Schreibwettbewerb Dezember 2007 - Thema: "Geheimnis"

  • Thema Dezember 2007:


    "Geheimnis"


    Vom 01. bis 20. Dezember 2007 könnt Ihr uns Eure Beiträge für den Schreibwettbewerb Dezember 2007 zu o.g. Thema per Email an webmistress@buechereule.de zukommen lassen. Euer Beitrag wird von uns dann anonym eingestellt.


    Den Ablauf und die Regeln könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.


    Bitte achtet darauf, nicht mehr als 500 Wörter zu verwenden. Jeder Beitrag mit mehr als 500 Wörtern wird nicht zum Wettbewerb zugelassen!


    Nur für registrierte Mitglieder mit mindestens 50 Beiträgen!


    Eine Bitte: Schickt uns Eure Beiträge als .doc oder .rtf und sendet sie uns als Anhang in einer Mail. Damit kommen dann auch Zeilenumbrüche, etc. richtig bei uns an. In Word könnt ihr dann auch die Rechtschreibhilfe nutzen und unter „Extras“ habt ihr die Möglichkeit „Wörter zählen“.


    Wir wünschen Euch viel Spaß und viel Erfolg!

  • von churchill



    „Ich muss dir etwas erzählen. Du darfst es aber keinem weitersagen!“
    Ich kenne diesen Blick. Diesen Augenblick. Wenn ihre Augen ihr Gesicht verlassen, um in meins einzudringen.
    „Dann lass es.“
    „Was soll ich lassen?“ Ich habe sie verwirrt. Interessant.
    „Dann erzähl es nicht.“


    „Aber ich muss es jemandem erzählen. Und zwar dir. Ich will es mit dir teilen“
    „Ich werde es mitteilen.“
    „Wem?“
    „Allen. Und noch ein paar anderen.“
    „Das darfst du aber nicht.“
    „Eben. Deshalb lass es.“


    „Bist du denn gar nicht neugierig?“
    „Nein. Nicht neu.“
    „Du bist schrecklich. Ich will dir etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit verraten. Und du?“
    „ Ich werde den Verrat verhindern.“
    „Warum denn?“
    „Weil ich es brechen würde“
    „Brechen?“
    „Das Siegel.“


    „Du weißt ja gar nicht, worum es geht ...“
    „Doch. Um ihn oder sie. Oder um beide. Oder um dich und mich. Was ändert das?“
    „Vielleicht ist es ja etwas ganz Wichtiges, und du wirst es nie erfahren.“
    „Was ich nicht erfahre, kann nicht wichtig sein. Für mich“


    Triumph schleicht sich in ihre Stimme.
    „Ha! Falsch!“
    Mein Schweigen relativiert das Hoch ihrer Stimme und Stimmung.
    „Es ist wichtig. Sehr wichtig sogar. Für die Zukunft. Wenn du wüsstest, was geredet wird ... Es würde alles ändern!“
    „Mag sein.“
    „Warum willst du es dann nicht wissen?“
    „Was soll sich ändern? Es ist, wie es ist. Ist es wichtig?“
    „Wenn das stimmt, was ich gehört habe ...“
    „Ach, es stimmt vielleicht nicht mal? Ist es wenigstens etwas Gutes?“
    „Na ja. Wie man’s nimmt.“
    „Ich nehme es nicht.“


    Sie ist hartnäckig. Sie gibt nicht auf.
    „Sei nicht so kindisch. Ich sag’s dir jetzt einfach, ob du willst oder nicht.“
    „Ich will nicht“
    „Also: Pass auf. Ich habe gehört …“
    Ich setze mich, nehme das Notizheft und einen Kugelschreiber, schaue sie an und präsentiere ihr den vermutlich erwarteten erwartungsvollen Gesichtsausdruck.


