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'Der Schimmelreiter' - Seiten 74 - Ende
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der konflikt "hauke gegen den rest der welt" spitzt sich zu.
der aberglaube trägt viel dazu bei: in den neuen deich soll, damit er hält, etwas lebendiges eingearbeitet werden, am besten wohl das nach langen jahren in der deichgrafenfamilie endlich erwartete kind. die geburt kostet elke fast das leben. hauke betet: gott, nimm sie mir nicht. ich weiß, auch du kannst nicht allezeit, wie du willst, du musst nach deiner weisheit tun...
dieses gebet macht die runde und hauke hat nun auch noch den makel der gotteslästerung am hals. das kind, ein mädchen, wienke, ist, wie sich im laufe der zeit zeigt, geistig behindert. geistig zumindest angeschlagen ist auch die alte trin jans, der hauke einst einen ihn gekratzt habenden kater erschlagen und die er jetzt aus barmherzigkeit in seinen haushalt aufgenommen hatte.
eines tages kommt hauke gerade hinzu, als man einen kleinen hund lebendig in dem deichneubau begraben will. er fordert das tier an. der alte jewe warnt ihn "ihr habt nicht freunde unter diesen leuten, lasst es mit dem hunde gehen!" trotzdem besteht hauke auf herausgabe des hundes und nimmt diesen als spielkameraden für klein-wienke mit heim, wo er nun unter dem namen "perle" mit einer lahmen möwe namens "klaus" das vierblättrige kleeblatt trine-wienke-klaus-perle bildet.
der deich ist vollendet. das durch ihn gewonnene land wird allgemein haule-haien-koog genannt.
jahre sind vergangen, der alte jewe ist tot.
eines tages stellt hauke bei einem kontrollritt massive schäden am alten deich fest: wasserschaden udn mäusegänge. er weiß, dort wären umfangreiche änderungs- und reparaturarbeiten dringend erforderlich.
natürlich stößt dieser plan und vor allem die damit verbundene arbeit auf erheblichen widerspruch - hauptsächlich auf seiten seines erzfeindes ole.
hauke, hin- und hergerissen zwischen pflichterfüllung und erschöpfung vom immerwährenden kampf, lässt sich nach einem weiteren kontrollritt bei besserem wetter wider besseres wissen überzeugen, dass kleinere ausbesserungsarbeiten genügen.
die erzählung wird wieder einmal unterbrochen und wir, das heißt natürlich der reisende, der es später in der zeitung schreibt, die der ich-erzähler wiederum bei seiner ahnin gelesen hatte, erfahren vom schulmeister eine exakte jahreszahl: 1765.
trin jans stirbt und hat in ihren letzten minuten eine erscheinung, die ihr eine katastrophe ankündigt "gott gnad de annern!"
im oktober kommt dann eine große flut.
hauke muss mit seinem schimmel raus und verläßt weib und kind in vermeintlicher sicherheit "an dies haus ist noch keine flut gestiegen".
er reitet den neuen, den hauke haien-deich entlang und wundert sich, keine wachen anzutreffen. dann stellt er fest, dass einige männer den neuen, seinen! deich zu durchstechen versuchen, um das durchbrechen eines anderen deiches an einer gefährlicheren stelle zu verhindern.
anweisung von ole peters. hauke widerruft diese anweisung. in diesem moment wird der wasserdruck auf den anderen, den alten deich zu groß und er bricht. "eure schuld, deichgraf, nehmts mit vor gottes thron!"
in haukes kopf überschlagen sich die gedanken: er hat sehr wohl schuld vor gottes thron zu tragen. aber nicht die, durch seinen befehl das durchbrechen des alten deiches nicht verhindert zu haben, sondern vielmehr, dass er damals aus schwachheit nicht darauf bestanden hat, dass die reparaturarbeiten ordnungsgemäß ausgeführt wurden.
aber er weiß, der neue, sein deich wird halten, auch noch in vielen jahren.
da sieht er, wie eine zweirädrige karriole ihm entgegenkommt - drinnen sitzen seine frau und sein kind. er ruft: "zurück. elke, zurück!" aber es ist zu spät - die kutsche samt insassen versinkt in den fluten.
