• Hier ein kleines Gedicht von mir. Würde mich sehr interessieren, wie ihr es findet.



    Träume



    Die Nacht bricht an
    und trägt mich
    auf ihren Schwingen,
    durch eine goldene Tür.


    Der Schmerz weicht
    grünen Wiesen
    und kalte Stahlschienen
    einem frischen Feld.


    Und ich greife
    nach den letzen
    Geheimnissen.


    Doch nicht lange
    und die Wunder
    entschwinden wieder
    durch die Tür
    der Träume.


    Sie wird verschlossen,
    wenn der Tag anbricht
    und zurück bleibt nur
    eine verschleierte
    Erinnerung.



    Everything under the sun is in tune
    but the sun is eclipsed by the moon.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Pooly ()

  • Der Text gefällt mir richtig gut. Er strahlt Ruhe aus. Die Sprache fließt ruhig und stimmig. Es ist ein Eintauchen und ein Auftauchen - wie eine Atembewegung.
    Durchbrochen wird das nur durch die kalten Stahlschienen. Diese Unterbrechung holt den Text aus dem Dämmern und Hinwegträumen. Völlig kontradiktorisch - mitten im weichen Traum die Härte. Das baut eine sehr gute Spannung auf.
    Die Deutung der Schienen ist recht offen. Ich habe Angst, wenn ich an Gleise denke, oder die Schienen eines kalten sterilen Schubfaches ...


    Das schöne ist, aus dem Traum wieder zu erwachen. Es bleibt ein nebulöses Erinnern. Ein neuer Tag bricht an und steht voller Hoffnung und dem Bewußtsein um die Endlichkeit des Lebens.


    Mich spricht der Text an.
    Ich freue mich auf weitere Texte von Dir.
    Grüße
    Licht



  • Mich beeindruckt die geistige Tiefe dieses Beitrages. :grin



    Mir hat das Gedicht gefallen - ganz einfach so. Ein Text der mich anspricht, der Gefühle ausdrückt und dabei ehrlich zu sein scheint. Als reiner "Gedichteinterpretationslaie" fühlte ich mich beim Lesen dieses Gedichtes wohl.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke, flashfrog, für deine ehrliche Antwort.
    Das du über dieses Thema schon oft Gedichte gelesen hast, kann ich mir denken. Träume sind einfach gut, um darüber zu schreiben.
    Aber du wirst wohl kein finden, über das noch nie jemand geschrieben hat ;-)



    Voltaire
    Danke, für dein nettes Lob.
    Freut mich :-)



    Lieben Gruß
    Marie

  • Das Gedicht ist mir zu überfrachtet mit Bildern, die "hasch mich, ich bin nicht trivial, nein nein" schreien, dass für mich die Aussage hinter der Form derart weit zurücktritt, dass das Ganze leider entleert wirkt. Hier wird stark mit Brüchen (goldene Tür in der Nacht, Stahlschienen auf den grünen Wiesen) gearbeitet, die zu sehr auf Effekt zielen, dass mir nicht ganz klar wird, welche Aussage sie eigentlich genau hervorheben wollen. An anderer Stelle ist mir die Sprache zu blumig und doch bekannt dabei (Schwingen in der Nacht, Tür der Träume), so dass auch die Form nicht hält, was sie versprechen möchte. Deswegen kann ich leider wenig mit deinem Gedicht anfangen.
    Allerdings möcht ich meinen, dass du auf jeden Fall Talent erkennen lässt. Und es wäre gut, wenn du dich nicht von Kommentaren wie meinem entmutigen lässt, sondern vielleicht anderweitig was damit anfangen kannst.

  • Hallo Waldlaeufer


    ich lasse mich von deiner Kritik keineswegs entmutigen. :-) Ich freue mich immer über eine ehrliche Meinung, die ich bekomme.


    Zitat

    Das Gedicht ist mir zu überfrachtet mit Bildern, die "hasch mich, ich bin nicht trivial, nein nein" schreien, dass für mich die Aussage hinter der Form derart weit zurücktritt, dass das Ganze leider entleert wirkt.


    Ich verwende doch keine Metaphern, weil ich möglichst professionell wirken will. Ich verwende diese Bilder, um zu verdeutlichen, wie bildhaft Träume sein können.
    Außerdem finde ich, dass Lyrik nicht zum analytisch lesen da ist, sondern um sie mit allen Sinnen zu empfinden. Und das können doch Bilder besser vermitteln, als schlichte Beschreibungen ... finde ich zumindest.



    Zitat

    Hier wird stark mit Brüchen (goldene Tür in der Nacht, Stahlschienen auf den grünen Wiesen) gearbeitet, die zu sehr auf Effekt zielen, dass mir nicht ganz klar wird, welche Aussage sie eigentlich genau hervorheben wollen.


    Ich ziele sicherlich nur auf Effekt dabei. Es soll eine einfache Beschreibung sein, dass in den Träumen (zumindest in den schönen) vieles schöner ist, als in der Realität ... anstelle von Bahngleisen zum Beispiel einer grüne Wiese usw. Es sollte die Realität und die Träume gegenüberstellen, nicht mehr.
    Ist das wirklich so schwer zu verstehen? ?(

  • Zitat

    Original von Pooly
    Außerdem finde ich, dass Lyrik nicht zum analytisch lesen da ist, sondern um sie mit allen Sinnen zu empfinden. Und das können doch Bilder besser vermitteln, als schlichte Beschreibungen ... finde ich zumindest.


    Ich ziele sicherlich nur auf Effekt dabei. Es soll eine einfache Beschreibung sein, dass in den Träumen (zumindest in den schönen) vieles schöner ist, als in der Realität.
    Ist das wirklich so schwer zu verstehen? ?(


    Nun ja, schlichte Beschreibungen können manchal gerade aufgrund ihrer Schlichtheit mehr vermitteln. Erich Fried, sicherlich auch Geschmacksfrage, war sehr sparsam mit seinen Worten, allerdings mit größerer Wirkung.
    Die Sinne ansprechen, ja - dies wird bei mir meist über den Rhythmus erreicht. Der holpert für mich noch etwas bei dir. Manche Gedichte kann man in der Tat nicht "einfach" analytisch lesen, aber dennoch ist Lyrik nicht irgendetwas frei schwebend waberndes, sondern braucht gerade Sinn und Verstand. Bilder sprechen mich an, wenn sie stimmig sind und wenn sie meinen Verstand ansprechen. Gedichte sind ja nicht unvernünftig, sie haben ihalt nur hre eigenen Gesetze. Ich muss ein Gedicht auch nicht zwangsläufig missversehen, nur weil es mir nicht zusagt. Und wie man sieht, spricht es ja nun nicht jeden gleich an. :-)

  • Zitat

    Ich muss ein Gedicht auch nicht zwangsläufig missversehen, nur weil es mir nicht zusagt.


    Stimmt, da hast du recht. :-)


    Ich möchte jetzt auch nicht so dastehen, wie ein schlechter Verlierer, der sauer ist, wenn sein Werk nicht gemocht wird. Ich freue mich immer wieder, eine ehrliche Meinung zu hören. Das ist besser, als ständig Honig ums Maul geschmiert zu bekommen.
    Ich denke in dem Punkt mit den Bildern haben wir einfach unterschiedliche Geschmäcker ... meine Gedichte sind alle so ... ich finde das sehr schön (das soll kein Eigenlob sein, ich finde es generell schön). So ist mein Stil einfach


    :-)