Professor Unrat - Heinrich Mann (10.01.08)

  • Dann trau ich mich mal: Wer hätte Zeit, Lust und Muße gemeinsam
    Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen
    von Heinrich Mann
    zu lesen?



    Bisherige Mitlesende:
    Caia
    Charlie
    Joan :grin
    Nikana
    taki32
    theiresias
    Voltaire
    Waldlaeufer
    Yakomoz


    Terminüberlegung:
    10. Januar 2008



    Das ist der Kurz(?)Kommentar von Amazon:
    Professor Unrat
    OA 1905 Form Roman Epoche Moderne
    Mit dem Roman Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen – so der vollständige Titel – vollzog Heinrich Mann die Wende zum politischen Schriftsteller.
    Inhalt: Erzählt wird die Geschichte eines verknöcherten wilhelminischen Gymnasiastenschrecks und Kleinstadttyrannen namens Raat, dem seine Schüler den bösen Spottnamen Professor Unrat gegeben haben. Raat verwechselt die Schule mit dem Leben und sieht in den Bewohnern der Stadt nichts als ehemalige Schulversager und Dummköpfe. Bei der Verfolgung von drei Schülern, die ihm wegen ihrer Aufsässigkeit besonders verhasst sind, gerät Raat in die Hafenspelunke »Der blaue Engel«, wo er sie zu erwischen hofft, um sie dann wegen ihres schulwidrig-unmoralischen Verhaltens sozial vernichten zu können. Doch das Unerwartete geschieht: Raat erliegt der erotischen Attraktion der dort auftretenden Chanteuse Rosa Fröhlich, deren Gunst der Schüler Lohmann gewonnen hatte. In zunächst geheimer, dann offener Konkurrenz mit seinen Schülern sucht Raat Tag für Tag den Tingeltangel auf und gewinnt Zugang zur Garderobe der Künstlerin. Der sinnen- und genussfeindliche Pedant erliegt der »fremden Macht« der Sängerin und überschreitet die Grenzen wohlanständiger Bürgerlichkeit. Seine Stellung wird immer unhaltbarer, das skandalöse Verhältnis in einem Prozess auch öffentlich bekannt. Als nicht mehr »staatserhaltendes Element« wird er aus dem Schuldienst entlassen. Unter den übelwollend-begehrlichen Blicken ihrer Mitbürger verleben Raat und Rosa eine schöne Zeit; sie heiraten und führen für kurze Zeit ein bohemehaftes Leben in Saus und Braus, in das sie sogar zahlreiche Honoratioren der Stadt hineinziehen. Aus dem Geächteten wird ein Bordellinhaber und Zuhälter, Spielbankhalter und Schuldenmacher, der seine Mitbürger bewusst nicht nur ins sittliche, sondern auch ökonomische Verderben stürzt. Der Schultyrann mutiert zum Anarchisten, welcher alle ins Lasterhafte verschobenen Triebe und Sehnsüchte hervortreibt, die die kleinstädtischen Honoratioren – wie Raat selbst – in sich unterdrücken mussten, um an die Bedingungen der bürgerlich-autoritären Gesellschaft angepasst leben zu können. Schließlich verfängt er sich in rasender Eifersucht auf seinen Konkurrenten Lohmann, den er in blinder Wut attackiert und dem er eine Brieftasche stiehlt. Raat und Rosa werden verhaftet und als »Fuhre Unrat« im Polizeiwagen abtransportiert.
    Lesarten: Professor Unrat ist im Zusammenhang mit anderen Schulgeschichten in der Literatur um 1900 – u. a. Frühlings Erwachen (1891) von Frank Wedekind (1864–1918) und Unterm Rad (1906) von Hermann R Hesse – häufig als Schulsatire und als Kritik am Zwangssystem des Gymnasiums im Wilhelminismus gelesen worden. Eine solche isolierte Lektüre greift allerdings zu kurz, weil sie die im Roman thematisierte und gestaltete Dialektik von Tyrannei und Anarchismus in der Figur Raats nicht erfasst. Weiterführender ist eine Lesart, welche die Problematik in den Vordergrund rückt, wie aus dem grotesk deformierten Repräsentanten der Macht durch die in der Frau verkörperte Erotik und Sexualität ein Mensch mit zärtlichen Zügen wird, ein lebendiges Wesen.
    Wirkung: 1930 verfilmte Josef von Sternberg den Roman unter dem Titel Der blaue Engel mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen. Der Film wurde ein Welterfolg und machte den Autor auch im Ausland bekannt. R. W.