hauke stürzt sich mit den worten: "herr gott, nimm mich, verschon die anderen!" auf seinem hengst in den abgrund.
der schulmeister berichtet, dass das alte gerippe, das nach auftauchen des deichgrafenpferdes verschwunden war, auf einmal wieder in der ferne im mondlicht glänzte. der hauke-haien-deich stünde heute noch. doch der einst von jewe manners angekündigte dank der enkel, die wegen haukes deich in sicherheit leben können, sei ausgeblieben:
"denn so ist es, herr: dem sokrates gaben sie ein gift zu trinken, und unseren herrn christus schlugen sie ans kreuz. das geht in den letzten zeiten nicht mehr so leicht aber einen gewaltmenschen oder einen bösen stiernackigen pfaffen zum heiligen oder einen tüchtigen kerl, nur, weil er uns um kopfeslänge überwachsen war, zum spuk und nachtgespenst zu machen - das geht noch alle tage!"
die sturmflut dieser erzählnacht in der dorfschenke war vorüber und am nächsten tag ritt der reisende auf dem hauke-haien-deich zur stadt.ein auch nach jahren immer wieder mitreißendes leseerlebnis!
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Die zweite Hälfte der Geschichte vermochte nun wieder mich mehr zu fesseln. Durch das Auftauchen des vermeintlichen "Geisterpferdes" kommt wieder etwas Spannung in die Handlung. Der neue Deich wird gebaut und Hauke und seine Frau erhalten endlich das lange ersehnte Kind. Aber schon die Geburt ist von Unheil überschattet. Das Kind klingt schon bei seinen ersten Schreien merkwürdig, die Mutter stirbt fast im Kindbett vom Fieber.
Man hat wirklich das Gefühl, Haukes Leben ist irgendwie verflucht. Nie wird er im Dorf die Anerkennung erhalten die er verdient, das Kind ist schwachsinnig und dann wird er auch noch selbst schwer krank. Diese Erkrankung nimmt ihm schließlich den starken Willen und die Geistesstärke. Hauke weiß, dass er für die aufwendigen Reparaturen viel Kraft im Kampf gegen die widersinnigen Dörfler aufbringen müsste und die hat er nicht. So ist er also froh, als er die Reparaturen als oberflächlich einstufen kann. Trotzdem nagt es immer weiter in ihm. Und seine Befürchtungen werden schließlich wahr, der alte Deich bricht genau an der Stelle als eine schlimme Sturmflut hereinbricht.
Warum seine Frau und seine Tochter doch noch fliehen wollen ist schwer zu sagen. Fürchteten sie um Hauke oder hatten sie Angst, dass die Flut doch den Hof erreichen könnte? Die Flutwelle erfasst sie und reisst sie mit sich fort. Hauke übergibt sich und seinen Schimmel den Wellen.Seit diesem Tage erscheint vor jedem Deichbruch der Schimmelreiter und warnt die Bevölkerung. Ob es das schlechte Gewissen ist, das ihn nicht ruhen lässt...?
Alles in allem eine Geschichte deren erste Hälfte sich für mich ziemlich gezogen hat, die aber ab dem Auftauchen des Pferdes wieder an Spannung zunahm und auf ein dramatisches Ende zusteuerte. Nicht schlecht aber auch nicht herausragend. Von mir gibts 7 von 10 Punkten.
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Zitat
Original von Paradise Lost
Seit diesem Tage erscheint vor jedem Deichbruch der Schimmelreiter und warnt die Bevölkerung. Ob es das schlechte Gewissen ist, das ihn nicht ruhen lässt...?Erscheint der Schimmelreiter wirklich? Oder besser gefragt, in wessen Wirklichkeit erscheint er?
ZitatDer Dank, den einstmals Jewe Manners bei den Enkeln seinem Erbauer versprochen hatte, ist, wie Sie gesehen haben, ausgeblieben; denn so ist es, Herr: Dem Sokrates gaben sie ein Gift zu trinken, und unseren Herrn Christus schlugen sie an das Kreuz! Das geht in den letzten Zeiten nicht mehr so leicht; aber – einen Gewaltsmenschen oder einen bösen stiernackigen Pfaffen zum Heiligen oder einen tüchtigen Kerl, nur weil er uns um Kopfeslänge überwachsen war, zum Spuk und Nachtgespenst zu machen – das geht noch alle Tage. (Theodor Storm: Der Schimmelreiter, Hamburger Lesehefte Verlag, Husum, S. 99)
Diese Worte des Schulmeisters begreife ich als eine große Klammer zu hinter der eigentlichen Erzählung.
