ZitatAlles anzeigenOriginal von Charlotte
Intelligenz und gutes Benehmen von dem Bildungsniveau der Eltern, dem Wohnort oder der Schulbildung abhängig zu machen, finde ich schon ziemlich schlicht gedacht ;-).
Ich z. B. kenne eine Menge Leute aus "gehobenen Verhältnissen", die zwar gute Tischmanieren aufweisen können, aber wenn es um zwischenmenschliches gutes Benehmen geht total versagen.
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@ Charlotte
Ich denke grundsätzlich immer auf dem einfachst möglichen WegNatürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber die Art von Schlichtheit oder nenne wir es beim Namen Asozialität, die hier angesprochen ist, findet man eher selten im (sagen wir mal) gutbürgerlichen Stand und aufwärts.
Natürlich gibt es auch dort die Kinder ohne Benehmen und soziale Kompetenz.
(Genauso wie es auch unter den sozial schlechter gestellten ganz sicher Menschen gibt, die ihren Kindern trotzdem gewisse Werte vermitteln können.)
Aber ich würde mal behaupten, daß wir Eulen in unseren Umfeldern eher selten mit diesen Menschen in Berührung kommen, es sei denn, wir arbeiten als Sozialarbeiter, Psychologen; Pädagogen, etc. in einem bestimmten Bereich.Wenn Idgie also schreibt, daß es die wohlerzogenen braven Kinder in ihrem Umfeld noch gibt, dann führe ich das eher darauf zurück, daß sie nicht in einem sozialen Brennpunkt wohnt und sich nicht unbedingt mit Menschen der Unterschicht (wetten ich werde gelyncht für den Begriff?) umgibt, als daß ich daraus den Schluß ziehe, daß mein persönliches Empfinden, daß solch asoziales Verhalten bei Kindern und Jugendlichen immer normaler wird, falsch wäre.....
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Ob nun Unterschicht oder Bodensatz. Nimmt sich beides nichts.
Asozialität ist keine Sache von Geld und Erziehung. An manchem gut situiertem Kind wird so intensiv erzogen, dass es nicht anders kann als aus diesem gut behüteten Status auszubrechen und ins Gegenteil umzuschlagen.
Genauso, wie es Kinder mit wenig bis gar keiner erziehung und Kohle gibt, die im Umfeld erleben dürfen, dass es auch anders geht und dann aus dem ihrem Umfeld ausbrechen und sehr sozial werden.Die Mischung aus allem macht es, die einen Menschen sozial oder asozial werden lässt.
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Gestern Abend kam ich in den Genuss, bei Herrn Raab einen Ausschnitt des von BJ angesprochenen Fernsehbeitrags zu sehen. Konkret mokierte sich der Moderator über die misslungene Aussprache von "all inclusive". Ich konnte mich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass der Fernsehbeitrag gestellt war. Mag sein, dass die Mutter sich tatsächlich so tolpatschig angestellt hat. Oder brauchte RTL tatsächlich nur ein mittäglich ausfüllendes und unterhaltendes Programm?
Wenn das unsere heutige Fernsehkultur ist, dann lohnt es sich, der Fernbedienung bei Privatsendern keine Chance zu lassen.Noch etwas zu Umgangsformen:
Heavens letzten Beitrag kann ich nur unterschreiben. Die gesunde Mischung bei der Erziehung macht es. Nur sollten die Umgangsformen nicht nur in Fleisch und Blut übergehen, sondern auch tatsächlich gelebt werden. Und letzteres ist bei großgewordenen Akademikerkindern oft nicht mehr wieder zu finden. Die Wörtchen "bitte" und "danke" werden nur noch zweckgerichtet verwandt, kommen nicht von Herzen und von darüberhinausgehenden Umgangsformen will ich gar nicht reden. Früher habe ich mich darüber belustigt, warum es Benimmkurse für Manager gibt, heute weiß ich warum.
Den Unterschied bei Akademikerkindern und den sogenannten Unterschichtenkindern bei gleichem Wissen um Umgangsformen sehe ich nur noch darin, dass ersteren ziemlich schnell klar wird, wann der Einsatz von ungeschriebenen Verhaltensregeln sie weiterbringt.
