Der Gotteswahn - Richard Dawkins

  • Das Buch steht - dank euch - auf meiner Wunschliste. Nur ist es mir im Augenblick noch etwas zu teuer, da warte ich lieber auf das TB.


    Zitat

    Original von columbo
    darf man über eines der kirchlichen Hochfeste solche Bücher lesen??? hMmmmmm


    Ich lese über Weihnachten "Jesa - Der letzte Tag" von Glenn Kleier, ein Buch über einen weiblichen Messias und die böse böse Kirche. Fand ich passend :grin .


    ***
    Aeria

  • Ich habe das Buch noch nicht gelesen, da mich das Thema nicht wirklich interessiert, aber schon mehrere andere Bücher von ihm (auch rezensiert). Als Biologe ist er ausgezeichnet und ich finde ihn eigentlich nicht schwer verständlich.


    Vor einigen Wochen hat er bei BBC World in "Have your say" Rede und Antwort gestanden und auch gemeint, dass er niemandem seine Traditionen wegnehmen möchte und auch "Christmas carols" unterm Weihnachtsbaum singt. Er sei nur dagegen, dass sich Glaubensrichtungen anmassen, die Wahrheit über die Welt verkünden zu vermögen.
    Eigentlich ein sehr angenehmer Mensch.

  • Das Buch ist durchaus leicht zu lesen, aber man darf nicht vergessen, daß es quasi ein Kompendium seiner jahrzehntelangen Arbeit darstellt. Deshalb enthält es auch zuweilen etwas verstörende Zwiegespräche mit seinen Kritikern und viele Verweise auf Diskussionen mit ihnen, was gelegentlich etwas selbstverliebt wirkt. Ist es aber nicht. Dawkins nimmt seine Sache sehr ernst, ohne verbissen zu sein, und Polemik habe ich bisher (bin etwa in der Mitte) nicht wirklich entdecken können, eher einen sehr unverkrampften Umgang mit der "Gegenseite", der man derlei nun wirklich nicht attestieren kann. Damit sind als Exponenten die so genannten "Kreationisten" gemeint.


    Die Argumentationen kennt man weitgehend (wenn auch selten in dieser Ausführlichkeit), wenn man Diskussionen über Theismus geführt hat, aber Dawkins komprimiert den Stoff und nimmt zu fast jeder These Stellung, die irgendwo aufgetaucht ist, um Gott zu beweisen oder zu widerlegen. Manchmal wirkt das Buch etwas unsauber strukturiert, aber das liegt daran, daß selbiges für das Thema auch gilt.


    Um ehrlich zu sein, ich ärgere mich beim Lesen oft darüber, daß man über solchen Unsinn auch noch diskutiert oder diskutieren muß. Irgendeiner Minisekte, die nichts weiter tat, als Versatzstücke aus älteren - polytheistischen - Religionen neu zu verknüpfen (so gut wie keines der Motive aus der Bibel ist wirklich neu), wurde zu ungeahntem Erfolg verholfen, und die Auswüchse dieser Sekte beherrschen heute (in drei Organisationsformen) das Weltgeschehen. Dawkins schürt diesen Ärger übrigens nicht, sondern nimmt fundiert und dezidiert zu jedem Argument Stellung. Was nichts daran ändert, daß man über nichts diskutiert. "Gott" ist nicht einmal eine Idee oder gar eine These, sondern nichts weiter als - wie der Titel richtig feststellt - eine gezielt geschürte Wahnvorstellung, die in vielerlei Hinsicht nützlich und hilfreich war, aber als Weltsicht nicht die geringste Berichtigung hat.


    Mehr nach Beendigung der Lektüre. Ist sicherlich nicht das beste Buch zum Thema, aber ein sehr bemerkenswertes. Schade allerdings, daß es das gleiche Schicksal haben wird wie viele Vorgänger und Nachfolger: Am blinden Glauben an metaphysische Gewalten wird es wenig ändern.

