Veröffentlichung - muss das sein?

  • Aber wenn ich deine Verse lese, lieber dschun, müsste ich zumindest formal schnell wieder auf den Anfängerautorenbereich verweisen. Oder handelt es sich um ein ausnahmsweise missglücktes Poem? :gruebel :grin


    Was mich angeht: Ich war schon immer ein sprachlicher Exhibitionist und versuche, meine Texte möglichst vielen Hörern oder Lesern zugänglich zu machen und bitteschön viel Applaus dafür zu bekommen, was bedeutet, dass ich natürlich doch wieder für mich schreibe. Andererseits habe ich noch nichts professionell veröffentlicht. Von Musen lasse ich mich trotzdem auch in Zukunft gern küssen ... ;-)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von hanako
    Wenn ich dran denke, dass zB für Dissertationen eine VERÖFFENTLICHUNGSPFLICHT gilt, damit sie anerkannt werden, könnte ich mich über die anfangs gestellte Frage kugeln!!!! :rofl


    Nun, die ursprüngliche Frage drehte sich wohl mehr um Veröffentlichungen im Prosa- bzw. Lyrikbereich, wenn ich das richtig gedeutet habe. Und dazu zählen Dissertationen im Allgemeinen wohl eher weniger, zumindest hoffe ich das. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Hallo zusammen!
    Jetzt will ich mal die eigentliche Frage beantworten:


    Ob jemand veröffentlichen möchte oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch auch, wenn er will, heißt es noch lange nicht, das es klappt!
    Außerdem hängt es auch davon ab, was man schreibt. Tagebuch, Gedichte etc. würde ich natürlich nie der Öffentlickeit zugänglich machen. Selbst meinen ersten Roman habe ich ohne Absicht ihn je zu veröffentlichen, geschrieben. Als er fertig war, wollte ich dann doch irgendwann wissen, was Andere davon halten und so kam dann eins zum anderen und letztendlich wurde er gedruckt. Es ist schon unglaublich, wenn man sich klar darüber wird, wie viele Menschen Interesse an dem Geschriebenen anderen Menschen haben. Würden die Autoren/innen ihre Bücher, Kurzgeschichten etc. für sich behalten, dann wäre diese Welt um einiges ärmer.
    Das man sich veröffentlicht sehen möchte, hat vielleicht auch damit zu tun, dass man meist allein im Kämmerlein sitzt und ohne direktes Feedback von Kollegen seine Arbeit tätigt.
    Jetzt, wo ich 'Blut geleckt' habe und das Gefühl kenne, bin ich ehrlich und würde in dem Moment aufhören Bücher zu schreiben, wenn klar wäre, dass sie nicht mehr veröffentlicht werden würden.
    Da ich historische Romane schreibe, steckt einfach zu viel Arbeit in den Büchern. Allein die Recherche ist so zeit.- und arbeitsintensiv, dass ich mir nicht mehr vorstellen könnte, so etwas nur für mich zu betreiben und die beschriebenen Blätter in die Schublade zu legen.
    Aber, das ist meine Einstellung.
    Liebe Grüße
    Deana

    Der Pestreiter 2014
    Der Hexenschwur 2013
    Das Pestzeichen 2012
    Der Schwur der Sünderin 2011
    Der Hexenturm 2010
    Die Gabe der Jungfrau 2010
    Das Hexenmal 2008
    Fliegen wie ein Vogel 2006
    Der Duft der Erinnerung 2006

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  • Hallo Schriftschaffende!


    Ich wage mich hier nur mal eben kurz rein, um zu fragen, ab wann ist ein Schriftsteller ein Schriftsteller? Ich nenne mich nämlich Schriftstellerin mit bisher lebenslanger Schreibblockade. Das muss ich relativieren, im Kopf schreibe ich ständig, ab und zu kriege ich auch etwas aufs Papier und zweimal bin ich mit eigenen Texten an der Schweizer Erzählnacht aufgetreten. Aber beide Male fand ich mich dermassen blamabel ! Die Zuhörer, auch elitärere, lobten mich dann persönlich und fragten nach Veröffentlichungen von mir. Das macht mich im Moment glücklich und motiviert, bloss um mich dann sogleich in noch viel tiefere Verzweiflung zu stürzen. Was meint ihr dazu?
    Vielen Dank!

  • Ich hab momentan gar kein Interesse mehr etwas zu veröffentlichen. Oder gar zu schreiben....
    Das mit dem letzten Verlag war ja ein reinfall. Ein Buch mit einer Geschichte von mir hab ich ja. Aber dabei wird es wohl auch bleiben. Ich bekomm es ja eh nicht auf die Reihe.
    Vielleicht werd ich in ein paar Jahren wieder Lust zum schreiben bekommen. Aber erstmal nicht....