Ihr seht, ein Thema was mich beschäftigt, wobei ich mich mehr über die Eltern als über die Kinder aufrege. -
Oh, mein Umfeld ist durchaus gut gemischt. Das eine ist die "Vorstadtidylle". Die andere Seite kenne ich aber auch. Beruflich hatte ich jahrelang genug mit den "Schmuddelkindern" zu tun, um zu wissen, dass es zwar eine gehörige Portion Anstrengung bedarf, um sich aus dem Sumpf rauszuziehen, dass es aber keinen zwingenden Zusammenhang von Armut und asozialem Verhalten geben muss.
Ich glaube, wir reden hier von zweierlei Dingen. Das eine sind Erziehungsdefizite, die sich sauber durch alle Schichten verteilen. Das hat wirklich nichts mit dem Bildungsniveau der Eltern zu tun. Ich kenne aus dem Bekanntenkreis meiner Kinder genug Hauptschüler, die sich sehr gut benehmen können, höflich und freundlich sind und genauso die andere Variante, dass manche Gymnasiasten nicht wissen, wie man verletzungsfrei mit Messer und Gabel umgeht und die gute Umgangsformen für eine Modeerscheinung des Barock halten.
Das andere ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und der Wahrscheinlichkeit, dass sich das über Generationen nicht ändert. Wer in einem Ghetto mit überwiegend Hartz IV oder Sozialhilfeempfängern groß geworden ist, hat es extrem schwer, da raus zu kommen. Da habt ihr wohl Recht, wenn das nur wenigen gelingt. Das liegt schon daran, dass vielen die Gelegenheit fehlt, sich und ihr Leben zu ändern. Diese Mutter aus dem Beitrag wird bei ihren vielen Kindern (wieviele waren das jetzt genau?) nicht mehr aus ihrer Rolle rauskommen. Werte, die sie ihren Kindern vermitteln könnte, kennt sie wahrscheinlich selbst nicht und erkennt erst recht nicht den Wert dieser Werte. Woher auch?
Kindern aus solchen Familien gelingt es sehr selten, aus eigener Kraft aus diesem Milieu herauszukommen, oft, weil ein anderes Verhalten als verpönt gilt. Ich kenne aus meiner beruflichen Erfahrung nur ganz wenige Fälle, denen das gelungen ist, und die wenigen haben das mit dem Verlust ihrer familiären Beziehungen bezahlt. Allerdings hatten die sehr klare Vorstellungen davon, dass sich der Weg für sie lohnen wird. Solche Fälle muss man zwar suchen, aber sie verdienen Respekt. Nicht nur, weil sie es durch gesellschaftliche Stigmatisierung, Vorverurteilung und dazu gehören auch so unsägliche TV-Beiträge so schwer gemacht bekommen. Deswegen reagiere ich so allergisch auf Aussagen mit Allgemeingültigkeitsanspruch. -
Zitat
Original von Idgie
Kindern aus solchen Familien gelingt es sehr selten, aus eigener Kraft aus diesem Milieu herauszukommen, oft, weil ein anderes Verhalten als verpönt gilt. Ich kenne aus meiner beruflichen Erfahrung nur ganz wenige Fälle, denen das gelungen ist, und die wenigen haben das mit dem Verlust ihrer familiären Beziehungen bezahlt.Wieso denn das? Kannst Du das ausführlicher erklären?
Dass Schulbildung nicht zu verbesserten Manieren führt, ist eigentlich klar. Die Erziehung wird ja mit der Muttermilch aufgesogen und hat wenig mit Wissensvermittlung zu tun. Das ist ja auch eigentlich das Gute an Europa, dass auch Kinder aus unteren sozialen Schichten die Möglichkeit haben aufgrund kostenloser Schulbildung ökonomisch aufzusteigen.
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Hallo Oryx,
ich versuchs mal. Ich hatte eine Weile mit Familien zu tun, die am unteren Ende der sozialen Skala leben. In einigen Fällen waren das ganze Familienverbände, die schon über 2 - 3 Generationen auf staatliche Unterstützung angewiesen waren. Schulbildung war trotz des kostenlosen Angebotes in diesen Familien in ganz geringem Maß vorhanden. Die Zahl der Analphabeten war recht hoch und die Familien lebten in einem abgegrenzten Wohnviertel, das im Stadtgebiet als Ghetto einfach verbrannter Boden war.