  • :chenIch hab mich köstlich amüsiert, und seh mich jetzt gezwungen - nach dem Kult der grossen Kanalratte, der da ausgeführt wird von allen, die essensreste ins klo schmeissen und dem Kult der Anoia, dem da alle anhängen, die ihre schubladen und die darin verspiessten dinge beschimpfen, weil die ersteren sich nicht mehr öffnen lassen - zwei neue kulte in meinem haushalt einzuführen:


    1) den Kult der Schwerkraft:


    er besteht schlicht und ergreifend darin, etwas fallen zu lassen. Der Kultist muss dabei achten dass es keine schweren oder spitzen gegenstände sind, die er für die Kulthandlung benutzt, und falls doch: dass seine füsse nicht darunter sind


    2) der Kult des - wie hiess er noch? - ach ja: 'pre-eminently peerless stinker's'


    Auch der ist leicht durchzuführen, weil wir mal so wie wir auch ja sonst optimistisch von gott annehmen, er sei das Summum Bonum, nehmen wir an, er sei der uranfängliche vergleichslose stinker des guten geruchs.


    Dafür braucht man einen Kultschrein... nehmen wir ein stück saugfähiges holz, einen pinienzapfen oder sonstwas, und die kulthandlung besteht darin jedes - aber wirklich JEDES - im haus vertretene parfum draufzusprühen...
    äh, bei näherer betrachtung der oben genannten Kultregel empfiehlt es sich, dass der Kultist sein Kultbild nach möglichkeit im freien aufstellt... - oder im schuhkasten.
    :chen
    Besmiled by EDIT

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • So, nu aber mal ernsthaft:

    OFF TOPIC: :gruebel Kommt nur mir das so vor, oder ist jedes mal zu mittag der server extrem lähmlich... Egal: was ich schreiben wollte, kann ich auch so schreiben: Es gibt ja glücklicherweise Word... und die copy-insert funktionen in unserer schönen digitalen welt... Und es wird angesichts meiner langen, wortreichen erörterungen besser sein, wenn ich nicht gleich im Antwort-feld zu schreiben beginne, denn immer, wenn ich ein bis zwei stunden über einem text brüte, hat sich die verbindung längst automatisch geschlossen, und mein text hängt heimatlos in der luft, und verliert sich spurlos in der digitalen welt...
    Also teile ich meine rezi in leicht lesbare und leichter verdauliche kurze absätze ein... :grin


    ON TOPIC:
    EInleitung:
    Heute hab ich mit fast zweimonatiger verspätung das übertragen der exzerpte aus diesem buch in mein florileg abgeschlossen, und die zeit ist reif für eine abschluss-rezension, und meine meinung und meinen denkanstoss dazu:
    Die wesentlichen stellen des buches finden sich im letzten kapitel, drum benutzen wir zur überschrift meiner rezi das bild, das Dawkins benutzt:

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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  • THE MOTHER OF ALL BURKAS


    Dawkins geht davon aus, dass wir nur einen winzigen ‚Sichtschlitz‘ der optischen, akkustischen, olfaktorischen, taktilen etc, wahrnehmung haben, der uns als mehrzelligem organismus mittlerer grössenordnung über längere zeit das überleben und fortpflanzen in unserer biologischen welt gewährleistet.
    Wir tragen angesichts des universums / oder das Universum trägt für uns die Mutter aller Burkas.
    Um unseren sehschlitz zu erweitern / oder das Universum etwas auszuziehen, müssen wir uns technischer hilfsmittel bedienen, wie etwa UV-kameras, die uns zeigen, dass uns weiss erscheinende blumen ziemlich lautstark intensiv gefleckt und getreift um die gunst anders sichtiger insekten buhlen.
    Um eine welt zu sehen, die kleiner oder grösser ist, als die mittelskale auf der wir leben, essen und arbeiten, brauchen wir technische prothesen wie teleskope, mikroskope, radar, UV und IR Kameras, die all das sichtbar machen, was man als unzulänglicher normal sterblicher Mensch so nicht sieht. Und das feld das man nicht sieht, ist so enorm, dass es eigentlich jedes menschliche ‚Auge‘, jede humane ressource braucht, um es zu betrachten und das geschaute zu vermitteln.
    Sich zurück zu lehnen und zu sagen: ‚das versteh ich nicht, das versteht nur mein grosser, unsichtbarer Freund Binker (id est Gott) ist ziemlich ignorant, faul und (angesichts der tatsache, dass der vater eines betroffenen kindes ‚Lorenzos Öl‘ entdeckt hat) sogar fahrlässig gegenüber unseren mitmenschen.
    Das feld, das sich jenseits der Burka-schlitze eröffnet ist so weit, so seltsam und so fesselnd und faszinierend, dass man sich in seiner betrachtung verlieren kann.

