'Die Kaufmannstochter' - Seiten 341 - Ende


  • Liebe Kamelin,


    du schreibst oben: "Ich danke dir für die Info." Das klingt für mich so, als hättest du durch das, was ich zu Bertram und Gutta und dem Gefängnis geschrieben habe, nun eine andere Meinung. Das würde mich sehr unglücklich machen. Ich habe nämlich nicht immer recht, nur weil ich die Figuren erfunden habe. Manchmal bin ich viel zu nah an ihnen dran, um sie richtig zu erkennen. Oft schon sehen die Leser meine Figuren deutlicher und klarer als ich selbst. Schön ist es für mich in den Leserunden, mit den Lesern reden und diskutieren zu können. Wohl wissend, dass ich den Lesern gegenüber keinerlei Vorteile habe, sondern - wie gesagt - eher an manchen Stellen betriebsblind sind.


    Die Deutschlandsage zieht sich insgesamt bis zum Jahre 1914. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem 30jährigen Krieg. Dort kommen die Enkel und Urenkel der Geisenheimers zu Wort. Die Generation der Kinder von Gutta und Bertram wird dabei nur gestreift. Im dritten Band werden wieder einige Generationen übersprungen, aber bei den Geisenheimers bleiben wir immer.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Zu den Fragen:
    Wie lange habt Ihr gebraucht, um ein Bild von den Hauptfiguren zu bekommen?
    Nicht lange, nur leider hat es lange gedauert, bis ich ein positives Bild von den bzw. einigen Hauptfiguren bekommen habe. Für mich ein wenig zu lange.


    .


    Liebe Rosenstolz,


    ist es wichtig für dich, die Hauptfiguren sympathisch zu finden? Würdest du ein Buch weglegen, wenn du die Helden nicht mögen könntest? Und wenn ja, warum?


    fragt sehr interessiert Ines


  • Liebe Gabi,


    deine Fragen habe ich ein kleines Stückchen weiter oben schon beantwortet. Im Teil 2 treffen wir auf jeden Fall Gero wieder. Und dann natürlich die Enkelgeneration.


  • Entschuldigung, Beowulf,


    jetzt geht es los. Also: Zuerst einmal danke schön für das wunderbare Kompliment.
    Nun zu deinen Fragen:
    Meine Leser sind kluge Leute mit Vorstellungsvermögen. Deshalb ist es nicht notwendig, auch noch den kleinsten Faden am Ende zu verknoten. Das könnt ihr in Gedanken sehr gut ohne mich. Verknotet werden nur die Fäden, die für die Story an sich wichtig sind. Sonst würde das Buch womöglich ausarten oder langatmig werden. Ob Bertram manchmal zurück geschaut hat zum Kloster, das weiß ich nicht. Beowulf, an dieser Stelle darfst du dir deine eigene Geschichte spinnen. Die Taunusritter insgesamt waren noch bis zum 30jährigen Krieg eine Landplage. Was aus der Familie von Sauerthal wurde, kann ich dir ebenfalls nicht sagen. Was denkst du denn, was aus ihnen geworden ist?
    Warum Bertrams Mutter ihren Sohn nicht unterstützte, lässt sich vielleicht aus der Zeit heraus erklären. Der Aberglaube war unheimlich groß. Es kann gut sein, dass auch sie sich vor ihrem "Unglückssohn" gefürchtet hat, ihn vielleicht sogar als Gottesstrafe empfunden hat. Außerdem hatte der Mann in der Familie das Sagen. Sie allein war recht schutzlos und hatte viel zu verlieren.


    Sind deine Fragen hiermit alle beantwortet? Oder habe ich etwas übersehen?


    fragt Ines und grüßt

  • So, ich bin jetzt auch durch. Das Buch liest sich wirklich schnell - schade, dass es schon vorbei ist. Ich freu mich schon auf den nächsten Teil, auch wenn es noch so lange dauert bis wir in lesen dürfen.


    Dieser letzte Abschnitt hat mir gut gefallen, schön dass Betram und Gutta doch noch zueinander finden - auch wenn es erst einige Schicksalsschläge braucht, bis sie merken, was sie aneinander haben.
    Betram war wirklich geschäftstüchtig, selbst als seine Verhaftung bevorsteht schafft er es noch, alles zu organisieren. Fand ich sehr interessant zu lesen.


