Ein Herz von Stein - Renate Dorrestein

  • Originaltitel: Een hart van steen, 1998
    Erscheinungsjahr: 1999




    Der Klappentext der Ausgabe, die ich gelesen habe, verrät nichts über den Inhalt des Buches, und ich denke, das dies mit Absicht geschah.


    Leider habe ich im Vorfeld die viel zu ausführliche Produktbeschreibung bei Amazon gelesen, so dass ich die ganze Zeit wusste, worauf es hinausläuft. Nach dem Lesen des Romans denke ich aber, dass das Buch seine Wirkung noch nachhaltiger entfaltet hätte, wäre ich, was die Handlung betrifft, ahnungslos gewesen.


    Daher werde ich zum Inhalt nicht viel verraten, wer doch neugierig ist, kann ja selber nachschauen.


    Die Geschichte eines Familiendramas wird von der Ich-Erzählerin Ellen erzählt, die, damals noch ein Kind, nun erwachsen ist und ihr erstes Kind erwartet. Sie zieht zurück in ihr Elternhaus, und mit Hilfe eines Fotoalbums erinnert sie sich an die erschreckenden Geschehnisse damals, und wie es dazu kam.


    Dazu bedient sich die Autorin vieler Rückblenden, die nicht gekennzeichnet sind, sondern sich fließend miteinander abwechseln, was es manchmal nicht ganz einfach macht, den Zeitsprüngen zu folgen, aber nach kurzem Nachdenken kann man der Handlung dennoch ohne Probleme folgen.


    Durch die Rückblenden steuert der Leser mit Ellen gemeinsam auf die Tragödie zu, leise Andeutungen geben einen Vorboten zu dem grausamen Ereignis, auf das sich die Familie langsam zubewegt. Dadurch entsteht eine subtile Spannung, die teilweise kaum auszuhalten ist.


    Eine Familiengeschichte, die unter die Haut geht und, gerade weil sie sehr leise und sogar ein wenig distanziert erzählt wird, besonders intensiv wirkt und den Leser auch nach Beendigung des Buches nicht loslässt.


    Absolut empfehlenswert.


    Ich gebe 8 von 10 Punkten.




    Anmerkung: Leider ist das Buch im Handel nicht mehr erhältlich, bei ebay etc. ist es jedoch immer mal im Angebot.

  • Titel der Neuauflage: Herz aus Stein
    OT: Een hart van steen


    Über die Autorin
    Renate Dorrestein, geboren 1954 in Amsterdam, wuchs in einer römisch-katholischen Familie auf. Ihre Jugend sei recht glücklich gewesen, sagt sie - das habe jedoch weniger an einer besonders harmonischen Familienatmosphäre als vielmehr an ihrer eigenen Fantasie gelegen, mit der sie ihrem Leben Farbe verlieh. Schon früh stand ihr Traum fest: Schriftstellerin werden. Heute ist die ehemalige Journalistin eine der holländischen Starautorinnen. Für ihre Romane, die u.a. sehr erfolgreich in Amerika, Großbritannien, Italien, Spanien, Finnland, Schweden und Frankreich erscheinen, wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihr bei C.Bertelsmann "Mein Sohn hat ein Sexleben und ich lese meiner Mutter Rotkäppchen vor".


    Kurzbeschreibung
    Suggestiv, psychologisch dicht und voller Spannung
    Ellen ist siebenunddreißig und schwanger, als sie kurz entschlossen das leer stehende Haus ihrer Eltern kauft. Damit tastet sie sich zum ersten Mal an die Bruchstücke ihrer schmerzhaften Kindheitserinnerungen heran. Anhand eines Fotoalbums versucht sie zu verstehen, wie der so glückliche Familienalltag in einer Tragödie enden konnte. Drei Geschwister und Ellens Eltern wurden dabei getötet. Warum hat gerade sie überlebt? Und kann es hinter der tiefen Trauer und Verzweiflung irgendwann eine Form von Vergebung geben? Suggestiv, psychologisch dicht und voller Spannung erzählt Renate Dorrestein von einer Frau, die nach langer Zeit die Kraft findet, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen.


    Meine Rezension
    Das Buch erschien bereits 1998, war einige Zeit vergriffen und wurde nun endlich neu aufgelegt. Da ich ja schon mehrere Bücher der Autorin begeistert gelesen habe, ist mir auch dieses wieder sofort ins Auge gefallen…


    Die Ich-Erzählerin Ellen ist 37 und schwanger, als sie in einem spontanen Entschluß ihr Elternhaus kauft. Sehr bald bekommt man schon zwischen den Zeilen mit, dass sich dort einst Furchtbares abgespielt haben muß. Doch was war es nur, was diese Katastrophe ausgelöst hat?


    Ellen erzählt ihre Geschichte. Man bekommt die schwierige Zeit ihres Heranwachsens mit und in Rückblenden erfahren wir Stück für Stück von dem Drama, das sich einst exakt in diesem Haus abgespielt hat.


    Auch ich möchte nicht zuviel über den Inhalt verraten, denn ich denke, dass das Buch noch verstörender und berührender auf einen wirkt, wenn man die Ursache der ganzen Geschehnisse nicht zu früh erkennt.


    Doch ich möchte Euch das Buch dennoch ans Herz legen: es berührt. Es verstört. Es schmerzt und ist dabei doch so lesenswert, dass man ein ums andere Mal umblättern muß und das Buch erst zur Seite legen mag, wenn man zusammen mit Ellen die Dämonen der Vergangenheit in den Griff bekommen hat.


    Ein beklemmendes und dennoch sehr gutes Buch. Ich kann es Euch nur empfehlen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)