    DC :lesend


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  • Viele wissenschafter benutzen hier das wort Gott als metapher, weil es dafür kein anderes wort gibt, das annähernd das ausdrückt, was sie sehen oder es auch nur ansatzweise erklären könnte, aber es meint keinen Gottesbegriff, wie ihn alle anderen vorhergehenden menschlichen welterklärungsversuche und mythologien meinen, bestenfalls, wie ihn einige philosophische systeme und schulen interpretiert haben (die fast ausschliesslich in polytheistischem umfeld als gegenreaktion auf dieses wirrwarr an als anthropomorphe personifizierungen und auch persönlichkeit besitzend gedachten göttern aufkamen).
    Der wissenschaft innewohnend ist die einsicht, dass da weit draussen /da tief drinnen im universum ‚etwas‘ ‚spielt‘ dessen ‚regeln‘ man entziffern könnte, und der wunsch, sobald man die regeln halbwegs verstanden hätte ‚mitspielen‘ zu können.
    Es als Zufall zu bezeichnen, oder ihm in einer anthropomorphisierenden vereinfachung den namen Gott zu geben, oder sogar nur zu behaupten, ‚es‘ ‚spiele‘ wird von Dawkins vehement bekämpft. Er hat sein buch hauptsächlich dazu geschrieben, um wissenschaftlich gebildeten leuten klar zu machen, dass dieser brückenschlag zwischen traditioneller religion und moderner wissenschaft unzulässig ist.

    DC :lesend


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  • Jeder, der einen religiösen text liest, erkennt, wenn er sich im vergleich dazu dieses ‚Unbekannte‘ gegenüberstellt, wie unzulänglich diese texte sind, wie anthropozentristisch und wie eng auf ihr historisches und kulturelles umfeld beschränkt. Und er erkennt auch zwangsweise, wie kurzsichtig, verbohrt und fanatisch – und vor allem wie wissenschaftlich ungebildet Leute sind, die sich an diese texte klammern und sie ihren kindern, ihrem umfeld missionarisch aufdrängen wollen, ohne zusehen, dass sie scheuklappen, geistige Burkas tragen, die sie daran hindern die schönheit des unendlich grossen /unendlich kleinen unvoreingenommen mit kindlicher neugier zu betrachten.
    Diese texte, wenn zu ernst genommen, hindern menschen daran, ihre eigene natur und auch ihre althergebrachten ansichten über ihren standpunkt in der welt zu betrachten und zu relativieren, sich selbst etwas zurück zu nehmen, sich von vorurteilen zu brefreien; und sich selbst, seinen platz in der welt, die welt selbst und auch seine mitmenschen aus der warte geistiger freiheit und unabhängigkeit zu sehen, und dann nocheinmal zu überlegen, was für das eigentliche, menschliche miteinander nötig und bindend ist, und was man von den alten überholten (weil das friedliche menschliche miteinander eher behindernd als fördernd) irrglauben man getrost über bord werfen kann.

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  • Atheismus ist keine forderung, alle alten, heiligen Bücher zu verbrennen, (urgrund, gütiger, man verbrennt keine bücher!!!) - sondern sich vor augen zu halten, dass allein die tatsache, dass nicht sofort jeder, der einen heiligen originaltext aufschlägt ihn a) lesen b) verstehen kann, beweist, dass sie nicht universal gültig sind, also nicht von einer über alle menschen gleich herrschende gottheit stammen können.
    Wenn es auf dieser welt so etwas wie ein ‚Heiliges Buch‘ gibt, das universal gültig ist, frei zugänglich, und das jeder mensch lesen kann, also von dem man im übertragenen sinn sagen könnte, dass es von ‚Gott selbst in seiner eigenen handschrift geschrieben wurde‘, dann ist es die Natur, das Universum selbst.