    Irgendwie ist es aber auch schrecklich wenn man sich das gerade so eingesteht :gruebel

  • "Nur ein Dichter allein weiß, welche Reize er seinem Gegenstand zu geben fähig ist. Man soll daher nie jemanden fragen, wenn man etwas schreiben will."
    Goethe, 1827


    Ergo: Man halte sich von Menschen fern, deren Verbitterung über ihre kreative Erfolglosigkeit schon bei den Ohren herausquillt. Sie meinen bestimmen zu können, was gut und was schlecht ist. Am besten, man sehe sich an, was diese Quängler erreicht haben, um ihnen den Rücken kehren zu können.


    Mit anderen Worten: wer ein Buch geschrieben hat und es veröffentlichen will, soll es auch tun - egal, was die Leute sagen. Freilich, er hat die Pflicht, die allergrößte Sorgfalt an den Tag zu legen.


    Ich habe das Prozedere der (halbwegs erschwinglichen) Veröffentlichung im Eigenverlag auf amüsante Weise festgehalten - hier geht's zum Comic und zum Blog:


    www.dschunibert.wordpress.com

    If You Meet the Buddha on the Road, Kill Him! by Sheldon Kopp
    "Killing the buddha on the road means destroying the hope that anything outside of ourselves can be our master."

  • Zitat

    Original von lesefieber
    Ich wage mich hier nur mal eben kurz rein, um zu fragen, ab wann ist ein Schriftsteller ein Schriftsteller? Ich nenne mich nämlich Schriftstellerin mit bisher lebenslanger Schreibblockade. Das muss ich relativieren, im Kopf schreibe ich ständig, ab und zu kriege ich auch etwas aufs Papier ...


    Schriftsteller ist ja kein geschützter Begriff, also darf sich jeder so nennen. NUR, nenne ich mich Fliesenleger, nur weil ich es schaffe mein Bad zu fließen? Nenne ich mich Sänger, weil ich unter der Dusche zwei Töne hintereinander treffe? Wohl nicht.


    Und nochmal zum Thema Eigenverlag, BoD, etc. etc.:
    Abgesehen von den wenigen Ausnahmen, die es in diesem Bereich gibt, sehe ich das kritisch. Es hat etwas von ins Bordell gehen und sich dabei vorzumachen, dass die gekaufte Frau einen bestimmt wirklich gern hat. Sich eine Veröffentlichung im wahrsten Sinne des Wortes zu erkaufen, macht vielleicht das eigene Ego zum Schriftsteller, Liebe ist das aber genausowenig wie das, was die Nutte einem für Geld bietet.


    Gruss,


    Doc

  • Sieh mal einer an. Der blitzende Frosch macht sich die Mühe, den Comic zu lesen. Ist ja nicht selbstverständlich, wie ich bemerken muss. Merci beaucoup.


    Eigenverlag würd ich jedem Kleinverlag oder BoD vorziehen! Warum? Weil du dir als Autor den Hintern aufreißt, um dein Buch an den Mann oder Frau zu kriegen und am Ende bekommst du dafür gerade mal 10 % von jedem verkauften Buch (und wie es aussieht, dieses Buch, kannst du nicht bestimmen).


    Besser: selber machen - Lektorat und Grafik zukaufen (Netzwerken!) - sich umhören, wo man eine Kleinauflage günstig und qualitativ hochwertig drucken lassen kann (Digitaldruck) - und schon kann es losgehen. Ist in Wahrheit keine Hexerei, wenn man weiß, dass es so einfach geht. Anfangs dachte ich auch, an einem Verlag kommt man nicht vorbei.


    Auch Verlage kochen nur mit Wasser.

    If You Meet the Buddha on the Road, Kill Him! by Sheldon Kopp
    "Killing the buddha on the road means destroying the hope that anything outside of ourselves can be our master."

  • flashfrog
    Es ist sicherlich eine überlegenswerte Alternative; für Menschen, die sich eben nicht der Vorauswahl durch den Literaturbetrieb der Lektoren und Verlage stellen wollen - aus welchen Gründen auch immer. Ohne jetzt an dieser Stelle schon wieder eine Diskussion über BoD lostreten zu wollen, kann man doch den Lektoren und Verlagsleuten auch bei so manchem Missgriff nicht grundsätzlich den Fachverstand absprechen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und durch BoD haben nun mal alle mit entsprechend finanziellem Einsatz die Möglichkeit sich wie der Weizen zu fühlen. Das ist alles.