    „Was machst du?“
    „Ich passe auf.“
    „Willst du jetzt etwa mitschreiben?“
    „Natürlich. Mitgeschriebenes lässt sich genauer mitteilen.“
    „Du sollst es aber nicht mitteilen!“
    „Sagst du.“
    „Ja, natürlich sag ich das“
    „Und ich schreibe mit, weil schöne, wahre und wichtige Dinge festgehalten werden müssen für die Welt um und nach uns. Weil sie geteilt werden müssen. Mit- und verteilt. Ausgeteilt.“
    „Du nimmst mich nicht ernst!“
    „Doch. Sogar außerordentlich ernst. Schließlich willst du mir etwas Bedeutungsvolles sagen.“


    Sie ist verstimmt. Total verstimmt. Ihre Augen sind ins eigene Gesicht zurückgekehrt. Diese Situation wird anhalten. Mindestens drei Minuten, wenn nicht noch länger. Drei mitteilungslose Minuten. Drei Minuten für mich.
    Sie dreht mir den Rücken zu, schlurft aus dem Zimmer, gebeugt, schwer tragend am allein zu schulternden Rucksack der neuesten Interna. Einmal noch dreht sie sich um:
    „Und ich habe gedacht, wir sagen uns alles.“
    Da hat sie sich getäuscht. Ich mich auch. Es sind nicht einmal zwei Minuten gewesen.

  • von Linda



    Es gibt einen Schatz,
    Den mag ich sehr,
    Er liegt an einem besonderen Platz,
    Dort hinten, direkt am Meer.


    Du willst ihn sehen,
    Hast Du gebeten,
    Doch wirst Du verstehen,
    Diese Welt zu betreten?


    Welt? Was für eine Welt?
    Es ginge nur um einen Platz,
    Etwas was mir gefällt,
    Wie die Maus für eine Katz’.


    Ich sage: Kein Ort in dem Sinne,
    Nur eine Zuflucht,
    So wie eine innere Stimme,
    Eine schützende Bucht.


    Du lachst und sagst,
    Ich solle aufhören mit geschwollenen Reden,
    Dann wirst Du sauer und beklagst,
    Meine Stimme würde beim Erzählen beben.


    Schüchtern sag ich, es ist ein Geheimnis,
    Und nicht zum Preisgeben gedacht,
    Etwas, was nur mein ist,
    Daraufhin hast Du wieder gelacht.


    Ich gehe und zwar allein,
    Bin traurig und sauer,
    Gewisse Dinge lässt man eben geheim,
    sonst redet man gegen eine Mauer.


    Kaum bin ich da an meinem Ort,
    Fühl’ ich mich geborgen,
    Wie mit dem Winde treiben sie fort,
    Meine ganzen angestauten Sorgen.


    Der Blick aufs Meer mit seiner Macht
    Von diesem abgeleg’nen Stein
    Das gibt mir sofort sehr viel Kraft
    Dies soll nun mein Geheimnis sein.

  • von Voltaire



    Vor dem Lesen dieser ultimativen 2,0-Promille-Geschichte könnte der eine oder andere Magenbitter ganz nützlich sein; gerade Magenbitter senken das Aggressionspotential und können, müssen jedoch nicht, für eine gewisse Verklärung sorgen.


    Wir waren bei der fünften Flasche angekommen. Der trockne Riesling belebte die Gedanken, mischte sich unter sie und gab ihnen eine eigene, eine ganz besondere Form.
    Die Gedanken zogen ihre Bahn. Losgelöst von allen Vorgaben, genossen sie ihr alkoholisiertes Eigenleben. Und es lag auf der Hand, dass sie sich nicht so schnell wieder einfangen ließen. Sie waren einfach noch nicht bereit für ein neuerliches Dasein in ihren engen verzellten Käfigen.


    Zum Rieslinggenuß gesellten sich jetzt auch noch, die sich der Kontrolle des Sprachzentrums entziehenden Zungenbewegungen, die sich ihrer ungewohnten Freiheit voller Inbrunst hingaben. Worte bildeten sich, getöpfert von promillegeschwängerten Gedanken. Starre Blicke prallten gegeneinander, warfen sich in die Blickbastionen zurück.


    Konzentrierte Blicke versuchten die Neige der letzten Flasche zu durchdringen, in ihr zu lesen. Die durch den Weingeist aufgeladenen Gedanken, vermischten sich, trennten sich aber nur, um an anderer Stelle wieder den Vereinigungstanz zu zelebrieren.


    „Siehst du es?“


    „Was soll ich bitteschön denn sehen.“ Die Worte verließen zerquetscht den Mund, das Verstehen teilweise zurücklassend.


    „Schau genau hin.“


    Blickversuche der Augen verbrauchten des Säufers Energievorrat, dann aber kann das Feld der Blickdichte doch noch abgeerntet werden, ein letzter Energierest bändigt das menschliche Sehorgan. Das Begreifen aber, das verstehende Sehen, setzte den Blinker, aber eben nur um dann doch wieder an der richtigen Ausfahrt vorbeizurasen.