    Dawkins hat ein buch geschrieben, das man als halbwegs gebildeter mensch einfach lesen muss. Das nette und freundliche an den wissenschaftlichen Atheisten ist ja, dass sie nicht wie andere weltanschauungs-fanatiker oder die atheistischen Nihilisten der 1900-wende einem bomben in den weg werfen, wenn man ihre meinung nicht teilt.
    Das buch vermag es einem gelegentlich den narrenspiegel vorzuhalten, aus dem immer nur der nacktaffe heraussieht, der man tatsächlich ist.
    Es hat kein iota an meiner eigenen ‚Gottgläubigkeit‘, meinem ‚Gottvertrauen‘ geändert, und es wird auch nichts am weltbild anderer leute ändern, die wissen, was sie warum glauben, also in ihrer persönlichen gnosis feststehen.
    Es ist ein buch für alle, die im gesunden misstrauen und zweifel wanken und eine hilfe, um ihnen einen anstoss zu geben, das Russel’sche fenster zu öffnen, um den kalten aber frischen wind des verstandes in das warme aber muffige zimmer der tradition einzulassen.
    Darüber hinaus ist es sehr unterhaltsam und amüsant geschrieben, und das lesen garantiert keine zeitverschwendung, vor allem, weil es widersprüche weckt.

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  • Mein hauptwiderspruch als weltreligiöser Pantheist ist, dass Dawkins behauptet, der ‚einsteinische‘, wissenschaftliche pantheismus (dem viele wissenschafter, und auch er in einer weise anhängt, ohne es explict zuzugeben) sei keine religion, bestenfalls eine philosophie.
    Na, vielleicht verstehe ich es doch, denn atheisten sind bilderstürmer, und jemand, der gott in der natur, im universum selbst gefunden hat, alle dinge und lebewesen als göttliche manifestation versteht, kann angesichts eines Atheisten nur nachsichtig lächelnd auf den nächstbesten gegenstand zeigen: So, Gott existiert also nicht, und was bitte ist dann das?
    Jemand, der sich selbst die erforschung der materiell existenten dinge zum lebenszweck gemacht hat, wird kaum sein eigenes forschungsfeld angreifen, und diskussionen darüber, was die begriffe kernenergien und die allen dingen innewohnende weltseele unterscheidet sind unendlich und darob völlig fruchtlos.


    Pantheismus ist eine religiöse philosophie, und Dawkins wurde von verschiedenen seiten attestiert, in diesem aesthetischen, humanistischen sinn sehr religiös zu sein (na, anders würde er ja keine werbe-bücher über die intellektuelle schönheit und perfektion des so von ihm genannten ‚Atheismus‘ schreiben). Dawkins sagt nur, er glaubt definitiv nicht in einen persönlichen gott, der unsichtbar auf einer wolke sitzt und jedem einzelnen menschen rund um die uhr auf die finger und ins hirn sieht, und er glaubt auch nicht an das paradies mit seinen schönen jungfrauen oder wahlweise asexuellen engeln, die wahre gläubige mit ihrer liebe und der aufnahme in ihre reihen entlohnen, aber welcher halbwegs aufgeklärte mensch tut das? Jemand der wirklich glaubt müsste wie der Abt von Ampleforth einem freund, der ihm mitteilt, er würde bald sterben, gratulieren. Und das kommt erstaunlicherweise auch bei sogenannten ‚gläubigen‘ – ausser selbstmordattentätern und anderern märtyrern – überraschend selten vor.
    Vielleicht liegt es daran, dass ‚glauben‘ synonym für ‚nicht wissen‘ ist, wie meine Grossmutter mir immer vor augen hielt.


