Das war ja klar. Klar, dass die Nazis das nicht gutheißen konnten, nichts unters Volk wünschten, dieses Buch, das schonungslos und ohne Heuchelei vom Leben und Sterben im Krieg erzählt. War ja klar, dass sie es bekämpfen mussten, mit Feuer, mit all ihrem Hass mussten sie ihm zuleibe rücken. Das Buch hat überlebt … die Nazis … nun ja …
Ein erfolgreiches Buch sei es, und man glaubt es gerne, zu sehr faszinierte Krieg, Gewalt seit jeher, und das Sterben, das gewaltsame, sowieso. Was haben sie wohl alle erwartet, die Leser zu allen Zeiten in all den Ländern? Das, was sie lesen mussten?
Und man selbst? Eine halbe Stunde Mittagspause, da „schafft“ man nur wenige Seiten. Und essen muss man ja auch noch. Also beides gleichzeitig, eine halbe Stunde ist eben … eine halbe Stunde. Es schmeckt, noch schmeckt es, und dann … Das Brot bekommt auf einmal einen anderen Geschmack, irgendwann legt man es hin, mag man nicht mehr, nicht mehr essen, eigentlich auch nicht mehr lesen, aber man kommt nicht los von diesem Buch. Man liest, von der verlorenen Generation, vom großen Sterben, vom Überleben von Tag zu Tag oder auch nicht. Man liest und vergisst die Uhr, die Augen brennen, vom Lesen allein? Man schaut wieder auf das Brot und ist satt, man hat das Gefühl, da wollte einer erzählen, der hungrig ist, immer noch, auf das Leben, auf Sonnenschein, auf Lachen und Lieben. Weil er die Bilder nicht aus dem Kopf bekommt, malt er sie in die Köpfe seiner Leser.
Und man selbst? Man sitzt da und hadert, mit den Großkopferten, die Geschäfte machen mit den Kriegen, mit Waffen und mit Toten, man hadert mit den Befehlsgewohnten, mit den Planern, denen egal ist, wie viel „im Felde“ bleiben und die den Übriggebliebenen Orden verpassen. Man hadert mit dem Wissen um die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers, mit „Heldenmut“ und „Kadavergehorsam“ und noch so manchem mehr. Und dann, dann ist sie doch da, diese leise Ahnung, dass man noch nicht so abgestumpft ist, dass die Schilderungen einem etwas ausmachen, dass man immer noch mit leidet – und das ist wohl das einzig Beruhigende an diesem Buch.
„Man“? Es wäre wohl ein Zweites, das zu beruhigen vermöchte, wenn man nicht nur „ich“ sagen muss.