'Die Kaufmannstochter' - Seiten 001 - 115

  • Nanu, muss ich Bertram doch etwas skeptischer gegenübertreten? Was für eine Aussage: Ist ein schlechter Ruf nicht besser als gar keiner. Hoffentlich spricht da nicht sein Vater. Nachdem Bertram im Kaufmannshaus Stetten untergekommen ist, erkennt man schon sehr schnell, dass er durch und durch ein Kaufmann ist. Ludovik erscheint mir eher wie ein aufgeplusteter Gockel.
    Die gegensätzlichen Charaktere von Gutta, Petronella und Angelika finde ich sehr interessant. Die arme Gutta lebt leider in der falschen Zeit.
    Bei Bertram erkennt man immer deutlicher seine Ziele: Macht, Ansehen und Reichtum. Sehr negativ laste ich ihm sein Verhalten Irmelin gegenüber an. Sie ist aufrichtig verliebt in ihn, er aber nutzt sie für seine Zwecke aus.
    Zum Schluß noch ein Wort zu Ludovic. Was für ein Weichling! Hält sich die Ohren zu und läuft vor der Verantwortung davon. Bis jetzt habe ich mir kein gutes Bild von Ludovic machen können. Ich befürchte, er ist auch noch falsch.
    ;-)

  • Bertram hat bei mir viel an Sympathie verloren. Finde ich schade, dass er Irmelie so ausnutzt. Hätte ich ihm nicht zugetraut. Warum lügt er ihr ins Gesicht ? Er hätte ihr ja nur sagen brauchen, dass er sie nicht liebt.


    Ludovic wird in meinen Augen immer erbärmlicher. Er kriegt nichts alleine auf die Reihe. Aber zum Glück hat er ja Bertram. Der ihm dann aus der Patsche hilft.


    Zitat

    Tanne :


    Die arme Gutta lebt leider in der falschen Zeit.


    Ja, irgendwie ist sie der Zeit voraus und in den Zwängen der damaligen Zeit gefangen. Sie tut mir wirklich leid.


    Bin gespannt wie es weitergeht. :-)

  • Mmh ich persönlich hätte dann lieber gar keinen Ruf als einen Schlechten.
    Ich weiß nicht was angenehm daran ist, wenn Menschen hinter dem Rücken Schlechtigkeiten erzählen.


    In der heutigen Medienlandschaft allerdings ist es wohl besser einen schlechten Ruf als gar keinen Ruf zu haben. Wenigstens man bleibt im Gespräch.

  • Liebe Ines,


    Tja schwierige Frage, weil ich keine Ahnung habe wie es in der Welt der Kaufleute aussah bzw. aussieht.


    Spontan hätte ich nun geantwortet, das Bertram ja im Gespräch bleiben muss, zur Not mit einem schlechten Ruf. Somit wäre ein Wunsch von ihm erfüllt. Das viele Menschen seinen Namen kennen.


    Bin mir aber nicht sicher, ob es für einen Kaufmann gut ist, einen schlechten Ruf zu haben. Wirkt sich das nicht eher geschäftsschädigend aus, auch wenn es mit dem eigentlichen Geschäft nichts zu tun hat?


    Nachdenkliche Grüße
    hestia

  • Könnte mir auch vorstellen, dass sich ein aus dem eigenen Verhalten gegründeter schlechter Ruf ausgewirkt hat. Gerade in den Zünften und Gilden hat man sicher in der damaligen Zeit auf einen einwandfreien Leumund Wert gelegt. (Ehrbare Bürger)


  • Ich habe schon über die Hälfte des Buches gelesen, konnte mich hier aber nicht früher melden, da die Schule mich im Moment sehr einspannt.


    Das Buch ist wundervoll bildlich geschrieben. Ich kann mir alles genau vorstellen und werde regelrecht in die Geschichte hineingezogen. Die Charaktere werden nacheinander eingeführt, sodass man die Möglichkeit hat jeden zu beäugen und kennen zu lernen, bevor der nächste erscheint. Bewundernswert ist auch, dass die Personen sehr menschlich handeln. Es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern entspricht der Realität.


