Der Gotteswahn - Richard Dawkins

  • Titel der britischen Originalausgabe: „The God Delusion“


    Zum Buch


    Religion ist irrational, fortschrittsfeindlich und zerstörerisch. Richard Dawkins, einer der einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart, zeigt, warum der Glaube an Gott einer vernünftigen Betrachtung nicht standhalten kann - brillant und bei aller Schärfe humorvoll.
    Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins hat nach Das egoistische Gen erneut ein Buch geschrieben, das bestehende Weltbilder grundsätzlich in Frage stellt. In diesem leidenschaftlichen Plädoyer für die Vernunft zieht er gegen die Religion zu Felde: Der Glaube an eine übernatürliche Macht kann keine Grundlage für das Verständnis der Welt sein und schon gar keine Erklärung für ihre Entstehung. Wenn wir die Kritik an den Religionen zum Tabu erklären, laufen wir Gefahr, von Fundamentalisten jedweder Couleur dominiert zu werden. Der Glaube an ein göttliches Wesen ist vielfach die Ursache von Terror und Zerstörung, wie die Weltgeschichte von der Inquisition bis zu den Anschlägen auf die Twin Towers zeigt. Ein wichtiges Buch, das zu einem brennend aktuellen Thema eindeutig und überzeugend Position bezieht.


    Über den Autor


    Richard Dawkins, 1941 in Nairobi geboren, ist Evolutionsbiologe. Seit 1995 hat er den eigens für ihn eingerichteten Lehrstuhl für Public Understanding of Science an der Universität Oxford inne. Sein erstes Buch, Das egoistische Gen (1978 auf Deutsch erschienen), war international ein Bestseller und gilt als Standardwerk der Evolutionsbiologie.


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    Meine Meinung


    Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und der Mann hat eine tolle, sehr präzise Art sich auszudrücken. Allein schon die Sprache ist ein Genuss und dazu kommt noch ein feiner, bissiger, britischer Humor. Vom Niveau her ist er immer so, dass ich es immer gerade so auf der Kippe bin, ihn zu verstehen oder nicht und Begriffe wie „dialectical prestidigitation“ machten es nicht gerade einfacher. Trotzdem könnte ich ihm ewig zuhören. Ich habe in den letzten Tagen einen Großteil der verfügbaren Videos seiner Interviews und Vorträge auf YouTube inhaliert, und dadurch habe ich beim Lesen des Buches immer seine Stimme im Kopf. Das Buch las sich für mich so als würde er eine Vorlesung halten. Ich hab immer das Gefühl, dass das was er schreibt, knapp außerhalb meiner Reichweite ist, aber dass ich es doch verstehen kann, wenn ich bereit bin, mich etwas anzustrengen und ein Stück zu strecken. Mit der Erwartungshaltung an seine Leser schwimmt er praktisch genau auf meiner Wellenlänge.


    Inhaltlich fällt es mir schwer, das Buch zu rezensieren, weil ich das Gefühl habe, nicht genug zu wissen, um eine adäquate Rezension zu schreiben. Ich hangele mich mal an den Kapiteln entlang:


    Kapitel 2 (Die Gotteshypothese) und 3 (Argumente für die Existenz von Gott) fand ich sehr interessant, weil ich immer wieder mit genau diesen Argumenten konfrontiert werde und ich fand es ganz angenehm, diese mal von jemandem auseinandergepflückt zu bekommen, der besser denken kann als ich.


    Ausgerechnet in Kapitel 4 (Warum es mit ziemlicher Sicherheit keinen Gott gibt) bin ich dann mal kurzfristig ausgestiegen. Seinen darwinistischen Ausführungen konnte ich folgen, aber bei seiner Erklärung des Anthropischen Prinzips hatte ich das Gefühl, dass er willkürlich geschätzte Zahlen von Universen heranzieht, während er aber Stephen Unwin (zu Recht meine ich) in Kapitel 3 kritisiert, mit willkürlich geschätzten Wahrscheinlichkeiten zu rechnen. Nachdem ich den Wikipedia-Artikel gelesen habe, glaube ich, dass er letztendlich darauf hinauswollte, dass er meint, dass eine Multiversum-Theorie für die Physik das sein könnte, was Evolutionstheorie für die Biologie ist, aber dass für die Evolutionstheorie viele Belege gibt, diese für die Multiversum-Theorie aber noch fehlen. Aber dass er sie immer noch wahrscheinlicher hält als die Theorie eines Schöpfers, weil man dann immer noch die Frage klären müsste, wo der Schöpfer herkommt.


