Ich hatte das Buch für unseren Lesekreis vorgeschlagen und alle waren begeistert - nur ich nicht. Vielleicht hatte ich einfach was anderes erwartet, denn die Empfehlung für dieses Buch kam, als ich "Leon und Louise" von Capus als mein Lieblingsbuch benannte.
"Leon und Louise" gefiel mir, weil es eine trotz der ungewöhnlichen Umstände realistische Liebesgeschichte war. Kaum ein Hauch von Kitsch.
"Herzenhören" war mir dagegen zu kitschig. Ja, es ist nicht als realistische Geschichte sondern eher als modernes Märchen angelegt. Kann ich u.U. auch mit leben, wenn das Drumherum stimmt. Doch hier kam es auch noch mit einer Botschaft, die einem mit dem Holzhammer immer und immer wieder über den Kopf gehauen wurde:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Na, haben wir das nicht schon mal gehört und gelesen ...
Da ich mit dieser Botschaft auch nicht viel anfangen konnte, hoffte ich wenigstens etwas neues über das Leben in Birma zu erfahren. Tja, da war leider auch nicht sehr viel zu drin. Was bei mir hängen blieb, war natürlich die alles bestimmende Bedeutung der Verpflichtungen gegenüber der Familie in dieser Kultur. Ein winziges Häppchen Landeskunde im Hintergrund, was der Geographin in mir aber auch nicht reichte.
Das beste waren letztlich die Gespräche in unserem Lesekreis, wo wir die Motivationen der Protagonisten für ihre Handlungen hinterfragen konnten. Und die waren auch durchaus interessant.
Fazit: Wer ein nettes modernes Märchen, verpackt in einer unrealistische Liebesgeschichte, lesen möchte, kommt hier sicherlich auf seine Kosten. Das ist aber nichts für mich und so war meine Enttäuschung groß.