Nach dem Hinweis von Büchereule auf diesen Rezensionsthread möchte ich auch noch meinen abschließenden Eindruck hier wiedergeben. Der Einfachheit halber nehme ich meine Rezi, die ich schon bei Amazon eingestellt hatte:
Augsburg, 1742. Die Fertigung der Hauskrone zur Krönung Kaiser Karls VII. steht wahrlich unter keinem guten Stern. Der beauftragte Goldschmiedemeister Drentwett verliert durch eine Krankheit rapide sein Sehvermögen. Und seine Magd Juliane, die für ihn in die Bresche springen soll, muss gegen zahlreiche Widerstände kämpfen.
Schon die Anfangsszene des Romans ist äußerst lebendig. Die Protagonistin kommt auf Anhieb sehr sympathisch rüber. Indem Sympathie aufgebaut wird und gleichzeitig bereits Schwierigkeiten aufgezeigt werden, mit denen die Sympathieträgerin kämpfen muss, wird gleich zu Beginn Spannung erzeugt. Man möchte wissen, wie es weitergeht, fiebert schon früh mit. Und diese Spannung steigert sich im Laufe des Romans noch und hält bis zum Schluss. Zu keiner Zeit kommt das Gefühl auf, dass es in dem Buch einen Durchhänger gäbe, niemals will man Passagen überspringen oder fühlt sich auch nur annähernd gelangweilt.
Die Figuren sind vielschichtig, keine zweidimensionalen Pappkameraden, dabei jedoch immer stimmig. Das gilt sowohl für die Protagonistin als auch für die anderen handlungstragenden Figuren. Ein ganz dicker Pluspunkt.
Ein weiterer ist die Art und Weise, wie Hintergrundwissen und Informationen zu Orten oder Figuren eingeflochten werden. Dabei besteht oft die Gefahr, dass man lange Beschreibungen einbaut, die aus der Handlung und dem Lesefluss reißen. Das hat Sina Beerwald definitiv nicht gemacht. Die Informationen schwingen fast beiläufig mit oder Hintergründe ergeben sich zwangsläufig aus der Handlung. Was auf diese Art an Wissen über die Zeit, die Gesellschaft, die Stadt und das Goldschmiedehandwerk transportiert wird, ist erstaunlich. Man taucht wirklich ein, sieht die Straßenzüge, die Häuser, die Kleidung der Menschen förmlich vor sich. Man sieht Juliane mit einem feinen Hämmerchen im Licht des Feuers Silberplatten bearbeiten, bis sich nach und nach die Formen eines Trinkbechers herauskristallisieren. Zu jeder Zeit hat man das Gefühl, dabei zu sein, "dran" zu sein. Handlung und Charaktere sind so lebendig geschildert, dass sie durchaus auch nach Ende der Lektüre noch nachklingen.
Ein Debütroman, bei dem ich beim besten Willen nicht wüsste, was man hätte besser machen können. Absolut lesenwert, interessant, spannend, lebendig. Ich freue mich sehr auf das nächste Buch der Autorin.