    Kapitel 5 (Die Wurzeln von Religion) fand ich super interessant. Meine eigene Hypothese hat er leider gleich zu Beginn verworfen, aber seine Hypothese (Religion als Nebenprodukt von etwas anderem, das einen Selektionsvorteil bietet) konnte ich nachvollziehen, auch wenn ich selbst nicht darauf gekommen wäre. Hat also meinen Horizont erweitert.


    Kapitel 6 (Die Wurzeln von Moral: Warum sind wir gut?) fand ich interessant, weil ich gar nicht sagen kann, wie oft ich schon irgendwo gelesen habe, dass sich Menschen ohne Glauben an einen Gott nicht moralisch verhalten würden und dass es deshalb unabhängig von der Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, wichtig ist, den Glauben auf jeden Fall aufrechtzuerhalten. In fast allen Vorträgen oder Interviews, die ich gesehen habe, tauchte dieses Argument früher oder später irgendwann auf und ich bewundere echt die Geduld und Ruhe mit der Richard Dawkins immer wieder auf dieselben Fragen antwortet.


    In Kapitel 7 (Das „Gute“ Buch und Veränderungen des moralischen Zeitgeistes) pflückt Dawkins diverse Bibelzitate auseinander, was ich völlig überflüssig fand, da er in Kapitel 6 schon gezeigt hatte, dass moralisches Verhalten sowieso nicht aus der Bibel und auch nicht von einem Glauben an Gott kommt. Dann braucht er, meiner Meinung nach, auch keine absurden Bibelstellen mehr herauszupicken. Das Experiment mit den israelischen Kindern, die unterschiedliche moralische Urteile über eine Bibelstelle getroffen haben, je nachdem ob es sich um den Originaltext oder den gleichen Text nur mit chinesischen Namen und Orten handelte, fand ich wiederum interessant. In Kapitel 7 pflückt er auch das gute alte „Aber Hitler und Stalin waren doch Atheisten“-Argument auseinander.


    In Kapitel 8 (Was ist falsch an Religion. Warum so feindselig?) geht er darauf ein, dass ihm vorgeworfen wird, das atheistische Äquivalent religiöser Fundamentalisten zu sein. Ich glaube nicht, dass er das ist, aber ich kann mir schon vorstellen, dass er so rüberkommt. In Kapitel 9 (Kindheit, Missbrauch und die Flucht aus der Religion) war mir seine Position zu extrem, wobei ich, nachdem ich noch einen Vortrag von ihm gesehen habe, so langsam darauf komme, worauf er hinaus will, und vielleicht hat er auch recht, aber da muss ich noch mal drüber nachdenken. Wenn es um Kinder geht, wird er so richtig leidenschaftlich, außerhalb der Leidenschaft, mit der er für den Darwinismus spricht.

    Kapitel 10 ist ein bisschen philosophisch. Dort beschäftigt er sich mit der Frage, ob Religion eine Lücke füllt (unabhängig davon, ob es einen Gott gibt oder nicht) und womit die Leute diese Lücke füllen sollen, wenn man ihnen den Glauben an Gott nimmt und ob ein Leben überhaupt sinnvoll ist, wenn man nicht an eine Leben nach dem Tod glaubt. Interessantes Kapitel für mich, weil ich tatsächlich schon gefragt wurde, warum ich mich nicht gleich umbringe, wenn ich nicht an Gott und nicht an ein Leben nach dem Tod glaube.


