Hexenkind - Sabine Thiesler

  • Kurzbeschreibung:
    Ein Pilzesammler entdeckt in einem einsam gelegenen alten Bauernhaus in der Toscana eine schlimm zugerichtete Leiche. Der deutschstämmigen Sarah, Frau des Trattoriabesitzers Romano, hat jemand die Kehle durchgeschnitten. Dieser Mord ist aber erst der Anfang für ein Verhängnis, das vor Jahren in Deutschland begann, sich nun über die ganze Familie auszubreiten beginnt und sich bis zu einem bitterbösen Ende steigert.



    Über die Autorin:
    Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und war Ensemblemitglied der Berliner "Stachelschweine". Außerdem schrieb sie erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a. "Das Haus am Watt", "Der Mörder und sein Kind" und mehrere Folgen für die Reihen "Tatort" und "Polizeiruf 110"). "Hexenkind" ist ihr zweiter Roman.



    Meine Meinung:
    Vorab: Ich habe die knapp 600 Seiten in 2 Tagen verschlungen und das, obwohl ich eigentlich überhaupt keine Zeit hatte. Sabine Thiesler war mir insofern ein Begriff, dass mir ihr erster Krimi "Der Kindersammler" überall begegnete, der ein Riesenerfolg war. Dennoch ging ich mit keinen besonderen Erwartungen an Hexenkind und kann - anders als z.B. viele Rezensenten bei amazon - auch keine Vergleiche zu dem Kindersammler ziehen.


    "Hexenkind" beginnt mit einer grauenvollen, blutigen Entdeckung, die ein Pilzesammler mitten im Wald macht. Der lebenslustigen Sarah wurde brutal die Kehle durchgeschnitten und keiner in dem kleinen Dorf in der Toscana kann sich vorstellen, wer zu solch einer Tat fähig sein soll. Und dabei waren Sarah und ihr Mann Romano, die beide gemeinsam die kleine Trattoria führten, doch bei allen so beliebt....


    ... Wirklich? ...


    Die Ereignisse, die zu dem blutigen Verbrechen führten, nahmen bereits 18 Jahre vorher ihren Lauf und der Leser erfährt aus den Rückblicken, die immer näher an den Tag des Verbrechens heranreichen, wie sich die tödliche Schlinge immer enger zuzieht, auch wenn die Charaktere selbst hiervon keine Ahnung haben. Sabine Thiesler schafft mit diesem Kniff und der klaren Sprache einen Lesesog, dem man sich kaum entziehen kann, man verschlingt Seite um Seite, um noch mehr Mosaiksteine zu erfahren und schließlich das tragische Gesamtbild zu erkennen. Der Eindruck, dass nicht zuletzt alle Figuren selbst mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Verhalten zu den Ereignissen führen, die fast als zwangsläufige Folge erscheinen, verstärkt die Spannung und das Lesevergnügen. Und wenn die letzte Seite atemlos zugeschlagen wird, breitet sich das schaurige Gefühl, das den Leser durch die scheinbar so harmlosen Geschehnisse begleitet hat, noch einmal mit voller Wucht aus und zurück bleiben der Schrecken, die Spannung, die Trauer um vergeudete Leben, ein dumpfes Gefühl in der Magengegend und die Gewissheit, ein echtes Lesevergnügen erlebt zu haben!


    Von mir sichere 9 Punkte!



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    EDIT: Nanu, hier hat jemand 3 Punkte gegeben, aber es gab noch keine Rezi - ich würde mich über die Meinung freuen, denn das hat mich neugierig gemacht und den kleinen Kritikpunkt, der zu den vollen 10 Punkten fehlte, würde ich zu gern diskutieren - in die kommende Leserunde schaue ich deshalb auf jeden Fall rein! :wave

  • Danke für die tolle Rezi, Milla, nun freue ich mich noch mehr auf die Leserunde.


    Das Buch steht seit gestern bei mir im Regal, und es wird mir schwerfallen, es noch 12 Tage dort zu belassen!

  • Mir hat das Buch so gut gefallen, daß ich es es in 1 1/2 Tagen ausgelesen hatte. Aber durch das ganze Buch hinweg hatte ich so ein beklemmendes Gefühl. Aber wieder ein tolles Buch von Sabine Thieseler, ich freu mich schon aufs nächste, wann immer das kommt.

    Liebe Grüße
    Susanne



    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt
    (aus dem Arabischen)

  • Ich habe dieses wundervolle Buch soeben zu Ende gelesen und scheine mit meiner Meinung, dass dieses Buch eine deutliche Steigerung ihres Vorgängers ,,Der Kindersammler" ist, eher eine Ausnahme zu sein. Denn mir hat ,,Hexenkind" bedeutend besser gefallen. Aber so sieht man auch wieder einmal, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können.