    FINIS

    DC :lesend


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  • Dem Gotteswahn verdanke ich heftigste Auseinandersetzungen und eine einschneidende Veränderung. Ich werde mich künftig ganz entschieden für eine konsequente Trennung von Staat und Religion einsetzen, in jeder Beziehung und in jedem Bereich - nicht zuletzt in den Schulen. So sehr mich das hier bereits angeführte Eifern des Fanatikers Dawkins stört: In dem Punkt hat er einfach die besseren Argumente.
    (Tippfehler)

  • Sehr weise, B.Linzel,
    Das religion nichts in einer staatlichen schule und vor allem in kindererziehung zu suchen hat, musste ich am eigenen leib erfahren: Ich hatte das glück in eine mehrheitlich agnostische, atheistische familie hineingeboren zu werden.
    Und dann hatte ich das 'glück', die kirche zu besuchen, weil es halt so brauch ist, und ihnen auch nicht geschadet hätte, wie meine katholizismus heuchelnden grosseltern meinten, und ich begann mir beim anhören der predigten erste sorgen über mein - und vor allem meiner familie seelenheil zu machen.
    Damals gab es keine möglichkeit sich vom religionsunterricht abzumelden, und der volksschule, hatten wir das pech auf eine tiefreligiöse religionslehrerin zu stossen, die sechsjährigen höllenvisionen und ideen von gottes rache an ungläubigen und sündern vorstellte...
    Sie sagte: stellen wir uns zwei kinder vor, ein unartiges, das nicht folgt, und ein braves, das täglich sein schutzengelgebet aufsagt, die gehen über die strasse und werden überfahren: das brave kind wird ein engel, und das böse kommt auf ewig in die hölle. Die eltern haben zwar geschlossen protestiert die frau möge kleinen kindern keinen so haarsträubenden unsinn erzählen, aber bei mir war der schaden längst angerichtet. Ich war zutiefst schockiert.
    Sie hat das ganze dann relativiert, und als ich sie gefragt habe, was mit leuten passiert, die zwar gut sind, aber nicht an gott glauben, meinte sie, es gäbe sowas wie fegefeuer, und gläubige leute könnten andere seelen aus dem fegefeuer losbeten. :rolleyes
    Ich habe mit 6 beschlossen: Wenn ich gross werde, werde ich nonne, denn ich muss, die menschen, die ich liebe, aus dem fegefeuer losbeten... und dieser geistige schaden hat zehn jahre lang angehalten, und bei allen anderen interessen, blieb mir immer das kloster als hauptlebensplan im hinterkopf, so lange, bis ich das glück hatte, einen ehemaligen priester als religionslehrer zu bekommen, er hat auch philosophie unterrichtet, und hat uns die augen über die unzähligen menschlichen glaubens und denkformen geöffnet, und uns näher gebracht, dass keinen von ihnen den anspruch auf absolute wahrheit hat. :anbet
    Danach habe ich mir die mühe gemacht, die ganze bibel von der ersten bis zur letzten seite durchzulesen, und auch den katholischen katechismus. die konsequenz aus der lektüre war, dass ich meinen taufschein mit einer knappen notiz, die katholische kirche möge mich hiermit als ausgetreten betrachten, an die diözese zurückgeschickt habe.
    Ich war schon immer ein sehr phantasiebegabtes kind, und genauso, wie beim lesen eines buches, die leute darin hologrammhaft vor mir auftauchen, so hatte ich hatte beim hineinsteigern in meinen rosenkranz visionen von der Gottesmutter, von Engeln, Gott und Jesus. :pilleSie waren meine imaginären freunde, genauso wie Dawkins es im Binker-kapitel beschreibt.
    Und wie tief diese indoktrination sitzt, und dass die sache für mein seelenleben noch lange lange nicht abgeschlossen war, bewies dass ich jahre später nach der lektüre über mittelalterliches ordensleben, plötzlich am hellichten tag beim einkaufen eine vision vom heiligen Bernhard von Clairvaux hatte. Eine optische: er ging die ganze zeit schweigend neben mir her. Als ich meine schweren einkäufe heimwuchtete, und auf dem weg kurz eine pause machte, dachte ich mir: was soll das, steh nicht so nutzlos da, du könntest mir wenigstens etwas helfen, gib mir kraft. Seine antwort war: da ich nicht mehr betete, könnte ich auch brav die ganze arbeit allein machen. Ich antwortete ihm darauf, er solle sich schleichen.
    Seitdem hab ich weder ihn noch irgendeinen anderen religiösen spuk gesehen.
    Bis das religiöse trauma meiner kinderzeit endgültig überwunden war, hat es fast zwanzig jahre gedauert. Einer jungen unfreiwilligen muslimin, die sich während einem wissenschaftlichen klassenprojekt bei mir beschwert hat, dass sie im Sommer eine ägyptische Koran-schule besuchen muss, habe ich gesagt, dass eine religiöse bildung gut wäre. :bonkIch könnte mich noch im nachhinein ohrfeigen, dass ich mir die zweite hälfte des satzes verbissen habe, die mir im kopf umging: religiöse bildung ist nur deshalb gut, weil man seine feinde genau kennen lernen müsse.