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Ich habe das Buch beendet und es hat mich sehr beeindruckt!!!
Wie ich ja schon im 1. Teil sagte, kam ich schnell in die Sprache und es hat mich gleich gepackt. So auch hier im 2. Teil. Da konnte ich nahtlos anknüpfen.
Die Spannung war permanent da. Es gab ja auch so viele Möglichkeiten, wie die Geschichte weitergehen , bzw. enden konnte. Dann hatte ich immernoch das Gedicht "Der Schimmelreiter" im Kopf und dachte an den Tod des Kindes auf dem Pferd...In diesem kleinen Buch steckt wirklich eine Menge drin.
Als der Schulmeister seine Geschichte beendete, wirkte der ich-Erzähler betroffen und die schweigende Betroffenheit schwappte aus dem Buch zu mir rüber. Ich war auch richtig traurig über den Ausgang von Hauke und seiner Familie.Es ist unglaublich, wie viele Steine Hauke in den Weg gelegt wurden und wie viele Neider ihm das Leben schwer gemacht haben. Dabei wollte er doch nur für mehr Sicherheit für die Gemeinschaft sorgen. Doch das fand keine Anerkennung. Nur er war Angriffsziel der Maulerei und Nörgelei. Aber so ist es ja auch heute. Wenn einer besser ist als die anderen, dann wird sofort über ihn hergezogen. Von den Dümmeren gibt es ja immer mehr, also raufen sich diese, auch weil sie so dumm sind, gegen den Tafferen zusammnen.
Hauke hatte ein wirklich hartes Los! Und im Grunde genommen hat er wegen der Dummheit und des Rechhabenwollens von Ole seine Familie und sich opfern müssen.Das hat mich wirklich ergriffen!
Schön fand ich auch den letzten Satz, wie der Progagonist über den Hauke-Haien-Koog gegangen ist.
Alles in allem ein sehr schönes Buch, dass ich völlig unterschätzt habe! Ein tolles Werk, das ich bestimmt noch einmal lesen werde!
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Zitat
Original von Linda
Dann hatte ich immernoch das Gedicht "Der Schimmelreiter" im Kopf und dachte an den Tod des Kindes auf dem Pferd...
Du meinst nicht zufällig den "Erlkönig"?
"Erreicht den Hof mit Mühe und Not, in seinen Armen das Kind war tot."?theiresias
Naja, der Erzähler hat den Schimmelreiter ja schon gesehen bevor er die Geschichte kannte. Natürlich kann das auch ein "normaler" Reiter gewesen sein. Aber in der gruseligen Variante gefällt mir das Ganze doch viel besser. -
Also im 2. Teil habe ich mich richtig "warmgelesen" und die Sprache finde ich jetzt nicht mehr so ungewohnt.
Hauke bringt ein verhungertes Pferd vom Markt mit nach Hause, das er selbst versorgt und füttert. Nach einigen Wochen ist es nicht mehr zu erkennen - Pferd und Reiter bilden sozusagen eine Einheit.
Hauke und Elke bekommen nun endlich ein Kind. Die Geburt war für Elke sehr gefährlich und sie wäre daran fast gestorben. Das Kind scheint allerdings behindert zu sein.
Dann für Hauke ein schmerzlicher Verlust Jewe Manners stirbt. Er hat sich bei Diskussionen immer auf seine Seite geschlagen, es wird für ihn künftig schwer werden. Sein Nachfolger als Deichbevollmächtigter wird Ole Peters. Das läßt nichts Gutes erwarten.
Beim Deichbau kommt es dann zu einem Zwischenfall, weil angeblich "etwas Lebiges" mit hinein muß. Hauke rettet diesen Hund und bringt ihn seiner Tochter, Wiebke mit.
