Bücher von Ludwig Ganghofer

  • Meine Oma hat mir heute eine Frage gestellt, die ich beim besten Willen nicht komplett beantworten konnte. Daher hoffe ich mal, dass die ein oder andere Eule mir weiterhelfen kann.


    Meine Oma wollte wissen, welche Bücher es von Ludwig Ganghofer gibt und ob man diese in einer bestimmten Reihenfolge lesen muss.



    Bisher haben wir folgende Titel :


    [list=1]
    [*]Hohe Schein
    [*]Schloss Hubertus
    [*]Der Jäger vom Fall
    [*]Das große Jagen
    [*]Der Dorfapostel
    [*]Hochlandzauber
    [*]Edelweißkönig
    [/list=1]

  • So, so, da gibt es noch jemand, der sich für Ludiwg Ganghofer interessiert.


    So weit ich weiß, hat er keine "Serien" geschrieben. Jeder Roman ist für sich eigenständig und baut auf keinem vorherigem auf.


    Hier zwei links zu Werkauflistungen, die aber nicht unbedingt vollständig sein müssen:


    Werke Ganghofer 1


    bei wikipedia


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • *Ganz verschämt hereinschleich *


    Auch von mir Danke für den Link. Ich habe die Weltbild-Ausgabe von Ganghofer, aber es fehlen mir ein paar Bände (weil die vergriffen waren). So kann ich nachsehen, welche das sind.


    Aber den "Hohen Schein" sollte ich wieder mal lesen. Das Buch war richtig gut. :rolleyes

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Aber den "Hohen Schein" sollte ich wieder mal lesen. Das Buch war richtig gut. :rolleyes


    Ist das jetzt Dein Ernst....oder ist es eher der Sepp mit der Kappe vom Ernst??? (schweizerische geflügelte Worte :lache)


    Ich habe ja noch nie etwas von Ganghofer gelesen....obwohl ich einen Heimatroman jeglichen Horror-, Sience Fiction- , und Dergleichen-Romane vorziehen würde.


    Was ich halt so über Ganghofer-Romane gehört habe....dass sie vor allem "heile Welt" beschreiben und voller Klischees seien.


    Was nun fandest Du denn gut an diesen Romanen, SiCollier? Fandest Du die Geschichten gut, oder den Schreibstil, oder beides zusammen? Oder vielleicht etwas ganz anderes?


    Eine ernsthaft interessierte Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • @ Joan


    Das ist mein voller Ernst, wirklich. Ich habe es vor einigen Jahren gelesen, so daß ich Details nicht mehr im Kopf habe. Ich erinnere mich, daß (so habe ich es jedenfalls empfunden) das Buch eine heitere Ruhe und Gelassenheit, auch in den tragischen Teilen, ausstrahlt. Als ich es fertig hatte, war spürte ich irgendwo tief drinnen eine Ruhe und einen Frieden, dessen Licht noch heute, ein paar Jahre später, nachstrahlt.


    Wenn ich es recht erinnere, hat er in diesem Buch autobiographische Elemente bzw. solche aus dem Leben seiner Mutter verarbeitet.


    Mir hat die Geschichte gefallen, sein Schreibstil ohnehin (sonst hätte ich nicht über vierhundert Seiten in kleiner Schrift durchgehalten), und wenn er "heile Welt" beschreibt, so ist es eigentlich recht das, was ich meistens in Büchern suche. Denn die "unheile Welt" habe ich jeden Tag um mich herum. Zur Genüge. Und mehr als das.


    Ich trau' mich kaum zuzugeben, daß ich damals auch gleich noch "Das Schweigen im Walde" gelesen habe.
    Breit fiel die Maisonne durch das schräge Mansardenfenster, und manchmal huschte etwas wie ein dunkler Falter durch diese Helle - der Schatten einer heimgekehrten Schwalbe, die draußen in der Sonne das stille Dach umflog.
    Manchmal muß man einfach "heimkehren", um zur Ruhe zu kommen.



    * schlurft zum Bücherregal, zieht ein, zwei Ganghofer-Bände heraus, legt die oben auf den SUB und zückt den Leserundenkalender, um eine Lücke dafür zu finden *

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ganghofer ist ein wenig problematisch, heutzutage, weil er politisch dem rechtskonservativen, deutschnationalen Lager zuzurechnen ist.
    Ich verweise mal auf die Lebensdaten: 1855 - 1920.
    Seine Berichte als Kriegsberichterstatter im 1. Weltkrieg sind kein Ruhmesblatt.


    In seinen Romanen fließt seine Haltung eher indirekt ein. Sie sind eindeutig dem Unterhaltungsroman zuzurechnen, sie schildern eine ideale und eher heile Welt, die in Unordnung gerät und wiederhergesteltl werden muß.
    Stilistisch sind sie durchaus blumig, aber im Stil der Zeit - die Literatur muß man ja abziehen.


    Für LiebhaberInnen von Heimat - und historischen Romanen können sie sich durchaus als echte Schätze erweisen. Sie bieten alles für Herz und gemüt, was man zum Schlunzen auf der Couch braucht. :grin
    Habe ich die Wahl, greife ich sicher eher zu Ganghofer als zu heutigen Produkten, die das Etikett 'Bergroman' tragen. 1890 kommt Alpendialekt, Hochwohlgeborn/Hochwürden und Pfüat di einfach authentischer als im Jahr 2000.


