'Der Schimmelreiter' - Seiten 01 - 74

  • Genau wie mein Vater früher, der erst gemeckert hat und dann erst mal fragte, worum es eigentlich geht :grin


    Hauke und Elke sind schon extrem verschlossen und es ist ein Wunder, dass sie nicht aneinander vorbei gelaufen sind sondern sich tatsächlich bekommen haben. Manchmal habe ich mir schon gewünscht das ein oder andere intime Wort zwischen ihnen belauschen zu dürfen. Es muss trotz aller Vernunft und Realismus schon sehr trist sein, nie gesagt zu bekommen, dass man geliebt und wird und zwar genau mit diesen Worten. Reichen Gesten allein auf Dauer aus?

  • :alter So, nun möchte ich mich auch mal wieder zu Wort melden, aber ich muß gleich bekennen: so richtig viel weiter bin ich noch nicht gekommen.... :sleep


    @ PL
    Bei der Beerdigung des Deichgrafen habe ich mich auch gefragt, warum Elke als Tochter nicht an der Beerdigung teilnimmt, den Leichenschmaus hätten doch andere vorbereiten können....waren halt andere Zeiten.


    @ Si Collier
    Ich denke, dass es früher üblich war, dass die Eltern die Jobsuche und die damit verbundenen Formalitäten übernommen haben.


    So richtig sympathisch ist mir bis jetzt auch noch keiner geworden...die Beziehung zwischen Elke und Hauke zeigt keine großen Emotionen, obwohl ich nicht sagen möchte, dass sie nicht doch vorhanden sind. Eventuell war es ja nicht üblich großartig darüber zu schreiben :gruebel

  • Hach, und ich dachte schon, ich sei der einzige Langsame hier. Habe zwar diesen Teil durch, aber den Rest lese ich auf einen Rutsch, sonst wird das gar nix. Dazu habe ich allerdings vermutlich erst wieder am Wochenende Zeit. Allerdings durchlesen (und dann auch posten) werde ich auf jeden Fall.


    Ja, sicher haben die Eltern das früher meist erledigt. Es erschien mir nur in diesem Zusammenhang etwas unlogisch. Einerseits ist Hauke recht selbständig, andererseits nimmt er widerspruchslos das Handeln seines Vaters hin. Das schien mir doch recht widersprüchlich zu sein.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ Paradise Lost


    Solange er minderjährig war, auf jeden Fall. (Das ist heute ja auch noch so.) Was mich irritierte, war schlicht und einfach die Tatsache, daß Hauke an und für sich sehr selbständig handelt, aber hier plötzlich zurück tritt und seinen Vater alles regeln läßt. Das paßte irgendwie nicht zu ihm; zumindest für mein Empfinden. Drum bin ich darüber "gestolpert".

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich hatte es so empfunden, dass Hauke alles geregelt hat was für ihn wichtig war. Danach durfte dann Vadder auch noch seine Bedürfnisse anmelden (braucht den Jungen für die Feldarbeit etc.), das war Hauke dann wohl ziemlich egal. Er machte da den Eindruck auf mich, als ob ihn das weiter nicht interessiert was noch für zusätzliche Abmachungen getroffen werden, solange das was er wollte geregelt war.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Also meine Urgrosseltgern haben meine Grosseltern auch selbst in den dienst gegeben. Natürlich haben sich die anderen bauern in der umgebung zuerst einmal angesehen, ob das kind überhaupt zu etwas taugt, ehe sie dem kind gesagt haben, 'sag deinen eltern, dass ich dich brauchen könnte'.
    Und dann wurde zwischen den erwachsenen der preis ausgehandelt, weil die kinder das noch nicht verstehen. Meine grossmutter war mit 12 kleinmagd und küchenmädchen, und wurde gegen kost und unterkunft und die mietung eines zuchtstiers ausgetauscht. Mein grossvater war mit 7 im sommer ziegenhirt, ebenfalls gegen kost und unterkunft.
    Was mich wundert ist, dass Hauke schon so alt ist, als er zu arbeiten beginnt, sein Vater ist doch nicht reich. - Nun ja, meine urgrosseltern, die auf die idee tochter-gegen-zuchtstier kamen, waren 'reich' aber sie hatten auch 18 kinder, und brauchten nur sechs davon für die arbeit am eigenen hof, die anderen haben sie dort in arbeit gegeben, wo sie sich gegenleistungen erwartet haben.
    Mein grossvater war das einzige kind, und seine eltern lebensmittelhändler. Wahrscheinlich ist er etwas aufmüpfig und anspruchsvoll gewesen, und seine eltern haben ihn sofort arbeiten geschickt, damit er keine dummen gedanken kriegt und lernt woher das geld kommt.