Nach Fertigstellung des Hauke-Haie-Koogs ist er sehr stolz. Am Hof hat er jetzt ein 4er-Gespann, und zwar die alte Triene Jans, Wiebke, den Hund Perle und die Möve Claus. Die Alte wurde von Hauke und Elke aufgenommen und lebt jetzt mit ihnen am Hof.
Hauke entdeckt Mäuselöcher am Deich, Reparaturen sind notwendig. Hauke macht sich sehr viele Gedanken, sie werden nur oberflächlich ausgebessert. Dann kommt die schwere Sturmflut. Warum Elke mit Wiebke und dem Hund zu Hauke rausgefahren kommen habe ich nicht begreifen können. Sie werden jedenfalls alle verschüttet.
Zum Abschluß noch: Ich fand es ein schönes Buch und bin auf den nächsten Klassiker gespannt
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Den 2. Teil habe ich auch in einem Rutsch weggelesen, so sehr hat mich die Geschichte gefangen genommen!
Die Szene mit dem Pferdeskelett und dem Geisterpferd sowie dann der kurz darauf auftauchende Schimmel fand ich sehr gruselig und hat mich ein bisschen an Edgar A. Poe erinnert!
ZitatOriginal von Paradise Lost
Hauke weiß, dass er für die aufwendigen Reparaturen viel Kraft im Kampf gegen die widersinnigen Dörfler aufbringen müsste und die hat er nicht. So ist er also froh, als er die Reparaturen als oberflächlich einstufen kann. Trotzdem nagt es immer weiter in ihm.
Ich hatte hier zum ersten Mal das Gefühl, dass er seine "Niederlage" nicht eingestehen will und dass er mehr oder weniger mit vollem Bewusstsein auf richtige Reparaturen verzichten hat - hätte dafür nicht sein Deich zerstört werden müssen? ... Und so verharmlost er für sich die Situation.ZitatOriginal von Linda
Dabei wollte er doch nur für mehr Sicherheit für die Gemeinschaft sorgen.....
Schön fand ich auch den letzten Satz, wie der Progagonist über den Hauke-Haien-Koog gegangen ist.
Also so GANZ uneigennützig war der Deichbau ja nicht, zum einen wurde so mehr Land (auch für ihn!) geschaffen und zum zweiten konnte er mit diesem Projekt beweisen, dass er die Fähigkeiten zum Deichgrafen hat und nicht nur wegen seiner Frau dieses Amt inne hatte.
Was den letzten Satz betrifft, gebe ich dir absolut recht!!ZitatOriginal von Richie
Am Hof hat er jetzt ein 4er-Gespann, und zwar die alte Triene Jans, Wiebke, den Hund Perle und die Möve Claus....
Warum Elke mit Wiebke und dem Hund zu Hauke rausgefahren kommen habe ich nicht begreifen können. Sie werden jedenfalls alle verschüttet.
Ich mochte das 4er-Gespann sehr! Vier "Außenseiter", die sich zusammengetan haben
Letzteres verstehe ich allerdings auch nicht... Aus Sorge vielleicht? Aber dann nehme ich doch nicht Kind und Kegel mit in diese stürmische Nacht?!?Insgesamt war ich sehr positiv überrascht von dem Schimmelreiter und möchte mich für diese Idee der Klassiker-Leserunde bedanken, denn ohne euch hätte ich es bestimmt nicht gelesen
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Auch der zweite Teil hat mir wieder sehr gut gefallen.
Ich denke, dass Elke zu ihrem Hauke wollte, denn sie hat ja schon zuvor aus dem Fenster gestarrt. Die Beziehung zu ihrem Mann scheint viel tiefer gewesen zu sein als zu ihrem Kind. Als Wienke im Sturm dem Vater hinterherläuft, bringt ein Knecht das Kind zurück, Elke hatte ihr Kind vergessen.
Die Figur des Hauke Haien fand ich sehr spannend und ich mag ihn irgendwie. Er hätte auch das Land nach dem Deichbruch wieder mit aufgebaut und hat erst Selbstmord begangen, als seine Familie verunglückt ist.