    „Siehst du es denn nicht? Genau in diesem Wein, in dieser ganz besonderen Flasche liegt das Geheimnis des Lebens. Lass uns den Rest trinken und wir werden erleuchtet werden. Diese Neige ist die Mutter aller Neige!“


    Erleuchtet? Eher wohl würde sich das Unwohlsein einen Weg nach draußen suchen. Es sei denn, Kotzen erleuchtet.


    Der Rest war schnell getrunken. Das Sodbrennen begann seine gnadenlosen Attacken. Magenschleimhäute meldeten sich lärmend zu Wort. Und das Geheimnis des Lebens? Dieses Geheimnis, diese elementare Erkenntnis, ertrank in den Wogen der alles zersetzenden Magensäfte.


    Vielleicht sollte man jetzt, genau an dieser Stelle, nach dem Ende dieser Geschichte, einen kleinen Absacker zur Frustbewältigung zu sich nehmen? Ein kleiner Rest des Magenbitters ist noch da und wartet nur darauf seinen Job zu machen.

  • von lesefieber



    Sie ist eine wirklich beeindruckende Erscheinung. Gross, schlank, von eigener Schönheit und bestechender Ausstrahlung hinterlässt sie bei allen Menschen die ihr begegnen ein besonderes Gefühl. Bewunderung, ja einerseits, aber auch eine seltsame Neugier, was ist es, das aus ihr heraus so strahlt und wirkt? Eine grosse Liebe denken viele, aber komischerweise sieht man sie nie mit einem Partner. Aha, vielleicht eine grosse geheime Liebe, oder aber gar eine lesbische Beziehung, deswegen die Diskretion. Sie ist aber gar nicht ein Mensch, der sich versteckt, sie steht für ihre Ansichten gerade, auch wenn diese anecken. Kann es sein, dass sie beruflich so erfolgreich ist, reich etwa? Nein, das ganz sicher nicht, sie mag ihre Arbeit, sie geht gar leidenschaftlich auf in ihrem Beruf, doch finanziell, nein, viel verdienen tut sie nicht. Manchmal schlägt sie über die Stränge, kauft ein zu teures Geschenk für eine Freundin, oder nehmen wir das Essen als Beispiel. Ein gutes Essen und guter Wein, das hat sie schon immer beflügelt und das kann kosten was es will. Hat sie etwa eine einzigartige Begabung, ist sie ein Star? Mitnichten, absoluter Durchschnitt, manchmal stört sie das, aber dem Lächeln auf ihrem Gesicht kann es keinen Abbruch tun, sie meint es nicht ernst. Man könnte auch denken, es handle sich schlicht um ein einfaches Gemüt, nicht fähig das Leben genau zu erfassen und so von leichtfertiger Zufriedenheit. Doch das denkt keiner der sie kennt, Gespräche mit ihr sind oft Perlen der Weisheit, dann aber auch klare Worte, ein andermal von herrlicher Ironie und Komik und immer wieder auch Trost für Hilfesuchende.
    Völlig klar, sie ist also einer dieser Gutmenschen, immer geht alles rund in ihrem Leben. Nein, sie hat viele Fehler gemacht, hat immer dazu gestanden, aber sie hat sich stets aufgerappelt um dann gestärkter wieder dynamisch durchs Leben zu gehen. Wir könnten unseren Mut zusammennehmen, uns vor sie hinstellen und sie einfach Fragen: "Was ist das Geheimnis deines Lebens?" Das hätten wir machen können, aber nicht mehr hier und jetzt, denn es ist ihre Beerdigung heute.