    Aber um Deine Frage in dieser Hinsicht zu beantworten: Es geht beim Schreiben vorallem um die Leser. Wenn ein BoD-Schreiber seine Leser findet (und sei es nur im eigenen Dunstkreis) ist das doch völlig in Ordnung. Nur zeigt eben die Erfahrung, dass in vielen solchen Fällen leider nur die literarische Qualität eines YPS-Heftes erreicht wird. Aber auch das hat mir irgendwann ja mal gefallen.


    Gruss,


    Doc

  • [quote]Original von Doc Hollywood
    NUR, nenne ich mich Fliesenleger, nur weil ich es schaffe mein Bad zu fließen?


    Wenn wir den Schriftsteller als Berufsbezeichnung hernehmen - also jemand, der mit dem Schreiben von Büchern seinen Lebensunterhalt bestreitet - so befürchte ich, dass viele diesen "Titel" gar nicht erst bekommen würden - obwohl sie in angesehenen kleinen und mittelständischen Verlagen publizieren.


    Vor ein paar Tagen hab ich mit einem Schriftsteller (?) getroffen, der mehrere Bücher veröffentlicht hat - darunter auch bei Reclam in Leipzig (gibt's glaub ich nicht mehr) und Luftschacht in Wien. Nein, nur vom Schreiben kann er nicht leben!


    Wann nennst du, Monsieur Doc Hollywood, also jemanden "Schriftsteller" oder "Fliesenleger"? Das tät mich jetzt interessieren, mit Verlaub.

    If You Meet the Buddha on the Road, Kill Him! by Sheldon Kopp
    "Killing the buddha on the road means destroying the hope that anything outside of ourselves can be our master."

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Ich nenne einen Schriftsteller, dann einen Schriftsteller, wenn sein Buch bei einem Publikumsverlag veröffentlicht wird und der Schriftsteller Geld dafür bekommt - und nicht umgekehrt. Umgekehrt würde ich den "Schriftsteller" nämlich Freier nennen.


    Wenn ich mein eigener Verleger bin (kein BoD, kein Zuschuss-Verlag, ...), dann investiere ich in den Autor (=ich) und erhalte Geld für jedes verkaufte Buch als Verleger und Autor. Ist bei einem "Publikumsverlage" nicht anders.


    In Wirklichkeit geht es doch nur um eines: das Schlechte vom Guten zu trennen. Am einfachsten ist dies, wenn Verlag und Medien die Filterung für uns übernehmen. Ich geb's zu, ich will auch keinen eigenverlegenden Schrott lesen müssen. Aber es gibt auch genügend publikumsverlegenden Schrott. Also?

    If You Meet the Buddha on the Road, Kill Him! by Sheldon Kopp
    "Killing the buddha on the road means destroying the hope that anything outside of ourselves can be our master."

  • Naja, nun muss ich doch auch mal den Senf dazu drücken:
    Verlage haben nicht nur auf der "Eingangsseite" die Funktion eines Filters und Dienstleistungen wie Lektorat, Satz, Korrektur und Herstellungsüberwachung sondern beim "Output" ganz besonders den Job eines professionellen Vertriebs, des Marketings und der Werbung. Wer nicht nur rund um den Dorfweiher gelesen werden will, kommt um diese aufwändige Infrastruktur nicht herum - höchstens man gewinnt am Mittwoch die 21 Melonen Euro im Lotto und baut das alles im Alleingang. Wer weiß was solche Strukturen kosten, kann auch abschätzen, warum vom Verkaufspreis - nach Abzug der Herstellungskosten und den Aufwendungen für Havanna-Zigarren, -Rum und den neuen Maybach für den Geschäftsführer - nicht sehr viel für den Autor übrig bleibt.
    Columbo, der mit diesem Plädoyer für die Verlagswelt jetzt ungeduldig auf das Jobangebot aus dem Hause Suhrkamp wartet ....


    --- ja, ich weiß, das steht an anderer Stelle schon tausendmal ----


    edit: Ich habe zwei Suuuper-Gedanken zu diesem Thema wieder gelöscht, uuups, sorry, das war jetzt ja das Thema eines anderen Threads ...

    RomeoyJulietaMilleFleursundeinGlasBunnahabhainwasbrauchtesmehr?

