Wolfgang Hohlbein: Hagen von Tronje

  • Gestern habe ich "Hagen von Tronje" von Wolfgang Hohlbein fertig gelesen.


    Mir hat es sehr gut gefallen, zumal die Nibelungensage mal aus einer anderen Perspektive geschildert wird: aus der Sicht Hagens, der in den üblichen Erzählungen immer der Bösewicht ist. Hier jedoch werden seine inneren Konflikte dargestellt, seine Befürchtungen und Sorgen sowie die Motive für viele seiner Handlungen. Gerade der Tod Siegfrieds wird völlig anders als sonst bekannt geschildert - mehr wird natürlich nicht veraten.


    Siegfried, der woanders immer als Strahleheld erscheint, hat hier unsympathische Züge. Er ist zwar ein wackerer und fähiger Kämpfer, aber arrogant, grausam und oft alles andere als edelmütig.


    Ich kann das Buch jedenfalls nur weiter empfehlen, es bietet, wie gesagt, mal einen neuen Gesichtspunkt.


    Gruß


    Hundefreund

  • Hallo, Hundefreund!


    Ich hab von Hohlbein ziemlich viel gelesen und finde, dass Hagen von Tronje, so gut es am Anfang sein mag, zum Ende hin immer schwächer wird. Und der Schluss ist wirklich eine FRECHHEIT!!!
    Ich bin ja von Hohlbein offene Enden gewöhnt, aber bevor ich dieses Buch nochmal lesen würde, nehme ich mir lieber gleich das ganze Nibelungenlied her, da hab ich wenigstens "das Original".


    Das Siegel dagegen hat mir wieder sehr gut gefallen, weil da vor allem die Brutalität, mit der mit Sklaven umgegangen wird, gut rüberkommt.


    Hohlbeins Beste aber werden wohl immer die Bücher sein, die er mit seiner Frau gemeinsam geschrieben hat (also, wo sie an der Geschichte mitzureden hatte).

  • Hallo Wendy,


    ich empfand es eher umgekehrt, gegen Ende wurde es für mich immer spannender. Allerdings dachte ich auch, dass nach Siegfrieds Tod noch das Übrige passieren müsste, was zur Nibelungensage dazugehört: Krimhilds Heirat mit Attila etc. Aber eigentlich glaube ich fast, zu diesem Buch hätte es nicht mehr gepasst, es wäre noch künstlich was draufgesetzt worden.


    Ein Hohlbein-Kenner bin ich absolut nicht. "Der Magier" habe ich neulich beendet, war damit an einem Nachmittag durch. Es war schon gut, aber "Hagen von Tronje" fand ich besser.


    Vor Jahren habe ich mal mit "Azrael" angefangen, aber nachdem man schon nach der Hälfte des Buches erfährt, was dieses Azrael eigentlich ist, ergab sich nichts Neues mehr und ich habe es lange vorm Ende entnervt weggelegt.


    Gruß


    Hundefreund

  • Damit hast du das Beste verpaßt. Überleg mal was Azrael bedeutet. Denn die Droge war nur die eine Hälfte der Wahrheit, die andere Hälfte ist erst das Spannende und damit die Grundlage für den zweiten Teil der Story.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Demosthenes


    Na, das ist ja interessant! Ich dachte, der Name Azrael sei bei Hohlbein nur auf die Erklärung im ersten Teil bezogen und das wars. Man sollte halt doch nicht so schnell die Geduld verlieren, wenn's mal zwischendurch langweilig erscheint :) Irgendwann kann ich es ja nochmals nachholen, das Buch zu Ende zu lesen.


    Gruß


    Hundefreund

  • Hagen von Tronje ist eines meiner liebsten Hohlbein-Bücher




    das gibt´s übrigens auch zusammen mit "Das Siegel" im Doppelpack





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    Grüße
    GastRedner

  • ich habe vor einigen jahren einmal einen hohlbein in der hand gehabt, buchrückseite/cover gelesen - und mir war es nicht sympathisch. kA mehr, warum, zuviel fantasy, zu gruselig?
    deshalb habe ich, (nibelungen)sagen-fan, nur sehr zögerlich auf die empfehlung reagiert, es einmal mit diesem buch von ihm zu versuchen.
    es gefiel mir jedoch wider erwarten gut. gerade die oben schon erwähnte sicht hagens machte es reizvoll.
    ich möchte in diesem zusammenhang das buch von joachim fernau
    "disteln für hagen" (angelehnt an fernaus ersten grossen erfolg "rosen für apoll", in dem er sich - wie ich finde - kurzweilig mit der griechischen geschichte auseinandersetzt) empfehlen. auch da ist hagen kein "bösewicht".

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

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