    Was ich an diesem Buch ganz besonders interessant fand, waren die Zeitsprünge. Okay, Zeitsprünge sind in Büchern an sich nichts neues, doch bisher hatten sie mich immer gestört. Sabine Thiesler hat sie aber meines Erachtens so gut in Szene gesetzt, dass man anfängliche belanglose Dinge hinterher mit sehr wichtigen Details in einen Zusammenhang bringen konnte. Die Autorin schafft es auf eine solche Art und Weise, den Leser enorm zum Nachdenken anzuregen, was mir persönlich in Büchern immer sehr wichtig ist. Man bekommt während des Lesens somit häufige Überraschungseffekte, weil man dieses oder jenes mit zuvor geschilderten Dingen kombiniert.


    Ich möchte jedoch auch betonen, dass das Buch kein typisch blutrünstiger Thriller ist. Vielmehr geht es um Schattenseiten einiger Personen und deren Auswirkungen. Man bekommt einen guten Einblick in den kompletten Lebensablauf von Elsa. Und dieses Buch zeigt sehr deutlich, was eine einzelne Person unbewusst für Schäden anrichten kann.


    Meines Erachtens ein sehr gekonntes Werk. Der Klappentext ist vielversprechend, doch ich persönlich habe rein garnichts vorausgeahnt. Häufig verraten Klappentexte einfach zu viel, das war hier nicht der Fall.

  • Ich habe es heute beendet und bin überrascht. Normalerweise habe ich nicht gerne ständig Zeitsprünge in der Handlung. Hier haben sie aber überhaupt nicht gestört, ganz im Gegenteil. Um die Geschehnisse verstehen zu können, waren sie sogar notwendig. Frau Thiesler hat sie sehr geschickt eingearbeitet.


    Ein kleiner Wermutstropfen war für mich das vorhersehbare Ende.
    Deshalb bekommt das Buch von mir auch nicht die volle Punktzahl.
    Ich denke, 8 Punkte sind angemessen für das ansonsten sehr gute Lesevergnügen.

  • Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen.


    Ein sehr spannender, flüssig zu lesender Thriller.


    Es ist zum Teil erschreckend, die "Abgründe" einiger der von der Autorin gut dargestellten Charaktere nach und nach zu erfahren.


    Es ist wirklich so fesselnd, dass man es nicht aus der Hand legen mag.
    Mir hat es auch etwas besser noch als "Der Kindersammler" gefallen.


    Tragische Geschichte super spannend erzählt!

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich habe auch an der Leserunde teilgenommen und bin jetzt auch durch. Mir ging es genauso, ist konnte es einfach nicht mehr weglegen. Für mich war es fesselnder und spannender als der Kindersammler.


    Die Zeitsprünge sind eigentlich nicht so mein Ding, aber hier waren sie wunderbar eingearbeitet und immer sehr aufschlußreich für die ganze Handlung.


    Das Ende war wirklich vorhersehbar - vielleicht nicht in der ganzen Tragik.
    Denn, daß Edi jetzt bei einer Pflegefamilie mit Kindern aufwächst ist für mich schon beängstigend! Es waren sehr viele verschiedene Charaktere und auch Lebensläufe, die die Geschichte immer spannend machte.


    Von mir 8 Punkte

  • Zitat

    Original von Dagmara06
    Tut mir leid,mir hat das Buch nicht gefallen. Es ist eigentlich kein Krimi nur eine
    Aufzählung der Personen wie und warum sie so gehandelt haben. Keine Spannung und das Ende fand ich merkwürdig. Eigentlich ein Familiendrama.


    Das braucht dir doch nicht leid tun.

  • Ich fand das Buch wirklich klasse... und mir hat es auch etwas besser gefallen als Der Kindersammler!


    Die Zeitsprünge fand ich echt super, denn so wurde eine richtige Spannund aufgebaut... und die haben mich auch nicht so gestört, denn die Abschnitte einer Zeit waren ja immer recht lang!


    Das einzige, was mich gestört hat, war der grosse Zufall, dass

    ! Das war mir ehrlich gesagt ein bisschen zu weit hergeholt... aber da fand ich die Zufälle im Kindersammler echt schlimmer! Deshalb gibt es bhier jetzt einen Punktabzug und das Buch erhält insgesamt von mir 9 Punkte!


    Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen, vorallem an alle, die schon den Kindersammler mochten!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Meine Rezension:


    Da ich bereits vom Debüt-Thriller von Sabine Thiesler so begeistert war, war es klar, dass ich auch ihr "Hexenkind" lesen würde. Zum Glück habe ich an einem Samstag Abend mit diesem Buch angefangen, denn so konnte ich direkt eine "Nachtschicht" einlegen.


    Einmal angefangen konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Leider mußte ich zwischendurch ein paar Stunden schlafen, aber als ich aufwachte, klebte das Buch direkt wieder an meinen Händen.


    Das Buch beginnt mit dem Auffinden einer Leiche in der Gegenwart und Sabine Thiesler führt uns dann zurück in die Vergangenheit der ermordeten Sarah. Die eigentliche Geschichte beginnt 1983, zweiundzwanzig Jahre vor dem eigentlich Mord. Wir sind dabei, wenn das spätere Opfer den Weg für seinen weiteren Lebenslauf ebnet.