    Insgesamt fand ich die Figuren alle sehr interessant, aber nicht unbedingt sonderlich sympathisch, dazu waren sie mir alle zu intrigant.


    Wie viele hier, habe ich mit dem Buchtitel so meine Probleme, er passt einfach nicht...


    So, jetzt beantworte ich noch die Fragen:


    Wie lange habt Ihr gebraucht, um ein Bild von den Hauptfiguren zu bekommen?


    Von den Hauptfiguren hatte ich recht schnell ein Bild, eigentlich ziemlich von Anfang an. Klar hat es sich im Laufe der Zeit ein wenig verändert, aber vorstellen konnte ich mir alle recht schnell - was ein dickes Plus für mein Lesevergnügen ist!


    Hättet Ihr gern noch mehr Historie drin gehabt oder war es vielleicht sogar zu viel?


    Für meinen Geschmack war die "Dosis" genau richtig! Und die Historie war immer toll eingeflochten und kam nie "oberlehrerhaft" rüber, sondern genau passend. :-]


    Mehr Sex?
    Nein, eher weniger. :grin


    Was habt Ihr vermisst?
    Mir kamen die Kinder von Betram und Gutta ein wenig zu kurz, über die hätte ich gern noch mehr erfahren, z.B. über Konstanzes Zeit in Holland.



    Euch allen vielen Dank für die interssante Leserunden und besonders Dir, liebe Ines, ein dickes Dankeschön für die Begleitung!



    Edit: wie schön, trotz Absturz ist mein Text noch da! :-]


    2 Dinge fielen mir gerade noch ein:


    Die Badeszene, wo Falk die Frauen beobachtet, hat mir auch gut gefallen.


    Und über einen Satz bin ich gestolpert, auf Seite 406 heißt es. „Er lächelte, war es zufrieden.“


  • Ich hoffe, ich darf auch antworten :-)


    Sympathisch muss ich sie schon finden. Vielleicht nicht gerade mögen aber auf keinen Fall dürfen sie mich in irgend einer Form abstoßen. Ich muss gerade an Deine Figur Eva aus Der Silberschmiedin denken. Es gab Szenen, da hätte ich das Buch am Liebsten an die Wand geworfen, weil mir Eva immer unsympathischer wurde, weil sie David gegenüber immer devoter wurde. Das war für mich dermaßen unbegreiflich und auch unerträglich, dass ich fast aufgegeben habe. (Hat sich am Ende ja zum Glück doch noch zum Guten gewendet).
    Spaß am Buch habe ich nur, wenn ich mich mit den Figuren wenigstens einigermaßen identifizieren kann. Kann ich das nicht, lege ich das Buch weg.

  • Nun hier meine abschließende Meinung. Leider habe ich das Buch schon zu Ende gelesen. Irgendwie ging es mir zu schnell.


    Das Bertam nun für lange Zeit ins Gefängnis musste, überraschte mich. Irgendwie hat er das nicht verdient. Da hätte jemand ganz anders mehr verdient.


    Endlich gesteht Gutta die Liebe zu Bertram ein. Hach wäre das eine tolle und starke Ehe gewesen, wenn sie von Anfang an, an ihre Liebe geglaubt hätte. Aber dann gäbe es diese Geschichte nicht mit all ihren Irrungen und Wirrungen, sondern es wäre ein andere geworden.


    Über die Kinder hätte ich auch gerne noch mehr erfahren. Aber vielleicht kommt das ja in den folgenden Büchern.


    Mich hat der Buchtitel gar nicht gestört. Für mich waren Bertram und Gutta die Hauptfiguren.


    Wie lange habt Ihr gebraucht, um ein Bild von den Hauptfiguren zu bekommen?


    Ein Bild bekam ich recht schnell. Nur änderte sich dieses Bild im Laufe des Buches. Eigentlich genauso wie sich ein Mensch im Laufe des Lebens weiterentwickelt, so entwickelten sich auch die Hauptfiguren im Buch weiter.
    Schade fand, dass er am Ende des Buches Gutta meine volle Sympathie gewonnen hat. Es wäre toller gewesen, wenn man im Laufe der Geschichte vielleicht den ein oder anderen Hinweis bekommen hätte, was in Gutta vorgeht.


    Hättet Ihr gern noch mehr Historie drin gehabt oder war es vielleicht sogar zu viel?


