'Der Schimmelreiter' - Seiten 01 - 74

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  • Ich war schon mal an der Nordsee und ich fand es auch schrecklich dort. Immer dieser Wind. Ich war 3 Wochen im August !! dort und wir gingen immer mit Jacken. Es war einfach nur schrecklich. Ich werde auch freiwillig nicht mehr in den Norden fahren.

  • Nun noch zu diesem Abschnitt.
    Ich hab ja immer geschrien, dass ich nicht recht reinkomme in die Geschichte... Aber als die erzählte Geschichte unterbrochen wurde und wir wieder im Gasthaus waren, hatte ich ganz vergessen, dass die Geschichte über Hauke nur erzählt wird. :grin Ich bin also doch richtig eingetaucht.


    Jetzt gefällts mir insgesamt ganz gut. Es reißt mich nicht vom Hocker, aber immerhin ganz nett. Die Liebesgeschichte zwischen Hauke und Elke ist ganz schön. Bin gespannt, ob sie noch ein Kind bekommen.


    Irgendwie hab ich bisschen Probleme mit dem Alter der beiden. Meistens hab ich so im Gefühl, wieviele Jahre inzwischen vergangen sind und wie alt die Protagonisten sein müssten, aber bei diesem Buch tu ich mich bisschen schwer. Wie alt sind die beiden jetzt? :gruebel

    Ich lese gerade:
    Drachenfrau von Hildegunde Artmeier

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Primavera ()

  • Zitat

    Original von Primavera
    Ich war schon mal an der Nordsee und ich fand es auch schrecklich dort. Immer dieser Wind. Ich war 3 Wochen im August !! dort und wir gingen immer mit Jacken. Es war einfach nur schrecklich. Ich werde auch freiwillig nicht mehr in den Norden fahren.


    :wow Ui, das hätte ich nicht gedacht... Naja ok, ist wahrscheinlich Geschmackssache ;-) :knuddel1

  • Zitat

    Original von milla
    Ooops, jetzt merk ich erst, ich meinte mit meinem Posting, doch mal an die See zu fahren, gar nicht dich Primavera, sondern Paradise Lost - sorry!!! Mein Fehler! :anbet


    :grin Ich hab mich schon gewundert, wie Du Dir so sicher sein konntest, dass ich noch nicht dort war. Aber nicht so schlimm! :knuddel1

  • Ich hab mir schon fast sowas gedacht, darum hab ich vorsichtshalber auch nochmal was geschrieben. :lache Bin zwar als Nichtschwimmer von Natur aus wasserscheu, aber das Meer möchte ich schon gerne mal sehen.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Dieser Hauke Hainen ist für mich wunderbqar zwiespältig dargesellt und nicht einfach zu fassen: Einzelgänger, der sich selbst bildet, und zwar nicht in den eben einfachsten Fächern, gleichzeitig hegt er eine Passion für die Natur, bzw. Norsee mit ihren wilden Farben und Bewegungen. Andererseits hat er für so einen gebildeten Menschen eben auch eine sehr rauhe Seite, die Vögel abschiesst und Katzen tötet. Wiederum nimmt er sich das ärmlichen Pferdes an ... Ein interessanter und mehrschichtiger Charakter, den Storm in vergleichsweise wenigen Worten zu schaffen vermochte.


    Elke gefällt mir gut, sie ist pragmatisch anpackend, andererseits sehr duldsam mit ihrem Mann und jammert nie. Ich bin fast der Meinung, sie hätte selbst Deichgräfin werden können, wäre dies möglich gewesen. Hauke ist das, was er ist, zum großen Teil nur durch sie und dafür liebt er sie innig. Überhaupt, diese Liebe gefällt mir, sie ist selbstverständlich und ohne Theatralik, sie zeigt sich nur in den kleinen Gesten zwischen den Beiden.


    theiresias
    Vielleicht könntest du ein paar Worte zum Realismus schreiben? Ich wäre dir sehr dankbar. An welchen Merkmalen im Buch bemerkt man die Zugehörigkeit?