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Zitat
Original von milla
Ich hatte hier zum ersten Mal das Gefühl, dass er seine "Niederlage" nicht eingestehen will und dass er mehr oder weniger mit vollem Bewusstsein auf richtige Reparaturen verzichten hat - hätte dafür nicht sein Deich zerstört werden müssen? ... Und so verharmlost er für sich die Situation.Ja, ich denke auch er wusste eigentlich schon, dass er sich selbst täuscht (sonst hätte er wohl kaum die ganze Zeit das schlechte Gewissen gehabt). Aber wieso hätte er seinen Deich zerstören müssen? Die "Nahtstelle" hätte man aufgraben müssen und es wäre sicher viel Arbeit gewesen, aber das mit dem Zerstören seines Deiches bezieht sich doch glaub ich nur auf den Extremfall der Sturmflut (der ja später auch eingetreten ist: Die Arbeiter wollten seinen Deich durchbohren um den Druck auf den alten zu vermindern), nicht auf die Reparatur, oder?
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Hauke scheint mir ein sehr moderner Mann zu sein. Er hegt einen liberalen Glauben. Er steht gegen den Aberglauben auf und liebt seine minderbemittelte Tochter, deren Geburt seiner Frau fast das Leben kostete.
Ich empfinde es nicht so, das Haukes Leben verflucht ist. Er schlägt sich mit all den Wiedrigkeiten herum, die ein normales Leben in großer Verwantwortung eben so zu bieten hat: Wiedersacher, Durchsetzen von (teuren) Beschlüssen, harte Arbeit. Das finde ich sehr realistisch und ich fange an, Storm zu bewundern, dass er einem so alltägichen Leben noch so viel Spannung abzugewinnen vermag.
Gleichzeitig wird geschildert, was viele Helden und bewunderte Figuren eben wirklich sind: normale Menschen, die durch die Wahrnehmung anderer erst zu Helden wachsen.
Wunderbar auch, wie der Aberglaube an Geister eigentlich wiederlegt wird, indem sich einer an den Ort des Schreckens aufmacht und dort nichts vorfindet während ein anderer Tiere zu sehen meint.
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"Schön fand ich auch den letzten Satz, wie der Progagonist über den Hauke-Haien-Koog gegangen ist."
für die "binnenleser" *g*: er ging über den DEICH. der KOOG ist das land HINTER dem deich (was durch die eindeichung dem meer angewonnen wird.
im laufe der jahre funktionierte das so: am strand wurden ins wasser hinein pfähle gesteckt. diese dienten einerseits als wellenbrecher, andererseits sammelte sich an ihnen schlick. es dauerte ewig, aber es gelang auf diese weise, immer "mehr meer" in festes land umzuwandeln - bis es dann nach einer katastrophenflut der "blanke hans" (die nordsee) sich wieder zurückholte. ob das heute noch so praktiziert wird, weiß ich leider nicht, aber so lernte ich es mal in der schule)."Warum Elke mit Wiebke und dem Hund zu Hauke rausgefahren kommen habe ich nicht begreifen können. Sie werden jedenfalls alle verschüttet."
vielleicht hat elke wienke (und zu deren gesellschaft den hund) deshalb mitgenommen, weil sie - bewusst oder unbewusst - die möglichkeit mit einkalkuliert hat, dass hauke und sie selbst nicht überleben. wer wäre dann für das behinderte kind dagewesen?
oder sie wollte es einfach bei sich haben.
oder sie wusste nicht, wem sie es auf die schnelle anvertrauen konnte. -
Zitat
Original von Liesbett
Wunderbar auch, wie der Aberglaube an Geister eigentlich wiederlegt wird, indem sich einer an den Ort des Schreckens aufmacht und dort nichts vorfindet während ein anderer Tiere zu sehen meint.