    Nein war genau richtig. Es ging ja in erster Linie um die Menschen Gutta und Bertram. Und da hat der historische Hintergrund wunderbar gepasst. Mehr wäre glaube ich für die Handlung nicht gut gewesen. Und hätte sie unnötig unterbrochen.


    Mehr Sex?


    Nein, lieber ein bisschen mehr Wärme :grin.


    Was habt Ihr vermisst?


    Mehr Seiten. Das Ende hätte ich mir etwas länger gewünscht. Also nicht das Bertram noch länger im Gefängnis sitzen müsse.Nein wie es zwischen Gutta und Bertram läuft. Wie es den Kindern geht und wie es einigen Kaufleuten ergangen ist. Vielleicht noch mal 10 Seiten mehr (50 wären auch okay gewesen :grin)


    Liebe Iris, vielen Dank für die tollen Lesestunden. Für diese tolle Leserunde. Es hat mir richtig Spaß gemacht. Auch wenn ich die ein oder andere Frage doppelt gestellt habe :rolleyes


    Deinen Namen werde ich mir merken, und "Die Kaufmannstochter" war nicht das letzte Buch von dir. Versprochen. :knuddel1


  • Hallo Ines,


    zumindest habe ich nach der Lektüre des Buches gemerkt, dass das wohl so ist bei mir. :-) War mir bis jetzt in diesem Ausmasse auch noch nicht so richtig bewusst.


    Ich sehe es aber ähnlich wie Bouquineur.
    Wenigstens eine Hauptperson sollte mir schon sympathisch sein, und das ist mir bei "Die Kaufmannstochter" sehr schwer gefallen. Eigentlich konnte ich erst auf den letzten Seiten eine positive Meinung zu jemandem entwickeln. Bzw. war es nicht mehr so, dass mich die Handlungen eher genervt und abgestossen haben. Leider. :-( Weil das Buch ja eigentlich so gut zu lesen war.


    Zum Thema weglegen: So in der Mitte des Buches hatte ich kurzzeitig echt keine Lust mehr ( habe ich ja auch geschrieben ), aber weglegen? Nein, dieses Buch wollte ich auf jeden Fall beenden.
    Wie es bei einem anderen wäre? Keine Ahnung. :gruebel Kommt wahrscheinlich immer aufs Buch an. :-)

  • Zitat

    Original von hestia2312


    Liebe Iris, vielen Dank für die tollen Lesestunden. Für diese tolle Leserunde. Es hat mir richtig Spaß gemacht. Auch wenn ich die ein oder andere Frage doppelt gestellt habe :rolleyes


    Deinen Namen werde ich mir merken, und "Die Kaufmannstochter" war nicht das letzte Buch von dir. Versprochen. :knuddel1


    Liebe Hestia,


    herzlichen Dank für dein "Schlusswort". Wenn du dir meinen Namen merken möchtest, würde mich das freuen. Allerdings heiße ich nicht Iris, sondern Ines.


    Ja, ja, ich weiß ja. Ihr kennt alle die Iris Kammerer. Ich kenne und mag sie ja auch. Aber trotzdem hätte ich gern einen eigenen Namen. Da bin ich wie Bertram. :-)


    Alles Liebe
    Ines


  • Tschuldigung :bonk
    Beim Lesen der vorherigen Beiträge, wo dein Name bereits verwechselt wurde, dachte ich mir noch, schön aufpassen, Ines nicht Iris. Und was passiert, ich vertue mich.


    Keine Sorge, ich werde mir nicht "Iris Thorn" merken, sondern INES Thorn. :keks

  • Zitat

    Original von Ines
    Bouquineur und Rosenstolz,


    habt ebenfalls herzlichen Dank.


    Gibt es nicht eine Band, die Rosenstolz oder so ähnlich heißt? Hast du dich nach denen benannt?


    Genau. :-) Als ich mich vor über 3 Jahren hier angemeldet hat, befand ich mich in einer ziemlichen "Fan-Hochphase". :grin Heute würde ich mich wahrscheinlich nicht mehr so nennen.