    Zum Thema Nordsee: Meine Eltern sind, ostseegewöhnt, seit ihrem einzigen Aufenthalt dort mehr als enntäuscht. Immer wenn sie baden gehen wollten, war kein Wasser da. ;-)

  • Lesemäßig gesehen ist bei mir derzeit der Wurm drinnen, ich habe nicht viel Zeit dazu und brauche länger (nicht nur in dieser Leserunde), als ich gedacht habe.


    Diesen ersten Abschnitt habe ich heute denn endlich durchgelesen.


    Ich denke, die Sache mit der Katze war eher ein Unfall denn ein Vorsatz. Hauke hat nicht groß nachgedacht, sondern „rohe Kräfte sinnlos walten“ (bzw. sich von seinem Zorn überwältigen) lassen. Auch sollten wir an die Zeit denken, in der das ganze spielt. Seine eigene spätere Versöhnung mit der Alten bestärkt mich in dieser Ansicht.


    Ein bißchen verwundert hat mich, daß Hauke zwar einerseits sich selbständig um die Stelle des Kleinknechtes beim Deichgrafen bemüht, dann aber widerspruchslos seinen Vater alles aushandeln läßt. Das paßt in meinen Augen nicht so ganz zusammen.


    Etwas lächeln mußte ich auch über die Einstellung der Pfarrersfrau: (...) denn keimende Ehen - und um eine solche schien es ihr sich denn doch hier zu handeln - schon um des daneben keimenden Traupfennigs für ihren Mann, den Pastor, pflegte sie nicht zu stören.


    Hauke selbst ist mir eine etwas widersprüchliche Person. Einerseits sympathisch, andererseits auch wieder nicht. Ich kann ihn nicht so recht einschätzen. Auf jeden Fall würde ich ihn zu den Fanatikern zählen, zumindest was seine Arbeitswut betrifft. „Workaholic“ sagt man heute wohl, doch ist der Begriff fast noch zu schwach für seine Handlungsweise.


    Elke hingegen ist mir in ihrer stillen, bestimmten Art sehr sympathisch. Mich wundert etwas ihre Selbstbeherrschung und Geduld; aber vermutlich brauchte man das damals zu der Zeit. Und einerseits selbstbewußt, andererseits ganz in ihrer Zeit gefangen (indem sie Hauke vor der Hochzeit ihren Hof überschreibt).


    Zitat

    Paradise Lost
    Schlimm fand ich auch die Beerdigung des alten Deichgrafen. War es damals üblich, dass die einzige lebende Verwandte nicht selbst an der Beerdigung teilnimmt, nur weil sie den Leichenschmaus vorbereiten muss?


    Ja, das fand ich auch schlimm. Ich habe in irgendeinem Zusammenhang einmal gelesen, daß an Beerdigungen nur Männer teilnehmen durften. Aber ich erinnere nicht mehr, in welche Zeit und welche Kultur das gehört. Vielleicht haben wir eine „Schlaueule“ unter uns, die das näher erklären kann? :gruebel



    Zitat

    Milla
    Nanu? Sowas gibt's?


    Ja, sowas gibt’s. Ich war mit etwa 15 mal für eine Stunde am Nordseestrand, weil ich das Meer sehen wollte. Ich habe mir damals vorgenommen, nie mehr an die See zu fahren. Diese eine Stunde hatte mir völlig gereicht. Hätte meine Tochter jetzt nicht unbedingt ans Meer gewollt, ich hätte diesen Vorsatz bis heute nicht aufgegeben (und würde es bis ans Lebensende nicht tun). Das einzig wirklich schöne an dem Nordseeurlaub war der Balkon, auf dem ich bücherlesend den größten Teil der Zeit verbrachte. Interessanterweise vor allem mit einem, das über eine Seereise (James Cook) ging. Und mir beim Lesen in dieser Umgebung klar wurde, daß das nichts für mich ist.