Uuuaaah die Stelle fand ich SO gruselig!!! Vor allem weil ich mir immer vorgestellt habe, was der auf der Insel wohl gemacht hätte, wenn er gewusst hätte, was der andere drüben sieht - ich glaub ICH wäre oder ... -
milla
Gott ja, mir war auch gleich ganz kühl und ich wusste nicht recht, welchen der beiden Helden ich wohl ersetzen würde wollen. Ich mag tagsüber sehr rational veranlagt sein, aber nachts, mit Nebel, einer Barke und ein paar Gerippen ... ich wäre allein am Herzrasen zugrunde gegangen. Meine bevozugte Verteidigungswaffe wäre vielleicht ein Knüppel gewesen, ein Kreuz um den Hals ist mir zu ... winzig. -
Zitat
Original von milla
Uuuaaah die Stelle fand ich SO gruselig!!! Vor allem weil ich mir immer vorgestellt habe, was der auf der Insel wohl gemacht hätte, wenn er gewusst hätte, was der andere drüben sieht - ich glaub ICH wäre oder ...Ich gehör zu denen, die suchen gehen, notfalls und gerade bei nacht, weil man ja bei dunkelheit und aus der entfernung schlechter sieht - ohne kreuz aber wohl mit etwas herzklopfen ich geh davon aus, dass ich als mensch teil der gefährlichsten und erfolgreichsten spezies auf dieser welt bin und das einzige, was unsereins wirklich fürchten muss, sind andere - lebende - menschen. Wer von zwei menschen gefährlicher ist, kann man ja falls nötig untereinander ausmachen, also wäre Liesbetts knüppel als wegbegleiter schon mal nichts falsches... - Wenn etwas seltsam ist, muss es umso genauer überprüft und untersucht werden, wenn auch die gefahr besteht, dass jeder im endeffekt genau das sieht, was er sehen will - zu sehen glaubt.
In so einer situation wäre wohl ein schnurloses gut: Da ist absolut nichts! - Doch grad vor dir! - Wo? Da? - A bisserl weiter rechts! - Da? - Ja, genau da! *bibber* - Geh, pflanz wen andern: I sig nix, greif nix, spür nix. Da ist nix. - Doch! Da ist was, und grauslig is es auch noch! - Selber grauslig. Geh zum augenarzt, du hast a linsentrübung.
Insofern geh ich mit Hauke konform, und ja, er ist ein moderner mensch in einer widrigen umgebung, die ihm nichts schenkt... Und den tod von weib und kind find ich immer wieder sooo traurig...
Aber lesen tu ich den Schimmelreiter immer wegen der geistergeschicht und dem wohligen schaudern. Und deswegen lass ich meisst alles was nichts mit dem spuk zu tun hat, aus, tut wirklich gut, wieder mal den ganzen zu lesen. -
Zitat
Original von MagnaMater
Ich gehör zu denen, die suchen gehen, notfalls und gerade bei nacht, weil man ja bei dunkelheit und aus der entfernung schlechter sieht - ohne kreuz aber wohl mit etwas herzklopfen
Ich würde niemals nie alleine gehen. Zusammen bin ich mutiger.ZitatOriginal von MagnaMater
ich geh davon aus, dass ich als mensch teil der gefährlichsten und erfolgreichsten spezies auf dieser welt bin und das einzige, was unsereins wirklich fürchten muss, sind andere - lebende - menschen.
Und was ist mit giftigen Spinnen, Schlangen, wilden Pferden, großen Hunden, unerzogenen Katzen ...? Aber du hast recht, keiner von denen regt sich aus Mordlust sondern aus Verteidigung oder purem Hunger. Un wenn ich so recht nachdenke, meine Angst auf nächtlichen Friedhöfen bezieht sich nicht auf wiedererscheinende Tote sondern schlicht auf ... andere, mir übel wollende Menschen.ZitatOriginal von MagnaMater
Wenn etwas seltsam ist, muss es umso genauer überprüft und untersucht werden, wenn auch die gefahr besteht, dass jeder im endeffekt genau das sieht, was er sehen will - zu sehen glaubt.
Und da ich Hinweise auf Filme liebe: hier jener auf Sleepy Hollow. Köstlich. Und für die schaurige Athmosphäre liebe ich The Village. Den Schimmelreiter habe ich leider noch nicht gesehen. -
Ooch, Liesbett, ich mag spinnen eigentlich sehr gern; ob sie giftig sind, die frage hab ich mir beim einfangen und befreien derselben noch nie gestellt. Auch schlangen mag ich: am liebsten die grün gemusterten asiatischen rattenschlangen, wollte mir schon welche in die wohnung nehmen, das einzige manko ist, dass man nebenbei gleichzeitig ungeziefer züchten muss, um sie zu füttern: zuerst riesenheuschrecken, dann mäuse und zuletzt ratten, denn sonst sind sie ab zwei metern glatt in der lage und fressen dir die katze weg. Mit pferden hab ich weniger zu tun, fast alle hunde lieben mich, obwohl ich nicht weiss wieso, ich finde sie eklig mit ihren schlabberzungen und dem triefenden geifer.