  • Zitat

    Original von Ines
    Meine Leser sind kluge Leute mit Vorstellungsvermögen. Deshalb ist es nicht notwendig, auch noch den kleinsten Faden am Ende zu verknoten. Das könnt ihr in Gedanken sehr gut ohne mich. Verknotet werden nur die Fäden, die für die Story an sich wichtig sind. Sonst würde das Buch womöglich ausarten oder langatmig werden. Ob Bertram manchmal zurück geschaut hat zum Kloster, das weiß ich nicht. Beowulf, an dieser Stelle darfst du dir deine eigene Geschichte spinnen.


    Stimmt für die Geschichte bringt es vielleicht nicht viel- aber für die Characterzeichnung von Bertram ist es schon interessant zu wissen, ob er Dankbarkeit gegenüber dem Abt und dem Kloster empfindet- wir wissen ja nur, dass er der Religion im Grunde relativ neutral gegenüberstand- kein Katholik oder Protestant von Eifer, aber auch kein Eifererer gegen Religion. Immerhin hat der Abt ihn auf den Weg gestellt- die Suche nach dem Namen wurde durch dessen Überlegungen ausgelöst (und - da gebe ich keinen Jota nach- für mich ist Grundthema des Buches nicht Scham, sondern die Suche nach dem Namen als Ausdruck von eigener Identität). Dass Bertram an die Mutter und die Burg nicht häufiger zurückdachte ist nachvollziehbar- schöne Erinnerungen wären damit nicht verbunden- und die bereits breit diskutierte "Burga"- Episode zeigt ja, dass er da durchaus noch Bezüge hergestellt hat, auch bei der Lieferung des Holzes lies er private Rachegühle durchblicken.

  • Jetzt bin ich auch fertig. Dieser letzte Abschnitt hat mir wie die vorhergehenden sehr gut gefallen.


    Gutta steht auf diesen letzten 100 Seiten stärker im Vordergrund und jetzt kommt ihr eigentliches Wesen sichtbarer hervor. Es war schon zuvor da, jetzt wird es aber deutlicher. Sie war für mich lange Zeit sehr wage und schwer erfassbar. Im Grunde hat sie erst in der Szene als sie unter dem Doppeldeckertisch im Regen steht und versucht Nadeln zu verkaufen für mich ein wirkliches Gesicht bekommen. Dafür dann umso deutlicher.


    Vor allem die Szene, in der sie glaubt, dass Bertram bereits verstorben sein muss und sich selbst fragt, ob sie es nicht gemerkt haben muss, dass er gestorben ist, finde ich sehr eindringlich und gut geschildert.


    Ungeheuer beeindruckt hat mich auch das Krisenmanagment von Bertram & Co. als er von der Weinpanschereiverschwörung erfahren hat. Mit welcher Ruhe er sich vor allem um die Versorgung seiner Familie kümmert und sehenden Auges in den Kerker geht. Vor allem wen man die Vorgeschichte von ihm und Gutta bedenkt, habe ich nicht einen Augenblick das Gefühl gehabt, dass ihm die Versorgung von Gutta weniger wichtiger wäre, als die eines seiner Kinder oder das er eine Spur von Gram in sich trägt.


    zu den Fragen:


    Wie lange habt Ihr gebraucht, um ein Bild von den Hauptfiguren zu bekommen?


    Unterschiedlich. Von Bertram und seinen Vater, Abt Kilian hatte ich sehr schnell ein Bild. Bei Gutta hat es wie bereits erwähnt relativ lang gebraucht. Dabei fehlte aber eher ein optisches Bild für das Kopfkino, von ihrem Charakter hatte ich schon früh einen Eindruck.


    Hättet Ihr gern noch mehr Historie drin gehabt oder war es vielleicht sogar zu viel?


    Hat sehr gut gepasst. Vor allem die Auswirkungen bis in den Alltag fand ich sehr gut umgesetzt. Auch die perspektive für die Vermittlung fand ich oft sehr gut gewählt - z.B. wenn mehrere Personen über den neuen/alten Glauben diskutiert haben.
    Anfangs hatte ich noch den Eindruck, dass die einzelnen Themen zu stark auf ein Kapitel zugeschnitten waren. Mit der zunehmenden wirtschaftlichen Verzahnung der Politik und auch dem Alltagsleben hatte ich dieses Gefühl nicht mehr.



    Mehr Sex?


    Nein. Sexszenen weil man Sexszenen in einem historischen Roman schreiben "soll" find ich eher ermüdend. So wie hier, dass sie für die Geschichte wichtig sind und auch für die Handlung Sinn ergeben, finde ich sie richtig.


