Das Herzenhören – Jan-Philipp Sendker

  • Ich hatte das Buch für unseren Lesekreis vorgeschlagen und alle waren begeistert - nur ich nicht. Vielleicht hatte ich einfach was anderes erwartet, denn die Empfehlung für dieses Buch kam, als ich "Leon und Louise" von Capus als mein Lieblingsbuch benannte.


    "Leon und Louise" gefiel mir, weil es eine trotz der ungewöhnlichen Umstände realistische Liebesgeschichte war. Kaum ein Hauch von Kitsch.


    "Herzenhören" war mir dagegen zu kitschig. Ja, es ist nicht als realistische Geschichte sondern eher als modernes Märchen angelegt. Kann ich u.U. auch mit leben, wenn das Drumherum stimmt. Doch hier kam es auch noch mit einer Botschaft, die einem mit dem Holzhammer immer und immer wieder über den Kopf gehauen wurde:


    „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“


    Na, haben wir das nicht schon mal gehört und gelesen ... :rolleyes


    Da ich mit dieser Botschaft auch nicht viel anfangen konnte, hoffte ich wenigstens etwas neues über das Leben in Birma zu erfahren. Tja, da war leider auch nicht sehr viel zu drin. Was bei mir hängen blieb, war natürlich die alles bestimmende Bedeutung der Verpflichtungen gegenüber der Familie in dieser Kultur. Ein winziges Häppchen Landeskunde im Hintergrund, was der Geographin in mir aber auch nicht reichte.


    Das beste waren letztlich die Gespräche in unserem Lesekreis, wo wir die Motivationen der Protagonisten für ihre Handlungen hinterfragen konnten. Und die waren auch durchaus interessant.


    Fazit: Wer ein nettes modernes Märchen, verpackt in einer unrealistische Liebesgeschichte, lesen möchte, kommt hier sicherlich auf seine Kosten. Das ist aber nichts für mich und so war meine Enttäuschung groß.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Titel: „Das Herzenhören“
    Autor: Jan-Philipp Sendker
    ISBN: 978-3453410015
    Seiten: 304
    Verlag: Heyne Verlag
    Preis: 9,99 €


    Über den Autor:
    Jan-Philipp Sendker, geboren 1960 in Hamburg, war von 1990 bis 1995 Amerika- und von 1995 bis 1999 Asien-Korrespondent des "Stern". Nach einem weiteren Amerika-Aufenthalt kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete als Autor für den »Stern«. ach einem weiteren Amerika-Aufenthalt kehrte er nach Deutschland zurück. Er lebt mit seiner Familie in Potsdam. Seine eindringliche China-Reportage »Risse in der Großen Mauer«, erschien 2000 bei Blessing. Nach dem Bestseller "Das Herzenhören" folgten die Romane "Das Flüstern der Schatten" (2007) und "Drachenspiele" (2009). Sendkers erster Roman "Das Herzenhören" ist ein Phänomen: ein Buch, das im Laufe der Jahre Hundertausende Leserherzen gewonnen hat, und täglich werden es mehr. Auch in den USA ist der Roman inzwischen ein Bestseller. Zur Zeit arbeitet der Autor an dem Drehbuch für die Kinoverfilmung. Mit "Herzenstimmen" findet der Beststeller seine Fortsetzung.


    Inhalt:
    Die Suche nach ihrem vermissten Vater führt Julia Win von New York nach Kalaw, einem malerischen, in den Bergen Burmas versteckten Dorf. Ein vierzig Jahre alter Liebesbrief ihres Vaters an eine unbekannte Frau hat sie an diesen magischen Ort geführt. Hier findet sie nicht nur einen Bruder, von dem sie nichts wusste, sondern stößt auch auf ein Familiengeheimnis, das ihr Leben für immer verändert.


    Mein Fazit:
    Dies ist das zweite Buch, welches im Rahmen der „Alt-SUB-Abbau-Challenge 2015“ gelesen habe. Und wie bereits von mir vorhergesagt habe ich mich anschließend gefragt: „Und warum hast du dieses Buch jetzt so lange im SUB verstauben lassen?!“


    Ich fand die Geschichte sehr schön zu lesen, der Grundgedanke hat mich immer wieder stark an den kleinen Prinzen erinnert. Ganz ohne Kitsch kommt die Geschichte zwar dennoch nicht aus, dieser fällt für mich jedoch nicht weiter ins Gewicht. Die Tragweite der Geschichte hat mich einfach fasziniert – wie groß müssen Liebe, Vertrauen und Zuversicht in den Partner sein über einen Zeitraum von nicht weniger als fünfzig Jahren. Zeit und Raum, Höhen und Tiefen, Freud und Leid – das alles verblasst mehr oder weniger dahinter.


    Ein wunderbares Buch, das mich ganz gebannt hat. Nach einer kurzen Pausen werde ich den Nachfolger „Herzenstimmen“ folgen lassen.

  • Ich hatte mir das Buch mal zu einem Weihnachtswichteln vor 2,5 Jahren gewünscht und seitdem lag es im Regal. Irgendwie war mir nie danach. Aber jetzt war es soweit.


    Es war erst eine Umstellung von einem Krimi in diese langsam erzählte Geschichte, vom Berlin der 20er Jahre in ein asiatisches Land in den 30/40er Jahren.


    Ich kam nicht ganz leicht rein, weil der Gegensatz erst zu groß war, doch dann habe ich mich gebremst und angefangen, das Lesen zu genießen. Und dann hat es mich gepackt.


    Eine wunderschöne Geschichte, die entschleunigt und mich in eine andere Zeit und Welt geführt hat. Ich habe mit Tin Win und Mi Mi gelitten unter ihren Einschränkungen, mich dann aber gefreut, dass sie ein so erfülltes Leben voller Liebe führen konnten. Das Ende war wirklich zauberhaft.


    Ich freue mich, die Fortsetzung auch noch lesen zu können.


    Von mir 9 Punkte