  • Ein sehr schöner Leserundenvorschlag. Heinrich Mann gehörte immer schon zu meinen Favoriten, im Gegensatz zum Bruder Thomas, den Dampfplauderer der deutschen Literatur. :grin


    Welcher Termin würde dir denn so vorschweben? :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    , im Gegensatz zum Bruder Thomas, den Dampfplauderer der deutschen Literatur. :grin


    Voltaire, Du erlaubst, dass ich eine Runde mitgrinse :lache

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Voltaire
    Schön, das ist toll!!
    Wann - das ist eine gute Frage. Im Eifer der Schüchternheit dachte ich, erstmal schauen, ob es Interessensbekundungen gibt. Da das Buch nicht allzu dick ist, vielleicht so ab dem 10. Dezember. Früher klappt es bei mir leider nicht. Allerdings richte ich mich gerne auch nach anderen Zeitwünschen und -anmerkungen. Heißt, später geht es natürlich, türlich auch.


    Joan
    Dir ist klar, dass du für diesen Frevel eigentlich mitlesen müsstest. Schiet auf den Konjunktiv: musst. :crazy

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer


    Joan
    Dir ist klar, dass du für diesen Frevel eigentlich mitlesen müsstest. Schiet auf den Konjunktiv: musst. :crazy

    ¨


    :chen



    Waldlaeufer
    Deine Einladung ehrt mich, aber diese Art von Literatur übersteigt meinen I-Q gewaltig....will sagen, ich habs schon mal probiert, Werke von Heinrich Mann zu lesen.... ich verstand garnichts, und mein Kopf fing an zu schwirren....



    Aaaaaber.....ich könnte Dir einen Haufen über das Leben von Heinrich Mann erzählen, über seinen Charakter, seine Persönlichkeitsstruktur, seine Stellung in der Familie.....und dasselbe ebenso über den Rest der Mann-Familie....
    Auch könnte ich Dir einiges über das Zustandekommen des Films DER BLAUE ENGEL erzählen...könnte Dir einige Anekdoten zum Besten geben die während den Dreharbeiten passierten.....könnte stundenlang palavern über den Regisseur J. v. Sternberg, über die Dietrich und E. Jannings, über Zuckmayer, der mithalf beim Drehbuchschreiben.....


    und und und.....*nachluftschnappe* :grin

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Pah, glaub ich dir nicht.
    Abgesehen davon sollst du ja keine historisch-kritisch, diskurstheoretisch-dekonstruktiv-dissensbezogene (hab ich was vergessen?) Schilderung des Gesamtwerkes in Abetracht der sozio-kulturellen, micro-funktionalen Macrosülzschwafellaberfaserspotzwürgelgluckhierauchnichtblubb... was auch immer.


    Hast du nicht einfach trotzdem Lust mitzulesen?
    Das Buch ist nicht dick. Und es kommt das Wort Knallerbse drin vor. Und Schamlosigkeit. Hab ich grad entdeckt. Ein besseres Wort finde ich so spontan nicht. Trotzdem überzeugt?