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  • Zitat

    Original von dschun
    Wenn ich mein eigener Verleger bin (kein BoD, kein Zuschuss-Verlag, ...), dann investiere ich in den Autor (=ich) und erhalte Geld für jedes verkaufte Buch als Verleger und Autor.


    Man kann sich alles schönreden. :-)
    Wenn ich mein eigener Arbeitgeber bin und mich selbst als Fliesenleger beschäftige, dann kann ich natürlich jede Menge Geld für einen Handwerker sparen. Die Fliesen muss ich aber trotzdem im Baumarkt vom eigenen Geld kaufen.


    Zitat


    Ist bei einem "Publikumsverlage" nicht anders.


    Falsch.
    Weil der Publikumsverlag eben nicht mit mir als Autor identisch ist und ich in Folge dessen kein EIGENES Geld zu investieren habe, um anschließend meine Ausgaben schönrechnen zu müssen.


    Zitat


    Aber es gibt auch genügend publikumsverlegenden Schrott. Also?


    Korrekt.
    Aber, dieser Schrott erfüllt in der Regel ein Mindestmaß an professioneller Bearbeitung, was man leider von den wenigsten Eigenverlag-, BoD-, DKZ-, irgendwas-Erzeugnissen mit reinem Gewissen behaupten kann.


    Willkommen in der Wirklichkeit, dschun.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von dschun
    Reclam in Leipzig (gibt's glaub ich nicht mehr)


    Ja und Nein. Imprint Reclam Leipzig wird - aller Wahrscheinlichkeit nach - weitergeführt, der eigentliche Verlag "Reclam Leipzig" selbst wird allerdings seit Frühjahr 2006 nun komplett im beschaulichen Ditzingen betrieben.

  • Natürlich gibt es BoD-Bücher, die ihre Leser finden und das sogar zahlreich; wer bei amazon mal nach BoD filtert und sich die Ränge anguckt, da sind einige bei, die hübsch laufen (allerdings fast nur Sachbücher und irgendwelche Sexgeschichten). Sind aber Ausnahmen.


    Und bei den Kleinverlagen gibt es auch riesige Unterschiede. Klar gibt es da welche, wo der Verdienst - aufgrund einer geringen Auflage, bzw. geringem Verkauf, da es dem Verlag an den Mitteln für Werbung fehlt - gerade mal für einmal schön Pizza essen gehen reicht.
    Oder das Lektorat nicht vorhanden oder eine Katastrophe ist, man eine kreative Rechtschreibung pflegt und beim Layout innerhalb des Buches auf Abwechslung setzt.
    Es gibt aber auch welche, die sich Mühe geben, ein sehr feines Lektorat haben, die Bücher ordentlich aussehen und der Autor ein bißchen was verdienen kann.
    Und die kann man auch leicht herausfinden, indem man sich vorher die Bücher des Verlages anschaut, dem man was anbieten möchte.


    Auch darf man nicht vergessen, dass gerade die Kleinverlage oft die Nischen bedienen.
    Man kommt leichter hinein als bei den großen und kann auch einen Text unterbringen, der, weil er vielleicht nur eine kleine Zielgruppe anspricht, für große Verlage nicht infrage kommt.

  • Hallo !


    Melde mich hier also noch einmal kurz. Es ist ja ein interessantes Gespräch entflammt. Ich sage herzlich Dankeschön an Dschun, ich habe das Comic ausgedruckt und Freude daran. Mein persönliches Fazit : Ein Schriftsteller schreibt weil er einfach will und muss. Ein Schriftsteller schreibt, um anderen Menschen etwas geben zu können (und sei es sich selbst ganz allein- Astrid Lindgren...) Ich finde es erstrebenswert, egal wie bekannt man ist, bescheiden zu sein und niemals voreilig oder arrogant zu urteilen über die Andern.


    Alles Liebe


    lesefieber

  • Ich stimme Columbo zu ... ohne die Vertriebsmaschinerie eines Verlags wird's echt schwierig, ein Buch in den Markt zu bringen. Jenseits des Dorfweihers. Und wenn man noch so rödelt als Eigenverleger - man kann von Glück sagen, wenn man bei dem Spaß am Schluss nicht draufzahlt. Ich kenne Leute, die es in Eigenregie versucht haben. Ein teures, aufwändiges Hobby.


    Und die Lesesrättin hat auch Recht: Bei Kleinverlagen kann man auch mal ein Nischenprodukt unterbringen, das sich für die Großen, die auf den Massenmarkt zielen, nicht rechnet.


    Ob Veröffentlichung sein muss oder nicht? Klare Sache: Keine Veröffentlichung - keine Kohle.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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