    Insgesamt hat mich das Buch sehr zum Denken angeregt. Vieles, aber nicht alles konnte ich nachvollziehen. Teilweise bin ich an die Grenzen meiner Hirnkapazität geraten. Richard Dawkins sagt im Vorwort, die Absicht seines Buches sei, dass Menschen, die religiös sind, wenn sie das Buch öffnen, das Buch als Atheisten schließen. In einem Interview hat er später gesagt, dass er eher „Hoffnung“ statt „Absicht“ meinte. Ich bin mir nicht sicher, ob er das Ziel mit seinem Buch erreicht, oder ob er nicht nur diejenigen erreicht, die sowieso schon Atheisten sind. Er holt mit seinem Buch die Leute nicht unbedingt da ab, wo sie sind. Zumindest nicht, wenn sie religiös sind.
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  • Dawkins ist sicherlich ein respektabler Wissenschaftler und wahrlich kein schlechter Autor. Ich habe u. a. bei den Eulen dieses Buch von ihm rezensiert.


    Nur leider hat er sich bei seinen Veröffentlichungen und öffentlichen Auftritten in den vergangenen Jahren immer mehr weg vom leidenschaftlichern Wissenschaftler und hin zum fanatischen Kreuzzügler wider Gott und Religion entwickelt. Was auch immer das ausgelöst haben mag, für einen Wissenschaftler sind mir seine Aussagen inzwischen zu polemisch und zu fanatisch gegen die Religion an sich gerichtet. Thesen von ebenso hochrangigen, aber gläubigen Kollegen bügelt er ab und belächelt diejenigen, die anderer Meinung sind. Und das hat nur noch am Rande mit Wissenschaft zu tun.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Delphin
    Richard Dawkins sagt im Vorwort, die Absicht seines Buches sei, dass Menschen, die religiös sind, wenn sie das Buch öffnen, das Buch als Atheisten schließen. In einem Interview hat er später gesagt, dass er eher „Hoffnung“ statt „Absicht“ meinte. Ich bin mir nicht sicher, ob er das Ziel mit seinem Buch erreicht, oder ob er nicht nur diejenigen erreicht, die sowieso schon Atheisten sind. Er holt mit seinem Buch die Leute nicht unbedingt da ab, wo sie sind. Zumindest nicht, wenn sie religiös sind.
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    Danke, du hast mir eine Menge Geld erspart. Das Buch ist soeben von meiner Wunschliste geflogen. Schon allein des hervorgehobenen Satzes wegen.

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)

  • Ich fand das Buch lesenswert, aber mich stört, was schon von anderen erwähnt wurde: Statt sachlich zu argumentieren - was man durchaus könnte - wird Dawkins oft polemisch und kränkend, was seiner Sache nicht gut tut. Er verfällt bisweilen in eine ähnliche Hetze wie man sie von religiösen Fanatikern kennt. Damit macht er den Atheismus quasi zur Ersatzreligion.


    Viele Grüße,
    Susanne

  • Zitat

    Original von Bücherfrau
    Ich fand das Buch lesenswert, aber mich stört, was schon von anderen erwähnt wurde: Statt sachlich zu argumentieren - was man durchaus könnte - wird Dawkins oft polemisch und kränkend, was seiner Sache nicht gut tut. Er verfällt bisweilen in eine ähnliche Hetze wie man sie von religiösen Fanatikern kennt. Damit macht er den Atheismus quasi zur Ersatzreligion.


    Dafür gibts dann das hier: :grin

  • Werde mir das Buch als neuen Jahresvorsatz auf die Liste packen.
    Mein bester Freund (Katholik) hatte ihn bei einem Vortrag erlebt und war unglaublich begeistert ob seiner Argumentation und Polemik (nein, immer noch katholisch).
    Er hat mich definitiv neugierig gemacht.

  • Hier ist zum Reinschnuppern ein Video (Englisch) von einer Vorlesung zum Buch, die er in der Randolph-Macon Woman's College in Lynchburg gehalten hat.


    Vorlesung


    Die Question & Answer-Session war besonders interessant, weil auch viele Studenten der benachbarten "Liberty University" da waren, die von Jerry Falwell gegründet wurde, und die in ihrem Museum 4000 Jahre alte Dinosaurier-Fossilien ausstellt.


    Q&A

  • okay, ihr habt mich breitgeschlagen:
    Heute gekauft, wird über die Feiertage gelesen (darf man über eines der kirchlichen Hochfeste solche Bücher lesen??? hMmmmmm)