    Was habt Ihr vermisst?


    Ein Nachwort in dem noch einmal die historischen Fakten von der Fiktion auseinanderdividiert werden finde ich in historischen Romanen immer sehr hilfreich.
    Namensverzeichnis wäre manchmal auch hilfreich- warum aber auch gerade bei der Leserunde zu einem Buch, bei dem es um sich einen Namen machen geht so viele Verdreher dabei waren, scheint auch schon wieder eine höhere Macht zu sein - ist aber nicht unbedingt notwendig.


    Ines, vielen Dank für die tolle Begleitung der Leserunde und für ein wiedermal sehr schön zu lesendes Buch. :anbet

  • Zitat

    Original von beowulf


    Stimmt für die Geschichte bringt es vielleicht nicht viel- aber für die Characterzeichnung von Bertram ist es schon interessant zu wissen, ob er Dankbarkeit gegenüber dem Abt und dem Kloster empfindet- wir wissen ja nur, dass er der Religion im Grunde relativ neutral gegenüberstand- kein Katholik oder Protestant von Eifer, aber auch kein Eifererer gegen Religion. Immerhin hat der Abt ihn auf den Weg gestellt- die Suche nach dem Namen wurde durch dessen Überlegungen ausgelöst (und - da gebe ich keinen Jota nach- für mich ist Grundthema des Buches nicht Scham, sondern die Suche nach dem Namen als Ausdruck von eigener Identität). Dass Bertram an die Mutter und die Burg nicht häufiger zurückdachte ist nachvollziehbar- schöne Erinnerungen wären damit nicht verbunden- und die bereits breit diskutierte "Burga"- Episode zeigt ja, dass er da durchaus noch Bezüge hergestellt hat, auch bei der Lieferung des Holzes lies er private Rachegühle durchblicken.


    Lieber Beowulf,


    ich bleibe dabei: Du bist ein kluger Mann mit Phantasie und kannst dir an dieser Stelle deine eigene Geschichte spinnen. Was glaubst du denn, wie Bertram an das Kloster zurück denkt? Welchen Bertram-Charakter siehst du an dieser Stelle vor dir?
    Du kannst sehr gern dabei bleiben, dass das Thema das Romanes Identität ist. Damit hast du ja auch recht, so lange es die Männer betrifft. Was aber ist mit Gutta? Schließlich heißt der Roman ja "Die Kaufmannstochter" und damit ist Gutta gemeint.


    Ich bin sehr gespannt auf deine Antwort.


    Gruß Ines

  • Vielen Dank, taciturus. Es freut mich, dass es dir gefallen hat. Mit dem Nachwort ist das so eine Sache. Ich weiß immer nicht, was ich da reinschreiben soll, denn mir sind alle Begriffe vertraut. Jedes Mal fange ich ein Glossar an, bekomme dann aber gerade mal zwei Seiten zusammen, so dass der Verlag der Meinung ist, darauf auch verzichten zu können. Ich werde mir beim nächsten Roman einen Testleser suchen, der auf diesen Aspekt besonderes Augenmerk richtet.


    Gruß Ines

  • Für den Titel eines Buches kann nur die Marketingabteilung etwas und nur ganz wenige Autoren sind selber schuld- deshalb ist für mich der Spruch "never judge a book by its cover" auch für den Titel wichtig. Für mich als männlichen Leser, der - weil er die Autorin schätzt - ein "Die.. "- Buch in die Hand nimmt (btw: ohne deine Rezi hätte ich auch Julia Kröhn nie gelesen) geht es im Nachhinein nicht um Gutta- sie ist eine wichtige Figur, aber nicht das Thema- so lese ich das Buch, so finde ich es auch historisch angemessen- ohne Gutta hätte die Geschichte nicht funktioniert und langsam begreifen auch die Historiker, dass mit einem Stammvater auch der schönste Stammbaum nicht funktioniert, wenn nicht ein Stammmutter dabei ist.


    Aber dazu hatten wir schon mal eine Diskussion- wenn der Autor sein Buch auf den Markt gebracht hat kann es ihm damit ergehen wie mit einem Kind- es geht plötzlich seine eigenen, nie angedachten Wege.