Wer da lebt, der kommt so schnell nicht aus diesem Milieu heraus. Dafür war der familiäre Zusammenhalt sehr ausgeprägt, allerdings nur so lange, wie sich alle an den ungeschriebenen Verhaltenskodex hielten, der unter anderem auch beinhaltete, dass man weiter in der sozialen Hängematte ausruht. Wer arbeiten ging, war selbst Schuld und wenn schon, dann natürlich am Staat vorbei. Sozialschmarotzer nennt man solche Leute gern. Ein Unrechtsbewußtsein ist nicht vorhanden. Dass man den Staat betrügt, führt sehr viel eher zu Ansehen innerhalb der Familie, als Fleiß und das Bestreben nach Schulbildung und einem "bürgerlichen" Leben. Wer sich für die 2. Variante entscheidet, trifft gleichzeitig eine Entscheidung gegen die Familie. Das ist so ähnlich, wie der Ausstieg aus einer Sekte. Man gehört dann nicht mehr dazu. -
Lass mich ganz dumm fragen: Müssen die nicht irgendwelche sozialen Aufgaben übernehmen oder Dienst an der Gemeinde ableisten? Gibt es keine Gegenleistungen von Empfängern von staatlichen Subventionen?
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Zitat
Original von Babyjane
Oh mein Gott, ich bin so out, ich hab grad wirklich überlegt, welche CD denn heute noch 50 Cent kostet.....Ich auch....
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Es gibt da schon einige Möglichkeiten. Allerdings gibt es auch immer einen Prozentsatz, der sich einfach nicht in einen normalen Arbeitsprozess eingliedern lässt. Zu der Zeit, als ich noch in diesem Bereich tätig war, sind Sozialleistungen gekürzt oder eingestellt worden. Das ging aber nur in begrenztem Umfang, sobald Kinder im Spiel waren, kam auch eine Kürzung nur in bestimmten Fällen und sehr begrenzt in Frage.
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Zitat
Original von Oryx
Dass Schulbildung nicht zu verbesserten Manieren führt, ist eigentlich klar. Die Erziehung wird ja mit der Muttermilch aufgesogen und hat wenig mit Wissensvermittlung zu tun. Das ist ja auch eigentlich das Gute an Europa, dass auch Kinder aus unteren sozialen Schichten die Möglichkeit haben aufgrund kostenloser Schulbildung ökonomisch aufzusteigen.
Ich habe jetzt schon mehrfach gelesen, dass Deutschland das Land innerhalb der EU ist, bei der die Herkunft den größten Einfluß auf die schulische Ausbildung hat, die ja ein Grundpfeiler ist für die weitere Bildung und Ausbildung ist.
Da ich ehrenamtlich in einem Mädchenzentrum arbeite, das hauptsächlich von Mädchen aus eher benachteiligten Familienverhältnissen frequentiert wird, denke ich, dass da was dran ist.
Viele haben schon Probleme in der Grundschule und es gibt nicht wenige, die zwar einen Hauptschulabschluß schaffen, aber faktisch Analphabeten sind - wie immer sowas auch möglich ist.Das hat allerdings noch nichts mit Benehmen, Werten usw. zu tuen.
Komme ich aber ab und an mal in die Familien oder auch aus den Erzählungen der Mädchen, wird rasch klar, dass die Eltern meist völlig überfordert sind, ihre Kinder zu erziehen. Die liegt oft schlicht daran, dass ihnen selbst keine geeignete Erziehung zuteil wurde.Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme, Depressionen, Alkohol tuen ihr übriges.
Welcher Umgangston zum Teil in solchen Familien herrscht, möchte ich hier lieber gar nicht ausführen. -
Dazu habe ich gerade einen Artikel auf FOCUS Online gelesen, der zwar unmittelbar mit dieser neuen Kindstötung zu tun hat, aber im unteren Absatz auch hierher passt.