  • von Leserättin



    Ich war sechs Jahre alt, als ich beschloss, herauszufinden, ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt. Natürlich hatte ich ihn gesehen, auf seinem Schoss gesessen und mit meinen kleinen Händen seinen Bart gezaust. Aber ich wollte wissen, ob unter dem roten Mantel immer noch der Weihnachtsmann war und nicht – wie bei Thomas, meinem Kindergartenfreund – Onkel Erwin steckte.
    Dass es mehr als nur einen Weihnachtsmann gab, das wusste ich schon. Aber ich suchte den einen, den echten.
    Heute war es nun endlich soweit, nach dem Aufstehen hatte ich das letzte Türchen meines Adventskalenders geöffnet. Nach dem Frühstück durfte ich los, zum kleinen Kaufhaus. Das lag nur zwei Minuten von unserem Haus entfernt und die Verkäuferinnen kannten mich, genau wie die anderen Kinder unseres Dorfes. Man konnte dort nicht verloren gehen, daher war mir schon seit einiger Zeit erlaubt, alleine dorthin zu gehen.
    In der Spielwarenabteilung wuselten bereits etliche Kinder herum, die meisten kannte ich aus dem Kindergarten. Ich reckte den Kopf, um einen ersten Blick auf den Weihnachtsmann werfen zu können. Er thronte auf einem extra für ihn herangeschafften Sessel. Auf seinem Schoß saß ein Mädchen, das erkannte ich an den langen dunklen Zöpfen und dem rosa Pullover, den sie trug.
    Die Regale waren schon ziemlich leer gekauft. Von den Barbiepuppen waren nur noch drei da. Auch bei den Puzzles gab es nur noch wenig Auswahl und ich dachte daran, dass ein Pferdepuzzle auf meinem Wunschzettel gestanden hatte.
    Nur noch ein Kind war vor mir. Der Weihnachtsmann streckte seine Arme aus und hob den pummeligen Jungen unter Ächzen auf seinen Schoß.
    Dann war ich dran. Ich betrachtete das Gesicht direkt vor mir. Viel konnte ich nicht erkennen, denn der dichte Bart verdeckte den Mund komplett und auch die Mütze war tief in die Stirn gezogen. Unter den dichten weißen Brauen funkelten hellblaue Augen.
    Ich bekam meine Geschenke. Das Rappeln in einem der Pakete verriet mir, dass es das ersehnte Puzzle war, doch statt nach hause zu laufen und meine Schätze dort auszupacken, wartete ich. Der Weihnachtsmann machte sich auf, zu gehen und ich wollte ihm auf den Fersen bleiben.
    Er ging in eine der Lauben. Ich kletterte auf einen umgedrehten Eimer und spähte durchs Fenster. Gespannt sah ich zu, wie er den Mantel abstreifte und die Kissen, die er darunter trug, auf ein Sofa legte. So was, der war ja gar nicht wirklich dick!
    Auch der Bart war nicht echt. Nach dem Abnehmen der Mütze, wallte langes dunkles Haar vom Kopf des Weihnachtsmannes. Als er sich umdrehte, schnappte ich nach Luft. Es war eine Frau. Und nicht irgendeine, sondern meine Kindergärtnerin Simone!
    Sie also war der Weihnachtsmann. Aber das ging doch gar nicht, ein Weihnachtsmann musste doch ein Mann sein. Wenn es ihn denn gab. Doch immerhin hatte er, beziehungsweise sie, mir ja meine Geschenke gebracht.
    Ich beschloss meine Entdeckung für mich zu behalten, lief nach hause und freute mich über das, was ich vom Weihnachtsmann bekommen hatte.

  • von flashfrog



    Nach dem Mittagessen hatte die Mutter Nika Bettruhe verordnet. Fernsehn war verboten, lesen machte Kopfschmerzen und schlafen konnte Nika nicht, sie war schließlich kein Baby mehr.
    Sie langweilte sich, seit sie nicht mehr in die Schule ging.
    Philipp machte in seinem Zimmer Hausaufgaben, die Mutter klapperte in der Küche mit dem Geschirr und der Vater korrigierte im Wohnzimmer Klassenarbeiten. Leise schlich Nika sich über den Flur nach draußen.


    Hinter dem Haus begann der Wald. Nika kannte ihn gut von früher, von den langen Sonntagsspaziergängen. Der Vater hatte Philipp und Nika Pflanzennamen beigebracht. Die Mutter hatte die Stirn gekräuselt: Nika, mach dich doch nicht schmutzig. Nika, leg sofort die Nacktschnecke wieder hin.


    Bei einem dieser Spaziergänge hatte sie das Baumhaus entdeckt.
    "Das ist ein Hochsitz.", hatte der Vater erklärt. "Da geht der Jäger rauf und beobachtet Tiere."
    "Was für Tiere?", wollte Nika wissen.
    "Rotwild und Schwarzwild. So nennt der Jäger die Hirsche und die Wildschweine."
    "Und die schießt er dann tot?"
    "Ich glaube, hier ist schon lange kein Jäger mehr gewesen. Die Leiter sieht ziemlich morsch aus.", hatte die Mutter gelächelt.
    "Ja, unverantwortlich ist das, wenn da jemand hochklettert und sich den Hals bricht!", hatte der Vater zugestimmt.
    Nika hatte diese öden Spaziergänge nie ausstehen können.