Und halbwilde mauskatzen die einen beissen und einem fleischfetzen aus dem arm kratzen, mit denen bin ich am land aufgewachsen, so viecher schrecken mich nicht.
Im gegenteil: mein cousin in grottaferrata hat mich mal vor seiner nach einem schädelbruch tauben und extrem aggressiven katze gewarnt... sie hat mich geliebt. 'Sie hasst fremde,' hat er gesagt, 'attakkiert gäste...' meine cousine, hat versucht die wild knurrende katze mit dem besen durch die küchentüre ins freie zu zwingen: ich hab meine brille abgenommen und ihr ein katzenlächeln zugeblinzelt, und im nächsten moment sass sie schnurrend auf meinem schoss. Ich hab nie solche gesichter gesehen, wie die von meinem vetter und seiner frau. - Als wär ich eine strega. Unglaublich, was zwei semester ethologie bringen, wenn man aufpasst. Dabei hat das taube viech nur besonders gut auf die mimik und die körpersprache des gegenübers geachtet. Die dumme angora-schmusekatze meines cousins hat im gegensatz dazu nicht überrissen, dass der drachenschädel auf dem T-shirt nicht mein gesicht ist, und ist panisch ins schlafzimmer meines cousins geflüchtet und eine woche nicht mehr heraus gekommen.
Es gab bei dem Katzenteufel allerdings einen haken: Ich schlief in 'seinem' gästezimmer... jede nacht brüllte er so laut, (weil er sich selber nicht hören konnte, aus voller kehle) bis ich aufgab und ihn einliess: und weil ich auf seinem sofa war: Das monstrum legte sich um meinen kopf, immer wenn ich mich umdrehte hat er mich böse angeknurrt, und ich hatte seine krallen in den haaren. Aber nach einer woche haben wir uns gut vertragen... ich wollte ihn fast mitnehmen. Aber der katze karma war es, nochmal in ein auto zu laufen, diesmal lethal.
Stiere sind die einzigen tiere vor denen ich heidenrespekt habe, die können wahre monster sein, doppelt so gewalttätig wie jeder steigende hengst, vor allem, wenn man ihnen ihre hörner lässt. Da hilft nur der schlachtschussapparat dagegen.Schrecken der anderen art hat mir zur späten stunde nur einmal Moritz, mein totenschädel, verschafft, der im spiegel hinter mir etwas zu lebendig erschien. Ich hab vielleicht eine schrecksekunde blöd geschaut, dann hab ich mich umgedreht, und ihn angeschrien, was er sich einbildet, dass er mich so erschreckt... und einen augenblick später hab ich gelacht, weil ich mir gedacht hab, was sich die nachbarn denken, wenn jemand mitten in der nacht so rumkeift... noch dazu gegen ein harmloses knochenstück, dessen inhalt schon seit mindestens 200 jahren vergammelt ist... man schreit ja auch nicht seine schneckenhäuser und ammoniten zusammen...
nur etwas komisch und magenfleue erzeugend war, dass eine freundin mir später erzählte, sie hätte Moritz auch als ein leibhaftiger bei sich im zimmer gesehen, nachdem sie ihn zu sich eingeladen hatte... denselben, den ich aus den augenwinkeln im spiegel sah... Zu mir ist er, seit ich ihn so angebrüllt hab, nie mehr wieder gekommen, weiss nicht, ob ich bös sein soll... jetzt hab ich keinen hausgeist mehr, ich hab ihn vermutlich zu tiefst in seiner empfindlichen gespensterseele verletzt...Zusammen gehen? Nö, zu zweit wird man viel eher hysterisch als allein. Zu zweit fürchtet man sich doppelt, weil man die ängste des anderen mittragen muss, und in der aufmerksamkeit abgelenkt ist. Wenn man allein ist, riecht man den angstschweiss der anderen nicht, und man kann sich voll auf die umgebung konzentrieren.
