Alice Schwarzer - Marion Gräfin Dönhoff: Ein widerständiges Leben

  • Über die Autorin:
    Alice Schwarzer, geboren 1942, ist Journalistin und Essayistin, seit 1977 Herausgeberin der Zeitschrift EMMA. Seit 1971 hat sie zahlreiche Buchveröffentlichungen zu verzeichnen, darunter Bücher über Frauenrechte oder den Unterschied zwischen Männern und Frauen.


    Das Buch:
    Die autorisierte Biographie der Marion Gräfin Dönhoff liegt hier vor. 1996 erschienen, als die Gräfin selbst schon fast 90 Jahre alt war, zeichnet Alice Schwarzer hier ein einfühlsames, sensibles, genaues und auch prägnantes Bild der roten Gräfin, die 1907 auf Gut Friedrichstein in Ostpreußen geboren wurde.


    Das Buch ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit der Kindheit in Ostpreußen, widmet sich dem Studium und den Reisen der Döhnhoff, der Verwaltung der preußischen Güter, dem zweiten Weltkrieg, Widerstand, Flucht und Vertreibung sowie dem Neuanfang aus dem Nichts in Hamburg als Journalistin und spätere Herausgeberin der ZEIT.


    Abgerundet wird das Buch mit einer Einführung, in der uns Schwarzer ihre Motivation darlegt sowie die Entstehungsgeschichte des Buchs skizziert, viele Fotos sowie einen langen Anhang, in dem zu zwei wichtigen Themen einige Artikel der Gräfin aus der ZEIT angefügt worden sind: Der Demokratie sowie der Ostpolitik.


    Meine Meinung:
    Ich war, was die Autorin des Buches angeht, eher skeptisch - Alice Schwarzer habe ich immer in die Schublade einer linken Feministin gesteckt und habe daher nicht erwartet, daß sie so genau und einfühlsam das Leben einer Frau nachzeichen kann, die auf den ersten Blick so gar nichts mit ihr selbst gemeinsam hat - aber nur auf den ersten Blick. Schwarzer und Gräfin Dönhoff sind beides Frauen, die sich immer in einer Männerwelt haben behaupten und durchsetzen müssen - alleine das jeweilige Schlachtfeld war ein anderes. Während Schwarzer meist die Frauenrechte propagiert, hat sich Gräfin Dönhoff in die Weite der großen Politik begeben - und dabei für Deutschland viele Wege geebnet, nicht nur den der Wiedervereinigung, auch die Aussöhnung mit Polen und Russen sind zum Teil ihr zu verdanken.


    Die ergänzenden Artikel der Zeit finde ich sehr hilfreich, zeigen sie doch nochmals die Entwicklung der deutschen Geschichte seit 1945 auf und weisen doch in die Zukunft.


    Mir hat das Buch gut gefallen und es war wieder mal eine Anregung für weitere Lektüre in diesem Zusammenhang. Mein Bild der roten Gräfin wird immer umfassender, und je mehr ich über sie erfahre, desto mehr bewundere ich sie.


    Edit: Wir haben eine Leserunde dazu gehabt, hier

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

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