    Im Krankenhaus, nach der letzten Chemo, hatte der Vater an Nikas Bett gestanden und ihre Hand gestreichelt. "Jetzt wirst du ganz schnell wieder gesund", hatte er gesagt, "und die Haare wachsen auch ganz bald wieder nach und in den Herbstferien, da fahren wir nach Griechenland."
    An seiner Stimme hatte sie gemerkt, dass er gelogen hatte.


    Nika lief durch den Wald. Es war warm und die Sonne rieselte durch das noch sehr grüne Blätterdach. Nika fühlte sich leicht und frei. Das war ihr geheimes Reich, hier war sie eine gute Königin. Sie befehligte ein Heer von Ameisen, die ihr Land gegen Erwachsene verteidigten, besonders gegen Jäger.
    Die Eichhörnchen waren ihr zu Diensten als flinke Boten. Nika entlohnte sie großzügig mit Kekskrümeln aus ihrer Tasche. Die Frösche und die Mäuse, die Schmetterlinge und die Vögel, das waren ihre verzauberten Untertanen. Das Gras verneigte sich vor ihr und tuschelte im Wind, wenn Nika auf ihrem weißen Pferd vorüber ritt.
    Nika kletterte die Leiter hoch zu ihrem Baumhaus. Hier oben hatte sie ihr allerliebstes Lieblingsbuch und eine Tafel Schokolade versteckt.



    Nika erschrak, denn es war dunkel. Sie musste eingeschlafen sein. Der Mond stand rund und hell über der Lichtung. Nachts sah der Wald so anders aus. Nika fürchtete sich ein bisschen.
    Da hörte sie eine Melodie, als wenn man mit dem Finger über den Rand von Gläsern streicht. Rote und schwarze Tiere standen auf der Lichtung unter dem hellen Mond und schauten sie an.
    Da kam ein Mädchen in einem weißen Kleid über die Lichtung auf das Baumhaus zu. Sie winkte Nika herunterzukommen.
    "Hallo, ich bin Zoe.", sagte das Mädchen.
    "Ich heiße Nika."
    "Ich weiß."
    Da nahm Zoe Nika bei der Hand und lachend liefen sie zusammen über die Lichtung und in den Wald hinein.

  • von Kamikazebaer



    Kurz bevor Du gingst, sagtest Du noch, “Das bleibt aber unter uns!“ Ich nickte zum Einverständnis.
    Etwas später tauchte bei mir die Fragen auf. Ich begann zu grübeln.
    Was sollte ich für mich behalten?
    War es der Bürotratsch über die Kollegin? Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen, Du hattest die Geschichte so lustig erzählt, da blieb im Umkreis von 10 Leuten kein Auge trocken, das konntest du unmöglich gemeint haben.
    Hmm, überleg.
    Meintest du etwa die Delle vom Einparken? Nee, Du bist doch Stolz darauf kein Schickimickiauto zu fahren.
    Oder hatte es etwas mit Deinen Frühlingsgefühlen zu tun? Konnte ich mir auch nicht vorstellen, Du strahltest ja wie ein Atomkraftwerk, was man unmöglich übersehen konnte.
    Ich wanderte ziellos durch die Wohnung, dachte nach.
    Worüber hatten wir gesprochen?
    Blieb am Fenster stehen, beobachtete die Kinder auf der Straße, sie spielten Rollhockey.
    Wir waren bummeln, hatten über alles Mögliche gesprochen, über die Arbeit, die Deko im Laden, die Politik, das Fernsehprogramm, die Aufreger der Woche, die Familie, die Clique, den Brief aus Amerika, die Liebe, das Leben, das Alltägliche – nichts Besonderes, den Lauf der Dinge eben.
    Hattest Du mir etwas anvertraut und ich hatte es nicht mitbekommen, da ich bis zu den Ellenbogen in Sonderangeboten steckte? Amkopfkratzundüberleg.
    Ich fing an zu lachen. Ich wäre wirklich ein schlechter Held, bekäme den Top Secret Auftrag “Darkman“, den Möchtegern Weltherrscher zu besiegen, vergäße dabei versehentlich seine bösen Absichten und würde ihn stattdessen zum Kaffeeklatsch einladen. Machte sich gut in meiner Vita als Superheld.
    Der Nachbar im Haus gegenüber zündete eine Kerze an.
    Natürlich!
    Kerze!
    Wieso war ich da nicht früher drauf gekommen.
    Ring-ring!
    Das Klingeln lockte mich vom Fenster zum Telefon.
    „Hey, an Dich habe ich gerade gedacht. Ich habe den ganzen Tag gegrübelt und gerade eben ist mir die Überraschungsparty für Dich wieder…“ Mist Mitten im Wort hielt ich inne. Jetzt hatte ich mich doch verplappert!