    Die Gegend, in der die Geschichten spielen, ist meist die gleiche, Berchtesgadener Land, die Zeit ist aber ganz unterschiedlich. Es gibt mindestens einen Mittelalter-Roman - Die Martinsklause - und auch einen aus der Zeit des 30jährigen Kriegs, Der Mann im Salz, andere sind, von Ganghofer aus gesehen, zeitgenössisch.


    Es gibt Konflikte und es gibt ausgleichende Gerechtigkeit, die Welt ist letztlich gut und Gott gerecht.
    Nein, sie kriegen sich nicht immer, ein wenig Tragik ist auch dabei.


    Interessanterweise ist Ganghofers Standpunkt eher preußisch-evangelisch als katholisch.
    Was man auch nicht findet, sind aufdringlich rassistisch-völkische Elemente, wie sie in der Unterahltungsliteratur der Zeit endemisch sind.
    Es eben nur nicht liberal, nicht demokratisch, nicht fortschrittlich, sondern deutsch-patriotisch, paternalistisch, konservativ.


    Es ist sehr lange her, daß ich Martinsklause, Mann im Salz und wenn ich mich recht entsinne, auch Jäger vom Fall oder war's Das Schweigen im Walde :gruebel gelesen habe, aber ich kann mich gut an das Gefühl der emotionalen Befriedigung erinnern.
    Im Regal stehen habe ich Ganghofer aber nicht mehr.


    Wer sich die Texte mal anschauen möchte, kann auf [URL=http://gutenberg.spiegel.de/?id=19&autor=Ganghofer,%20%20Ludwig&autor_vorname=%20Ludwig&autor_nachname=Ganghofer]Projekt Gutenberg[/URL] anlesen, Die meisten Romane sind im Volltext online.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • SiCollier
    Diese Stimmungen während und nach dem Lesen eines Buches, die Du so herrlich beschreibst, das ist eigentlich auch das, was ich in Gesellschaft von Büchern suche.....
    ....ich muss mich einfach wohlfühlen können mit einem Buch. Dazu gehört, dass der Autor es versteht, mir seine Geschichten oder auch Naturbeschreibungen so beeindruckend zu vermitteln, dass Bilder in mir aufsteigen und ich mich so mitten im Geschehen wähne. Kurzum: das Buch muss einfach Charisma haben.



    Magali....Achtung OT :rolleyes
    Irgendwo in einem meiner biografischen Bücher habe ich mal was über Karl Heinrich Waggerls braune Haltung gelesen, die er während der Nazizeit eingenommen hat....Ich habe jetzt lange nach diesen Aussagen gesucht.....sie aber nicht mehr gefunden.


    Ob Du davon auch etwas weisst? Ich habe ja seine Weihnachtsgeschichten früher sehr geliebt, jetzt weiss ich gar nicht, ob ich sie weiterhin mögen soll oder nicht? :grin

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
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  • Joan


    jeder Lexikonartikel klärt umgehend darüber auf, daß Waggerl ab 1938 (!) NSDAP-Mitglied war. Und sich auch bis 1945 nicht unbedingt rühmlich verhalten hat.
    Wenn ich auch nicht weiß, wie er sich im Einzelnen als NS-Gau-Schrifstellerleiter oder wie man damals hieß, verhalten hat. Josef Weinheber ist ja auch so ein Fall.


    Waggerls Bücher und Erzählungen? Ich hab's nicht so mit Geschichten aus dem Bauernleben, will sagen, von ihm habe ich noch keine gelesen.
    Vor '45 ist die Gefahr von 'Blut und Boden'-Einschlag ohnehin groß, da muß höchst sorgfältig auswählen.
    Ihm wird eher der Vorwurf des Idylischen gemacht, nun ja. Konservativ. Kann jederzeit ins Völkische umschlagen, gerade in Österreich, gerade bei überzeugten Katholiken.
    Es gibt zwei oder drei Texte, die als Literatur gelten, die will ich mir eines Tages auch mal anschauen.
    Mit Weihnachten kann ich leider ebensowenig anfangen wie mit Bauernromanen, als Tradition ist Waggerl da wohl wichtig. Keine Ahnung, nicht mein Thema.


    Seine braune Vergangenheit? Nu, was soll ich sagen? Ich halte Gertraud Fussenegger für eine beispielhaft gute Schriftstellerin und die verehrte Hitler als Heiligen. Öhm.
    :wow
    :uebel


    Trotzdem schreibt sie gut, wenn sie nicht grad braunen Hirnmatsch produziert.
    :-)


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus



  • Das kann ich nur unterschreiben. Fussenegger hat wunderbare Bücher geschrieben, wurde aber leider nachher fast nur noch auf ihre Haltung zu den Nazis reduziert, ein Schicksal, welches leider auch Knut Hamsun traf. Manchmal muss man die Dinge einfach trennen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • "Der Mann im Salz" ist von Ganghofer??? :yikes
    uaaahh, ich geb's zu, Ganghofer hat für mich auch dieses Etikett mit "Jäger-und-Bergsteiger-Kitsch" - also, bis grad eben, ehe ich den Fred hier durchgelesen habe jedenfalls... :wow
    Und den "Mann im Salz" kenne ich nur über die TV-Adaptation aus den 80ern mit Michael Roll in der Titelrolle - aber die war richtig klasse! *in Erinnerungen schwelg*


    *nic stellt sich mal eben in die Schäm-Ecke für Ignoranten und Vorurteils-Pfleger* :bonk :lache