie "Glohohoria". Niemand kriegt das besser hin als wir. Wir singen alle fünf Strophen durch, das heißt, ich singe die Strophen und meine Fankurve fällt mit dem Refrain ein. Am hinteren Tisch werden Winterschals geschwenkt, passend im Rhythmus. Mann, fast kommen mir die Tränen vor Rührung. "Ihr habt echt großartig gesungen!", lobe ich meine Bande und werfe einen festen Extrablick zu den Jungs, die gerade ausprobieren, ob sich die Schals wie Lassos verwenden lassen.


    Zum Abschluss wünsche ich allen ein tolles Weihnachtsfest und erholsame Ferien. Ich vermeide wie jedes Jahr die Wörter "Familie", "Vater" und "Mutter", um diejenigen nicht aus der Fassung zu bringen, deren Eltern sich gerade trennen oder das Ganze schon hinter sich haben. Ich habe meine Klasse das letzte Mal durch die Adventszeit begleitet, im Sommer werden sie auseinandergehen und sich über die verschiedenen weiterführenden Schulen unserer Stadt verteilen.


    "Wir sehen uns gesund und munter im neuen Jahr wieder", rufe ich beim Verabschieden, und während ich die Plätzchenkrümel zusamenfege und mich zu erinnern versuche, wie weit ich dieses Jahr mit der Weihnachtsgeschichte gekommen bin, fällt mir ein, dass die Engel, die auf den Feldern singen, eigentlich wir alle sind. Und egal wie wunderbar es ist, dass vor zweitausend Jahren ein Kind namens Jesus geboren wurde, im Grunde ist es jedes Mal ein Wunder, wenn ein Kind geboren wird. Und ein ganz besonderes Wunder ist es, dass damals vor neun oder zehn Jahren genau die Kinder geboren wurden, die jetzt in meiner vierten Klasse sind.




    Frohe Weihnachten euch allen!


    polli



    P. S.


    Einen Extragruß an euch, meine Schüler, ist doch klar!