  • Ja Du bist gut.....*gröööööööl*


    Knallerbse und Schamlosigkeit wären auch die einzigen zwei Worte, zu denen ich einen Bezug herstellen könnte....... :rofl

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  • Zitat

    Original von Joan
    Aaaaaber.....ich könnte Dir einen Haufen über das Leben von Heinrich Mann erzählen, über seinen Charakter, seine Persönlichkeitsstruktur, seine Stellung in der Familie.....und dasselbe ebenso über den Rest der Mann-Familie....
    Auch könnte ich Dir einiges über das Zustandekommen des Films DER BLAUE ENGEL erzählen...könnte Dir einige Anekdoten zum Besten geben die während den Dreharbeiten passierten.....könnte stundenlang palavern über den Regisseur J. v. Sternberg, über die Dietrich und E. Jannings, über Zuckmayer, der mithalf beim Drehbuchschreiben.....


    und und und.....*nachluftschnappe* :grin


    Du bist gebucht. Wann wilst du auftreten?

  • Darf ich mitmachen, auch wenn ich das Buch schon mehrfach gelesen hab?


    Bin Mitglied des Heinrich-Mann-Anbeter-Clubs!


    Falls Ihr noch nach einer Alternative sucht, schlage ich "Die Armen" vor, weil's mein Lieblingsbuch von ihm ist und aus mir unerfindlichen Gruenden weniger bekannt.


    Wuerde mich sehr freuen, hier mit Euch ueber HM sabbeln zu koennen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Leuts, ich würd ja gerne, aber wißt Ihr was? Ich bin soooo im Leserundenstress im Dezember, daß kann sich keiner vorstellen - geht nicht auch nächstes Jahr??? Ab dem 10. hab ich zwei LR parallel und am 12. noch Charlies Vineta, da geht gar nichts mehr!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Vielleicht können wir die Leserunde ja auch in die Mitte des Januars 2008 legen, dann entzerrt sich da vielleicht so einiges.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Darf ich mitmachen, auch wenn ich das Buch schon mehrfach gelesen hab?
    Bin Mitglied des Heinrich-Mann-Anbeter-Clubs!


    Na aber sicher!
    Deinen Vorschlag können wir ja im Anschluss machen, ich wäre jedenfalls dabei.


    Caia und taki
    Klasse.


    Voltaire
    Klingt nach einem guten Vorschlag.

  • Guten Morgen allerseits,


    ich wäre gerne dabei.
    Habt Ihr inzwischen einen Termin?


    ...


    Werde mich für diese Leserunde dann wohl in einer neuen Blindenhörbücherei registrieren .... Meine beiden Stammhörbibliotheken führen den Titel nämlich nicht.


    Beste Grüße
    theiresias

  • Zitat

    Original von theiresias
    ich wäre gerne dabei.
    Habt Ihr inzwischen einen Termin?


    Großartig. Dann mal Willkommen in der illustren Runde.
    Bislang steht als Überlegung Mitte Januar im Raum.


    Was haltet ihr vom Starttermin des 10. Januar?

  • Mir ist alles recht, ich überlege eh nicht viel im Voraus, was ich lese, Leserunden über mehr als zwei monate voraus finde ich nicht so gelungen, was weiß ich, was in acht Wochen ist...

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ich würde mich dem anschließen.


    Dieses Werk wurde mir durch einen Leserbrief in der letzten P.M. History wieder geläufig - Ich lese diese Zeitschrift nur manchmal und ein Werk von Heinrich Mann war das letzte Mal in der 8.Klasse Programm, also vor sieben Jahren; ein Schreiber hatte sich beschwert, dass bei einem Artikel der Fehler passierte, die Hintergrundgeschichte des Filmes "Der blaue Engel" der Feder Carl Zuckmeyer anzudichten. Und mir kam in den Sinn: "Das war doch von Heinrich Mann. Warum habe ich eigentlich nie was von ihm gelegen *grins*

    Wenn ich ein Buch lese, ein gescheites ebenso wie ein törichtes,
    ist es mir, als lebte es und spräche mit mir. (Jonathan Swift, 1667 - 1747))


    :lesend Vladimir Nabokov - Lolita (Leserunde)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Yakomoz ()