    Gutta ist eine selbstständige und unabhängige Frau, die Probleme hat, dich so zu benehmen wie es sich für eine Frau in der damaligen Zeit gehört.


    Ludovic finde ich weder arrogant noch faul. Seine Interessen liegen einfach woanders. Er ist zwar zum Kaufmann geboren und wird auch von seinem Vater in diese Rolle gedrängt, aber er hat einfach nicht den Sinn und das Gespür fürs Geschäft wie Bertram.


    Irgendjemand hier im Thread, meinte er hätte Mitleid mit Gutta, dass sie in der falschen Zeit lebe. Aber genauso kann man auch Mitleid mit Ludovic haben. In der heutigen Zeit könnte auch er sich einen Job suchen, der zu ihm passt (keine Ahnung, vielleicht Mode Designer oder so?? :grin), und müsste nicht den seines Vaters ausführen.


    Was ich sagen will, ist, dass Gutta und Ludovic gleichermaßen in eine Rolle gedrängt werden, die nicht zu ihnen passt. Ob sie nun als Frau hinter den Herd gehört, weil sie eine Frau ist, oder ob er kaufmännisch tätig sein muss, nur weil sein Vater es war, ist einerlei. Beide können ihr Leben nicht so leben wie sie es gerne würden.

  • Hallo Ihr alle,


    so nun komm ich hoffentlich auch mal in die Gänge.


    Zunächst muss ich sagen, dass ich das Buch zwar schön finde, aber nicht fesselnd (noch nicht?). Zudem stören mich einige Kleinigkeiten, wie die ständigen Wiederholungen in den Dialogen (Ludoviks "quasi", Guttas "Faxenkram") und auch die vielen Aufzählungen (z. B. S. 78 unten die ganzen Familiennamen und die Kleidung und Accessoires).


    Die Charaktere finde ich spannend und lasse mich überraschen, wie sie sich entwickeln. Bertram weiß ich noch nicht einzuordnen. Anfangs als kleiner Junge, tat er mir leid. Aber nun als Mann ist er weder schwarz noch weiß. Auch hier werde ich mich überraschen lassen.


    Ich muss zugeben, dass ich es am Anfang überlesen habe, dass der Junge keinen Namen hat. Die Zeit im Kloster fand ich sehr schön geschrieben, wobei auch hier die Aufzählung aller Brüder eher unnötig war, da sie nicht handlungstragend sind.


    Nun mal lesen, wie es weiter geht.

  • Liebe Morgaine,


    interessant, wie du Ludovik siehst. Für dich ist er auch eher ein Opfer seiner Zeit, oder?


    Liebe Daniela,


    die Wiederholungen bei "quasi" und "Faxenkram" sind absolut beabsichtigt. Man nennt sie an dieser Stelle auch ein literarisches Mittel, um bestimmte Personen mit Hilfe einzelner Worte besser identifizieren und sich vorstellen zu können.

  • Zitat

    Original von Ines
    du hast das wirklich überlesen? Dabei hatte ich mir so viel Mühe damit gegeben. ;-)


    Ich muss zugeben, ich hab das auch überlesen. Faxenkram ist mir schon aufgefallen, aber das "quasi" leider nicht. :grin

  • Zitat

    Original von Ines
    Liebe Morgaine,


    interessant, wie du Ludovik siehst. Für dich ist er auch eher ein Opfer seiner Zeit, oder?


    Ja Ines, du hast es auf den Punkt getroffen. Heutzutage würde niemand auf die Idee kommen Tischler zu werden, weil der Vater Tischler ist, obwohl man selbst nicht mit Holz umgehen kann. Aber damals war die Übernahme des Familiengeschäfts normal. Man musste dafür lernen und arbeiten, da wurde überhaupt nicht danach gefragt, ob er nicht lieber Metzger werden wollte. Wie gesagt, Ludovik hatte keine Wahl.