    Immer mehr lüftet sich der Mantel der Familiengeschichte. Zwischendurch werden wir immer wieder in die Gegenwart zurück katapuliert, um die Ermittlungen der Polizei mitverfolgen zu können. Das Buch ist superspannend geschrieben und man merkt gar nicht, wie schnell man eigentlich liest. Die Augen fliegen nur so über die Seiten und am Ende denkt man, man hätte gerade mal ein 200-Seiten-Buch gelesen.


    Sabine Thiesler versteht es, den Schreibfluss flüssig zu halten und den Spannungsaufbau in eine optimale Laufrichtung zu bringen. Immer wieder treten Wendungen auf, mit denen man nicht gerechnet hat. Und selbst wenn man das Ende als aufmerksamer Leser erahnen kann, finde ich, dass Frau Thiesler den Abschluss äußerst interessant gewählt hat. Die Zusammenhänge des gesamten Thrillers sind meiner Meinung nach sehr gut strukturiert und clever ausgetüftelt.


    Ich bin noch begeisterter von diesem Thriller als vom Kindersammler. Aber meine Rezension kann leider nicht besser als super ausfallen.


    LG,
    Andrea

  • So. Ich habe fertig. Und mich hats echt gegraust bei der Lektüre. Ein Buch voller größtenteils höchst widerwärtiger Protagonisten. Vorfälle, bei denen sich einem die Zehennägel ganz von allein aufrollen und ein Sodom und Gomorrha in der toskanischen Provinz, das seinesgleichen sucht.


    Und das soll gut sein?


    Jau. Isses. Und zwar so gut, daß ich das Buch heute in einem Stück weggeschnupft habe, mit einem angenehmen Gruseln im Genick.


    Sarah und ihr Mann Romano, die in einem toskanischen Dorf ihre Trattoria betreiben, scheinen ein beliebtes und sympathisches Paar zu sein. Bis eines Tages Sarah mit durchgeschnittener Kehle in ihrem "Hexenhäuschen" im Wald aufgefunden wird. Doch wer kann nur der Mörder gewesen sein?


    Und damit schickt uns die Autorin auf eine Reise in die Abgründe von Sarahs Leben, das in Rückblenden über 20 Jahre weit zurückführt. Man erfährt über Sarah und ihre gesamte Familie Dinge, die man nie erfahren wollte und setzt so Puzzlestück für Puzzlestück zusammen. Man bekommt sehr schnell eine Ahnung davon, was Sarah für ein Mensch ist und mit welcher Art von Menschen sie alles zu tun hat.


    Und von Seite zu Seite freut man sich mehr über sein eigenes kleines Leben und klopft sich auf die Schulter, nicht Teil ihrer kaputten Familie zu sein. Denn Sarah scheint ein Magnet zu sein, der ebenso kaputte Typen anzieht, wie sie einer zu sein scheint.


    Ein Buch, bei dem es mich so gegraust hat wie schon lange nicht mehr. Eigentlich aber weniger wegen nicht auszuhaltender Spannung, sondern wegen der Abgründe, die sich auftun. Die Autorin läßt nichts, aber auch rein gar nichts aus.


    Hört sich eklig an, ist es auch. :grin Ich habe mich aber dennoch supergut unterhalten und kann das Buch mit einer einzigen Einschränkung weiterempfehlen: Das Ende läßt mich leider ein wenig hängen - die letzten, sagen wir mal 100 Seiten, sind einfach zu sehr vorhersehbar. Nach allem, was vorher bereits passierte und eskalierte, weiß man einfach, was kommt. Dennoch ein sehr solide gestrickter und lesenswerter Roman.


    Ich glaube, jetzt lese ich erstmal eine Liebesschmonzette mit Happy End auf der ganzen Linie zum Ausgleich... :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Batcat ich :write Deine Rezi komplett und auch Danymaus stimme ich mit ihrem Spoiler zu. Ja, was soll ich denn jetzt noch selber schreiben- Ihr habt ja schon alles gesagt :schlaeger!!!


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen bis auf die 2 Dinge die die beiden oben genannten Eulen schon erwähnten. Ich hab den Kindersammler noch im SUB, mich hat er also in keinster Weise beeinflußt. Ein sehr gut geschriebenes Buch.


    Allerdings würde ich es nicht unbedingt als Thriller titeln. Es tun sich sehr sehr fiese Abgründe beim lesen auf, aber es ist nicht ein Thriller im Stil von Mo Hayder irgendwie :gruebel.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Das einzige, was mich gestört hat, war der grosse Zufall, dass

    Das war mir ehrlich gesagt ein bisschen zu weit hergeholt... aber da fand ich die Zufälle im Kindersammler echt schlimmer! Deshalb gibt es bhier jetzt einen Punktabzug und das Buch erhält insgesamt von mir 9 Punkte!


    Das war auch genau der Grund, warum ich 1 Punkt abgezogen habe! :write