  • von Sinela



    Wie zwei Verschwörer saßen die beiden 10jährigen Mädchen auf der Bank am Rande des Spielplatzes.
    „Und, hast du ihn dabei?“, fragte Karla.
    „Ja, habe ich. Hatte es doch versprochen, oder?“
    Mit leicht missmutigem Blick schaute Beate ihre Freundin an.
    „Hier ist er.“
    „Der ist doch kaputt oben. Damit kann ich nichts anfangen!“
    „Nun fang nicht an zu heulen. Leg einfach was schweres auf das Loch drauf, dann geht das schon.“
    „Meinst du?“, fragte Karla zweifelnd.
    „Klar, habe ich auch so gemacht. Klappt hervorragend. Und wann willst du...“ „Morgen Nachmittag nach der Schule. Da sind meine Eltern beide unterwegs, wenn ich heimkomme.“
    „Na, ich bin gespannt, ob das so klappt, wie du dir das denkst.“


    Glücklich saß Karla auf dem Boden ihres Zimmers und betrachtete den Goldhamster, der gerade dabei war seinen neuen Käfig zu erkunden, mit leuchtenden Augen. Alles war gut gegangen, ihre Eltern hatten nichts bemerkt. Endlich hatte sie etwas, das sie knuddeln konnte. Nicht wie den Wellensittich, den sie vor drei Jahren bekommen hatte. Mit dem blöden Tier hatte sie gar nichts anfangen können. Aber mit ihrer Nugi, da würde sie bestimmt viel Spaß haben.
    „Karla, Zeit zum ins Bett gehen!“
    „Ja, Mama!“
    Das Mädchen nahm den kleinen Käfig samt Bewohner und schob ihn in die Ecke unter dem Tisch, an dessen Seite ihr Kleiderschrank stand. Ihren Puppenschrank stellte sie vor den Käfig, so dass er nicht mehr zu sehen war. So war ihr kleines Geheimnis sicher vor Entdeckung.
    „Du kannst kommen, Mama, ich bin fertig.“


    Unruhig wälzte sich Karla im Bett. Sie konnte bei diesem Krach einfach nicht einschlafen. Runde um Runde drehte der Hamster in seinem Laufrad, welches dabei ein rüttelndes und leicht quietschendes Geräusch von sich gab. Als sie ihren Vater draußen vorbeilaufen hörte, rief Karla nach ihm.
    „Was gibt es denn?“
    „Ich kann einfach nicht schlafen bei dem Lärm.“
    Ihr Vater betrat das Zimmer.
    „Mmh, ich glaube, das kommt von der Zentralheizung. Das werden wir gleich haben, mein Mäuschen.“
    Er machte sich daran, an der Heizung herumzufummeln. Karla wurde es ganz anders. Was, wenn ihr Papa alles auseinander nahm und dann herausfand, dass sie gewusst hatte, dass das nicht die Ursache war? Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Papa, ich muss dir was sagen. Der Lärm – es ist mein Hamster.“
    „Dein Hamster?“ fragte ihr Vater ungläubig. „Welcher Hamster?“
    Karla erzählte ihm alles.
    „Du machst Sachen, mein Mädchen. Ich nehme das Tier jetzt mit raus, damit du schlafen kannst, und über alles weitere sprechen wir dann morgen, okay?“
    „Okay“, murmelte Karla kleinlaut.


    „Hör gut zu, meine Kleine. Du darfst den Hamster behalten – halt, freu dich nicht zu früh. Die Bedingung ist, dass du dich allein um das Tier kümmerst. Solltest du es vernachlässigen, kommt es sofort weg.“
    „Ja, Papa, alles was du willst. Danke, vielen vielen Dank!“
    Karla lief sofort in ihr Zimmer und holte den Hamster aus dem Käfig. Dass er gerade schlief, interessierte sie nicht.
    „Du darfst bleiben, Nugi. Für immer und ewig!“