Am 6.11.07 war bei Lehmann's in Hannover eine Lesung mit Xinran, begleitet von Margarete von Schwarzkopf. Da ich ihr Buch "Himmelsbegräbnis" verschlungen hatte, war ich gespannt auf ihr neues Buch, das an diesem Abend vorgestellt werden sollte. (Übrigens soll das Buch "Himmelsbegräbnis" verfilmt werden.)
Zusätzlich trat noch Julia Jäger auf, die als Schauspielerin bekannt ist, und Passagen aus Xinrans Buch lesen sollte, da die Autorin gebürtige Chinesin ist und hauptsächlich Englisch spricht. Margarete von Schwarzkopf, Journalistin, die seit 1984 beim NDr arbeitet und zahlreiche Literaturveranstakltungen moderiert, fungierte hierbei als Moderatorin und Übersetzerin.
Ich war begeistert von Xinran. Wie sie auftrat, sehr bescheiden und höflich, wie sie sich bei den Zuschauern für das Kommen und für das Lesen ihrer Bücher bedankte, war klasse, aber als sie dann anfing zu erzählen, war ich völlig hin und weg.
Hier mal ihre Biografie und hier noch ein Artikel über sie.
Xinran erzählte vom Alltag in China, der für uns völlig unvorstellbar ist. So z.B., dass die Menschen auf dem Land sehr arm sind, dass es bis vor kurzem (ich glaube bis 1987) ein Reiseverbot innerhalb Chinas gab, so dass die Menschen ihr Land überhaupt nicht kennen. Dann von der Homosexualität, von der Ein-Kind-Politik, von Umständen, die uns absolut fremd sind, wie z.B. dass Gefühle nicht öffentlich gezeigt werden, nicht mal innerhalb der Familie. Da merkte ich erst, wie wenig ich über die andere Seite der Welt weiß.
Xinran erzählte auch über sich, wie sie zum Schreiben kam, wie sie als Reporterin und Radiomoderatorin gearbeitet hat, und dass sie sich selbst wie ein Essstäbchen gefühlt hat, als sie nach London kam. Ihre Bücher werden in China nicht verkauft, das erste Buch "Verborgene Stimmen" wurde nach 2 Monaten verboten. Sie selbst ist einige Jahre in einem Heim aufgewachsen, weil ihre Eltern als "reaktionär" galten und im Gefängnis waren.
Zum Buch:
Das Buch, im Original "Chopstick girls" (ein sehr passender Titel) erzählt die Geschichte von drei chinesischen Schwestern, die nicht mal Namen haben, sondern nur Nummern, weil sie in China nichts wert sind. Ein Mädchen ist wie ein Essstäbchen, es zerbricht leicht, es ist ein Arbeitsgerät, was irgendwann ausrangiert wird, während ein Junge ein "Dachbalken" ist, der die Familie trägt und als Versorger gilt.
Tochter "Drei" soll den Mann ihrer Schwester "Zwei" heiraten, doch bevor sie dazu gezwungen werden kann, flüchtet sie mit Hilfe ihres Onkels in die Stadt und versucht dort, durch Arbeit zu Ansehen zu kommen. Und das gelingt ihr schneller als gedacht, so dass sie ein Jahr später zwei weitere Schwestern mit nach Nanjing nehmen darf.
Es war für mich ein beeindruckender Abend mit einer beeindruckenden Frau. Das Buch "Die namenlosen Töchter" liegt ganz oben auf dem SUB.