Wieso gibt es eine chronische Erziehungsunfähigkeit? Was läuft da falsch? Sollte der Staat, ähnlich wie in Frankreich, nicht von Anfang an die Fürsorge für solche Kinder übernehmen?
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Also ich hatte ja mal in einem anderen Forum zu einem ähnlichen Thema den Vorschlag eines Art "Elternführerscheines" gemacht (bewußt in Anführungszeichen).
Aber, ich glaube Katja war es, die schrieb, dass es solche Kurse zur Hilfestellung bei der Erziehung in ihrer Stadt gibt.
Woran diese Erziehungsunfähigkeit liegt :gruebel? Kann ich schwer sagen. Wie ich schrieb, habe ich schon öfters Eltern erlebt, die mir auch schon keine wirkliche Erziehung genossen zu haben schienen. Und woher sollen sie es dann können?
Aber mir scheint die Schere immer weiter aufzugehen: auf der einen Seite Menschen ohne wirkliche Werte, mangelnde Bildung, die wenig Chancen haben, wirklich an unserer Gesellschaft teilzunehmen. Und denen, die durch Elternhaus und Schulausbildung ein gutes Startkapital bekommen.
Sicher gibt es auch "unerzogene" Gymnasiasten. Aber diese wissen oft sehr wohl, wann es angebracht ist, Manieren zu zeigen. Und können es dann plötzlich auch. -
In dem genannten Artikel geht es aber auch darum, dass die Eltern noch nicht einmal die Grundzüge von Kinderpflege oder -ernährung kennen. Das kann ja nicht wahr sein, dass Ärzte konstant motorische, ernährungsbedingte und sprachliche Defizite diagnostizieren müssen!
Wenn die Eltern nicht in der Lage sind, sich um ihre Kinder zu kümmern, dann sollten sie keine haben.
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Mir fällt da grad noch was ein, hat irgendwer vielleicht dieses Männer allein zu Hause in den letzten Wochen gesehen? (Bei uns lief das letztlich auf der Wache und ich hatte grad nichts zu tun...)
Wenn ich da diesen jugendlichen Vater gesehen hab, da hätte ich brechen können.
Der stand mit seiner Tochter im Supermarkt und drehte sämtliche Gläschen auf und ließ sie probieren, welches ihr schmeckte, daß was sie nicht wollte, hat er dann aufgedreht wieder ins Regal gestellt...*grusel* -
Sag, dass das nicht wahr ist!
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Ne, ist wahr... und zum Wickeln hat er ne Stunde gebraucht....meinte dann "Ein Glück, daß man das nur einmal am Tag machen muß!"
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Zitat
Der stand mit seiner Tochter im Supermarkt und drehte sämtliche Gläschen auf und ließ sie probieren, welches ihr schmeckte, daß was sie nicht wollte, hat er dann aufgedreht wieder ins Regal gestellt...*grusel*
Da darf ich jetzt mal ein gegenteiliges Beispiel schildern:
Ich hatte das Vergnügen mit einem Freund und seinem Nachwuchs gemeinsam im Supermarkt einzukaufen. Wir standen vor dem NestleAletekotztdaskindmilupaundwasweißichnochregal und suchten Brei für das Kind. Der Akademikervater hatte alles möglich über Kindernahrung gelesen und wir gingen dann ein Glas nach dem anderen durch. Erstes Glas abgelehnt wegen Salz und Pfeffer, nächstes Glas abgelehnt wegen Körnern, da Allergie fördernd, nächstes Glas abgelehnt wegen Zuckeranteils, das folgende Glas abgelehnt wegen Inhalten, die beim Kind Blähungen fördern. Am Ende kaufte der Vater Pastinaken als optimales Gemüse, das er selbst zubereitet hat.
Warum wird diese Art von Extrembeispiel nicht auch mal bei den Unterschichtsendern gezeigt? Wahrscheinlich, weilman der Mehrheit der Zuschauer den Begriff Pastinaken erklären müsste und die Sender dann einen Bildungsauftrag übernehmen würden. -
Das klingt jetzt irgendwie nach Loriot
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...naja der gebildete Mensch hat wenigstens nicht andere in die Gefahr gebracht verdorbenes Essen an ihre Kinder zu füttern....