    Das mit den dummen gedanken ist ja auch die grund-idee des alten Hayen... der bub macht blödsinn... aber warum merkt er erst so spät, dass das kind unterfordert ist?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Nun ja, meine mühlviertler urgrossmutter war ein wildes früchtchen (naja, im alter war sie dann obfrau der katholischen frauenbewegung - ich lach noch immer): die hatte sechs uneheliche kinder, ehe mein urgrossvater nach dem tod seiner ersten frau beim misslungenen versuch, sein siebtes kind zu gebären, dachte: die magd da kann arbeiten, und bringt mit ihren ältesten kindern schon tüchtige arbeiter ins haus, dann hat er sie geheiratet, und sie hatten nochmal gemeinsam sechs kinder... - also eigentlich hatte jeder von ihnen nur 12 kinder, die anderen sechs waren stief.


    Aber meine südtiroler urgrosseltern, die hatten 18 kinder gezeugt, obwohl - ich glaub - nur 14 über 10 geworden sind, aber meine urgrossmutter hat auch noch eine handvoll neffen und nichten zusätzlich zum erziehen im haus gehabt, weil deren eltern mit den eigenen kindern überfordert waren. Es gibt noch irgendwo ein foto von der ausfahrt zur ernte, wo alle drauf sind, die sie zu dieser zeit erzogen, angezogen und durchgefüttert hat: etwa 20 stück.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Der Frühling kommt, die Herbststürme sind lange Geschichte und ich schaffe es nun auch endlich an die Nordsee zum Schimmelreiter.


    Eine Legende, die in der Geschichte, in einer stürmischen Nacht, nach der unheimlichen Begegnung mit einem Reiter auf dem Deich erzählt wird.


    Die Geschichte von Hauke Haien.


    Ein junger Mann aus gutem, wenn auch nicht reichem Elternhaus. Er verbringt seine Freizeit damit sich Wissen über die Konstruktion von Deichen anzueignen und baut sogar Modelle. Um sich die Zeit zu vertreiben jagd er zu dem nach Vögeln. Einen besonders hübschen Vogel, versucht ihm der Angora-Kater, bestimmt auch damals ein besonderes Tier, zu stiebitzen. Dabei schießen dem bis dahin eher harmlosen, unauffälligen Hauke wohl die pubertären Hormone über und er tötet das arme Vieh.

    Sein Vater erkennt, dass Hauke sich anderweitig verausgaben muss und empfiehlt ihm, sich eine Stellung zu suchen. Beim Deichgrafen findet er diese, und es gelingt ihm Gedanken und Vorschläge hinsichtlich der Deiche anzubringen, welches dankbar angenommen wird. Hier lernt er auch Elke kennen, die ruhige und kluge Tochter des Deichgrafen.


    Die Jahre gehen ins Land, die Väter von Hauke und Elke werden älter und sterben.
    Haukes Vater ist es gelungen seinen Grundbesitz ein wenig zu vergrößern, und damit auch das Ansehen der Familie.
    Mit dem Tod von Elke's Vater, Hauke und sie sind mittlerweile heimlich verlobt, gilt es die Stellung des Deichgrafen neu zu besetzen. Obwohl er noch sehr jung ist und selbst nur über wenig Grundbesitz verfügt, bekommt Hauke diese Stelle mit Elke's Unterstützung.


    Ein Klassiker zu lesen bedeutet immer sich mit einer anderen Form der Sprache auseinanderzusetzen. Hier kommen zudem noch norddeutsche Einsprenkelungen dazu, die ab und an für mich schwer zu verstehen sind.
    Ich bin gespannt, wie es mit Hauke und Elke weitergeht, es wurde in der Geschichte ja bereits angedeutet, dass Auge einen "inneren Schweinehund" vor aller Welt versteckt. Ist es krankhafter Ehrgeiz oder Aggressivität? Naja, ich werde sehen!


    Ein wenig erinnert mich Hauke Haien an Peter Munk aus dem "Kalten Herz". Stellt sich nur die Frage wer von beiden war früher da?