    Bertram hat vom Kloster seine Bildung und sein Lebensziel und seine rhethorischen Stilmittel (causa finita- Zeichen), ich frage mich also ob er zu Dankbarkeit fähig ist- und würde das Bejahen, gerade weil ich bei der Bewertung des Verhältnisses Bertram- Irmelin hier zur Minderheit gehöre und Bertram eine positive, eine Geschäftsbeziehung unterstelle, die bis auf seinen Wutausbruch - über den er auch Reue empfindet- doch auch von Empathie geprägt ist- wenn auch nicht von Liebe. Das war aber für Bertram wichtig - da seine (seiner Ansicht nach einseitige) Liebesbeziehung zu Gutta davon geprägt wird, dass er erkennt, das einseitige Liebe Leiden erzeugt.

  • Ein starker Schluss, Ines!
    Zwischendurch war ich von Gutta etwas genervt und hätte ihr am liebsten zugerufen, dass sie endlich mal in die Puschen kommen soll. Aber der Schluss hat mein Bild von ihr nochmal um etwa 170° gedreht und sie war mir endlich, endlich wirklich sympathisch und ich konnte mit ihr mitfühlen.


    Warum ich vor ein paar Tagen der Meinung war, ich müsste Deine Fragen schon nach dem ersten Abschnitt beantworten, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Da hatte mein Hirn eindeutig ein paar Windungen zuviel. Deshalb hier nochmals meine Antworten, diesmal nach Lesen des gesamten Buches:


    Wie lange habt Ihr gebraucht, um ein Bild von den Hauptfiguren zu bekommen?


    Bei Ludovik hatte ich recht schnell ein Bild, das sich auch nicht mehr groß verändert hat. Bei Bertram war ich mir lange nicht sicher, aber richtig sympatisch wurde er mir erst am Ende. Zu Gutta habe ich eingangs schon geschrieben.


    Hättet Ihr gern noch mehr Historie drin gehabt oder war es vielleicht sogar zu viel?


    Nein, genau richtig um am Ende auch die Handlungen der einzelnen Figuren nachvollziehen zu können.


    Mehr Sex?


    Nein.


    Was habt Ihr vermisst?


    Ganz vereinzelt fand ich manche Übergänge zu abrupt. Ansonsten war die Geschichte letztendlich sehr stimmig und ein großes Lesevergnügen.


    Danke Ines, für die Begleitung, ich denke, bei einem nochmaligen Lesen unter dem Aspekt Deiner Anmerkungen werde ich die Figuren und ihr Handeln sicher besser verstehen.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Ines
    Liebe Kamelin,


    du schreibst oben: "Ich danke dir für die Info." Das klingt für mich so, als hättest du durch das, was ich zu Bertram und Gutta und dem Gefängnis geschrieben habe, nun eine andere Meinung. Das würde mich sehr unglücklich machen.



    Liebe Ines,


    bitte nicht unglücklich sein, aber - na ja - 6 Jahre den eigenen Mann im Verlies schmoren zu lassen finde ich des Guten zuviel. Ich hätte sicher nicht so gehandelt, darum habe ich lieber mal nachgefragt.




    Zitat

    Original von Ines
    Ich habe nämlich nicht immer recht, nur weil ich die Figuren erfunden habe. Manchmal bin ich viel zu nah an ihnen dran, um sie richtig zu erkennen. Oft schon sehen die Leser meine Figuren deutlicher und klarer als ich selbst.


    Ja, aber nervt es dich nicht manchmal, dass jeder seine eigene Wahrnehmung über deine Figuren stülpen will? Ich weiss nicht, wie ich damit umgehen würde.




    Zitat

    Original von Ines
    Schön ist es für mich in den Leserunden, mit den Lesern reden und diskutieren zu können. Wohl wissend, dass ich den Lesern gegenüber keinerlei Vorteile habe, sondern - wie gesagt - eher an manchen Stellen betriebsblind sind..


    ,o)



    Zitat

    Original von Ines
    Die Deutschlandsage zieht sich insgesamt bis zum Jahre 1914. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem 30jährigen Krieg. Dort kommen die Enkel und Urenkel der Geisenheimers zu Wort. Die Generation der Kinder von Gutta und Bertram wird dabei nur gestreift. Im dritten Band werden wieder einige Generationen übersprungen, aber bei den Geisenheimers bleiben wir immer.


    Danke, da bin ich mal gespannt!


    Ganz liebe Grüsse,


    kamelin