    DC :lesend


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    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Hallo


    das Buch zu lesen erspare ich mir, denn es gibt einen sehr


    klugen Satz


    "Niemand denkt so oft über Gott nach wie ein Atheist" :lache


    Keine noch so gut geführte Argumentation kann mich
    davon abbringen, das es Gott gibt.


    "Das Tao, was Du benennen kannst, ist nicht das Tao"


    Grüsse
    Eva

    Tilmann Lahme Die Manns Geschichte einer Familie
    Byron Tanja Das Gehirn meiner Großmutter








    Bei tauschticket: wallilanda
    Bei tauschgnom: evalitera

  • Abgesehen davon, dass man das so jedenfalls nicht lesen muß, finde ich den satz gar nicht so böse, wenn ich bedenke, dass einer der klügsten Sätze über Gott heißt: deus semper maior. In der Hinsicht stehe ich durchaus zur Begrenztheit des Denkens.

  • Zu dem Buch selbst, möchte ich, da ich es noch nicht vollständig gelesen habe, noch keine Stellung nehmen. Generell gefällt mir jedoch sehr, dass Dawkins mit diesen Buch einen ernsthaften Versuch unternimmt, Gläubige von ihrer Fantaserei zu befreien. "Der Gotteswahn" ist leicht zu lesen und selbst die seltsamsten christlichen "Hypothesen" werden verständlich wiederlegt. Es wird erklärt, weshalb es beschränkt ist zu behaupten, nur Religion könnte Grundlage unserer Moral sein. Es wird aufgezeigt, warum der christliche Gott nicht wahrscheinlicher ist als ein Troll im Garten. usw.

    Man muß noch Chaos in sich tragen, um einen tanzenden Stern gebären zu können.


    - Nietzsche -

  • Was ist denn eine "Fantaserei"? Kann man das fühlen oder essen, oder ist es gar etwas Hochprozentiges? Da ich mich als einen gläubigen Menschen bezeichnen würde, wäre ich natürlich für Erhellendes in diesem Zusammenhang sehr dankbar. Schon mal ein herzliches Dankeschön im Voraus.


    Deinem Beitrag liebe/lieber Karthasis entnehme ich bzw. meine ich entnehmen zu können, dass du im Besitz der unumstösslichen Wahrheit bist. :-)


    Man sieht sich...... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Was ist denn eine "Fantaserei"? Kann man das fühlen oder essen, oder ist es gar etwas Hochprozentiges? Da ich mich als einen gläubigen Menschen bezeichnen würde, wäre ich natürlich für Erhellendes in diesem Zusammenhang sehr dankbar. Schon mal ein herzliches Dankeschön im Voraus.


    Deinem Beitrag liebe/lieber Karthasis entnehme ich bzw. meine ich entnehmen zu können, dass du im Besitz der unumstösslichen Wahrheit bist. :-)


    Man sieht sich...... :wave


    Eine "Fantaserei" ist eine "Fantasterei", nur falsch geschrieben. Tut mir leid.


    Eine unumstößliche Wahrheit kenne ich -auch niemand anders- nicht. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lässt sich jedoch sagen, dass Gott/Allah/Jahwe, sowie alle anderen poly- und monotheistischen Götter nicht existieren. Nur weil viele Menschen an sie glauben, macht sie das nicht realer oder schützenswerter. Passenderweise kann ich (leider nicht wortwörtlich, nur inhaltsgemäß) ein Zitat aus diesem Buch beisteuern: "Was man bei einzelnen Individuen Wahnsinn nennt, nennt man bei Massen Religion".

    Man muß noch Chaos in sich tragen, um einen tanzenden Stern gebären zu können.


    - Nietzsche -