Johnny Depp als ... Ichabot Crane?... ich liebe ihn, wie er die leichen untersucht.
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Zitat
Original von MagnaMater
nur etwas komisch und magenfleue erzeugend war, dass eine freundin mir später erzählte, sie hätte Moritz auch als ein leibhaftiger bei sich im zimmer gesehen, nachdem sie ihn zu sich eingeladen hatte... denselben, den ich aus den augenwinkeln im spiegel sah... Zu mir ist er, seit ich ihn so angebrüllt hab, nie mehr wieder gekommen, weiss nicht, ob ich bös sein soll... jetzt hab ich keinen hausgeist mehr, ich hab ihn vermutlich zu tiefst in seiner empfindlichen gespensterseele verletzt...Kennst Du eigentlich Bob, den Schädel aus den Dresden-Files?
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Was für ein Text, Magna Mater. Ich habe ihn mit Vergnügen und Schaudern gelesen.
Also meine Spinnenangst bekomme ich wohl nie unter Kontrolle, die sitzt fest im Hypocampus und sorgt für recht unangenehme Erlebnisse aus den Augenwinkeln heraus, aber langsam habe ich die Symptome im Griff: weniger Herzrasen, kaum noch Schweißausbrüche, maximale Beweglichkeit und ab und an darf ein kleines, harmlos aussehendes Spinnchen sogar in meinem Schlafzimmer leben, aber nur oben links in der Ecke und nur, wenn sie sich nicht in meine Richtung bewegt. Zu Schlangen kann ich nix sagen, nur dass ich mal eine angefasst habe und sie fühlte sich recht angenehm an, aber im selben Moment war ich sowas von neidisch auf die Schimpansenhand in den Fingern meiner Schwester.
Aber Katzen, die liebe ich. Hatte mal eine auf den Schoß, die alle anderen Mitmenschen wegen mir ignoriert hat und ich war so hingerissen.
Und zu den Zu-Zweit-Gehen: ich brauche jemand, dem ich erzählen kann, dass nichts schlimmes passieren wird, um selbst daran glauben zu können. Und hinterher lacht man gemeinsam besser darüber.
ZitatOriginal von MagnaMater
Johnny Depp als ... Ichabot Crane?... ich liebe ihn, wie er die leichen untersucht.Ich mochte ihn in der Ecke des Bettes, das Bettuch an die Zähne gezogen, die Augen furchtsam aufgerissen, murmelnd: headless ...
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Zitat
von Liesbett
Hauke scheint mir ein sehr moderner Mann zu sein. Er hegt einen liberalen Glauben. Er steht gegen den Aberglauben auf und liebt seine minderbemittelte Tochter, deren Geburt seiner Frau fast das Leben kostete.Ich empfinde es nicht so, das Haukes Leben verflucht ist. Er schlägt sich mit all den Wiedrigkeiten herum, die ein normales Leben in großer Verwantwortung eben so zu bieten hat: Wiedersacher, Durchsetzen von (teuren) Beschlüssen, harte Arbeit. Das finde ich sehr realistisch und ich fange an, Storm zu bewundern, dass er einem so alltägichen Leben noch so viel Spannung abzugewinnen vermag.
Gleichzeitig wird geschildert, was viele Helden und bewunderte Figuren eben wirklich sind: normale Menschen, die durch die Wahrnehmung anderer erst zu Helden wachsen.
Wunderbar auch, wie der Aberglaube an Geister eigentlich wiederlegt wird, indem sich einer an den Ort des Schreckens aufmacht und dort nichts vorfindet während ein anderer Tiere zu sehen meint.
Das kann ich vorbehaltlos :write!
Nur dem Aberglauben gibt es noch etwas hinzuzufügen:
Der Hauke-Haien-Koog hat sein lebendes Opfer noch erhalten. Sogar dreifach, so dass auch für den Abergläubigen eine Erklärung für die lange Haltbarkeit des Deiches gegeben wird. Eine Legende, die ich noch von anderen Bauwerken kenne.