    Die früher angesprochenen Probleme mit dem Stil habe ich inzwischen nicht mehr; wie jemand schon sagte, höre ich fast das Meer rauschen und den Sturm heulen (ohne daß es mich allerdings sonderlich dorthin zieht, s. o.). Es tut richtig gut, wieder einmal in einer etwas veralteten Sprache zu lesen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • "Ich denke, die Sache mit der Katze war eher ein Unfall denn ein Vorsatz. Hauke hat nicht groß nachgedacht, sondern „rohe Kräfte sinnlos walten“ (bzw. sich von seinem Zorn überwältigen) lassen. Auch sollten wir an die Zeit denken, in der das ganze spielt. Seine eigene spätere Versöhnung mit der Alten bestärkt mich in dieser Ansicht"


    :write


    zu den damaligen beerdigungssitten könnten vielleicht autoren, die in dieser zeit handelnde romane verfassen, mehr sagen. ich weiß dazu leider nichts...

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Verspätet aber doch nach meiner rückkehr aus prag hier eingetroffen... *Wave&smile, weil: mit diesem linzer apple und seiner kuriosen tastatur krieg ich hier keine smileys rein, der verweigert mir glatt den dienst*


    Wieder mal der typische anfang: aach ich hab die geschichte niar nicht erfunden, ist nur relata dictu, wenns euch nicht gefällt, bin ich nicht selber schuld, sondern mein gewährsmann, der hat mir die gschicht geliefert...


    Der anfang der geschichte funktioniert bei mir doch immer: jedesmal lesen, wenn der geisterreiter das zweite mal vorbeireitet, und in der lacken verschwindet ohne wellen zu hinterlassen, krieg ich gänsehaut.
    Also das mit der katze finde ich immer wieder ein starkes stück... obwohl ich die tatsache des vogeljagens mittels steinen eigentlich als genauso verwerflich empfinde... naja, hochzivilisationskrankheit und privatgeschmack...


    Und was die charaktere betrifft, sie sind mir eigentlich alle nicht recht sympathisch... ziemlich distanziert fühl ich mich von der geschichte. Weder Hauke noch Elke scheinen sehr emotional, aber das schieb ich mal auf den unterschiedlichen kulturkreis, nordländer und auch südliche protestanten kommen mir mangels des beichttemperaments immer etwas unterkühlt vor.
    Da ist immer etwas zuviel an selbstkontrolle, man muss fast froh sein, dass Hauke die katze gekillt hat, denn so lebt er doch ein bisschen, zeigt etwas emotionale aufruhr, obwohl Storm das katzenkillen eher als einen unfall darstellt, und nicht als gewollt sein.
    Bayrisch-katholisch wär gewesen: 'He, du sauviech, du damisches, i daschlog di, vareck, ölendiglich!' Und dann wär noch beschrieben, wie er das wort in die tat umwandelt und dem armen viech genussvoll aus dem jähzorn des augenblicks den schädel an der wand zermerschert hätt... und dann geht er zum pfarrer beichten, betet seine zwölf rosenkränz und der kas ist gessn.
    Und wenn auf die tote katze angesprochen, wie in Franz Kranewitter's Stücke-zyklus (das hübsch zeitgleich mit dem Schimmelreiter entstanden sein dürfte, wie ich mal so frei heraus gefühlsmässig annehme, ohne es zu wissen) 'Die Sieben Totsünden' wär die antwort: 'und nuamal tat i 's!'


    Ich war nur einmal dort an der nordsee, und bei der beschreibung des hauses von Elke mit den blau-weissen maiolika-wandfliesen hab ich immer das volkskundemuseum vor mir, dass ich damals besucht hab... ich glaub es war ein bauernhof in... Husum... oder so ähnlich hiess es dort...


    Nun, ich bin erst beim eis-boccia-spielen angelangt, werd heut nacht weiter lesen...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Und was die charaktere betrifft, sie sind mir eigentlich alle nicht recht sympathisch... ziemlich distanziert fühl ich mich von der geschichte. Weder Hauke noch Elke scheinen sehr emotional, aber das schieb ich mal auf den unterschiedlichen kulturkreis, nordländer und auch südliche protestanten kommen mir mangels des beichttemperaments immer etwas unterkühlt vor.


