'Das Mysterium' - Seiten 091 - 184

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    Original von beowulf
    auch wenn ich über die Jahreszahl überrascht war, da ich bisher geglaubt habe, nach dem Feuer an den Hängen des Montségur sei das Thema erledigt gewesen.


    Du hast völlig recht, eigentlich wurden die Katharer im 13. Jahrhundert ausgerottet. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts flammten ihre Lehren aber wieder auf, und es gab auch etliche Perfecti. Die Kirche der "Vollendeten" hat sich neu gegründet. Damals ging die Inquisition hart gegen sie vor; der letzte Katharer wurde 1330 in Carcassonne verbrannt. Meine fiktive Romanfigur des Amiel von Ax stellt einen Katharer dar, der noch vor dem Tod des letzten "Vollendeten" zum Perfectus geweiht wurde und nach München zog, um dort die geheime Lehre zu predigen.


    Herzlich,


    Titus

  • Zitat

    Original von Charlie
    Ich finde den Roman nicht kompliziert!
    Ich habe auch noch nicht ganz genau verstanden, was ihr als kompliziert erlebt.
    Ich finde ihn verflochtener als die vorigen, es gibt mehr facettenreiche Figuren mit eigenen Konflikten und vielleicht gibt es sogar noch mehr herrliche Details im Hintergrund (da muesste ich, um gerecht zu urteilen, aber die Todgeweihte rasch zum Vergleich noch mal lesen, denn auch da hatte ich den Eindruck, ein Fuellhorn farbigster historischer Detailinformatinen sei in den Roman geschuettet worden) - aber ist es das, was fuer Euch das Komplizierte ausmacht?


    Ich hatte ja auch Startschwierigkeiten, aber mir schien es so, als hätte ich noch mehr Hintergrundinformationen gebraucht, um direkt in den Lesefluss einzutauchen - das mag aber auch an meinen mangelnden Kenntnissen über diese Zeit liegen :-)


    Zitat

    Original von beowulf
    Ist religiöse Überzeugung ein niedriger Beweggrund? Beispiele die Killer von Abtreibungsärzten in USA, die Ehrenmorde der Traditionalisten, die sich (zu Unrecht) auf den Islam berufen- wird dort nicht das Motiv religiöse Überzeugung als schuldmindernd angesehen (auch bei uns in Deutschland!).


    (Religiöser Wahn ist ja, wenn krankheitrelevant, strafrechtlich eh aussen vor- geschlossene Abteilung der Psychatrie statt lebenslänglich.)


    Deine Frage liest sich irgendwie absurd :grin, denn EIGENTLICH sollten doch religiöse Überzeugungen die HÖCHSTEN Beweggründe für eine POSITIVE Tat sein (Stichwort Nächstenliebe etc.)... Aber natürlich hast du Recht (auch was den religiösen Wahn im pathologischen Sinn angeht!!) und dass religiöse Überzeugung als schuldmindernd angesehen wird, wusste ich bis dato gar nicht :wow Danke für die Info! Das führt allerdings gleich zur nächsten Überlegung (ich mache mal freies Assoziieren *g*), nämlich der, dass das bei mir einen unangenehmen Beigeschmack hat, mal überspitzt gesagt: Jemand, der in irgendeiner Sekte glaubt, die Menschen zu erlösen, indem er sie tötet - nein, warte, das grenzt evtl. schon wieder fast an pathologischen Wahn. Hmm Unwissenheit schützt vor Strafe nicht? Oder doch? Dann sind wir schnell bei kultureller Prägung und Werten etc... Puh! :wow

  • In diesem Abschnitt gibt es mehrere spannende Szenen mit Adelina, die ich aufgrund ihrer Sensibilität sehr mag.
    Erst ihr Gespräch mit der Gräfin über den Mann im unschicklichen Traum, dann die spannende Szene mit dem Hund „Knochen“ und dann als sie dem gefangenen Nemo (Heinrich) Wasser bringen will und von den Wachen belästigt wird. Aber der Name William Ockham bewirkt, dass die Wachen sie sofort in Ruhe lassen. So schafft Titus Müller es Ockhams Einfluß anzudeuten.
    Und dann beobachtet Adelina auch noch Amiel von Ax Mord an seinem Sohn (eine wirklich atmosphärisch gelungene, aber sehr ungemütliche Szene) und kann selbst in Gefahr raten. Sie flüchtet sich zu William Ockham.


    Adelinas Zartheit ist ja im Nachwort des Autors erwähnt, wird aber auch durch das Bildnis mit der Nachtigal verdeutlicht.
    "Adelina Erschauerte. Das Lied des Vogels war überwältigend schön. Hier war die Reinheit, die sie verloren hatte.
    Wie eine Mahnung sang die Nachtigall, zart, verletzlich, aber frei von Schuld."


    Auf Seite 167 der genaue Blick Adelinas auf die Straße, schmutzig, aber ihre Straße, ihre Heimat. Man erfährt davon, wie sie geboren und aufgewachsen ist. Die Begegnung mit der Mutter ist bewegend.


    Das Buch gefällt mir bisher gerade durch viele kleine, atmosphärisch stimmige Passagen so gut.

  • Seite 171: Im Vergleich zu fragwürdigen kulinarischen Genüssen, meist rustikaler Art, in anderen historischen Romanen ist in diesem Roman der Fisch in einer gelben Soße, mit Kräutern und angenehm nach Safran duftend, sehr verlockend. Leider ist die Tischgesellschaft mit Amiel eher ungenießbar und so wird dieser leckere Fisch leider nicht verspeist.

  • In diesem Abschnitt werden einem die Figuren näher gebracht!
    Man beginnt die religiösen Ideen des Amiel von Ax, na ich will nicht sagen zu verstehen, aber man begreift den Wahnsinn der dahinter steht! Ein Mann der seinen Sohn niedermetzelt, weil er natürliche Triebe für unnatürlich hält und verdammt.


    Einige haben angedeutet Nemo unsympathisch zu finden, für mich trifft das nicht zu. Er ist in meinen Augen ein "Hans Dampf in allen Gassen" der auf der Suche nach sich selbst und seiner Vergangenheit ist. Dabei hat er sich zu einem wahren Überlebenskünstler entwickelt und lässt sein Ziel nicht aus den Augen.


    Die Figur der Adeline ist mir allerdings die Sympathischte. Trotz ihrer Ängste und Unsicherheit scheint sie ihre Umgebung doch ganz gut zu durchschauen!


    Zitat

    von Voltaire
    Interessant finde ich, wie Titus Müller scheibchenweise den religiösen Wahn aus der Tüte lässt. Da bekommt es der Leser nicht mit Holzhammer, sondern langsam Stück für Stück. Der "Wahnsinn" dieses Amiel wird nur langsam sichtbar.


    Zudem gewinnen auch die anderen Personen von Seite zu Seite immer mehr an Konturen. Man sieht den Handlungsfaden, aber man sieht sein Ende noch nicht.


    Das kann ich kommentarlos unterschreiben!


    Die ganzen historischen Details mit denen das Buch gespickt ist, liebe ich! Aus diesem Grund lese ich, um dabei noch etwas zu lernen.
    (Deshalb hoffe ich ganz stark, dass die Augustiner Brauerei in München ihr Bier heute aus Brauwasser braut, welches nicht aus Exkrementenverseuchten Wasser stammt :grin!)