    :write Genau das ist auch mein Problem mit den Figuren. Mir sind sie einfach ZU still und ruhig.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • ad theiresias
    hier auch wiederholungstäter, fast regelmässiger widerholungstäter, alle zwei, drei jahre wieder, wenn ich auch einige längen dazwischen auslassen, und meisst nur den anfang und den schluss der geistergeschicht dem grusel wegen lese...


    und ja, es ist trotz all seines realismus auch 'fantasy': es handelt sich um eine völlig erfundene geschichte, deswegen auch der einstieg der geschichte mit der urgrossmutter und der nicht mehr aufgefundenen zeitschrift: so wird sogar leuten, die in der gegend wohnen und die geschichte nie gehört haben, vorgegaukelt, es sei eine echte legende, die sie eben - aus welchem grund auch immer - noch nicht kennen.
    Aber Hauke Haien und seinen Deich gab es nicht, wenn sie auch soweit in das volksempfinden eingegangen ist, dass sie inzwischen als reale legende gilt, und Hauke inzwischen nicht nur mehrere gasthäuser, strassen oder wege und sicher auch irgendwo zumindest eine nach der figur benannte deichauffahrt hat. Also hat die geschichte gegriffen und ist zur legende geworden, und damit ist Hauke Haien so real wie ... König Arthur und Merlin... und das ist eine grosse leistung Storms.


    Der tod und unheil verkündende Schimmelreiter im ursprünglichen sinn ist, soweit ich dessen kundig bin, Odin/Wotan/Woden in seiner eigenschaft als anführer der 'Wilden Jagd' oder des geisterheeres der Walhalla-krieger, das sich im brüllenden sturm manifestiert, selbst.
    Deswegen die heidnische scheu der dorfleute vor dem im sturm erscheinenden geisterreiter, die bei einem vorbeireitenden Hauke Haien nicht ganz begründet wäre. Der Schimmelreiter ist ein archetyp des personifizierten sturms, sie gaben ihm zwar einen neuen namen, aber es ist der wild wütende gott selbst, der übers land prescht und zerstörung ankündigt/verursacht.
    Das bild der übers land jagenden Gottheit ist auch zu schön und zu treffend, um es aufzugeben, und tatsächlich wäre es beinahe verschwunden, so wird sie mittels einer menschlichen prometheus-figur gerettet. Es ist nicht mehr der drohende Gott, der da reitet, sondern der geniale menschliche architekt, der dieser wilden ungebändigten naturgewalt ob seines überlegenen intellekts ein schnippchen geschlagen hat. Er droht nicht mehr, sondern er warnt und schützt. - Wenn er auch wegen seiner selbstbewussten herausforderung der Götter in seinem leben bitter büssen musste, und dem aberglauben am ende einen fatalen tribut entrichten musste.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Ich finde es ja nicht wirklich gut, das Hauke lebt, wenn er tötet. Nein nein. Ich finde ihn immer dann am lebendigsten wenn er wütet und seinem wohl doch recht kochendem Temperament freie Bahn lässt.


    Ich mag die ruhigen Charaktäre, die sich so schwer tun, aus sich raus zu gehen und eigentlich alles im privaten, im tiefsten Inneren geschehen lassen. Leider mag ich natürlich auch über daraus entstehende Konflikte lesen, aber wohl nicht in diesem Buch.


    Für mich hat Storm hier den Übergang von Altem zu Neuem geschildert, mit all den Konflikten und Problemen die entstehen, sowohl zwischen den Generationen als auch zwischen den Gleichaltrigen, Macht, Gier, Vernunft ... eine explosive Mischung.


    Und hier verrate ich dummerweise schon das Ende:

  • Zitat

    Original von Paradise Lost


    :write Genau das ist auch mein Problem mit den Figuren. Mir sind sie einfach ZU still und ruhig.


    Hab grad festgestellt, wir sind beide Schützen: :grinim herbst und winter ist das wetter draussen meisst zu ruhig und düster, da muss man selber radau machen und farbe ins leben bringen.
    Ich kann mit stillen charakteren immer eher weniger anfangen, die find ich aufreizend und mich zu widerspruch herausfordern. Ich mag helden lieber, die explodieren, wenn ihnen grad danach ist, und ihr herz auf der zunge haben und gefühlsmässig aus dem augenblick heraus handeln und erst dann nachdenken.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )